Full text: Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen, Elsaß-Lothringen (1917/18)

BAUZEITUNG 
Nr. 30/31 
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darf zur Niederwassermenge der Donau bei wachsendem 
Schiffsverkehr beträchtlich ändern. 
Aus diesen Gründen wird man vorsichtigerweise nach 
einer weiteren Lösung der vorliegenden Aufgabe suchen, bei 
der man ganz unabhängig ist und von der Entnahme des 
Schleusenbetriebswassers aus der Donau absehen kann. 
Unter ähnlichen Verhältnissen hat man sich an zahl 
reichen ausgeführten Kanälen dadurch zu helfen gewußt, 
daß man der Schwierigkeit der Wasserbeschaffung durch 
Anwendung von Schiffshebewerken, die ohne Wasser 
verbrauch arbeiten, oder durch Verwendung von Schiffs 
eisenbahnen aus dem Wege ging. 
Beide Hilfsmittel sind bei dem Wasserbautechniker 
nicht beliebt, weil sie nach bis jetzt bekannten Ausführ 
ungen komplizierte maschinelle Anlagen erfordern und da 
durch von den Kammerschleusen zu sehr abstechen. 
Die Vorzüge der Kammerschleusen liegen in ihrer 
Einfachheit, Betriebssicherheit und Dauerhaftigkeit. Die 
Nachteile sind: großer Wasserverbrauch und geringes 
Stufengefälle, wodurch die Anordnung zahlreicher Halt 
ungen sich ergibt. Die Vorzüge der Schiffshebewerke 
und Schiffseisenbahnen bestehen darin, daß sie ohne 
Wasserverbrauch arbeiten und größere Höhen überwin 
den können. Nachteile sind; komplizierte Maschinenan 
lagen, geringere Dauerhaftigkeit, größere Betriebskosten. 
Wenn man eine Schleuse hätte, welche die Vorzüge der 
Kammerschleuse mit den Vorzügen der Schiffshebewerke 
vereinigte, ohne beider Nachteile zu besitzen, so wäre 
damit den württembergischen Verhältnissen am besten 
Rechnung getragen. 
Die Schleuse von Schneiders scheint diesen Forder 
ungen entsprechen zu wollen, jedoch liegt über diese 
Schleusenart noch zu wenig Material vor, um ein end 
gültiges Urteil darüber fällen zu können. 
Eine neue Bauart einer Schiffseisenbahn, wie sie von 
der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg A. G. in Vor 
schlag gebracht wird, erscheint ebenfalls verwendbar, da 
sie in ihrer Ausbildung überaus einfach ist und sich zur 
Ueberwindung beliebig großer Höhen, von 50 bis 250 m, 
eignet, ein Vorzug, der für die württembergischen Ge 
ländeverhältnisse besonders beachtenswert ist. Jedoch 
wird die Anwendung dieser Schiffseisenbahn nur beim 
Aufstieg zur Alb in der Geislinger Steige und beim Ab 
stieg von der Alb zur Donau in Betracht kommen können, 
da sie für die Ueberwindung geringerer Höhen der gros 
sen Anlagekosten wegen weniger geeignet erscheint. 
Eine weitere Schleusenart, die in jüngster Zeit von 
der Tiefbauunternehmung Grün & Bilfinger A. G. Mann 
heim als sogenannte „Tauchschleuse“ in Vorschlag ge 
bracht wurde, dürfte den obenerwähnten, an eine Schleuse 
zu stellenden Forderungen am weitgehensten gerecht wer 
den. Diese Tauchschleuse weist die Einfachheit der 
Kammerschleuse auf, ist ebenso betriebssicher, arbeitet 
ohne Wasserverbrauch, erfordert ganz geringe Betriebs 
kosten und hat eine geringere Schleusungszeit als eine 
Schachtschleuse mit Sparbecken, wobei es möglich ist, 
mit einer solchen Tauchschleuse mehr als 36 m Höhe 
zu ersteigen. 
(Weitere Einzelheiten werden in besonderem Aufsatz 
nachfolgen.) 
Wenn man diese Schleusenart bei dem Neckar- 
Donau-Kanal verwendet, so kann man die Zahl der 
Schleusen und damit die Zahl der Schiffahrtshindernisse 
wesentlich beschränken. Zwischen Plochingen und Donau 
sind dann bei der Ulmer Linie nur noch 21 Schleusen, 
bei der Heidenheimer Linie sogar nur noch 17 solcher 
notwendig. Die Zahl der Schiffahrtshindernisse wird ver 
mindert und damit die Fahrzeit der Schiffe herabgesetzt, 
wodurch sich gleichzeitig die Schiffahrtsbetriebskosten 
ermäßigen. Man ist in der Wasserfrage unabhängig, wo 
bei der Kanal betriebs- und bautechnisch ebenso einwand 
frei bleibt, als bei Verwendung von Schachtschleusen. 
Da auch die Baukosten bei Verwendung der Tauchschleu 
se eher kleiner sein werden als bei Anwendung von 
Schachtschleusen, so darf man sagen, daß auch das 
letzte technische Hindernis beseitigt ist, welches der 
Verbindung der Donau mit dem Neckar entgegen 
stand. Wenn man dann noch in Betracht zieht, daß 
die Baukosten dieses Kanals weit hinter den Beträgen 
Zurückbleiben werden, welche für den Ausbau des 
Rhein-Main-Donau-Kanals genannt worden sind, so kommt 
man zu dem Schlußergebnis; Folgt man vom Rhein 
aus dem Neckar bis Plochingen und von da aus der 
Ulmer Linie bis zur Donau, so kann man nicht nur 
den kürzesten, sondern auch den wirtschaftlichsten 
Qrosschiffahrtsweg schaffen, der zwischen Rhein und 
Donau überhaupt möglich ist. 
Mannheim, im April 1918. 
Bekanntmachung des K. Ministeriums des Innern Ab 
teilung für das Hochbauwesen, betreffend die Abhal 
tung einer Bauwerkmeisterprüfung im Jahre 1919. 
Die nächste Bauwerkmeisterprüfung wird zu Anfang 
des Jahres 1919 wiederum in abgekürztem Verfahren wie 
in den Jahren 1916 und 1917 abgehalten werden. 
Die Meldungen zur Prüfung sind mit den erforder 
lichen Belegen (zu vergl. §§ 4 und 5 der Verfügung des 
Ministeriums des Innern vom 26. April 1902, Reg. Bl. S. 
163) so frühzeitig einzureichen, daß sie spätestens bis 
zum 5. Dezember ds. Js. beim Ministerium einkommen. 
Zu Gunsten von Kriegsteilnehmern greifen folgende 
Erleichterungen Platz: 
1. Anstatt der in § 5 Abs. 1 unter Buchst, c der Mini- 
sterialverfügung vom 26. April 1902 als Regel vorge 
schriebenen 3jährigen praktischen Vorbereitungszeit 
kann für Kriegsteilnehmer ihrer Kriegsdienstzeit ent 
sprechend eine 2jährige praktische Vorbereitung als 
genügend angesehen werden, wofern für die prak 
tische Bauausführung ein Jahr verbleibt; 
2. Auf diese 2jährige praktische Vorbereitung dürfen aus 
nahmsweise bis zu 6 Monaten angerechnet werden: 
militärisch abgeleistete Beschäftigungen im Fach 
dienste oder Beschäftigungen in einem fachlichen 
Zweige des vaterländischen Hilfsdienstes, wenn ein 
ausreichender Nachweis hierüber vorgelegt wird, je 
nach der Art der Beschäftigung; 
3. Kriegsteilnehmern, welche die III. Klasse der K. Bau 
gewerkeschule mit Erfolg besucht haben, wegen ihrer 
Einziehung zum Heere jedoch die Vorprüfung nicht 
ablegen konnten, kann die Entbindung von der Vor 
prüfung bei der Zulassung zur Bauwerkmeisterprüfung 
in Aussicht gestellt werden. 
Das Nähere über die Abhaltung der Prüfung wird 
später bekannt gegeben werden. 
Stuttgart, den 4. Juli 1918. 
Scheurlen. 
Kgl. Baugewerkschule Stuttgart. 
Kriegsteilnehmern, welche die oberen Klassen der 
Baugewerkschule durchlaufen haben, wird im nächsten 
Winterhalbjahr Gelegenheit geboten, sich in einer be 
sonderen Klasse auf die Bauwerkmeisterprüfung vorzube 
reiten. 
Meldungen sind alsbald, spätestens bis 15. Septem 
ber, an die Schulleitung zu richten. 
Die Schulleitung 
Schmohl. 
Verantwortlich: Karl Schüler, Stuttgart. 
Druck: Gustav Stürner in Waiblingen.
	        

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