UTOMi
FÜR WÜRTTEMBERG
BHDEH* HESSEN*
SHSS-LOTHRINGEN
Inhalt: Ein Hilfsmittel bei der Konstruktion größerer Perspektiven. — Die Versicherungs
pflicht der Poliere zur Angestelltenversicherung verneint. — Wirtschaft!. Zusammen
Schluß des gesamten deutschen Baugewerbes. — Kleine Mitteilungen. •— Vereins
mitteilungen. — Personalien. — Zeichnet die sechste Kriegsanleihe.
Alle Rechte Vorbehalten
Ein Hilfsmittel bei der Konstruktion größerer Perspektiven
von Regierungsbaumeister Griesinger, Stuttgart
Die Konstruktion umfangreicher Perspektiven begeg
net bekanntlich häufig unangenehmen Schwierigkeiten,
weil dabei in der Regel wenigstens einer der beiden
Fluchtpunkte (Verschwindepunkte) über das Zeichenblatt
oder Reißbrett hinausfällt. Dies ist sogar bei kleineren
Perspektiven sehr oft der Fall, sobald der Standpunkt in
großer Entfernung von der Bildebene angenommen wird,
was im übrigen für die Bildwirkung bekanntlich nur von
Vorteil ist. Man muß in diesen Fällen über eine sehr lange
Reißschiene verfügen, und manchmal muß der Fußboden
das Zeichenbrett ersetzen, wenn man zum Ziel gelangen
will. Umständlich und zeitraubend ist das Verfahren auf
jeden Fall. Es bleibt freilich der Ausweg, daß man die
Perspektive zuerst in kleinem Maßstab konstruiert und
dann einfach vergrößert. Ein Schaubild ohne Konstruktion
frei nach der Vorstellung anzufertigen, ist keineswegs zu
empfehlen; man täuscht sich dabei in den meisten Fällen
selbst.
Die in Figur 1 abgebildete Vorrichtung ermöglicht
ohne weiteres die Konstruktion von Perspektiven bei Feh
len eines Fluchtpunktes. Das Hilfsmittel besteht in einer
Reißschine von üblicher Form, an deren Kopf beiderseits
ein Verlängerungsstück von der Breite der Schiene selbst
angesteckt werden kann. Außerdem sind einige kreis
förmige Bogenstücke von bekanntem Radius aus Holz oder
starker Pappe erforderlich.
Wird die Reißschiene mit dem verlängertem Kopf an
einer Kreiskurve geführt (siehe Figur 1), so zeigt die obere
Kante der Schiene, an der gezeichnet wird, stets nach dem
zugehörigen Mittelpunkt des Kreises. Bei der Konstruk
tion der Perspektive braucht man also bloß die Kreiskurve
so auf dem Reißbrett festzulegen, daß der zugehörige
Mittelpunkt mit dem Fluchtpunkt zusammenfällt. Die
obere Kante der Schiene hat dann in jeder Lage die Rich
tung nach dem Fluchtpunkt, so daß die Fluchtlinien ohne
Schwierigkeit gezeichnet werden können.
Die Konstruktion der Perspektive selbst bleibt die üb
liche unter Verwendung der Fluchtpunkte und der Seh
strahlen nach der Bildebene. Der über das Zeichenbrett
hinausfallende Fluchtpunkt F 1 braucht zeichnerisch nicht
festgelegt zu werden. Die Entfernung desselben vom
Augpunkt A kann rechnerisch mit Hilfe von Teilungslinien
auf einfachste Weise ermittelt werden (siehe Figur 2). Hat
man diese Entfernung gefunden, so ist damit auch die Lage
der Kreiskurve, deren Radius bekannt ist, bestimmt. Zur
näheren Erläuterung diene folgendes Zahlen beispiel an
Hand von Figur 2:
Es sei A der Augpunkt,
P der Standpunkt und die
Distanz AP 50 cm. Fj und F 2 seien die beiden
Fluchtpunkte.
Um die Entfernung des Fluchtpunktes Fj, der nicht
mehr auf das Zeichenbrett fällt, vom Augpunkt A zu er
halten, ziehe man zunächst durch einen Teilpunkt B auf
AP die Linie BC // PFj, wobei AB zum Beispiel — 1 /t AP
ist. (Die Richtung von PFj ist stets bekannt). Die Strecke
AC wird gemessen, sie sei in unserem Beispiel 85 cm,
dann ist die Strecke
AF t 2.85 cm
170 cm.
Bei einem Kreisbogen vom Radius 75 cm, ist die
Kurve demnach im Abstand
AX 170 cm — 75 cm
95 cm vom Augpunkt A festzulegen.
Im allgemeinen werden etwa 3 Kreiskurven genügen,
vielleicht von 75 cm, 125 cm und 175 cm Radius oder von
100 cm, 150 cm und 200 cm Radius. Je nachdem der
Fluchtpunkt bei der Konstruktion in nähere oder weitere
Entfernung vom Augpunkt A fällt, wird man einen Kreis
bogen von kleinerem oder größerem Halbmesser wählen.
Durch Verschiebung des Augpunktes auf dem Reißbrett
nach rechts oder links wird es stets möglich sein, eine der
vorhandenen Kurven zu benützen. Ungefähr entspricht
der Radius der Kurven, abzüglich eines Spielraums für das
Anlegen der Schiene an dem Kreisbogen, dem Maß, um
welches der Fluchtpunkt über das Brett hinausfällt. Bei
einem Radius der Kurve von 200 cm kann also der Flucht
punkt etwa 180 cm von der Reißbrettkante entfernt liegen,
bei einem Radius von 150 cm etwa 130 cm. Kurven von
größerem Radius als 200 cm wird man selten verwenden
können. Man wird vorkommendenfalls lieber einen
Fluchtpunkt ins Unendliche liegen, d. h. die Bildebene//
zur Hausflucht des Gebäudes annehmen, schon um keine
zu starken Verkürzungen zu erhalten. Selbstverständlich
lassen sich jedoch außer den angegebenen Massen für die
Kreiskurven ebensogut Kurven von beliebigem anderem
Radius verwenden.