Full text: Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen, Elsaß-Lothringen (1917/18)

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BAUZEITUNG 
Nr. 27/30 
Wohnhäuser in Heslach. 
Zwei Wohnhausgruppen in der Vorstadt Heslach zei 
gen wir in dieser No. Wenn man von den Vororten Stutt 
garts im allgemeinen spricht und ihrer baulichen Entwicke 
lung gedenkt, so muß man Heslach davon ausnehmen. 
Heslach ist, da es mit Stuttgart vollständig zusammenge 
wachsen ist mehr als Stadtteil wie als Vorort anzusprechen. 
Darum muß auch ein anderer Maßstab für das was in 
Heslach gebaut wird angelegt werden gegenüber den 
Verhältnissen in anderen Vororten. Der Vorort Wangen 
z. B. hat, so gut wie unberührt von Industrie, seinen 
dörflichen Charakter bewahrt bis er vor wenigen Jahren zum 
Tummelplatz einer zu sehr draufgängerischen Bauspeku 
lation geworden ist. Man hat dort nur so darauf los 
gebaut ohne jeglichen Sinn für ein Anfühlen mit den alten 
bestehenden Straßenbildern. Es ist dabei jedoch zuzu 
geben, daß es sich hier um besonders schwer zu lösende 
Bauaufgaben handelt, um einerseits einer bodenständigen 
Bauweise und andererseits den gesteigerten Bodenpreisen, 
die einer möglichsten Ausnützung der Bauhöhe bedingen, 
gerecht zu werden. Aber wir dürfen hoffen, daß auch 
diese Aufgaben künftig besser gelöst werden und daß 
vorbildliche Wohnhausgruppen wie wir sie — von Ar 
chitekt Heckei Stuttgart erbaut — in dieser No. veröffent 
lichen in gutem Sinne anregend wirken. 
Verschiedenes. 
Kreditmassnahmen zur Tilgung rückständiger 
Hypothekenzinsen. Auf dem Pommerschen Provinzial 
tage der Haus- und Grundbesitzer-Vereine hielt Rechts 
anwalt Lüpke, Stettin einen Vortrag über obiges Thema, 
der in einer Anzahl Leitsätzen gipfelte, aus denen folgende 
delnden zuteil. Trägt sie aber in den Händen einen Krug, 
aus dem sich ein Wasserstrahl ergießt, oder lehnt sie 
sich an eine sprudelnde Quelle — ja dann achtet der 
„Mann aus dem Volke“ auf sie. Die große Terrasse an 
der Westfront des Königschlosses zu Versailles — jedes 
einzelne der Bildwerke ist der Betrachtung wert. Und 
doch ruft das Ganze erst dann recht zu sich „wenn die 
Wasser springen“. Dann erst kommt „das rechte Leben“ 
hinein. Und dann freilich ist es, als ob all die Götter, 
Göttinen, Tiere und Ungetiere in Handlung versetzt 
wären zugleich mit den niederwallenden Fluten. 
Für Wiesbaden handelte sich’s einmal darum, Gustav 
Freytag durch ein Denkmal zu ehren. Der Künstler 
reichte ein Modell ein: ein schöner hoher Sockel und 
darauf ein Herr im Überzieher. Das sollte in die Mitte 
irgendeines, gerade noch freien Platzes gestellt werden. 
Zum Glück verfiel einer von denen, die mitzusprechen 
hatten, auf den Gedanken, mit dem Denkmal eine kleine 
Wasserkunst zu verbinden, nichts anderes als nur den Ab 
lauf einer Quelle, womit sonst doch nichts Rechtes an 
zufangen war. Dem entsprach man. Aus dem sonst 
beliebten Klotz von Sockel wurde nun eine Quellen 
fassung, zugleich konnte man das ganze Denkmal wider 
eine Gruppe von Baum- und Strauchwerk anlehnen. So 
ward es, ohne viel Beiwerk, zu einem Brunnen, aber 
einer besonderen Art. 
Gretchen am Brunnen war für Goethe eine leicht 
gegebene Gestalt; stand ein Brunnen doch unmittelbar 
dem Hause des Dichters gegenüber, so daß dieser alles 
Leben und Treiben davor wohl zum Vorwurf nehmen 
konnte. Jener Brunnen besteht heute noch; aber tot liegt 
er und verlassen, denn Weimar hat ja längst Wasser 
leitung. Die Glanzzeit der öffentlichen Gebrauchsbrunnen 
ist vorbei. Aber Einbildungskraft und Gemüt hängen 
bei uns immer noch am alten Brunnen. So kommt auch 
die Kunst nicht davon los. Sie soll’s auch nicht, [m] 
Franz Woas. 
—.i/TorA 
w -r f t r n r 
Grundrisse der Wohnhaus-Gruppe Möhringer- 
Burgstallstrasse Heslach. 
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