Süd- und mitteldeutsche
lETOM
Heue folge der Bauzeitung für Württemberg, Baden, fassen,
ElsaB-Gothringen.
Gegründet als Würllembergisdie Bauzeilung im fahre 1904.
Inhalt: Anfangsgehalt Mk. 2100. — Eingesandt. — Stahl’sche sparsame Bauweise. —
Rasendächer für Kriegerheimslätten. — Wohnungsfrage und privates Bauge
werbe. — Vereinsmitteilungen. — Verschiedenes.
Alle Rechte Vorbehalten.
Anfangsgehalt Mk. 2100.—
Die Stadtgemeinde Hechingen sucht einen Stadlbau
meister und bietet Mk. 2100.— Anfangsgehalt. So stand
es in letzter Bauzeitung. Die Anzeige traf kurz vor Druck
legung ein und kam ohne weitere Umstände in die Hände
des Setzers. Bei Ausschreiben von Behörden denkt man
ja nicht daran, daß einem etwa als „Verantwortlicher“
Schwierigkeiten entstehen könnten. Sobald wir auf die
Anzeige aufmerksam wurden, riefen wir das Bürgermeister
amt Hechingen telefonisch an, wobei wir zunächst von
der Annahme ausgingen, daß hier wohl ein Schreibfehler
unterlaufen sein müßte. Das Bürgermeisteramt mußte je
doch bestätigen, daß die Ziffer Mk. 2100.— in Ordnung
gehe. Besonders gemütlich war die weitere Unterhaltung
nicht. — Die bürgeri. Kollegien von Hechingen müssen
ganz eigenartige Menschen sein, die mindestens die
letzten 30 Jahre ohne jede Sinnes-Aendeiung durchlebten.
Der Krieg aber konnte auf die Leute keine andere Wirkung
gehabt haben, als noch härter und rücksichtsloser zu
werden, denn sonst wären Gedanken nicht möglich, die
nichts anderes bezwecken können, als einen ganzen Stand
herauszufordern. Wenn schon Stimmen laut geworden
sind, daß man solche Anzeigen, die gelinde gesagt eine
schwere Demütigung bedeuten, überhaupt nicht aufnehmen
sollte, so können wir diese Ansicht nicht teilen. Man
hätte es ja nicht geglaubt, daß es noch Menschen gibt,
wie die Kollegien in Hechingen, die zu solchen Taten,
nach reiflicher Ueberlegung, fähig sind.
Schriftleitung der Bauzeitung.
Eingesandt!
ln der Bauzeitung vom 18. Januar 1919 waren ver
schiedene Stadtbaumeislerstellen zur Besetzung ausge
schrieben. Die Anfangsgehälter waren teilweise so nieder
angesetzt, daß man der Meinung sein konnte, die ver
öffentlichten Zahlen hätten sich durch Druckfehler in die
Ausschreiben eingeschlichen. Insbesondere die erledigte
Stadtbaumeisterstelle in Hechingen ist mit einem derart
niederen Anfangsgehalt zur Bewerbung ausgeschrieben,
daß man sich unwillkürlich fragen muß, ob Hechingen
auf dem Mond oder einem anderen Planeten liegt, wo
ein derartiger Anfangsgehalt vielleicht als genügend
bezeichnet werden würde.
Der in solchen Ausschreiben übliche Satz: „Auch
kann der Anzustcllende sofort in eine höhere Gehalts
stufe eingesetzt werden* kann über die dem Techniker
stand zugefügte Beleidigung nicht hinwegtäuschen. Ein
arbeitsloser, ungelernter Arbeiter, der keinen Pfennig für
seine Ausbildung auszugeben hatte und keinerlei Verant
wortung zu tragen hat, bezieht eine Arbeitslosenunter
stützung von mehr als 10 Mk. im Tag. Um die in den
Ausschreiben gebotenen Anfangsgehälter richtig würdigen
zu können, genügen die sonst im deutschen Sprachge
brauch zwischen gebildeten Menschen üblichen Worte
nicht mehr, weshalb sie auch hier unterbleiben.
Kollegen! bewerbt Euch solange nicht um diese
Stellen, bis die betreffenden Stadtverwaltungen erkannt
haben, daß man für einen tüchtigen Techniker wesentlich
mehr als die ausgeschriebenen Anfangsgehälter anlegen
muß, oder, wenn Ihr Euch dennoch bewerbt, dann for
dert einen weit höheren Anfangs- und Endgehalt. Das
seid Ihr Eurem Stand schuldig. Angebote, die
außer den Teuerungszulagen, wie sie der Staat gewährt,
Anfangsgehalte von weniger als 4200 M. und Höchstge
halte von weniger als 6000 M. vorsehen, die in 2 jährigen
Steigerungen und spätestens in 12 Jahren zu erreichen
sind, können für derartige Stellen in kleineren Städten,
(in größeren entsprechend mehr), nicht als genügende Be
zahlung anerkannt werden. Bei Bewerbungen ist also
dementsprechend zu verfahren. Soweit das Arbeitsmini
sterium gegen die ungenügende Bezahlungen angerufen
werden kann, wird dies seitens des Vereins geschehen.
Bauwerkmeister-Verein Württembergs E. V.
Der Schriftführer: Fritz Ziegler.
Stahl’sche sparsame Bauweise.
Umlernen! Das ist das Schlagwort unserer Zeit,
nach hartem Kampfe um die Daseinsberechtigung. Es
ist die Aufgabe jedes Deutschen, den Verhältnissen Rech
nung zu tragen, vorwärts zu schauen und dabei vor allem
zu bedenken, daß nur ein gründliches Sparsystem uns
die Anwartschaft gibt, wieder bessere Zeiten zu erhoffen.
Von diesem Giundsatze ausgehend, hat Architekt Stahl,
Zuffenhausen, eine Bauweise konstruiert, welche einem
gebotenen Sparsystem auf dem Gebiete der Wohnungs
reform weitgehend Rechnung trägt, ohne dass die Güte
und Behaglichkeit übersehen worden wären. In keiner
Zeit war das Bedürfniss nach Ruhe, Unabhängigkeit und
Behaglichkeit so groß als gegenwärtig. Diese Forder
ungen können nur in einer gründlichen Reform unseres
Wohnungswesens erfüllt werden. Ein von Stahl ent
worfenes Einheitshaus entspricht diesen Ansprüchen. Es
ist ein 1 1 /t stückiges Vierfamilienhaus unter einem Dach,
wobei jede Wohnung ihren besonderen Hausanteil mit
eigenem Eingang, Garten und Stallung hat. Eine behag
liche Wohnküche bildet den Centralpunkt eines Hausteils.