Full text: Süd- und Mitteldeutsche Bauzeitung (1919/20)

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BAUZEITUNG 
Nr. 3/4 
Jede Wohnung ist unabhängig von derjenigen seines 
Nachbars. Da die Hälfte der Umfassungswände gemein 
sam sind, kahii mit Wärme und Materialersparniss in 
erhöhtem Maße gerechnet werden. Dieses Vierhaus in 
der Stahl’schen Bauweise erbaut, dürfte die Summe von 
40000 Mark nicht übersteigen, wobei die jetzigen Lohn- 
und Materialpreise berechnet sind. Somit käme ein Haus 
anteil mit drei Zimmern, wovon zwei je 20 qm haben, 
einer Wohnküche, Bad, Veranda, Abort und Stallung auf 
ca. Mk. 10000 ohne Bauplatz und Einrichtung. Ration 
elles Bauen bedingt sachgemäße Verteilung der Baumate 
rialien. Die Bauweise des Architekten Stahl trägt diesem 
Erforderniss Rechnung. Die lastentragenden Bauteile 
werden durch einfache Rundholzpfosten gebildet. Die 
Füllkonstruktionen und eigentliche Wandbildner sind 
trapezförmige Holzplatten, horizontal an die Rundholz 
pfosten angenagelt im Abstand von 8 bis 10 cm. Das 
durch die Latten gebildete Geflecht wird mit Strohlehm 
ausgedrückt, so daß eigentlich eine holzarmirte Lehmwand 
dauer den Bauten alter Bauweise gleich gestellt werden 
kann. Das dürften auch die hier beigegebenen Beispiele 
von Kleinbauten deutlich veranschaulichen. 
Z. 
Rasendächer für Kriegerheimstätten. 
Mit Interesse habe ich diesen Artikel in letzter Nummer 
dieser Zeitung verfolgt. Ich muß tatsächlich fragen, ob 
dieser Artikel ernst zu nehmen ist, oder ob er von einem 
Laien stammt. 
Rasen- oder Erddächer, allerdings mit 40 —45° Neig 
ung, gibt es z. B. in Rumänien in großer Anzahl. Diese 
Dackkonstruktion für deutsche Verhältnisse zu verwenden 
halte ich für unpraktisch und zu teuer. 
Auf Dauerhaftigkeit, Dichtheit und Aussehen soll zu 
nächst nicht näher eingegangen werden, sondern nur auf 
die angeblich billigere Herstellung als jede andere Dach 
deckung von gleicher Dauerhaftigkeit. Der Artikelschreiber 
gibt die Stärke der Dachbäume (Pfetten) mit 40 cm und 
von ca 5 cm Stärke entsteht. Die Verwendung von Rund 
holz beeinflußt den Preis wesentlich im günstigen Sinne, 
da alle Tür- und Fensterfutter in Wegfall kommen. Die 
Art der Lattung und deren Anbringung ist abhängig von 
der Güte und der Beschaffenheit des hiezu nötigen Putz 
materials. Die Herstellung des Putzes an den Wänden 
erfolgt durch Doppelschalung, mittelst eines hierzu eigens 
konstruierten Schalspanners. Es wird eine kleine, nach 
Bedarf bewegliche Schalfläche verwendet. Auf ähnliche 
Weise erfolgt die Anbringung des Deckenputzes. Die 
Herstellung dieser Wände und Decken erfolgt in sehr 
kurzer Zeit, was als ein Hauptvorteil anzusehen ist. Auch 
findet eine sofortige und ungehemmte Austrocknung statt. 
Um eine rasche Zimmerarbeit zu gewährleisten, bedarf 
es genauer Bruchzettel. Ein Maßnehmen an Ort und 
Stelle für Glaser und Schreiner bedarf es nicht. Es wird 
besonders betont, daß die Pulzflächen der Wände und 
Decken ganz unabhängig von dem Holzgerippe erstellt 
werden, so daß jedes Reissen infolge Holzschwund 
in Wegfall kommt. Behörden, Vereinigungen etc., die 
großzügige Wohnungs- und Siedlungspolitik betreiben 
wollen, dürften gerne Veranlassung nehmen, sich mit der 
Stahl’schen Bauweise bekannt zu machen, die bei einer 
erheblichen Ersparnis auch in Bezug auf Güte und Lebens- 
die der Sparren mit 25 cm an. Bei Verwendung dieser 
Stärken müßten die Pfetten eine Stärke von etwa 20/40 
und die Sparren eine solche von etwa 15/25 cm erhalten. 
Ferner sind noch erforderlich 6 cm starke, gehobelte 
Bohlen, bei welchen die Risse, Astlöcher .u. s. w. mit 
Gips sorgfältig ausgestrichen werden müssen. Alsdann 
erfolgt eine Teerung, eine Lage Dachpappe und zuletzt 
der Rasen. 
Kostenberechnung eines qm Dachfläche in obiger 
Ausführung nach Friedenspreisen. 
Pfette 20/40 .1,00 - 0,08 cbm 
Sparren 15/25.1,00 - 0,04 „ 
Bohlen 1,00 . 1,00.0,06 » 0,06 „ 
0,18 cbm zu 50,—• 9,— JC 
Hobeln der Bohlen 1— qm „ 0,30 „ • 0,30 „ 
Verstreichen mit Gips I— „ „ 0,10 „» 0,10 „ 
Streichen mit Teer 1— , „ 0,30 „ • 0,30 „ 
Asphaltpappe 1— * „ 0,80 „ • 0,80 „ 
Aufbringen der Rasen 1— „ » 1,00 „ * 1,00 „ 
zus. 11,50^ 
Kostenberechnung in Ausführung als Biberschwanzdach 
in Doppeldeckung:
	        
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