rend nebenan die Baggereimer die Grundmoräne des See
abflusses aufwühlten, erzählte er mir vom Werden und
Wirken und Vergehen des Sees, das er wie keiner mit
Hingebung erforscht hatte. Vor uns lag die perlmutter-
farbene Seefläche und weit drüben leuchtete als orange
gelber Fleck die Achenmündung aus dem blauen Schleier
der Kampenwand.
Was er erzählte, möchte ich hier wiedergeben, am
liebsten mit seinen Worten. Aber damit ihr mich besser
versteht, kommt mit auf die Aussichtswarte der Kampen
wand.
Seht, dort unten liegt er in seiner barocken Form. Sie
wird sofort verständlich, wenn ihr wißt, daß hier ein
Ausläufer des Inngletschers mit dem Achengletscher zu
sammengetroffen ist. Dort drüben, wo der Silberfaden
der Prien heraufblitzt, zog sich ein Zweig des Innglet
schers vom Simsee herüber und höhlte den westlichen
Teil, den sogenannten Inselsee, auf 30 Meter Tiefe aus,
während dort unten im Achental der mächtige Achen
gletscher das Becken des Weitsees 70 Meter tief in die
Molasse einschürfte.
Als dann die Eiszeit zu Ende ging und die Gletscher
durch Abschmelzen «hren Rückzug antraten, legten sie
den Moränenschutt, den sie aus ihrer Heimat in den Al
pen auf ihrem Rücken mittrugen, in großem Bogen um die
nördliche Hälfte des Sees nieder. Die grünen Hügelketten
dort oben, durch die das helle Band der Alz in Schlangen
windungen dem See entläuft, sind jene Schuttmassen.
Die ausgeschürften Becken füllten sich mit dem Wasser
des schmelzenden Gletschereises. Schließlich war der
See 26 Kilometer lang und 19 Kilometer
breit und sein Ufer zog sich von 3 Kilometer oberhalb
Altenmarkt herunter nach Grabenstätt, machte eine Aus
buchtung nach Bergen, zog hinauf nach Raithen, hinüber
nach Prien und dann in weitem Bogen wieder hinab zur
Alz. Zwei Inseln ragten auch damals über die Seefläche,
der Oster- und Westerbuchberg bei Uebersee.
In dieses gewaltige Seebecken schickten nun die in die
Alpen zurückwandernden Gletscher ihren Abfluß Der
Inngletscher die Prien, der Achengletscher die Achen. Da .
die Prien später von geringerer Bedeutung für die Gestal
tung des Sees war, wollen wir jetzt nur die Wirkung des
Achengletschers verfolgen.
An dem Tag, an welchem sich das Gletschereis bis
zum Engpässe des Antenloches bei Schleching zurückge
zogen hatte, war der Chiemsee fertig, an diesem Tag
war die Geburt der Ache und am gleichen
Tage begann sie auch den See wieder zu
vernichten. Mit dem Verschwinden des Gletscher
eises begannen die Niederschläge wieder als Regen zu
fallen, es entstanden Bäche in den Tälern und führten die
unausgesetzt entstehenden Verwitterungsprodukte der Ge-
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