Full text: Süd- und Mitteldeutsche Bauzeitung (1919/20)

36 /31. März 1920 
BAUZEITUNQ 
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Dichtigkeitsgrad bei Betonmischungen. 
Bei der Bestimmung des Mischungsverhältnisses zur 
Erzielung eines möglichst hohen Dichtigkeitgrades stellt 
man nach bekannter Weise die im Sand und in den Zu 
schlagstoffen vorhandenen Hohlräume fest, indem man 
nach Einrütteln einer bestimmten Menge trockener Masse 
Wasser dazu gießt und die Gewichtsdifferenz vor und 
nach dem Mischen feststellt. Diese mehrfach beschriebene 
und im „Handb. d. Zementw.“ erläuterte Methode wird in 
der Praxis allgemein als hinreichend angesehen, theore 
tisch ist sie nicht als vollkommen zu bezeichnen. Ein Teil 
der Hohlräume ist zu klein, um den Sand- und Zement 
teilchen Zutritt gewähren zu können, da auch das gebun 
dene Wasser einen gewissen Raum einnimmt. Es können 
also nicht alle Hohlräume vom Zement ausgefüllt werden. 
Hat man sehr feinen Sand, so bedingt auch der geringste 
Zementzusatz eine Volumen Vermehrung, da der Zement 
nicht in die feinen Hohlräume eindringt. Man kann dem 
nach genau genommen bei der Feststellung der nötigen 
Zement- und Sandmengen nicht lediglich sich nach den 
vorhandenen Hohlräumen in den Zuschlagstoffen richten, 
sondern muß vor allem hierbei auch die Eigenart der ver 
wendeten Stoffe, besonders des Sandes, prüfen. Die Korn 
größe desselben spielt für die Bestimmung des Anmache 
wassers und des Zementes eine wichtige Rolle. Probst. 
Massivbaustein System Benzinger. 
Noch auf Jahre hinaus wird mit einer Ziegelknappheit 
gerechnet werden müssen, darum sollte alles geschehen, 
um der großen Wohnungsnot vorzubeugen. Wenn auch 
von seiten der Regierungen in Sachen der Baugesetze Er 
leichterungen geschaffen und neue Wege für die Behebung 
der Wohnungsnot gewiesen wurden, so können diese be 
hördlichen Maßnahmen allein nicht zum Ziele führen. Wir 
müssen vielmehr zu einer wirtschaftlichen und dennoch 
guten Bauweise gelangen, unter Verwendung der von der 
Natur gebotenen, zum Bauen geeigneten Rohstoffe. Auf 
diesem Wege strebt die Technik erfolgreich voran und hat 
bereits schon eine Fülle von Erfindungen und Anregungen 
gezeitigt. Eine Auswahl des wirklich Brauchbaren und 
Guten zu treffen ist nicht leicht, doch lassen sich be 
stimmte Gesichtspunkte aufstellen, nach denen eine Prü 
fung der neuen Baustoffe vorgenommen werden kann. 
Von einer guten Bauweise muß verlangt werden: 
1. konstruktive Sicherheit, 
2. Gute Wärmehaltung, 
3. Wirtschaftlichkeit, 
4. einwandfreie Beschaffenheit in hygienischer Be 
ziehung. 
Bei jeder Bauabsicht sollte als oberstes Gesetz der Ge 
danke leitend sein, nur gute Bauten zu erstellen zur 
Hebung der Lebenshaltung der Bewohner. Jeder Versuch, 
Häuser zu erstellen, die sich in wenigen Jahren als minder 
wertig oder gar wertlos erweisen, sollte in Anbetracht der 
Schädigung des Volks Vermögens unbedingt vermieden 
werden. Dagegen bedeutet es keine Verschlechterung des 
Hausbaues, wenn anstelle der bisher übertriebenen Be 
messung der Mauerstärken, die'lediglich bestimmt waren 
mit Rücksicht auf die Wärmehaltung, Hohlräume ausge 
spart werden, um die Tragfähigkeit der Mauer besser aus 
zunützen. Eine große wirtschaftliche Ersparnis beim 
Hausbau ist hauptsächlich darin zu erblicken, daß der 
Wärmeschutz möglichst gesteigert und somit der Ver 
brauch an Heizmaterial herabgesetzt wird. 
Massive billigste Dauerwohnungen in kürzester Zeit 
herzustellen, das ist die Aufgabe der Zukunft. 
Der im folgenden beschriebene „Benzingers Massiv- 
Bau“ legt die oben erwähnten Gesichtspunkte zugrunde 
und läßt sich auf Kleinwohnungsbau, Industriebau und 
Bauten für Handel und Landwirtschaft an wenden. Die 
Bauelemente sind 25 cm starke Formsteine, die mittels ver 
stellbaren Eisenformen auf der Baustelle in beliebigen 
Längen und Höhen, den Zwecken des Bauvorhabens 
völlig angepaßt, durch ungelernte Arbeiter hergestellt 
werden. Die Transportkosten werden somit auf das min 
deste beschränkt. Von großer Wichtigkeit ist, daß bei der 
angewendeten Mischung leicht und allerorts erhältliche 
Rohstoffe, wie Sand oder Nebenprodukte der Industrie, 
wie Schlacke, verwendet werden, ferner daß die Außen 
seite der Umfassungsmauern wetterfest, die Innenseite so 
wie die Zwischenwände nagelbar sind. Die Bindung kann, 
je nachdem es sich um die Herstellung von Außen- und 
Innenwänden handelt, mit Zement, Hochofenzement, Traß 
oder Gips geschehen. Da die Steine verhältnismäßig 
leicht sind, kann mit großen Bauelementen gemauert Wer 
den, wodurch einerseits die Leistung eines Maurers um 
ein Vielfaches gesteigert wird und andererseits ganz er 
hebliche Mörtelersparnis eintritt. Ebenso wichtig wie die 
Materialersparnis ist die Lohnfrage als Mittel zur Verbilli 
gung, die bei vielen Ersatzbauweisen nicht immer günstig 
beeinflußt wird, bedingt durch Aufeinanderstellung von 
Einzelplatten und Stegverbindungen, die teure Präzisions 
arbeit erfordern. Benzingers Massiv-Bau besteht aus 
durchbindenden Einzelquadern, die sehr leicht und rasch 
durch ungelernte Arbeiter versetzt werden können. Ein 
besonderer Putzauftrag ist nicht erforderlich. Das Ge 
bäude trocknet sehr rasch aus, die Wände sind sofort tape 
zier- und schablonisierbar. Die ästhetische Wirkung der 
Außenwände kommt dem Haustein gleich. 
In der Wärmehaltung ist Benzingers Massivbau dem 
Vollraauerwerk weit überlegen. Die isolierende Wirkung 
beruht auf dem gewählten Porositätsgrade des zur Ver 
arbeitung verwendeten Materials und der Anordnung von 
Luftzellen im Innern der Wand. Die Eigenschaft der 
ruhenden Luft, Wärme schlecht oder nahezu gar nicht zu 
leiten, kommt hierbei voll zur Wirkung. Ruhend einge 
schlossene Luft findet sich in den Poren des Schlacken- 
Betons. Eine evtl, auftretende Luftbewegung in den Hohl 
räumen im Wandinnern, die einen Wärmeausgleich zur 
Folge hätte, wird ausgeschaltet durch Ausfüllung der Luft 
zellen mit großzelligen schlechtleitenden Stoffen, wie Säge 
späne, Torfmull, Bimskies, Schlacke und Sand. Den ört 
lichen Verhältnissen entsprechend wird der eine oder 
andere dieser Füllstoffe Verwendung finden. 
Kurz erwähnt sei noch die Verwendbarkeit von Ben 
zingers Massiv-Bau für den Industriebau. Durch Anord 
nung von Eisenbetonstützen in den Hohlräumen im Zu 
sammenhang mit darüber gelegten Unterzügen, wodurch 
ein vollständiges Eisenbetongerüst entsteht, können selbst 
größte Belastungen und Spannungen ausgeführt werden, 
wobei der Massivstein lediglich Ausmauerung des Fach 
werks därstellt. Diese Ausführungsart zeitigt größte Er 
sparnis an Baukosten durch Wegfall der teuren Verscha 
lung, von Außen- und Innenputz. Weitere Vorzüge sind; 
geringe Fundamenttiefen und -breiten, kürzeste Bauzeit. 
Somit sind auch für den Industriebau, dem bisher jegliche 
Materialzufuhr versagt war, Wege zur Erlangung von 
Rohstoffen für die Zukunft gewiesen. 
Zusammenfassend kann gesagt werden, daß trotz der 
großen Kohlennot und trotz der schwierigen Transport 
verhältnisse die Möglichkeit besteht, Bauten in erheblicher 
Anzahl zu erstellen. Der gute Wille allein genügt jedoch 
nicht, alle Kreise, die an der Wiederbelebung des Woh 
nungswesens beteiligt sind, müssen auch verstehen, die 
zu Gebote stehenden Mittel zu benutzen. Veraltete An 
schauungen sowohl in wirtschaftlicher als auch in tech 
nischer Beziehung müssen falllen. Negative Kritik und 
starres Festhalten am Althergebrachten dürfen keinesfalls 
technische Fortschritte aufhalten, nur ein unbeugsamer 
Wille kann guten Absichten und Ideen zur Verwirklichung 
verhelfen und die krasse Wohnungsnot beseitigen, die 
vielen Tausenden Arbeits- und Lebensfreude raubt. 
Hugo Benzinger, Pforzheim.
	        
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