Full text: Süd- und Mitteldeutsche Bauzeitung (1919/20)

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BAUZEITUNG 
Nr. 14 15 
keit. Führende Männer können uns aus allen Schichten 
des Volkes erstehen. Wer sich als Führer geeignet glaubt, 
hat dies zuerst dadurch zu beweisen, daß er zeigt, daß er 
eine vollwertige Persönlichkeit ist, welche 
die erforderlichen Kenntnisse, Fähigkeiten und Charakter 
eigenschaften besitzt. Dies ist das Kriterium, nicht etwa 
der Nachweis staatlicher Prüfungen! 
Bauen wir auf dieser kurz angedeuteten Grundlage 
auf; greifen wir energisch und unter dauernder Aufwen 
dung eisernen Fleißes zu, dann werden wir damit zwei 
große, gleich wichtige Aufgaben zugleich lösen können: 
die Erreichung der mit Recht geforderten Gleichstellung 
unseres Standes mit anderen gleicherweise vorgebildeten 
Berufsständen und durch gegenseitiges Sichverstehen- 
lernen und Zusammenarbeiten eine Verminderung der be 
klagenswerten Klassengegensätze, um damit zugleich nicht 
unwesentlich zur Lösung der sozialen Frage beizutragen. 
Das Holz als Baustoff. 
In der Sitzung vom 8. ds. Mts. des Württ. Ingenieur 
vereins hielt Herr Dr. Ing. Jackson einen interessan 
ten Vortrag über „Das Holz als Baustoff im Industriebau, 
unter Hinweis auf ausgeführte Hallen nach Holzbauweise 
Kübler“, der durch zahlreiche Lichtbilder wirksam unter 
stützt war. Der Vortragende zeigte zunächst an älteren 
Ausführungen die sorgfältige Zimmermanns-Arbeit unse 
rer Vorfahren und verwies gleichzeitig auf den durch 
neuere konstruktive Durchbildung der Holzkonstruktio 
nen erreichte, verhältnismäßig große Verminderung des 
Materialaufwands bei weitgespannten Holzbauten. Be 
sonderes Interesse erweckten die Darlegungen über die 
Merkmale der Bauweisen führender Holzbaufirmen und 
die vom Vortragenden gezogene Folgerung, daß der Holz 
aufwand bei den verschiedenen Bauweisen nicht wesent 
lich verschieden ist, wenn das Material in allen Fällen 
gleichwertig beansprucht wird. Anschließend besprach 
der Vortragende zahlreiche, sehr interessante Bauten der 
Firma Kübler, welche Zeugnis gaben von der raschen und 
tatkräftigen Entwicklung des Holzbaus. An den Vortrag 
schloß sich eine Erörterung, in de>" Herr Stahl auf die 
vom Vortragenden gezeigte Industriehalle Bauart Zeppe 
lin (Tragkonstruktion in den Oberlichtern) einging und 
Anregung gab zur Schaffung von Bauten, deren Tragteile 
außerhalb des umschlossenen, für die Heizung maßgeben 
den Raumes liege. Herr Professor Maier-Leibnitz teilte 
mit, daß ein solcher Bau in der Niederlassung Cannstatt 
der Maschinenfabrik Eßlingen errichtet werde. Im Schluß 
wort gab der Vorsitzende der Ansicht Ausdruck, daß sich 
eben das Rad der Technik wieder einmal gedreht habe. 
Eine Bauweise gewinne aufs Neue Bedeutung, die schon 
als völlig überwunden galt. Der Ingenieur hat den Holz 
bau durch Schaffung gründlicher Unterlagen zur Be 
wältigung auch solcher Aufgaben befähigt, die bisher nur 
in Eisen und Beton gelöst werden konnten. Zweifellos 
stehe der neuen Bauweise noch eine starke Entwicklung 
bevor, ehe wir wieder über Zement und Eisen verfügen; 
auch dann aber werde-das Gute der Holzbauweise bleiben 
und wir freuen uns, daß wir in Württemberg über eine 
so leistungsfähige Firma verfügen, die auch auf diesem 
Gebiete Vorbildliches biete. 
Würltembergische Technikerwoche. 
Die vom „Verband technischer Vereine Württembergs“ 
geplante Württembergische Technikerwoche mußte be 
kanntlich im März infolge der politischen Verhältnisse bis 
auf weiteres verschoben werden. Der Verband hat nun 
mehr beschlossen, die Technikerwoche in den Tagen vom 
14. bis 17. Mai in Stuttgart zu veranstaletn. Das Pro 
gramm, das im März schon in allen Tageszeitungen ver 
öffentlicht wurde, bleibt so ziemlich dasselbe. 
Neuerungen und Verbesserungen an Zement- 
und Schlackensteinmaschinen, 
Der jetzige große Mangel an gebranntem Baumaterial 
bringt es mit sich, daß sich die Aufmerksamkeit der inter 
essierten Kreise dem Zementmauerstein und vor allem 
auch dem Schlackenstein zuwendet, denn ihre Herstellung 
ist auch in der kohlenarmen Zeit möglich. Ferner können 
die schon jahrelang lagernden, viel Raum einnehmenden 
Schlackenhalden verwertet werden. Der Zement- und 
auch der Schlackenstein haben ihre Brauchbarkeit als 
Baumaterial für alle Zwecke längst erwiesen. 
Die Maschine „Nestor“ der Maschinenfabrik Dr. 
Gaspary & Co., Markranstädt, weist einige für die zu 
verlässige und rationelle Fabrikation von Zement- und 
Schlackenstein erwünschte Verbesserung auf. Die 
Maschine ist für Hand- und Kraftbetrieb eingerichtet. Bei 
letzterem war bisher unzulänglich, daß zumeist ein be 
sonderer Bursche seine Aufmerksamkeit auf das recht 
zeitige Ausrücken der schlagenden Schwanzhämmer 
richten mußte, welches dann blitzschnell zu erfolgen hatte, 
wenn ein bestimmter Schlagturnus beendet war. Verpaßte 
der Bursche den richtigen Moment, so erhielten alle 
Steine einen Schlag mehr, was einmal zeitraubend und 
die Leistung vermindernd und zum anderen von direktem 
Nachteil für die Qualität des Steines, besonders bei feinen 
Sanden, war. Die neue Ausrückvorrichtung der Nestor 
maschine beseitigt diesen fühlbaren Mangel der älteren 
Konstruktionen. Die Maschine kann ausgerückt werden, 
ohne daß der sie bedienende Arbeiter seinen Platz vor der 
Maschine verläßt. Der Mann braucht auch nicht mehr 
aufzupassen, wenn die Schwanzhämmer in der Reihe 
durchgeschlagen haben. Ist der erste Schlag der ge 
wünschten letzten Schlagserie erfolgt, so betätigt der 
Arbeiter einen Hebel, und der Schlagmaschinismus rückt 
dann prompt selbsttätig aus, wenn die Schwanzhämmer 
die Reihe durchgeschlagen haben. 
Ein weiterer Uebelstand zeigte sich bei den älteren 
Konstruktionen darin, daß die Schwanzhämmer niemals 
gleichmäßig fest auf den frisch geschlagenen Steinen, zum 
Zwecke des Freilegens der frischen Steine, gesichert 
werden konnten, weil die Steine durch die nicht ganz 
gleichmäßige Füllung kleine Höhenunterschiede auf 
weisen, die sich naturgemäß auch auf die auf den Steinen 
liegenden Schwanzhämmer übertragen. Beim Hochheben 
des Formkastens zum Freilegen der Steine wurden dann 
die Hämmer der etwas schwächeren Steine vorzeitig mit 
angehoben und beschädigten infolgedessen die hinteren 
Kanten der frischen Formlinge. Auch dieser Uebelstand 
ist bei de r praktischen, verbesserten Dr.-Gaspary-Nestor- 
maschine durch Anbringung einer praktischen Ausgleich 
vorrichtung gründlich beseitigt und die Hämmer werden 
erst dann von den Steinen entfernt, wenn sich der Form 
kasten über ihnen befindet und Kantenbeschädigungen 
nicht mehr möglich sind. 
rd. Sind Rückstellungen für Ausbesserungsarbeiten an 
Gebäuden vom kriegssteuerpflichtigen Vermögen abzieh 
bar? Ein Hauseigentümer, der auf seinem Grundstück 
ein gewerbliches Unternehmen betreibt, hatte in seinem 
Geschäftsabschlüsse eine Rückstellung von 4000 Mk. für 
Hausausbesserungen und eine weitere Rückstellung von 
1500 Mk. für Abänderung eines Warenaufzuges einge 
setzt, die indessen von der Steuerbehörde dem besitz- und 
kriegssteuerpflichtigen Endvermögen wieder hinzugerech 
net worden waren. 
Die hiergegen eingelegten Rechtsmittel des Gebäude 
eigentümers hatten keinen Erfolg. Der Kläger hatte gel 
tend gemach,t daß am Stichtage bereits eine polizeiliche 
Verfügung bestand, welche die Abänderung des Waren 
aufzuges anordnete, und er hatte ferner darauf hinge 
wiesen, daß die Hausausbesserung, die in Beseitigung
	        
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