16./30. April 1920.
BAUZEITUNO
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Grundriss
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weise wieder in 2 Teile zerfällt. Der obere Kanalteil mit
einer Länge von rund 100 m ist nach Tiefe und Neigung
so gelegt worden, daß freier Wasserabfluß stattfindet.
Für den untern Teil mit rund 70 m Länge war dies nicht
möglich, weshalb diese Strecke als Druckkanal ausge
bildet werden mußte. Im ersteren Fall ist das Längsgefälle
des Kanals zu 0,15 % gewählt worden, die Tiefenlage
unter dem Straßenniveau beträgt zwischen 3 und 6 m, der
Querschnitt ist rechteckig mit wenig gewölbter Sohle, die
Decke eben. Sohle, Wände und Decke sind aus Portland
zementbeton mit Traßzusatz betoniert in Mischung aus
1 Raumteil Portlandzement, % Raumteil Traß und 10
Raumteilen Kiessand mit Feinkies, die Innenfläche der
Sohle mit einem Zementglattstrich, die Innenflächen der
Seiten wände mit einem 5 cm starken Vorsatzbeton aus
1 Zement, 3 / 4 Traß und 4 Flußsand versehen. Die unten
ebene, oben abgedachte Kanaldecke ist mit Rundeisen
einlagen armiert, deren Oberfläche mit einem wasser
dichten Zementglattstrich aus 1 Zement, 8 /< Traß und 4
Flußsand gedichtet. Bei einer Füllungstiefe von 0,86 m
und 0,15% Längsneigung vermag der Kanal abzuleiten
rund 1,1 Sek. cbm, wenn der Berechnung die verein
fachte Formel
100 |/r
m + |/R
Kr j
zu Grunde gelegt wird, wobei m zu 0,35 gewählt wurde.
Der untere Kanalteil hat kreisrunden Querschnitt mit
einem inneren Durchmesser von 1 m erhalten und ist in
Eisenbeton erstellt worden. Seine Längsneigung ist bei
einer verglichenen Tiefenlage unter der Straße von 3 m
verschieden, weil mehrere bestehende Kanäle und Röhren
fahrten gekreuzt werden mußten. Der Kanal steht an
seinem untern Ende unter einem inneren Ueberdruck vpn
etwa 5 m, welcher sich durch Rückschläge beim Schließen
der Turbine wesentlich erhöht.
Von der ausführenden Firma ist daher verlangt wor
den, daß der in die Baugrube betonierte Kanal wenigstens
in Mischung 1 Zement, 1 Traß und 5 Teilen Feinkiessand
mit einem inneren Vorsatzbeton vollständig wasserdicht
hergestellt und so armiert werden muß, daß er einem
inneren Ueberdruck von 1,5 at. standhält. Unter Ver
wendung der schon angeführten Geschwindigkeitsformel
errechnet sich für den 70 m langen Druckkanal bei 800 Sekun
denliter Leistung ein Gefällsverlust von rund 10 cm. Sein
Einlauf mußte so tief gelegt werden, daß ein Einsaugen
von Luft nicht zu befürchten ist.
Unmittelbar vor demselben ist als Wasserschloß ein
zweiteiliger Schacht angelegt, welcher mit einem
Uebereich nach einem nahe gelegenen größeren Straßen
kanal versehen ist. Der Schacht ist von der Straße aus
zugänglich, die Oeffnung mit verschließbarem Deckel
versehen.
Das neue Kraftwerk ist unmittelbar hinter
der Ufermauer am' Neckar unter dem Nymphenbrunnen
erstellt worden. Es kommt völlig unter den Boden zu
liegen, so daß von oben nichts wahrnehmbar ist. Sogar
die den Brunnen umgebenden, Bäume konnten stehen
bleiben. Das Triebwerk ist zweigeschossig, enthält unten
den Unterkanal, darüber den Turbinen- und Maschinen
raum mit etwa 8,3 m Länge und 4,6 m Breite. Der Zu
gang ist von der Neckarmüllerei her gewählt, Tageslicht
dadurch gewonnen, daß die große Neckarufermauer über
EL W. durchbrochen und die Oeffnung mit einem Fenster
versehen wurde. Außerdem ist in die Decke ein Oberlicht
eingebaut, dessen Abmessungen so gewählt sind, daß der
Lichtschacht als Montageschacht dienen konnte. Um
fassungswände, Böden und Decke des Bauwerks sind aus
Portlandzementbeton mit Traßzusatz hergestellt, Böden
und Decke außerdem mit Rundeisen armiert und mit
Glattstrich versehen.
Das dem Triebwerk durch den Eisehbetonkanal ge
schlossen zugeführte Betriebswasser wird durch eine
horizontalachsige Spiralturbine verarbeitet und durch ein
4 m langes senkrechtes Saugrohr aus genietetem Eisen
blech in den Unterkanal eingeführt. Unmittelbar vor der
Turbine ist ein Absperrschieber in den Oberkanal ein
gebaut, dahinter vermittelt den Anschluß an den Beton
druckkanal Verjüngungs- und Oußeisenmuffenrohr-Form-
stück.
Das Nutzgefälle ergibt sich nach Abzug des Leitungs
verlustes mit etwa 20 cm bei einem U. W. Sp. von 317,15
zu rund 8,70 m.
Hienach berechnet sich die Wasserkraft:
bei max. 800 Sek.-Ltr. zu rd. 92 PS. roh od. 69 PS. effektiv
500 „ „ „ 58 „ „ „ 43 „
Der Wirkungsgrad der Turbine soll betragen
^zwischen 75 und 80% bei 310 Touren pro Minute.
Die mechanische Arbeitsleistung der Turbine wird
mittelst Riemen von dem auf der Turbinenwelle sitzenden
Schwungrad nach dem Generator übertragen, daselbst in
elektrische Energie umgesetzt und sodann durch Kabel
der Zentrale des städtischen Elektrizitätswerks in der
Orabenstraße zugeleitet.
Da eine ständige Bedienung des Werks nicht vorge
sehen ist, so mußte der Regulierungseinrichtung be
sondere Aufmerksamkeit gewidmet werden. Neben dem
unmittelbar bei der Spiralturbine geplanten Oeldruckregu-
lator ist daher vom städt. Elektrizitätswerk in der Einlaß
kammer beim T. 11 am Beginn des Oberkanals in Verbin
dung mit einer Schwimmereinrichtung eine elektrische
Gegenregulierung eingesetzt, mit dem Zweck, daß bei
sinkendem Wasserstand und zurückgehender Tourenzahl
des Wassermotors der Oeldruckregulator nicht über
reguliert, also der Dynamo entlastet wird.