Full text: Süd- und Mitteldeutsche Bauzeitung (1919/20)

16./30. April 1920. 
BAUZEITUNO 
39 
Grundriss 
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weise wieder in 2 Teile zerfällt. Der obere Kanalteil mit 
einer Länge von rund 100 m ist nach Tiefe und Neigung 
so gelegt worden, daß freier Wasserabfluß stattfindet. 
Für den untern Teil mit rund 70 m Länge war dies nicht 
möglich, weshalb diese Strecke als Druckkanal ausge 
bildet werden mußte. Im ersteren Fall ist das Längsgefälle 
des Kanals zu 0,15 % gewählt worden, die Tiefenlage 
unter dem Straßenniveau beträgt zwischen 3 und 6 m, der 
Querschnitt ist rechteckig mit wenig gewölbter Sohle, die 
Decke eben. Sohle, Wände und Decke sind aus Portland 
zementbeton mit Traßzusatz betoniert in Mischung aus 
1 Raumteil Portlandzement, % Raumteil Traß und 10 
Raumteilen Kiessand mit Feinkies, die Innenfläche der 
Sohle mit einem Zementglattstrich, die Innenflächen der 
Seiten wände mit einem 5 cm starken Vorsatzbeton aus 
1 Zement, 3 / 4 Traß und 4 Flußsand versehen. Die unten 
ebene, oben abgedachte Kanaldecke ist mit Rundeisen 
einlagen armiert, deren Oberfläche mit einem wasser 
dichten Zementglattstrich aus 1 Zement, 8 /< Traß und 4 
Flußsand gedichtet. Bei einer Füllungstiefe von 0,86 m 
und 0,15% Längsneigung vermag der Kanal abzuleiten 
rund 1,1 Sek. cbm, wenn der Berechnung die verein 
fachte Formel 
100 |/r 
m + |/R 
Kr j 
zu Grunde gelegt wird, wobei m zu 0,35 gewählt wurde. 
Der untere Kanalteil hat kreisrunden Querschnitt mit 
einem inneren Durchmesser von 1 m erhalten und ist in 
Eisenbeton erstellt worden. Seine Längsneigung ist bei 
einer verglichenen Tiefenlage unter der Straße von 3 m 
verschieden, weil mehrere bestehende Kanäle und Röhren 
fahrten gekreuzt werden mußten. Der Kanal steht an 
seinem untern Ende unter einem inneren Ueberdruck vpn 
etwa 5 m, welcher sich durch Rückschläge beim Schließen 
der Turbine wesentlich erhöht. 
Von der ausführenden Firma ist daher verlangt wor 
den, daß der in die Baugrube betonierte Kanal wenigstens 
in Mischung 1 Zement, 1 Traß und 5 Teilen Feinkiessand 
mit einem inneren Vorsatzbeton vollständig wasserdicht 
hergestellt und so armiert werden muß, daß er einem 
inneren Ueberdruck von 1,5 at. standhält. Unter Ver 
wendung der schon angeführten Geschwindigkeitsformel 
errechnet sich für den 70 m langen Druckkanal bei 800 Sekun 
denliter Leistung ein Gefällsverlust von rund 10 cm. Sein 
Einlauf mußte so tief gelegt werden, daß ein Einsaugen 
von Luft nicht zu befürchten ist. 
Unmittelbar vor demselben ist als Wasserschloß ein 
zweiteiliger Schacht angelegt, welcher mit einem 
Uebereich nach einem nahe gelegenen größeren Straßen 
kanal versehen ist. Der Schacht ist von der Straße aus 
zugänglich, die Oeffnung mit verschließbarem Deckel 
versehen. 
Das neue Kraftwerk ist unmittelbar hinter 
der Ufermauer am' Neckar unter dem Nymphenbrunnen 
erstellt worden. Es kommt völlig unter den Boden zu 
liegen, so daß von oben nichts wahrnehmbar ist. Sogar 
die den Brunnen umgebenden, Bäume konnten stehen 
bleiben. Das Triebwerk ist zweigeschossig, enthält unten 
den Unterkanal, darüber den Turbinen- und Maschinen 
raum mit etwa 8,3 m Länge und 4,6 m Breite. Der Zu 
gang ist von der Neckarmüllerei her gewählt, Tageslicht 
dadurch gewonnen, daß die große Neckarufermauer über 
EL W. durchbrochen und die Oeffnung mit einem Fenster 
versehen wurde. Außerdem ist in die Decke ein Oberlicht 
eingebaut, dessen Abmessungen so gewählt sind, daß der 
Lichtschacht als Montageschacht dienen konnte. Um 
fassungswände, Böden und Decke des Bauwerks sind aus 
Portlandzementbeton mit Traßzusatz hergestellt, Böden 
und Decke außerdem mit Rundeisen armiert und mit 
Glattstrich versehen. 
Das dem Triebwerk durch den Eisehbetonkanal ge 
schlossen zugeführte Betriebswasser wird durch eine 
horizontalachsige Spiralturbine verarbeitet und durch ein 
4 m langes senkrechtes Saugrohr aus genietetem Eisen 
blech in den Unterkanal eingeführt. Unmittelbar vor der 
Turbine ist ein Absperrschieber in den Oberkanal ein 
gebaut, dahinter vermittelt den Anschluß an den Beton 
druckkanal Verjüngungs- und Oußeisenmuffenrohr-Form- 
stück. 
Das Nutzgefälle ergibt sich nach Abzug des Leitungs 
verlustes mit etwa 20 cm bei einem U. W. Sp. von 317,15 
zu rund 8,70 m. 
Hienach berechnet sich die Wasserkraft: 
bei max. 800 Sek.-Ltr. zu rd. 92 PS. roh od. 69 PS. effektiv 
500 „ „ „ 58 „ „ „ 43 „ 
Der Wirkungsgrad der Turbine soll betragen 
^zwischen 75 und 80% bei 310 Touren pro Minute. 
Die mechanische Arbeitsleistung der Turbine wird 
mittelst Riemen von dem auf der Turbinenwelle sitzenden 
Schwungrad nach dem Generator übertragen, daselbst in 
elektrische Energie umgesetzt und sodann durch Kabel 
der Zentrale des städtischen Elektrizitätswerks in der 
Orabenstraße zugeleitet. 
Da eine ständige Bedienung des Werks nicht vorge 
sehen ist, so mußte der Regulierungseinrichtung be 
sondere Aufmerksamkeit gewidmet werden. Neben dem 
unmittelbar bei der Spiralturbine geplanten Oeldruckregu- 
lator ist daher vom städt. Elektrizitätswerk in der Einlaß 
kammer beim T. 11 am Beginn des Oberkanals in Verbin 
dung mit einer Schwimmereinrichtung eine elektrische 
Gegenregulierung eingesetzt, mit dem Zweck, daß bei 
sinkendem Wasserstand und zurückgehender Tourenzahl 
des Wassermotors der Oeldruckregulator nicht über 
reguliert, also der Dynamo entlastet wird.
	        
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