I./16. Juli 1920.
BAUZEITUNQ
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Vereinsinitteilunsfen.
Württ. Baubeainten-Verein. Auf die Veröffentlichung
in den beiden letzten Nummern der Bauzeitung betr. Be
zahlung der Mitgliederbeiträge wird nochmals hingewie
sen. Denjenigen Mitgliedern, die bisher die Bauzeitung
durch den Bauwerkmeisterverein bezogen haben, zur
Nachricht, daß diesei Verein seit dem Erscheinen seiner
eigenen Vereinszeilung die Lieferung der Bauzeitung an
seine Mitglieder eingestellt hat. Der Baubeamtenverein
hat an dessen Stelle die Lieferung der Bauzeitung über
nommen; der Mitgliedsbeitrag erhöht sich dadurch auf
12.— Mark pro Jahr. Austritte können satzungsgemäß
erst auf Jahresschluß erfolgen. Der Kassier.
Württ. Baubeainten-Verein. Am Montag, den 28. Juni,
fand in der Bauhütte auf Einladung des Bauwerkmeister
vereins hin eine Besprechung statt, an der die Vorstände
der Vereinigungen mittlerer Techniker, bezw. deren Stell
vertrete»*, teilnahmen. Der Zweck dieser Besprechung war
der, eine Arbeitsgemeinschaft oben genannter Vereinigun
gen zu gründen^ um zu den gemeinsamen Standesinter
essen, soweit sie nicht rein wirtschaftlicher Nafur sind,
Stellung zu nehmen und sie mit entsprechendem Nach
druck nach außen hin vertreten zu können. Die Aus
sprache ergab, daß die Gründung dieser Arbeitsgemein
schaft einem allgemeinen Bedürfnis entspricht. Ihr Auf
bau ist derart gedacht, daß ein dreiköpfiger Vorstand die
zur gemeinsamen Behandlung geeigneten Fragen vorbe
reitet und sie dem aus den Vorständen der angeschlosse
nen Vereine bestehenden Ausschuß zur Beratung und Be
schlußfassung übermittelt. Die Geschäfte werden vorerst
von der Gesräitsstele des Bauwerkmeistervereins geführt.
Die anfallenden Kesten trägt ebenfalls vorerst dieser Ver
ein, der sie am Jahresschluß auf die angeschlossenen Ver
eine im Verhältnis ihrer Mitgliederzahl umlegt. D.
Verein der Banamtswerkmeister und Bauwerkmeister
bei der Finanzverwaltung. Unser Verein hat wieder den
Tod eines rührigen Mitglieds zu beklagen. Am 22. Juni
verschied nach längerem schweren Leiden unser lieber
Kollege Friedrich Stimm, Bauamtswerkmeister in Tü
bingen. 26 Jahre lang hat er seine ganze Kraft der Bau
verwaltung gewidmet und durfte bei der Ausführung einer
Reihe größerer Bauwesen erfolgreich mitwirken. Kollege
Rau, Reuthngen, legte namens des Vereins unter ehrendem
Nachruf einen Kranz am Grabe nieder. Wir werden dem
Verstorbenen ein gutes Andenken bewahren.
Verein staatlich geprüfter badischer Baumeister Karls
ruhe. Unseren Mitgliedern geben wir hiermit noch ein
mal bekannt, daß unsere diesjährige Generalversammlung
am 24. und 25. Juli in Karlsruhe stattfindet. Die Bera
tungen und Versammlungen am Samstag nachmittag und
Sonntag morgen finden in den Lokalitäten des Restaurants
„Krokodil“, die Abendunterhaltung am Sonntag abend,
wozu alle Familienangehörigen, Freunde und Bekannte
des Vereins herzlich eingeladen sind, in dem großen ^aal
der „Drei Linden“ in Karlsruhe-Mühlburg statt. Wir
b'tten unsere Mitglieder um vollzähliges Erscheinen. Neu
beigetreten ist dem Verein Herr Kollege Georg Weber,
Bauunternehmer in Neckargemünd, Hauptstr.12. Gesucht
werden die Adressen von den Kollegen Otto Hug und
Heinrich Lang, beide früher in Straßburg.
III. Bezirk. Am Montag, den 5. Juli 1920
fand im „Prinz Karl“ eine gut besuchte Monatsversamm
lung statt. Bez.-Vorstand Leber begrüßte die Erschiene
nen und hieß die neu aufgenommenen Mitglieder als Kol
legen herzlich willkommen. Schriftführer Schucker teilte
zuerst das Programm von der am 24. und 25. Juli statt
findenden Generalversammlung mit. Weiter referierte er
über die Tarifbewegung und Anstellungsmöglichkeiten
im Baugewerbe, woran sich eine rege Ansprache an
schloß. — Diejenigen Kollegen, welche im Januar 1920
das Staatsexamen abgelegt haben, werden gebeten, zwecks
Bestellung der photographischen Aufnahme sich an Pho
tograph Julius Kistner, Karlsruhe-Mühlburg, Marktsrr. 1,
zu wenden.
Verein staatlich geprüfter Badischer Baumeister, Karlsruhe.
In Nr. lLl3 dieses Blattes haben wir von Leitsätzen ge
sprochen, die wir dem Ministerium des Unterrichts und Kultus,
bezw. der Landesschulkonferenz vorgelegt haben. Hierzu
haben nun die Gewerbelehrer in ihrer Zeitschrift „Die Qe-
■ver^'-schule“ Stellung genommen. Um unsere Mitglieder mit
dem Sinne unserer Leitsätze vertraut zu machen, lassen wir
diese wörtlich folgen.
Der badischen Schulkonferenz legt die Arbeitsgemeinschaft
der mittleren technischen Vereine Badens und der Studieren
den der Technischen Landesschule Leitsätze vor mit der Bitte,
diese bei den Beratungen in Betracht zu ziehen.
Da wir mit einem außergewöhnlichen Antrag zur Landes
schulkonferenz kommen, glauben wir, trotzdem voraussichtlich
ein Vertreter unserer Arbeitsgemeinschaft zur Konferenz ge
rufen werden wird, diesen unseren Antrag zur Aufnahme in
die Tagesordnung der Beratungen schriftlich einreichen und
begründen zu müssen.
Wie aus der Denkschrift badischer Gewerbeschulmänner
zu ersehen ist, verlangen diese in Zukunft ihre Ausbildung an
der Technischen Hochschule.
Gegen diese Art der Ausbildung von Gewerbelehrern haben
vir. die handwerklich und technisch Erfahrenen, berechtigte
Bedenken, die klarzulegen wir uns hiermit erlauben. Nach
genannter Denkschrift bedingt die Aufnahme als Qewerbe-
lehrerkandidat die Absolvierung einer neunklassigen Mittel
schule, die Abiturreife. Darauf soll dann eine vierjährige Aus
bildung an der Technischen Hochschule folgen.
Nun sind aber neunklassige Mittelschulen nur in Städten,
eine technische Hochschule nur in Karlsruhe. Es werden also
in Zukunft nur Söhne wohlhabender Bürger und Stadtbewoh
ner diesen Beruf ergreifen können. Ist der Besuch der Mittel
schulen schon mit großen Kosten verbunden und der Bewohner
des flachen Landes mangels solcher Anstalten von vornherein
unmöglich, so belnsprucht das Hochschulstudium ein Ver
mögen, so daß eigentlich nur der Ortsansässige oder ganz
Wohlhabende dies durchmachen kann. Die „freie Bahn“ soll
dem Tüchtigen durch einen neu zu gründenden Berechtigungs
schein schon wieder verschlossen werden, was den Qrund-
anschauungen des Volksstaates doch nach jeder Hinsicht wider
spricht. Der ganze spätere Oewerbelehrerstand würde sich
also aus einer bestimmten Gesellschaftsklasse ergänzen.
Dem strebsamen Sohn des Handwerkers und Arbeiters
würde dieser Beruf künftighin verschlossen bleiben, ein Beruf,
der sich bis heute nachweislich zum größten Teil aus der ar
beitenden Volksschicht ergänzte.
Die bisherige Art der Nachwuchsbeschaffung war und ist
die einzig richtige; denn seit Bestehen des Handwerks hat der
Meiste' seine Lehrlinge im Sinne des heutigen Gewerbelehrers
erzogen und ausgebildet und durch seine Lehrtätigkeit Früchte
reifen sehen. Ein aus nicht Handwerks- oder Arbeiterkreisen
emporgegangener Gewerbelehrerberuf würde dies nicht leisten
und bei der vollständig anders gearteten Ausbildung durch
Hochschulstudium dies nie mehr erreichen.
Der Handwerksmeister mit guter Schulbildung wäre
eigentlich der berufenste Lehrer für manches Gewerbe, und
es ist deshalb unverständlich, daß in der vorangeführten Denk
schrift mit Nachdruck verlangt wird, daß die Gewerbelehrer