STUT1GART
Süd- und mitteldeutsche
mruM
Heue folge der Bauzeitung für Württemberg, Baden, Jessen,
eisaß-Qothringen.
Gegründet als Württembergisdie Bauzeilung im lahre 1904.
iyi
gläubigers. — Ungenügende Abdeckung eines Lichtschachtes. — Rundschau.
Vereinsmitteilungen. — Bücher.
Alle Rechte Vorbehalten
Groß-Schiffahrt Basel-Bodensee.
Konstanz, im September 1920.
Als vor nunmehr 12 Jahren der Rheinschiffahrtsver
band Konstanz unter dem Motto: Frei und schiffbar sei
der Rhein vom Meere bis zum Bodensee, gegründet wurde
und alle Bodensee-Uferstaaten, alle an dem Projekt inter
essierten wirtschaftlichen Verbände bis Holland und viele
andere Korporationen ihre Mitarbeit und Förderung zu
sagten, schien es, als würde der Plan bald greifbare Ge
stalt annehmen, zumal schon von anderen Stellen und
Freunden der Sache, besonders durch den schweizerischen
Ingenieur Gelpke-Basel, reichliche Vorarbeit geleistet war.
Das Projekt machte auch rasche Fortschritte. Das Pro
gramm für den Preiswettbewerb für ausgearbeitete Pläne
wurde im Januar 1913 durch den schweizerischen Bun
desrat und im Mai desselben Jahres von der badischen
Regierung genehmigt. Die Ausschreibung erfolgte im
Juni 1913 gemeinsam mit den beiden schweizerischen
Schwesterverbänden Basel und St. Gallen mit dem Ab
lieferungstermin-auf 10. Dezember 1914. Der Krieg aber
vereitelte die Ausführung dieser völkerverbindenden Frie
densarbeit. Nach Beendigung des Krieges wurde durch
die drei Verbände der Termin für Einreichung der Ent
würfe an den Verein für Schiff
fahrt auf dem Oberrhein-Basel
auf den 1. Juli 1920 festge
setzt. Sieben wettbewerbungs
reife Entwürfe waren bis zu
diesem Tage eingeliefertADas
Preisgericht setzte sichj zu
sammen aus den Herren:
Ingenieurdirektor jolees-Arn-
heim (Holland), Oberbaurat
Kupferschmid -Karlsruhe,
Direktor Dr. M i e s ch e r-Basel,
Geh.Baurat Degner-Koblenz
u. Prof. Narutowic'z-Zurich;
als ständige Berater wirkten
mit Baurat Altmayer-Karls
ruhe und Ingenieur Fröhlich-
Basel. Nach fast zweimonat
licher Prüfungsarbeit konnte
die Preisverteilung wie folgt
stattfinden: 1. Preis dem Ent
wurf „Freier Rhein“ von
Buß A.-G., Basel, in Ver
bindung mit Grün u. Bilfinger
A.-Q., Mannheim (120 000
Mark bezw. 50 000 Franken);
2. Preis dem Entwurf „Flotte Fahrt“ von genannten bei
den Firmen in umgekehrter Reihenfolge (84 000 Mark);
3. Preis dem Entwurf „Veritas Unitis“ von einem Kon
sortium acht schweizerischer Firmen (25 000 Franken);
ferner wurde der Entwurf „Vom Fels zum Meer“ von
noch unbekanntem Verfasser zum Ankauf empfohlen. Vom
14. bis 19. September waren die Entwürfe in Konstanz
ausgestellt, von wo aus sie zum gleichen Zweck an die
schweizerischen Verbände kommen.
Die /Aufgabe, die den Verfassern der Entwürfe gestellt
war, war gewaltig. Die Strecke Basel-Bodensee hat eine
Länge von 160 Kilometer mit einem Gefälle von 123
Meter. Auf der Strecke liegen Stromschnellen, Strom
schlingen, bald sind die Ufer in Felsen eingeengt, bald
liegen sie flach, vor allem aber der Rheinfall, der in seiner
Schönheit nicht berührt und nicht beeinträchtigt werden
durfte. Die Lösungen, welche die Entwürfe brachten,
sind nach dem Gutachten des Preisgerichts nicht alle so,
daß etwa dei erste Preis-Entwurf ausgeführt werden
konnte. Alle vier Entwürfe aber bieten zusammen ein
so vortreffliches reiches Material, daß daraus der end
gültige Plan gefertigt werden kann. Auffallend in den
Entwürfen sind einzelne Anordnungen, die die gleichen
oder ähnliche sind, und Bauwerke, die in allen Entwürfen
ähnlich wiederkehren. So
haben alle mit Preisen aus
gezeichneten Entwürfe die
Rheinstrecke Basel-Schaffhau
sen in drei Staustufen ein
geteilt mit Wehren bei B i r s -
f e 1 d e n , S ch wjö r s t a d t,
S ä c‘k i.'n g'e n und R e c h ^
i n g e n; das Preisgericht
schließt sich der Richtigkeit
dieser Anordnung an. Alle
Entwürfe haben auch auf der
Strecke Schaffhausen-Unter
see bei Rheinklingen eine
Staustufe eingeordnet; das
Preisgericht aber’l verwirft
diese Anordnung, weil sie der
künftigen Aufgabe, der Regu
lierung der Bodenseewasser
stände vorgreift und weil diese
Strecke sehr wahrscheinlich
schon durch einfaches Aus
räumen des Flußbettes schiff
bar gemacht werden könne,
yj Um das Gefälle auszu
nützen, werden an den Ufern
Aufgang^ zum'Schönenberg.
Federskizze von Max Fürst, Eilwangen.