16./30. Nov. 1920
BAUZEITUNO
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dierenden müsse das Bestreben bekämpft werden, mit der
Ausbildung so bald als möglich fertig zu werden, um
durch die Abschlußprüfung die Berechtigung für gewisse
Forderungen erlangen zu können. Hauptaufgabe sei, so
viel und so vollkommen zu arbeiten, als es die Kräfte er
lauben. Hochwertige Erzeugnisse müssen Deutschlands
Stellung im Welthandel neu begründen. Der Studierende
müsse deshalb beim Studium auf einem Gebiete festen Fuß
fassen, die Grundlagen beherrschen und hierauf sein Stu
dium weiter zu bauen und später in der Praxis sichere
Arbeit leisten zu können. Eine wesentliche Vorbedingung
für den Erfolg des Studiums und der späteren Täbgkeit
sei die gründliche Werkstatlausbildung, die, wenn irgend
möglich, länger als ein Jahr, richtiger zwei Jahre dauern
solle. Der Ingenieur habe in den nächsten Jahrzehnten
Qualitätsärbeiter zu erziehen, dazu bedürfe er selber eine
längere Werkstattausbildung als bisher, was möglich sei,
weil die Militärdienstpflicht weggefallen ist. Von vorn
herein müsse sich der werdende Ingenieur ferner bewußt
Baustoffe gewählt werden, die nur bedingt oder gar über
haupt nicht frostbeständig sind.
Man muß'sich vor allen Dingen daran erinnern, daß
die Frostbeständigkeit aller Baustoffe in innigem Zusam
menhang mit ihrer Porosität und dem Widerstand der
Poren Wandungen gegen den Druck des in ihnen gefrieren
den Wassers steht. Ein wesentliches Erfordernis ist da
bei ein gewisses Maß der Füllung der Poren und Kapillare
mit Wasser. Im allgemeinen kann man sagen, daß die
Zerstörung von Baustoffen durch Frost am ehesten durch
Porenlosigkeit verhindert wird. Weiterhin kommt sie
dann nicht zur Wirkung, wenn die Baustoffe trotz ihrer
Porosität so voluminös sind, daß etwa eindringendes
Wasser nirgends eine völlige Porenfüllung herbeiführt.
Ersteres ist der Fall bei allen dichten, d. h. undurchlässi
gen natürlichen und künstlichen Steinen, letzteres bei gut
gebrannten Ziegelwaren, Terrakotten usw.
Zu den künstlichen Steinen, die zum Belage von Fuß
böden und Wänden verwendet werden, und die dichtes
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Siedlung.
Architekt Paul Fischer, Naumburg.
sein, daß die künftige Stellung Deutschlands im Welt
handel vor allem abhängt von der Stellung des Ingenieurs
zum Arbeiter, von der Fähigkeit, den Arbeiter in techni
schen Dingen zu führen, wie erforderlich, von der Gesin
nung, welche Ingenieur und Arbeiter als Mensch gegen
seitig empfinden. An den Vortrag schloß sich eine leb
hafte Aussprache, an der sich die Herren Herberg, Bantlin,
Baumann, Taaks, Lind, Kittel, Steinbauer, v. Bach und
Breitling beteiligten. Hierauf erstattet Herr Staatsrat
v. Bach den Bericht des Ausschusses zur Beratung von
Vorschlägen, den Betrieb von Dampfkesseln wirtschaft
licher zu gestalten, in erster Linie die Ausbildung der Hei
zer betreffend. Herr Oberingenieur Schmid gab hierzu
wertvolle Mitteilungen über die derzeitigen Bestrebungen,
in Preußen Heizerschulen einzurichten. Die beiden Be
richte, welche die Einrichtung von Heizerschulen und Hei
zerprüfungen ablehnen, fanden die volle Zustimmung der
Versammlung
Frostbeständige Plattenbelage.
Die Wahl der Bodenbeläge und Wandbekleidungen
für Bauteile, die gleichzeitig der Kälte und Feuchtigkeit
ausgesetzt sind, wird nicht immer so sachgemäß vorge
nommen, daß die Widerstandsfähigkeit gegen die Wirkung
des Frostes sichergestellt ist. Vielmehr wird häufig die
Erfahrung gemacht, daß, sei es ans Unkenntnis des Ge
friervorganges und seiner Wirkung auf die ihm ausgesetz
ten Stoffe, oder sei es aus Vernachlässigung der Eigen
schaften der in Betracht kommenden Baustoffe, solche
Gefüge aufweisen, gehören neben den aus Glasmasse her
gestellten Erzeugnissen die keramischen Fliesen, und unter
diesen nehmen die gesinterten Fliesen wiederum die erste
Stelle ein. Demgegenüber sind die ungesinterten glasier
ten Steingutwandplatten nicht als frostbeständig zu be
trachten, wenn sie auch trockene Kälte in sehr niederen
Graden ohne Nachteil auszuhalten vermögen. Der Hinzu
tritt von Wasser in den porösen Scherben führt jedoch
meist zu ganzer oder teilweiser Zerstörung der Fliesen
dadurch, daß das etwa die Poren füllende Wasser beim
Gefrieren die Glasurdeckschichte oft unter Mitreißen von
Scherbenteilen absprengt. Man verwendet daher die gla
sierten Steingutwandplatten nicht an Gebäudeteilen, an
denen sie nicht vor Sättigung mit Wasser — sei es Regen
oder anderes Wasser — geschützt sind.
Nun gibt es aber zahlreiche Fälle, die eine Bekleidung
von Wänden und Fußböden mit sogenannten massiven
Belagstoffen auch dann als erwünscht oder vorteilhaft er
scheinen lassen, wo reichlicher Wasserzutritt nicht fem-
geh alten werden kann. Es sei nur an die Bekleidung von
Fassadenteilen an der Wetterseite, an Gebäudesockeln, in
ungeheizten industriellen Räumen wie Schlachthallen, in
Bassins, aut Gehwegen usw. erinnert. Teils aus ästheti
schen teils aus Nützlichkeitsgründen wird hier ein steini
ger Belag gefordert, der den Witterungseinflüssen und der
Gefahr des Erfrierens Widerstand leisten kann. In vielen
Fällen genügen die aus sorgfältig ausgewählten und auf
bereiteten Tonen stark gepressten und bis zu einem weit
gehenden Grad von Dichtheit gebrannten Tonwaren, die