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BAUZEITUNG
Nr. 48/4Ö
insgesamt 15 Werke) 732 700 PS., die Kleinstleistung
239 880 PS., die mittlere Jahresleistung 592 300 PS.
Zieht man die mittlere Jahresleistung der bestehenden
Kraftwerke (Augst-Wy'en, Rheinfelden, Laufenburg und
Eglisau) mit etwa * 34 000 PS. ab und läßt auch den
Rheinfall außer Betracht, so ergeben sich nach dem Ent
wurf „Freier Rhein“ und „Flotte Fahrt“ noch rund
440 000 PS. mittlere Jahresleistung, was einer jährlichen
Energiemenge von rund 2,5 Milliarden Kilowattstunden
entspricht.
Nach allen durch die Rheinschiffahrtsverbände Basel,
St. Gallen und Konstanz mit Unterstützung der deutschen
und schweizerischen Regierung geleisteten vorbildlichen
und umfangreichen Vorarbeiten, handelt es sich nun
darum, im weiteren Zusammenarbeiten der Verbände
einerseits mit den beteiligten deutschen Bodenseeuferstaa
ten und dem Reich (wozu nun auch noch Frankreich tritt,
welches eigennützig die Strecke Straßburg-Basel durch
Anlage von Seitenkanälen dem Schiffahrtsverkehr entziehen
will, wogegen die Schweiz in erster Linie protestiert),
andererseits auf der Grundlage der Preisentwürfe das
Projekt weiter zu fördern zum baureifen Entwurf, der
Finanzierung und Durchführung. K. B.
Betriebseröffnung des Hallenschwimmbades
(Herschelbades) in Mannheim.
Am 15. November 1920 wurde das Hallenschwimm
bad in Mannheim dem Betrieb übergeben. Der Eröff
nung ging ein kleiner Festakt am 13. November nach
mittags voraus, zu welchem die Staats- und städtischen
Behörden erschienen waren. Am Sonntag, 14. November,
fand eine Besichtigung durch den Unterbadischen und
Mannheim-Ludwigshafener Architekten- und Ingenieur
verein und die Gesellschaft der Aerzte statt. Es dürfte von
allgemeinem Interesse sein, die wichtigsten Angaben über
diese große Anlage der Fachwelt bekannt zu geben; hier
bei wird auf die erschöpfende Veröffentlichung in der Zeit
schrift für Bauwesen, Jahrgang 1917, Heft 1/3, Verlag
von W. Ernst und Sohn, Berlin, verwiesen. Aus der
Baugeschichte ist zu erwähnen, daß das Bad in der Zeit
vom 3. Juli 1912 bis April 1916 errichtet wurde, es gelang
also, diese Anlage in der Hauptsache noch vor dem Krieg
fertigzustellen, und demnach konnten sämtliche Konstruk
tionen und Einrichtungen noch in Friedensqualität aus
geführt werden. Die Eröffnung konnte mit Rücksicht auf
Kohlenmangel und die Unmöglichkeit, während des Krie
ges geeignetes Personal zu beschaffen, nicht früher erfol
gen, und auch jetzt ist natürlich der Betrieb durch die
Kohlennot noch bedroht.
Das Bad wurde im Mittelpunkt der Stadt errichtet.
Den Anstoß zu seiner Errichtung gab eine Stiftung des
verstorbenen Stadtrats Herschelin Höhe von 500000
Mark. Der Bauplatz hat eine Größe von 5795 qm, davon
sind überbaut 4529 qm. Die Anlage ist damit die zur
Zeit größte in Deutschland. Sie enthält eine große Mittel-
halle, in ihr befindet sich die Kasse. Von der Mittelhalle
sind alle Badeabteilungen mit Ausnahme der 3. Schwimm
halle direkt zugänglich.
Auf der Südseite schliesst sich andieMänner-Schwimm-
halle mit einem Schwimmbecken von 27,9.12,17 m und
3.00 m Tiefe, einer Wasserfläche von 339,54 qm und
einem Wasserinhalt von 664,67 cbm, mit 74 Auskleide
zellen und 97 Auskleideplätzen.
Auf der Nordseite ist die Frauen-Schwimmhalle mit
einem Schwimmbecken von 21,75.13,5 bezw. 8,7 m, einer
Wasserfläche von 216,81 qm und einem Wasserinhalt von
326,37 cbm. Die Tiefe beträgt 2,95 m. 60 Auskleidezellen
und 52 Auskleideplätze.
Eine Wannenbadabteilung I. und II. Klasse für Män
ner und Frauen mit 33 Wannenbädern in 2 Geschossen
und 4 Gruppen; erweiterungsfähig durch Ausbau des
Untergeschosses auf 49 Wannen.
Ein Dampfbad, bestehend aus zweigeschossigem Ruhe-
raum, Duscheraum, Dampfraum, Massageraum, Warm
luft- und Heißluftraum, Schottischer Dusche, Lichtbad,
Reinigungsraum und Sonnenbad, mit einer Gesamtfläche
von 591,39 qm; dazu 2 Reserveräume.
Der Weg nach der Schwimmhalle führt an der 22,50
Meter langen Wäscheausgabe vorbei, mit 2000 Fächern
zur Aufbewahrung von den Badegästen gehöriger
Wäsche.
An die Wäscheausgabe schließt sich nach Osten die
Wäscherei an, die nicht nur die Badewäsche, sondern
sämtliche Büro- und Schulwäsche der Stadt zu reinigen
hat. Unter der Wäscherei liegen die Maschinenräume,
an diese schließt sich an das Kesselhaus und der Kohlen
bunker.
Die III. Schwimmhalle hat mit Rücksicht auf den hier
zu erwartenden starken Verkehr einen besonderen Zugang
erhalten. Das Schwimmbecken in dieser Halle hat eine
Länge von 22,78 m und eine Breite von 11,54 m, eine
Wasserfläche von 262,88 qm und einen Wasserinhalt von
462,16 cbm, eine Wassertiefe von 3,00 m; sie enthält
keine Zellen, sondern nur 158 Auskleideplätze in zwei
Geschossen. In den drei Schwimmhallen können mithin
gleichzeitig baden 441 Personen.
An Nebenanlagen sind vorhanden: In der Männer-
schwimmhalle die Einrichtung für Betrieb eines Wellen
bades, ferner sehr reichliche Reinigungsräume, und zwar
in der Männerschwimmhalle in 4 Räumen 40 Fußwannen
und 20 Brausen, in der Frauenschwimmhalle 12 Fuß wan
nen, 7 Brausen und 7 Brausezellen, ferner ein Frisierraum.
In der III. Schwimmhalle 28 Fußwannen und 14 Brausen.
Sehr geräumige Abortanlagen, die dadurch besonders groß
gestaltet werden konnten, daß ihre Unterbringung im
Untergeschoß möglich war. Ein Hundebad mit den üb
lichen Einrichtungen, ferner zwei Ankleideräume für das
Personal, eine Kantine, einige Werkstätten und Personal
aborte, 10 Aufenthaltsräume für die Wärter bei den ein
zelnen Badeabteilungen.
Als nicht zur Badeanlage gehörig wurde über den
Wannenbädern in zwei Geschossen eine Volksbücherei
geschaffen für 50 000 Bände, mit drei Lesesälen und Ne
benräumen mit einer Gesamtgrundfläche von 860 qm,
Räume, die später einmal zu einer Erweiterung des Wan
nenbades benützt werden können.
Im Erdgeschoß befinden sich noch die Räume für
einen Friseur, im Untergeschoß eine zentrale Lüftungs
anlage, im Erdgeschoß ein Dienstzimmer für den Ver
walter, in einem besonderen Dienstwohngebäude drei
Dienstwohnungen für den Verwalter, 1. Maschinisten und
1. Heizer.
Die ganze Anlage hat einen umbauten Raum von
64 460 cbm, und die Kosten betragen vorbehaltlich der
endgültigen Abrechnung 2 150 000 Mark, das cbm um
bauter Raum kostet demnach 33,35 Mark.
Die Anlage wurde entworfen und ausgeführt durch
Stadtbaurat Perrey, der maschinentechnische Teil durch
Stadtbaurat Volckmar. Die hauptsächlichsten Mitarbeiter
waren vor dem Kriege Regierungsbaumeister Kneucker
und Bauführer Kolb, während des Krieges Dipl.-Ing.
Gerach, die Bauführer Pfitsch, Eckert und Elzer.
Bei dem Rundgang fanden die Einrichtungen des Ba
des, die dank der Mitwirkung von Frauen- und Männer-
Riegen der Schwimmvereine im Betrieb vorgeführt wer
den konnten, allseitigen Beifall. Bei der Betriebseröftnung
setzte ein sehr starker Betrieb ein, ein Zeichen, daß diese
Anlage, deren Schaffung von der Mannheimer Bevölke
rung seit Jahren herbeigesehnt wurde, einem außerordent
lich dringenden Bedürfnis entspricht.