Süd- und mitteldeutsche
DTUH
Heue folge der Bauzeitung für Württemberg, Baden, fie;
ElsaB-Gofhringen.
Gegründet als Würtlembergische Bauzeitung im ]ahre 1904
Inhalt: Normen-Ausschuß der Deutschen Industrie. — Verschiedenes. — Vereins-
mitteilungen.
Alle Rechte Vorbehalte».
Normen-Ausschuß der Deutchen Industrie.
Unter dem Druck der Notwendigkeit, mit allen Mitteln
eine Herabsetzung der Selbstkosten anzusfreben und in
der Erkenntnis, daß die Normung ein wirksames Mittel
für diesen Zweck darstellt, hat auf allen Gebieten der
deutschen Industrie eine rege Vereinheitlichungsarbeit ein
gesetzt. Gleichzeitig hiermit entstand aber die Gefahr
einer unverantwortlichen Kräftezersplitterung. Es würde eine
Vergeudung nationaler Energie im höchsten Grade be
deuten, wenn jetzt jeder Betrieb, jeder Verein oder jede
Behörde für sich an die Vereinheitlichung der jeweils
herzustellenden oder benötigten Erzeugnisse gehen würde.
Sehr bald würde der Zustand eintreten, daß von der einen
Seite zur Norm erhoben wird, was die andere grundsätzlich
verwirft. Schon in den ersten Anfängen der im großen
einsetzenden Vereinheitlichungsarbeit konnte beispiels
weise festgestellt werden, daß an vier Stellen unabhängig
voneinander die Normung der Rohrleitung in Angriff ge
nommen wurde und daß drei Verbände an der Verein
heitlichung von gezogenen und gewalzten Metallen ar
beiteten. Das gleiche war bei Zahnrädern, Werkzeugen
u. a. m. der Fall. Der Gedanke, eine Stelle zu schaffen,
welche die Bestrebungen auf Vereinheitlichung zusammen
faßt, sie planmäßig fördert und ausbaut, führte im Dez
ember 1917 zur Gründung desNorme n-A usschus-
sesder Deutschen Industrie.
In dem Heft 1, 1919 seiner Mitteilungen sind auch
zwei Normen für das Baugewerbe, nämlich für Fenster
und Innentüre des Kleinhauses veröffentlicht und zunächst
der Kritik unterstellt. Wir geben die Erläuterung hier
wörtlich wieder:
D I Norm 111, Fenster des Kleinhauses.
Blendrahmendoppelfenster mit äußerem Pfosten und ohne
Kämpfer. Entwurf 1.
Das Normblatt behandelt Doppelfenster mit äußerem
festen Pfosten, aber ohne Kämpfer und ohne inneren
festen Pfosten. Als Beispiel ist ein dreischeibiges Fenster
gezeichnet; ein zweischeibiges würde entsprechend dem
Normblatt 107 mit nur 32 mm starken Rahmenhölzern
zu bilden sein. Die Stärke des inneren Blendrahmens
beträgt sowohl bei den ein- und zweischeibigen wie
auch bei den drei- und vierscheibigen Flügeln 22 mm.
Die Frage, ob einfache oder Doppelfenster auszu
führen sind, muß nach den örtlichen Verhältnissen beur
teilt werden. Doppelfenster stimmen in den Gesamt-
und Einzelmaßen mit den einfachen Fenstern so überein,
daß im äußeren die gleichen Flügel verwendet werden.
Die Sprossen der inneren Flügel müssen in gleicher Höhe
mit den äußeren Flügeln liegen. Hieraus und aus dem
Umstande, daß die inneren Flügel breiter und höher sein
müssen, ändern sich die Scheibenmaße gegenüber den
äußeren Scheiben. Es ist berücksichtigt worden, daß die
Seitenlängen der inneren Glasscheiben eine gerade Zenti
meterzahl ergeben.
D I Norm 112, Innentüren des Kleinhauses.
Entwurf 1.
Im Entwurf für die Innentüren von Klein- u. Mittel
wohnungen sind die Rahmenstärken und die Größen ver
schiedener Türtafeln festgelegt. Eine Rahmenstärke von
36 mm ist für Türen mit eingestemmten Schlössern bestimmt,
für Türen mit Kastenschlössern genügt 32 mm Stärke. Die
Höhe der Tür soll nicht unnötig groß gewählt werden,
1,95 m sind für das Durchbringen der gebräuchlichsten
Möbel in den meisten Fällen ausreichend. Für städtische
Wohnungen, in denen höhere Türen üblich sind, mögen
2,05 m hohe Türen verwendet werden. Die Türbreite er
hält ein Höchstmaß von 980 mm. In Kleinwohnungen sind
oft geringere Abmessungen erwünscht, um eine möglichst
weit ausnutzbare Wandfläche zu behalten. Türen, die den
Eingang zu Wohnräumen bilden, brauchen selten breiter
als 850 mm ausgeführt zu werden. Für Verbindungstüren
zwischen zwei Wohnräumen und Türen zu Schlafkammern
genügen schon 720 mm Breite. Eine Breite von 590 mm
reicht für untergeordnete Räume, z. B. Speisekammern, aus.
Derartige Türen brauchen auch nur 1,85 m hoch zu sein.
Für die Aufteilung der gegebenen Türtafeln in Rahmen
und Füllungen sind als Beispiele Türen mit schmalen
Füllungen angeführt; denn breite Füllungen würden in
der gegenwärtigen Zeit nur schwer und mit großen Kosten
herzustellen sein. Das mittlere Rahmenstück würde bei
der gewählten Anordnung ungefähr in der Höhe des Tür
schlosses üegen. Dies ist auch bei eingesteckten Schlössern
nicht bedenklich, da im vorliegenden Falle das mittlere
Rahmenstück für die Festigkeit der Tür entbehrlich ist,
also unter Umständen nur mit Feder in die senkrechten
Rahmenbretter eingeschoben zu werden braucht.
Dem Normen-Ausschuß der Deutschen Industrie Berlin
N. W. 7., Sommerstr. 4 a, können Einwände bis zum I.
April d. J. mitgeteilt werden.
Verschiedenes.
Stuttgart. Vorprüfung zur Bauwerkmeisterprüfung.
Anfang April wird die Vorprüfung zur Bauwerkmeister
prüfung abgehalten werden. Meldungen für diese Prü
fung sind bis 18. März bei der Direktion der Baugewerk
schule einzureichen.
Zurückzahlung der gestundeten Mieten. !m Ham
burger Grundeigentümer-Verein wurde eine lebhafte Aus
sprache herbeigeführt über die Frage: „Wie erhalten die