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BAUZEITUNG
Nr. 11/13
würfe für Holzbalkendecken und Fenster aufgestellt hat
und nunmehr Normblatt-Entwürfe für Treppen, Türen,
Dachstühle, Schornsteine, Pflastersteine, Hausbrandöfen,
Kanalisations-Gegenstände, Tonröhren, Zementröhren be
arbeitet.
In Würdigung der vom Normen-Ausschuß für die
Umstellung auf die Friedensfertigung geleisteten wichtigen
Arbeit, haben die Behörden und industriellen Firmen
durch Zuschüsse das Bestehen des Normen-Ausschusses
für absehbare Zeit gesichert. Es ist allerdings dringend
erwünscht, daß dem Normen-Ausschuß noch weitere
Mittel zufließen, um die zahlreichen schwebenden Auf
gaben einer baldigen Lösung zuführen zu können.
Liegenschaftsumsätze in Stuttgart.
Bericht der Firma Chr. Pfeiffer, Stuttgart, Schulstr. 17,
für das Jahr 1918. Nachdem sich in den ersten Kriegs-
jahren die Nachfrage nach Grundbesitz in der Hauptsache
auf sofort verfügbare Fabrikgebäude, Landgüter und
Villen in der Stadt und auf dem Lande erstreckte, hat sich
dieselbe im Laufe des Jahres 1918 auch auf Rente- und
Geschäftshäuser in größerem Umfang ausgedehnt, sodaß
belangreiche Umsätze stattgefunden haben.
Nach amtlichen Ermittlungen hat der Umsatz in
Groß-Stuttgart 77 536 000 Mk. betragen, gegen 41 563 000
Mark im Vorjahre. Starke Nachfrage für Grundbesitz
bleibt bestehen, besonders für Geschäftshäuser aller Bran
chen, nachdem der Krieg beendet ist und sich zahlreiche
Feldzugsteilnehmer jetzt selbständig machen wollen. Das
Gleiche gilt auch für Beteiligungen kaufmännischer und
technischer Kreise an bestehenden, gut eingeführten Ge
schäften, Fabriken usw. Nachfrage besteht weiter für
Fabrikgelände mit Bahnanschluß und in Rücksicht auf die
bald zu erwartende Inangriffnahme der Neckar-Kanalisa
tion für Gelände am schiffbaren Fluß. Wasserkräfte sind
ebenfalls gesucht. Der Hypothekenmarkt war besonders
begünstigt, weil viele Gelder Anlage in Hypotheken fin
den, sollen. Der Zinsfuß betrug bis Mitte des Jahres
5 Prozent für erste Stelle, ging aber dann im Herbste bis
auf 4)4 Prozent zurück, und hiezu bleibt Geld in größeren
Beträgen angeboten. Zweite Stelle bedingt 5 Prozent für
ausgesucht gute Posten. Das Vermietungsgeschäft in
Wohnungen war das ganze Jahr über außerordentlich
belebt; die Verhältnisse brachten es mit sich, daß stärkster
Nachfrage nur ein bescheidenes Angebot gegenüberstand.
Während noch vor zwei Jahren jedes Mietgesuch befrie
digt werden konnte, sind im Laufe des Berichtsjahres die
verfügbaren Wohnungen derart zusammengegangen, daß
in allen Größen und Preislagen ein ungewöhnlich großer
Mangel herrschte. Infolge völligen Stillstandes der Bau
tätigkeit seit nahezu fünf Jahren ist diese Erscheinung be
greiflich, und es ist zu hoffen, daß angesichts des gün
stigen Oeldangebotes für Hypotheken private Unternehmen
in verhältnimäßig kurzer Zeit sich wieder dem Erbauen,
von Wohnhäusern zuwenden werden. Zunächst wird
dieses Gebiet wohl in der Hauptsache dem Staat, den
Gemeinden und den gemeinnützigen Vereinen Vorbehalten
bleiben. Für Geschäftsräume findet seit Herbst starke
Nachfrage satt, sowohl für Läden wie für Fabrikations-,
Büro- und Ausstellungsräume, und es wird hierin gleich
falls bald Mangel eintreten. Möblierte Wohnungen wur
den das ganze Jahr von zuziehenden Familien gesucht.
Entwertung eines Hausgrundstücks durch industrielle
Anlagen auf dem Nachbargrundstück.
rd. Auf dem einem Wohnhause benachbarten umfang
reichen Gelände war mit behördlicher Genehmigung eine
Hochofenanlage errichtet worden, deren Betrieb für den
Eigentümer des erwähnten Hauses erhebliche Belästigun
gen mit sich brachte. — Der schädlichen Einwirkungen
wegen, die von der Hochofenanlage ausgehen und die das
ortsübliche Maß wesentlich überschreiten, hatte die Vor
instanz dem auf Schadloshaltung klagenden Hauseigen
tümer eine Entschädigung in Form einer Rente zuerkannt.
Hiermit war der Kläger jedoch nicht einverstanden, son
dern er verlangte Entschädigung in Kapital, da infolge
der schädlichen Einwirkungen der Verkaufswert des Hau
ses erheblich gesunken sei. Das Reichsgericht hat dieses
Verlangen des Klägers für begründet erklärt. Wenn die
Vorinstanz eine Entschädigung des Klägers in Kapital für
unangebracht hält, weil sie zu seiner ungerechtfertigten
Bereicherung führen würde, falls künftig der Hochofen-
betrieb zum Erliegen kommen sollte, so übersieht sie,
dass derartige, bloss unterstellte Möglichkeiten in
Schadensprozessen bei der Bestimmung über den Um
fang und die Art der Entschädigung regelmäßig auszu
scheiden haben. Im übrigen — so führte das Reichsgericht
weiter aus — steht die Art der Entschädigung nicht im
freien Ermessen des Gerichts, sondern es ist grundsätz
lich daran festzuhalten, daß nach Paragraph 249 B.G.B.
die Entschädigung in Kapital zu leisten ist. Nur da, wo
besondere Umstände eine Ausnahme von der Regelvor
schrift rechtfertigen, ist die Zubilligung einer Rente statt
haft. Hier begehrt der Kläger Ersatz dafür, daß durch
die von der Hochofenanlage ausgehenden, schädlichen Ein
wirkungen das Haus minderwertig geworden und deshalb
beim Verkaufe der Preis erheblich hinter dem früheren
Sachwert zurückgeblieben ist. Es handelt sich also um
einen in der Person des Klägers entstandenen, mit dem
Verkauf des Hauses abgeschlossenen Anspruch und nicht
um den Ersatz künftigen Schadens. Die Schadensaus
gleichung muß demnach durch Kapitalzahlung erfolgen.
Württembergischer Baubeamtenverein.
Einladung an unsere Mitglieder.
Am Sonntag den 4. Mai d. J. vormittags 11 Uhr fin
det im Gesellschaftshaus „Bauhütte”, Büchsenstr. 53,1,
in Stuttgart, eine Mitgliederversammlung mit folgender
Tagesordnung statt:
1. Rechenschaftsbericht über die Kriegsjahre 1914-1918.
2. Kassenbericht.
3. Voranschlag für das Jahr 1919.
4. Satzungsänderung und Behandlung der rechtzeitig
eingelaufenen Anträge.
5. Neuwahl des Ausschusses und Vorstands.
Hiezu werden hiemit unsere Vereinsmitglieder ebenso
herzlich als dringend eingeladen.
I. A. Der Vorstand.
Eine Stunde vor Beginn der Mitgliederversammlung
am 4. Mai d. J. findet im gleichen Lokale eine kurze Aus
schußsitzung statt, Beginn vormittags 10 Uhr, wozu die
verehrten Ausschußmitglieder freundl. eingeladen werden.
Württembergischer Baubeamten-Verein. Als Vereins
mitglied hat sich angemeldet: Bauamtswerkmeister Gott
hold Gürrbach in Stuttgart, Rotebühlstraße 159.
Wettbewerb.
Bei einem vom Heilbronner Wohnungsverein A.-G.
veranstalteten engeren Wettbewerb für eine Kleinhaus-
Siedlung wurden zwei gleiche Preise von je M. 500.—
zuerkannt den Entwürfen:
„Alte Art“: Architekt St e i g 1 e d e r, Stuttgart,
„Wechselspiel“: Regbmstr. Schott, Heilbronn.
Die Pläne werden im Festsaal der Oberrealschule
am 29, 30. und 31. März ausgestellt je vormittags von
729—12 Uhr und nachmittags von 2—6 Uhr.
Verantwortlich: Karl Schüler, Stuttgart. Druck Gustav Stürner in Waiblingen