Süd- und mitteldeutsche
ATOM
Heue folge der Bauzeitung Für Württemberg, Baden,
Elsaß-Lothringen.
Gegründet als Württembergisdie Bauzeitung im Jahre li
Inhalt; Die Bestimmung des Stauinhaltes bei Talsperren,für Wasserk
Wetibewerb für eine Kleinhaus-Siedelung in Heilbronn. -
sierungsbestrebungen. — Militäranwärter und Staatsstraßenmeister. — Bekannt
machung. — Rundschau. — Vereinsmitteilungen. — Wettbewerb. — Bücher.
Alle Rechte Vorbehalten.
Die Bestimmung des Stauinhaltes bei Tal
sperren für Wasserkraftanlagen
von Zivilingenieur Johannes Wörner, Cannstatt.
M. d. V. d. Ing.
Bei der Bestimmung des Inhaltes geplanter Talsperren
anlagen sind zwei Gesichtspunkte maßgebend. Erstens,
soll die Talsperre die Abflußmengen des abgesperrten
Gebietes ganz ausnützen, dann ist der Inhalt abhängig
von der Größe des Abflusses, der aus dem abgesperrten
Staugebiet zu erwarten ist. Der sich aus dieser Berech
nung ergebende Inhalt ist der größtmögliche. Zweitens
soll die Talsperre die Schwankungen in der Wasserfüh
rung des betreffenden Gewässers, bis zu einer gewissen
Höhe ausgleichen, so wird der Inhalt stets kleiner werden
als wie im ersten Falle, ln diesem Falle ist der Inhalt
der Talsperre abhängig von der Belastungsziffer des
Wassertriebwerkes. Den größten Wert für den Stauin
halt erhält man, wenn das Werk die Belastungsziffer
ß = -ir - lfi
aufweist, d. h. das Werk ist täglich während 24 Stunden
voll ausgenützt, wie z. B. dies bei Holzschleifereien der
Fall sein kann. Wassertriebwerke, welche zum Betrieb
von Anlagen dienen wie Spinnereien, Webereien, Maschinen
fabriken und dergl., haben eine Belastungsziffer von
ß = ^ = 0,333
weil nur während 8 Stunden täglich gearbeitet wird. Bei
solchen Anlagen kennt man die Belastungsziffer genau.
Die Belastungsziffer ist aber nicht nur allein von der
täglich/stündlichen Arbeitszeit abhängig, sondern auch
von der jährlich/täglichen Arbeitszeit beeinflußt. Bei einer
300 tägigen Arbeitszeit in einem Jahr und 8 stündiger
Arbeitszeit in einem Tag ergibt sich die Belastungsziffer zu
-
Auch unter Berücksichtigung der jährlichen Belastung läßt
sich für Anlagen vorgenannter Art die Belastungsziffer
genau bestimmen,
Bei Elektrizitätswerken ist die Bestimmung wesent
lich schwieriger.
Bild 1 zeigt beispielweise mit Kurve 1, das Belas
tungsdiagramm von einem Elektrizitätswerk als Kraft-,
Licht- und Bahnzentrale. Der Inhalt, der durch Kurve 1
und der Abszissenachse 0 M begrenzten Fläche zur
Fläche des Rechtecks O M Q P stellt die Belastungs
ziffer dar und beträgt im vorliegenden Falle 38 °/p-
Die maximale Sekundenleistung der Anlage ist ge
geben durch
N m = 10 . Q . h,
wobei Q die sekundliche Wassermenge in cbm, und h
das Nutzgefäll in m ist. Ist ferner T = 24.60.60 = 86400
Sekunden A m = der Inhalt der durch Kurve I u. s. w
begrenzten Fläche, so ist die verfügbare Arbeitsmenge
A m = N m . T
die tatsächlich vom Motor geleistete und abgegebene
Energie ist aber
A = y N dt
worin N die tatsächlich von den Turbinen geleistete Ar
beit, und dt das Zeitdifferential ist. N verändert sich
natürlich mit der Inanspruchnahme des Werks. Die
Belastungsziffer ist auch
ß ~ A_ = A—
^ A m N m .T
Der Energieverlust ist A, n — A - A m . (1 — ß)
N m
10 . h
Die sekundliche Wassermenge ist in cbm Q
Der Zweck der Talsperre ist nun der, diese Wasser
menge zurückzuhalten. Das Werk kann dann Verträge
auf eine weitaus größere Kraftleistung abschließen, wenn
das in Reserve befindliche Wasser zu Zeiten größerer
Belastungen nutzbar gemacht wird. Kurve li in Bild I
zeigt das Diagramm der künftig möglichen Leistung. Die
Ordinalen sind im Verhältnis 1: ß vergrößert. Die Maschi
nenanlage muß im Verhältnis N m : ß vergrößert werden.
Die Ordmaten geben bei Division durch 10. h die jeweili
gen Wassermengen in einer Sekunde an. Der Inhalt
der Talsperre wäre einfach nach der im Bild I schraffier
ten Ueberschußfläche Aj zu berechnen, also
J - mV cbm
der Inhalt der Talsperre würde nur dem Tagesausgleich