Full text: Süd- und Mitteldeutsche Bauzeitung (1919/20)

Süd- und mitteldeutsche 
Heue folge der Bauzeitung für Württemberg, Baden, 
€lsaß-üothringen. 
Gegründet als Würllcmbergisdie Bauzeitung im fahre 
Inhalt: Ueber den Einfluß von Staub im Betonmaterial. — Zur Lage 
marktes. — Einheitliche Ausschreibungsbedingungen im Baugewerbe. — Uauer- 
bauten und Behelfsbauten. — Vereinsmitteilungen. — Bücher. — Personalien. 
Fragekasten. — Unpünktliche Zustellung der Bauzeitung. 
Alle Rechte Vorbehalten. 
Ueber den Einfluß von Staub Im Betonmaterial. 
Die Anschauungen über die Bedeutung des staub 
feinen Materials in Sand und Kies bei der Herstellung 
von Beton sind in unseren Baukreisen sehr mannigfaltig. 
Es erscheint daher angezeigt, an Hand einiger zahlen 
mäßigen Feststellungen zur Sammlung weiterer Erfahr 
ungen anzuregen. 
Die Untersuchungen, auf welche hier verwiesen wird, 
erstrecken sich auf Beton, der unter Beibehaltung des 
gleichen Zements mit den Stoffen hergestellt wurde, die 
in Zusammenstellung I angegeben sind. 
Zusammenstellung 1. 
Von 100 gr fielen Staub durch das Sieb 
Material 0 
mit 900 Maschen 
1 mm 
3 mm 
auf 1 qcm 2 ) 
Lochweite 
Lochweite 
Rheinsand von Speyer 
3,1 
51,1 
75,8 
Basaliquetschsand von 
Immendingen 
17,3 
42,7 
82,1 
Kalksteinquetschsand 
von Rupprechtsstegen 
8,2 
19,3 
47,9 
Rheinkies von Speyer 
0,6 
— 
5,9 
Basaltschotter von 
Immendingen 
3,6 
5,5 
10,1 
1) Vergl. Mitteilungen über Forschungsarbeiten, 1909, Heft 72 bis 74, 
Zusammenstellung 2 und 43. 
2) Vergl. in dem in Fussbem. 1 bezeichneten Heft die Fig. 46, S. 36. 
Es handelt sich dabei um einen normalen Flußsand 
mit rd. 3 °/o Staubfeinem, ferner zwei Quetschsande, 
die 17,3 und 8,2 °/o Staubfeines enthielten. Der Rhein 
kies wies 0,6°/o, der Basaltschotter 3,6 °/o Staubfeines 
auf. Die Materalien sind als Durchschnittsproben, also 
ohne besondere Auslese der Materialprüfungsanstalt über 
geben worden. Die Verwendung erfolgte im lufttrockenen 
Zustand. 
Der Beton wurde aus 1 Raumteil Zement, 2 Raum 
teilen Sand, 3 Raumteilen Kies oder Schotter hergestellt; 
dabei ist mit zwei Wasserzusätzen gearbeitet worden, 
nämlich Wasserzusatz a, d. i. ein solcher, welcher für 
Eisenbeton in der Regel nicht unterschritten werden darf, 
und Wasserzusatz b, der nach dem Stande vom Jahr 
1907 als die obere Grenze für die gewöhnliche Verwen 
dung bei Eisenbeton anzusehen war. 
Die Ergebnisse sind in Zusammenstellung II nieder 
gelegt. 
Zusammenstellung II. 
Zusammensetzung des Betons 
(Raumteile) 
Würfelfestigkeit im Alter 
von 45 Tagen 
mit Wasser-j mit Wasser 
zusatz a zusatz b 
kg/qcm 
kg/qcm 
1) 1 
Zement, 
2 Rheinsand, 3 Rheinkies 
224 (1) 
201 (1) 
2) 1 
»> 
2 Basalt- 3 Rheinkies 
quetschsand, 
202 (0,90) 
157 (0.’8) 
3) 1 
2 Kalkstein- 3 Rheinkies 
quetschsand, 
191 (0,85) 
147 (0,73) 
4) 1 
V 
2 Rheinsand, 3 Basalt 
schotter 
233 (1,04) 
197 (0,98) 
5) 1 
>> 
2 Basalt- 3 Basalt 
quetschsand, Schotter 
178 (0,80) 
124 (0,62) 
Hieraus erhellt deutlich, daß die Festigkeit des 
Betons bei Verwendung staubreicher Sande 
(Reihe 2 und 3) erheblich kleiner ausfiel als 
bei Verwendung von Rheinsand, wie zu erwar 
ten steht, wenn die Aufgabe des Zements darin erkannt 
wird, daß Sand, Kies, Schotter u. dergl. in allen Tei 
len durch den Zement verkittet werden sollen. 
Besonders scharf tritt der Einfluß des staubfeinen 
Materials bei Reihe 5 zu Tage. Obwohl hier das Grund 
material der Basalt, nach Festigkeit, Kornform und Ober 
flächenbeschaffenheit sehr gute Vorbedingungen zur Er 
langung eines guten Beton aufwies, ist das Ergebnis 
sehr unbefriedigend ausgefallen, weil der Sand sehr viel 
Staubfeines enthielt und der Staub des Schotters noch 
hinzukam. 
Die Ergebnisse in Zusammenstellung II bringen fer 
ner anschaulich zum Ausdruck, daß der ungünstige 
Einfluß des Staubs bei Wasserzusatz b, wel 
cher zur Zeit bei Eisenbeton eher überschritten als unter 
schritten wird, größer ausfiel als bei Wasserzu 
satz <a. 
Die Feststellung zeigt, wie schon kürzlich an dieser 
Stelle hervorzuheben war, die Notwendigkeit,*' den Wert 
der Baustoffe vor deren Verwendung durch Material 
prüfungen sorgfältig zu erkunden. Es heißt auch hier; 
„Der Kräfte größte ist die Wahrheit“ - Graf.
	        
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