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BAUZEITUNG
Nr. 94/26
Zur Lage des Hypothekenmarktes.
In einer Versammlung der Hamburger Orundeigen»
tümerbank wurde auch die Lage des Hypothekenmarktes
einer eingehenden Besprechung unterzogen. Der Direktor
der Bank bemerkte, daß seit der Revolution, die den Unter,
nehmergeist völlig gelähmt habe, sehr viel Geld angeboten
würde. Man könne jetzt erste Hypotheken zu 4 und 4 1 /*
% und zweite Hypotheken zu 4V% % bekommen. Es werde
so viel Geld angeboten, daß dieser Zustand vom reinen
Standpunkt des Grundeigentümers aus angesehen, gerade
zu als ideal bezeichnet werden müsse. In Folge dessen
seien gar manche Banken an ihre Hypothekenschuldner
herangetreten und hätten den Zinsfuß herabgesetzt. Die
durch die Revolution hervorgerufenen Kursstürze der Pa
pierbörse hätten die Kapitalisten veranlaßt, sich mehr und
mehr dem Hyoothekenmarkte zuzuwenden. InFolge dessen
sei das Angebot von Geld jetzt so groß, daß die Gelder
kaum noch untenrebracht werden könnten. Erste Haus=
makler hätten sich an die Bank wegen Vermittlung von
hypothekarischen Beleihungen gewandt. Ein solches Ver
hältnis zur Hausmaklerschaft habe der Bank bei ihrer
Gründung - vorgeschwebt. Auf diese Weise werde sie zur
Zentralstelle für die Unterbringung von Hypotheken
geldem. Auch der Vorstand des Soarkassenverbandes
äußerte sich über den herrschenden Geldüberfluß: „Die
Oeldflüssigkeit hat einen solchen Umfang angenommen,
daß es bald nicht mehr leicht sein wird, lohnende Anlagen
zu finden. Die Banken haben bereits namhafte Ermäßig
ungen eintreten lassen, wünschen aber, daß die Sparkassen
gleichzeitig ihre Zinssätze ermäßigen. Die Sparkassen
sollten nicht warten, bis alle unter einen Hut gebracht
sind, sondern sich schnellstens mit den Nachbarkassen
einigen. Schwieriger liegen die Verhältnisse für den Zins
fuß der Spareinlagen. Es macht große technische Schwie
rigkeiten, während des [ahres den Zinsfuß zu ändern.
Allerdings gilt das nur für den „normalen” Zinsfuß. Den
„außerordentlichen” Zinsfuß für Einlagen auf längere Zeit
usw. kann man jederzeit ändern, wenigstens für die neuen
Zugänge. Man kann auch mit der Gewährung „außer
ordentlicher” Zinsen aufhören. Die Kapitalien werden
trotzdem zur Sparkasse kommen.”
(Anm. der Schriftleitung. Die Orundeigentümerbank
bestätigt uns auf unsere Rückfrage, daß der Bericht unseres
Mitarbeiters den Tatsachen entspreche. Die Bank bittet
uns aber, darauf hinzuweisen ,daß die besprochenen Ver
hältnisse sich lediglich auf Hamburg beziehen und daß die
Bank nur hatnburgisches Grundeigentum beleihe. Im An
schluß an diesen Vorgang wollten wir einer der in Süd
deutschland ansässsigen Hypothekenbanken Gelegenheit
geben, sich zum gleichen Thema zu äußern, diese glaubte
aber, davon absehen zu müssen.)
Einheitliche Ausschreibungsbedingungen im Baugewerbe.
Die Verhandlungen über die Anerkennung der vom
Deutschen Wirtschaftsbund entworfenen einheitlichen Be
dingungen für die Uebernahme und Ausführung von Bau
arbeiten, die in Zukunft für das ganze Reich Giltigkeit
haben sollen, sind seit einigen Monaten zwischen den Ar
chitektenverbänden und dem Deutschen Wirtschaftsbund
für das Baugewerbe aufgenommen worden.
Der Verband Deutscher Architekten» und Ingenieur
vereine hat einen Ausschuß bestimmt, bestehend aus den
Herren Magistratsbaurat Winterstein, Baurat B. Hoff»
mann und Baurat Seel, also aus einem städtischen, einem
staatlichen und einem freien Architekten, so daß diese drei
Interessegruppen an den Beratungen beteiligt sind. Das
Bestreben der großen Verbände, mit diesem Entwurf etwas
Einheitliches für das ganze Deutsche Reich zu schaffen,
würde durch gleichzeitige getrennte örtliche Verhand
lungen über dieselbe Materie wesentlich beeinträchtigt
werden. Eine Mitarbeit der örtlichen Verbände braucht
deshalb nicht ausgeschlossen zu sein. Indes wäre es drin»
gend wünschenswert, daß derartige örtliche Verhand
lungen nur soweit geführt würden, als es sich um eine
Klärung der Einzelfragen des Entwurfs des Deutschen
Wirtschaftsbundes für das Baugewerbe handelt, und daß
das Ergebnis dieser Verhandlungen dem Ausschuß des
Verbandes Deutscher Architekten» und Ingenieurvereine
und dem Deutschen Wirtschaftsbund für das Baugewerbe
als Material übersandt wird.
Dauerbauten und Behelfsbauten.
In einer Flugschrift des Dürerbundes (Der Wohnungs
bau nach dem Kriege) führt Stadtbaurat Högg aus, daß
wir sparsam bauen könnten und müßten. Sparsam sei aber
eine Wohnbauweise nur dann, wenn sie zweckmäßig sei,
unnötigen Zierrat vermeide, sich langsam abnutze, also
den Bewohnern ein dauerndes, gesundes und gemütliches
Heim biete. Bauten, die diesen Bedingungen nicht ent
sprechen, könnten nicht als sparsam bezeichnet werden.
Die Lehmbauweise bedeute einen baulichen Rückschritt.
Vor zu weit gehender Vereinheitlichung der Bauten sei zu
warnen, besonders wenn sie ohne Rücksicht auf örtliche
Verhältnisse angewendet werde. Trotzdem aber könne ge
spart werden und zwar an der Zahl der herzustellenden
Kubikmeter. Die Baumasse müsse soweit zusammenge
rückt werden, als es der Raumbedarf der Bewohner irgend
gestatte. Die Kosten richteten sich lediglich nach dem um
bauten Raum. Diese Frage sei schon wiederholt befriedi
gend gelöst worden. Solche den örtlichen Verhältnissen
angepassten Lösungen könnten dann als Typ gestempelt
und wenigstens für die nächste Zeit zwangsweise einge
führt werden. Das gelte aber nur für Dauerbauten. Da
neben müßten der Wohnungsnot wegen Behelfsbauten ge
schaffen werden, um das Wohnungselend zu beseitigen.
Sie dürfen aber nur so lange benützt werden, bis die
Dauerbauten vollendet sind. Eine Verquickung der Dauer-
und Behelfsbauten würde zu einer Verschlechterung der
Bauweise führen.
Wärmeverluste bei Hohlwänden und Decken.
Von Wilhelm Stettiner, i. Fa. Hermann Stettiner <S Co, Stuttgart.
Unter dieser Ueberschrift weist Herr Ziviling. Wör-
ner (Nr. 14T5 ds. Bl.) nach, daß beim Deckenbau wirk
liche Schalldämpfung mittels Lufträumen ein unerreich
bares Ziel ist. Auf Grund verschiedener Berechnungen
kommt er zu dem Resultat, daß der wärmetechnische Wert
einer Hohlwand gegenüber einer Massivwand ein nur
minimaler genannt werden muß.
Die Unmöglichkeit, stagnierende Luftschichten auf
die Dauer erzielen zu können, hat heute wohl jeder Bau
fachmann erkannt. Je größer die Luftbewegung, desto
größer die Wärmeverluste und dementsprechend der Koh
lenverbrauch. Also auch aus nationalökonomischen
Gründen muß Abhilfe geschaffen werden, obwohl die
Gebote der Hygiene allein schon Veranlassung sein müß
ten, Wohnräume zu schaffen, die auch im einfachen Klein
haus ein von der Außentemperatur möglichst ungestörtes
Wohnen ermöglichen.
Kork, das im Frieden idealste Isoliermaterial, ist in
den nächsten Jahren kaum zu erschwinglichen Preisen be
schaffbar. In der Fasertorfplatte ist eine Isolierplatte ge
funden, die als Ersatz, und zwar in des so übel beleumun
deten Wortes bester Bedeutung, angesehen werden darf.
Zunächst bietet das, nur ganz geringe Mehrgewicht
von ca. 6 Ko. pro qm kein Hindernis für die Verwendung,
da bei einem Gewicht für 4 cm starke Fasertorfplatten von