Full text: Götterlehre oder mythologische Dichtungen

den Wagen des Kricgesgottcs lenkt, ist eine unter« 
geordnete Göttergestalt. — In ihr ist nicht die erha 
bene Friedensstifterin, die Erfinderin der Künste 
noch mitten im wüthenden Treffen sichtbar; sondern 
nur die rasende Wuth ; die Grausamkeit; die Mord- 
lust; und die Zerstörung für sich allein. 
Daß in Mincrvens hoher Göttcrbildung, so wie 
beim Apollo, das ganz Entgegengesetzte sich zusam- 
nicnfindek, macht eben diese Dichtung schön, welche 
hier gleichsam zu einer höhcrn Sprache wird, die 
eine ganze Anzahl harmonisch ineinander tönender 
Begriffe, die sonst zerstreut und einzeln sind, in 
einem Ausdruck zusammenfaßt. 
So ist Minerva die verwundende und die hei 
lende ; die zerstörende und die bildende; eben die 
Göttin, welche am Waffcngetümmcl und an der 
tobenden Feldschlacht sich ergötzt, lehrt auch die 
Menschen die Kunst zu webe», uns aus den Oli 
ven das Ochl fzu pressen. 
Die furchtbare Zcrsiörerin der Städte, wett 
eifert mit dem Neptun, nach wessen Nahmen die 
gebildetste Stadt, die je den Erdkreis zierte, ge 
nannt werden sollte; und als der König der Ge 
wässer mit seinem Dreizack das kriegerische Roß 
hervorrief, so ließ sie den friedlichen Ochlbaum aus 
dev Erde sprossen, und gab der Stadt, worin die 
Künste blühen sollten, ihren sanftcrn Nahmen. 
Die Wildheit des Kriegerischen war bei dieser 
Göttergestalt durch ihre Weiblichkeit gemildert, und
	        
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