Full text: Götterlehre oder mythologische Dichtungen

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die Weichheit und Sanftheit des Friedens und der 
bildenden Künste, lag unter der kriegerischen Ge 
stalt verdeckt. — Was man sich selten zusammen 
denkt, lind was in diesem schönen Ganzen der Na. 
tur doch eingehüllt noch schlummert, das rief die 
hohe Dichtung in eine einzige viel umfassende Göt» 
tergcstalt herauf, und hauchte dem neu sich bilden 
den Begriffe Leben ein. 
Dhngcachtct des Entgegengesetzten stört doch keins 
der Bilder, welche diese Dichtung in sich vereinigt, 
die Harmonie des Ganzen. — Alles deutet auf kalte 
überlegende Weisheit, welche nie die Stimme der 
Leidenschaft hört, und zugleich in das Zurückschre 
ckende der gänzlichen Unzärtlichkeit sich einhüllt. 
Das versteinernde Haupt der Medusa drohet auf 
dem Schilde, welcher Mincrvcns Brust bedeckt; — 
es ist der düstre freudenlose Nachtvogel, der über 
ihrem Haupte schwebt. — Sie selber ist cs, die 
den duldenden, standhaften, kalten, und verschlage 
nen Ulysses in Schutz nimmt, und die ausgebrachten 
Helden zur Kaltblütigkeit zurückruft. — 
Auch wird in dicseit Dichtungen die sanftre krie 
gerische Macht der ungestümer» als überlegen dar 
gestellt. Da nemlich in dem Kriege vor Troja zuletzt 
die Götter selber, nachdem sie die Parthei der Grie 
chen oder Trojaner nahmen, sich zum Streit auf 
fordern z so tritt der wilde Kriegsgott Mars gegen 
die sanftre und erhabnere Pallas ans, und rennt
	        
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