Full text: Götterlehre oder mythologische Dichtungen

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fich Zwischen dem Hohen und Tiefen ein zarte- ge 
heimnisvolles Band knüpft. 
Auf den Marmorsärgen der Alken findet man 
oft den Raub der Proserpina abgebildet, — und 
hei den gcheininißvollcn Festen, welche der Ceres 
nnd der Proserpina gefeiert wurden, scheint es, als 
habe man gerade dieß Aneinandergrenzen de-Furcht 
baren und Schincn, zum Augenmerk genvmmcn, um 
die Gemüther der Eingeweihten mit einem sanften 
Staunen zu erfüllen, wenn das ganz Entgegen 
gesetzte sich am Ende in Harmonie auflöste.— 
An die Vorstellung vom Ackerbau, welche den 
Menschen nachher so gewöhnlich und alltäglich ge 
worden ist, knüpften fich i» jenen Zeiten , wo man 
noch die Gaben der Natur gleichsam unmittelbar 
aus ihrer Hand empfing, erhabne und schöne Begrif 
fe an; — es war die Menschheit und ihre höhere * 
Bildung selber, die man in dieser einfachen Vor 
stellung wiederfand, unter welcher man fich auch die 
ganze Natur mit ihrem wunderbarsten abwechselnden 
Erscheinungen dachte, und fich an dieselbe unter allen 
ihren Gestalten, so nahe wie möglich anschloß. 
Unter den hohen Eöttcrgestalteu ist Ceres eine 
der sanftesten und mildesten; demohngeachtet ließ fie 
auch den Crystchkhon, welcher an einem ihr geweih. 
tcn heiligen Haine Frevel verübte, ihre furchtbare 
Macht empfinden.— Sie selber warnte ihn zuvor, 
da er im Begriff war, die heilige Pappel umzuhauen ; 
als er aber dennoch den grausamen Hieb vollführte,
	        
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