Full text: Götterlehre oder mythologische Dichtungen

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So verehrt nun diese große Göttin selber war« 
so verächtlich waren größtentbeils ihre Priester, an 
welchen sie dafür, daß sie sich ihr gleichsam zu 
sehr Hähern wollten, eine furchtbare Rache nahm. 
Die Priester der Cybele entmannten in ihrer 
fanatischen Wuth sich selber, und geißelten und zer 
fleischten sich. Sie liefen in wilder Begeisterung mit 
fliegendem Haar umher, das Haupt in den Nacken 
und von einer Seite zur andern werfend. — Die 
hob. Göttin sahe den Trupp entmannter Weichlinge 
gleichsam triumphierend in ihrem Gefolge. — 
Es war die üppigste, ausschweifendste, sich selbst 
überströmende und in zerfleischende Wuth ausarten 
de Lebensfülle, welche den Zug der großen Erzeu 
gerin , der mächtigen Löwenbändigerin äst nthalben 
begleitete. 
Die große Mutter selber aber blieb stets ver 
ehrt. — Der Gottheit schadete die Raserei ihrer 
Priester nicht, — und der Begriff von ihr behielt 
unter allem MißbrauP ihrer Hoheit, seine »> sprünz- 
liche Erhabenheit, indem man in ihr, unter jeder 
Benennung, nichts anders als die allerzrugcnde, 
allbcfruchte.ldc und allbclcbende Mutter Natur, selbst 
verehrte. 
V a ch u s. 
Obgleich voit sterbliche» Müttern gebohren, sind 
Dachus und Herkitles dennoch dem Chore der himm 
lischen Götter zugesellt. Bnchus aber ist demohnge-
	        
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