Full text: Götterlehre oder mythologische Dichtungen

fc Natur beseelte. Die Quelle», die Berge, die 
Wälder, die einzelnen Bäume, hatten ihre Nymphen. 
Man knüpfte gern die Idee von etwas GLttli- 
chcm an das Feste nnd Bleibende, was die einzelneu 
Menschengeschlechter überlebt; an den festgegründe. 
tcn Berg, den immerwährende» Quell, und die 
tausendjährige Eiche. — 
Alle diese Dichtungen aber waren gleichsam 
nur der Wiedcrschein vom Gefühl erhöhter Mensch 
heit, der sich aus dem Spiegel der ganzen Natur 
zurückwarf, und wie ein reifendes Blendwerk über 
der Wirklichkeit gaukelnd schwebte. 
So schweifte dieOrrade auf den Bergen umher, 
um mit ihre» Schwester», im Gefolge der Diana, 
die Spur des Wildes zu verfolgen; jeder zärtlichen 
Neigung ihr Herz verschließend, so wie dir strenge 
Göttin, die sie begleitete. ,, > 
Mit ihrem Wasserkruge saß, in der einsamen 
Mittagsstunde , die Najade am Quell, und ließ 
mit sanften Murmeln, des Bacher klare Flntb 
hinströmen. — Gefährlich aber waren die Liebko 
sungen der Najaden; sie umarmten den schönen 
Hylas, des Herkules Liebling, als er Wasser 
schöpfte, und zogen ihn zu sich in den Brunnen 
herab. — Vergebens rief Herkules seinen Nahmen, 
nie ward sein Liebling mehr gesehen. 
Im heiligen Dunkel des Waldes wohnten die 
Dryaden; und die Hamadriade bewohnte ihre» 
einzigen Baum, mit dem sie gebohren ward und
	        
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