Full text: Götterlehre oder mythologische Dichtungen

45 
Diese ruhige Stellung der hohen Schicksalsgöt- 
tin, womit sie auf die weitaussehendeu Plane gleich, 
sam lächelnd herabsieht, ist eine vorzüglich schöne 
Idee des alten Künstlers, von dem sich diese Bil- 
düng herschreibt.— Während daß Götter ihre gan 
ze Macht, und Sterbliche alle ihre Kräfte aufbieten 
um ihre Entzwecke und Absichten durchzusetzen, hält 
die hohe Göttin, spielend den Faden in der Hand, 
an welchem sie die Umwälzungen der Dinge, und 
die stolzesten Entwürfe der Könige lenkt.— 
Die alten Götter. 
^»>ic Scheidung zwischen den alten und neuen Göt 
tern giebt de» mythologischen Dichtungen einen vor 
züglichen Neitz. Die alten Gottheiten sind, wie wir 
schon bemerkt haben, gleichsam in Nebel zurück ge 
treten , woraus sie nur noch schwach hervorschim 
mern, indeß die neuen Götter in dem Gebiete der 
Phantasie ihren Platz behaupten, und durch die bil« 
dendc Kunst bestimmte Formen erhalten, in welche 
sich die verkörperte Macht und Hoheit kleidet, und 
ein Gegenstand der Verehrung der Sterblichen in 
Tempeln und heiligen Hainen wird. 
Durch die alten Gottheiten aber sind die neu 
en gleichsam vorgebildet. — Das Erhabene und 
Göttliche, was immer schon da war, läßt die 
Phantasie in erneuerter und jugendlicher Gestalt.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.