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von unsterblichen oder von sterblichen Müttern
wieder gebohren werden, und giebt ihm Geschlechts
folge, Nahmen und Geburtsort, um es naher mit
den Begriffen der Sterblichen zu vereinen, und mit
ihren Schicksalen zu verweben.
Weil demvhngeachtct aber die Phantasie sich an
ke.ne bestimmte Folge ihrer Erscheinungen bindet,
so ist oft eine und dieselbe Gottheit, unter verschie
denen Gestalten, mehrmal da. Denn die Begriffe
vom Göttlichen und Erhabenen waren immer; al-
lein sie hüllten sich von Zeit zu Zeit in menschliche
Geschichten ei», die sich, ihrer Aihnlichkeit wegen,
rneinander verlohrcn, und labyrintisch verflochten
haben; so daß in dem Zaubccspiegel der dunkeln
Vorzeit, fast alle Göttergestalten, gleichsam im ver
größernden Widerscheine, sie noch einmal barstet»
len; welches die Dichter wohl genutzt haben, deren
Einbildungskraft, durch den Rcitz des Fabelhaften
in dieser dunkeln Verwebung mehrerer Geschichten,
einen desto freier» Spielraum fand.
A m o r-
Ist der älteste unter den Göttern. Er war vor
allen Erzeugvngen da, und regte zuerst das unfrucht-
bare Chaos an, daß es die Finsterniß gebühr, wor
aus der Aeiher und der Tag hervorging.
Der komische Dichter Aristophancs führt diese al
te Dichtung scherzend an, indem er die Vögel re«