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Die Stiftungstafel, früher in der Herrrnstube im Herrenhaus, ist ein
Altarschrein mit zwei bemalten Flügelthüren; auf dem linken Flügel sieht man
außen die Klosterbrüder im Vau der Kirche begriffen, und auf dem rechten, ivie
sie vvir Räubern überfallen werden und schwören, das Kloster nicht auszubauen.
Innen sieht man auf dein einen Flügel, wie Bischof Günther und Walther von
Lomersheim die Kirche der h. Maria darbringen mit den Worten:
Laß dir diß Opfer gnediglichen bevolen fein.
Ad nos flecte oculos, dulcissima virgo Maria,
Et defende tuam, diva Matrona, domum. 1493.
Auf dem andern Flügel sieht man innen den h. Bernhard und Abt Dieiher
vor der Maria Knieen und von diesem gehen die Worte aus:
„O Muter Gots empfahe das Opfer".
Auf der Tafel selbst steht init ver
goldeten Buchstaben die Geschichte von
der Gründung des Klosters. Gemacht
und Geschrieben 1450, Renovata 1616.
Das Herrenhaus, zum Theil
noch mit romanischen Theilen, hat in
seinem Erdgeschoß einen großen (jeht
verbauten) Saal, dessen aus starkem
Eichengebälk gezimmerte flache Decke
auf sechs sehr schönen Säulen vom
spätesten gothischen Geschmacke ruht;
sie haben Würfelknäufe, reich umflochten
von gothischem Stab- und Blumenwerk,
das sich auch an den Säulenschäften in wechselndem Spiel herabzieht. Die Nord
seite des ausgedehnten Gebäudes schmückt ein sehr zierlicher halbachieckiger steinerner
Erker; der Schlußstein seines Gewölbes trägt, gleichwie eine jener Säulen, einen
den Abtsstab haltenden Entenfuß, das Wappenzeicheir des Erbauers, des Abtes
Enlenfuß. Derselbe ließ auch im Jahre 1517 in der von der Sprechhalle init dem
Herrenhaus gebildeten Ecke die schöne, 1868 erneuerte Wendeltreppe mit hohler
Spindel erbauen, sammt folgender Inschrift:
parlaiorium, Wngrnschniik.
Anno domini MCCCCCXVII sub venerabili Domino Domino Johanne
Entenfus Abbate arte et ingenio fratris Augustini hoc opus erigitur.
An die nordwestliche Ecke des Herrenhauses stieß das alte Abts haus,
die spätere Prälatur; die von Abt Heinrich II. 1384—1402 errichtete d. h. um
gebaute domn8 abbatialis, denn, wie schon oben beinerkt wurde, weist ihr Erd
geschoß in romanische Zeit; abgebrochen im Jahre 1751, war sie bis dahin Wohnung
der Aebte oder Prälaten. An der noch stehenden Hinteren Mauerivand befindet
sich ein gothisches Fenster und eine gothische Stabwerkspfvrte mit der Jahreszahl
1497: hier war vielleicht die Kapelle des Abtshauses.
Dann ist noch zu erwähnen der sog. W-interspeisrsaal, jetzt Winterkirche,
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