Full text: Erste Abtheilung. Eiserne Brücken. Heft 1 (1,1)

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bei Brückenträgern mit grösseren Spannweiten. Obwohl 
hierdurch die Anwendung der Träger mit vollen Wan 
dungen auf Brücken mit kleineren Spannweiten 
beschränkt wurde, so erforderte doch die ungleich grös 
sere Zahl der in Eisenbahn- und Strassenlinien vorkom- 
rnenden kleineren eisernen Brücken, zu welchen jene fast 
ausschliesslich verwandt wurden, eine desto sorgfältigere 
Ausbildung der hierher gehörigen Constructionen mit ho 
mogenen und zusammengesetzten Trägern. 
2. Die neuesten Constructionen der Brücken 
mit geschlossenen Wandungen. 
Hatte man bis zu den 50er Jahren die Ergebnisse der 
oben erwähnten Hodgkinson'scheu Versuche als mass 
gebend für die Bildung der Querschnitte gusseiserner und 
walzeiserner Träger angesehen, so war hierdurch die 
zweckmässigste Materialvertheilung im Querschnitte zwar 
angebahnt, aber noch nicht erreicht. Erst die theoretischen 
Untersuchungen von itebhann*) stellten die Bedingungen 
des kleinsten Materialaufwandes bei bestimmten 
Anforderungen für verschiedene einfache Querschnittsfor 
men fest: Untersuchungen, welchen sich die von Kl ose**)' 
über die Bedingungen des grössten Tragvermögens, 
sowie über die zweckmässigste Höhe der mit Doppel 
flanschen versehenen eisernen Träger anreihten. Diese Un 
tersuchungen zeigten, dass die beste Materialausnutzung 
bei überall gleicher und zwar der geringsten zu 
lässigen Metallstärke erfolgt, welche von den klein 
sten bis zu den grössten Trägern erfahrungsgemäß von 
1 Cmtr. ( 3 / 8 " pr.) bis zu 2 Cmtr. ( 3 / 4 " pr.) steigt. 
Da es, nach allen angestellten Versuchen, gestattet 
ist, innerhalb der Elasticitätsgrenzen, bis zu welchen das 
Material von Brücken - Constructionen nie angestrengt 
werden darf, die Druckfestigkeit des Walzeisens 
seiner Zugfestigkeit gleich, also p—s zu setzen, 
so ergeben sich für die I-förmigen Querschnitte massiv ge 
walzter Träger gleiche Flanschen stärken und da 
sich ferner zeigte, dass die zweckmässigste Höhe des Trä 
gers sich wenig ändert, mag die Dicke jeder Flansche der 
einfachen Blechstärke gleich oder diese aus mehreren La 
mellen zusammengesetzt sein, wobei übrigens jede Ver 
stärkung der Flansche auf Kosten ihrer Breite erfolgt, so 
ergeben sich die Oonstructionsregeln: 
1) bei Trägern mit kleineren Spannweiten die Dicke 
der Flanschen der einfachen Blechstärke gleich 
zu nehmen; 
2) bei Trägern mit grösseren Spannweiten, also zu 
nehmenden Flanschenbreiten, unter -Beibehalt des 
Flanschquerschnittes, dessen Breite zur Ver 
meidung von Verbiegungen nach Bedarf zu ver 
ringern und dessen Dicke entsprechend und 
zwar derart zu vergrössern, dass dieser Zusatz, 
die Höhe des Trägers um gleichviel vermehrt. 
Bezeichnet unter den genannten Umständen und bei 
unbeschränkter Constructionshöhe <5 die überall gleiche, ge 
ringste zulässige Blechdicke, .s die grösste zulässige Span 
nung der Flächeneinheit, so ergibt sich die zweckmässigste 
Höhe des Trägers 
für einen gegebenen Inhalt f seines Querschnittes 
h ~ 1/2 [L + <) )' 
und für ein gegebenes Angriffsmoment 
2) h=-2d + Xf 
' sd 
während die Flanschbreite 
3) 
t) 
*) Vgl. dessen Theorie der Holz- und Eisenconrstructionen. 
Wien 1856. 
**) Vgl. dessen Theorie der eisernen Träger mit Doppelflan 
schen. Hannover 1802. 
und das grösste Widerstandsmoment 
4) AMmax = S ~ (h — 2ff) 2 
O 
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beträgt. 
Auch für zusammengesetzte, aus Blechplatten und 
Winkeleisen bestehende Träger, deren Querschnittsinhalt 
bekannt ist und, nach Abzug der Winkeleisen, /' 1 beträgt, 
wurde, unter Beibehaltung der früheren Bezeichnungen, 
annähernd 
Ä = 8/2 (i + <J ) 
und für ein gegebenes Angriffsmoment, wenn b die Schen 
kelbreite der Winkeleisen mit der Schenkelstärke ä be 
zeichnet, 
6) ■ • h=-6b + 5ff-|-1/3 + 4 8 j2 
' so 
als günstigste Trägerhöhe gefunden. 
Die praktische Verwerthung dieser und anderer theo 
retischer Resultate, sowie die fortgesetzten Erfahrungen bei 
der Fabrikation und Anwendung der vollen Balkenträger 
förderten die Construction der aus ihnen herzustellenden 
Brücken. Statt der, noch in den 50er Jahren angewandten, 
eingeleisigen Blechbrücken mit je 3, zwischen und ausser 
halb der Geleisestränge liegenden, gleichen Trägern oder 
mit je zwei, unter den Fahrschienen liegenden Haupt- und 
je zwei, die Bankette unterstützenden Seitenträgern wurden 
in der Folge nur noch zwei Hauptträger zur di- 
recten oder nahezu directen Unterstützung des Geleises 
verwendet. Diese belegte man, statt der Bohlen, mit langen, 
starken und dicht liegenden Querschwellen, welche zugleich 
die Bankette bilden und, selbst in dem Falle einer Ent 
gleisung, das Durchbrechen des Zuges verhindern oder ver 
sah sie bei beschränkter Constructionshöhe entweder nur 
mit mehreren, die Fahrschienen direct oder mittels Lang- 
scliwellen aufnehmenden Querträgern oder, nach Art der 
Gitter- und Fachwerkbrücken, mit Quer- und Schwellen 
trägern und mit aussen angenieteten Consolen zur Unter 
stützung der Bankettbohlen. Insbesondere wurden und 
werden bei Spannweiten von 1 bis 5 Mtr. gewalzte mas 
sive Balken, ohne oder mit besonderen, aufgenieteten 
Gurtungsplatten und zwar bei freier Constructionshöhe 
deren zwei, bei beschränkter Constructionshöhe deren 
vier als Zwillingsträger, mit zwischenliegender Fahrschiene, 
auf je 30 bis 40 Cmtr. Entfernung combinirt, angewendet. 
Bei Spannweiten von 5 bis 10 Mtr., für welche sich, 
nach den gegenwärtigen Leistungen der Walzwerke, Massiv- 
balken von hinreichender Stärke mit Vortheil nicht mehr 
auswalzen lassen, werden, wegen der Vortheile einfacherer 
und besserer Herstellung, leichterer Controle und Unter 
haltung und unbeschränkter Vertüeilung von Aussteifungen 
und Querträgern die Blechbrücken den Gitter- und 
Fachwerkbrücken vorgezogen, bei Spannweiten über 10 
Mtr. dagegen, wegen des Vortheils einer billigeren Her 
stellung steifer Verticalwandungen, diese und zwar vor 
zugsweise die letzteren gewählt. 
Bei Zwischenconstructionen geschlossener und 
gegliederter Brückenträger finden zu Schwellenträgern 
gewöhnlich Blechbalken, seltener massive oder Fachwerks 
balken, zu Querträgern am zweckmässigsten die Blech 
balken, ohne oder mit Unterbrechung durch Fachwerk 
zwischen den Schwellenträgern, Anwendung*). Die Detail 
bildung erstrebt die Gegenwart, unter Ausschluss des Guss 
eisens von allen, einer Erschütterung ausgesetzten Con- 
structionstheilen, durch Anwendung der solidesten, billig 
sten und am leichtesten ausführbaren Construction unter 
Verwendung der gangbarsten Walzeisensorten und zweck 
mässigsten mechanischen Apparate. 
So erhalten, um zumal den höheren Trägern die 
nöthige Stabilität zu geben, deren Enden, statt der früher 
nicht selten angebrachten, gusseisernen Seitenhaltungen und 
*) Vgl. Referat des Kgl. Preuss. Handelsministeriums. Organ 
f. d. Fortschritte des Eisenbahnwesens. 1. Snpplementbd. Wies 
baden 1866. S. 78 fl'.
	        

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