Full text: Erste Abtheilung. Eiserne Brücken. Heft II (1,2)

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774" engl.) Entfernung der Fusspunkte angewandt, die ein 
zelnen Stützweiten der Brückenbahn und unteren Gurtung 
aber durch Einschaltung je dreier Hängstangen auf den 
vierten Theil derselben ermässigt. Die mittlere derselben 
ist unmittelbar an dem über ihr befindlichen Dreiecks 
scheitel aufgehangen, die beiden anderen hängen an zwei 
einfachen Hängwerken, welche sich in der Mitte beide auf 
denselben Scheitel, andererseits auf die oberen Enden der 
auf die unteren Hauptknotenpunkte gestellten lothrechten 
Druckpfosten stützen. Jede Tragwand zerfällt in zwei, je 
1,02 Mtr. (41“ engl.) von einander abstehende Träger, deren 
Obergurt aus hohlen gusseisernen, aussen eckigen, innen 
runden, durch Muff, Flanschen und Bolzen unter einander 
verbundenen Röhrenstücken, deren Untergurt aus 8 bis 10 
aufrechten Flachschienen, deren Zugbänder aus Flacheisen 
und deren Streben aus Röhren bestehen, die bei zunehmen 
der Stärke aus 4, 6 und 8 Segmenteisen ohne oder mit 
zwischengelegten Flacheisen zusammengenietet sind. Eine 
Vermehrung der Unterstützungspunkte der Brückenbahn 
bei Brücken mit grossen Spannweiten und Höhen der 
Trag wände wurde ferner durch eine entsprechende Ver 
mehrung der Stabreiben erreicht, wodurch dieses 
mehrfache System des gleichschenkligen Dreiecks einen 
Gitterträger ohne Verticalvorsteifungen darstellt. So haben 
Brücken der oster reichischenSüdbahn*) bei Spann 
weiten von 50 Mtr. ein dreifaches System von Stäben mit 
Maschendiagonalen von 1,006 Mtr. und diese eine Verstär 
kung ihrer Anschlüsse an die Gurtungen durch Ausfüllung 
der dort von ihnen gebildeten Dreiecke mit Dreiecksblechen 
von gleicher Grösse erhalten. 
Die bedeutende Veränderung der inneren Spannungen 
continuirlieher Träger, welche bei den wenigen, oft 
*) Vgl. Normalien d. österr. Südbahn, aufgestellt von Pres 
sei Hft. IV n. Taf. 5 dieses Heftes. 
II. Statische 
Bezeichnet A M das Angriffsmoment und V M das Wi 
derstandsmoment für den beliebigen Verticalschnitt eines 
abgesetzten Trägers mit gegliederter Wandung, so erfor 
dert dessen Construction, dass das grösste Angriffsmo 
ment dem kleinsten Widerstandsmomente höchstens gleich, 
also 
1) “Mmax < w Mmin 
sei, und dass die grösste angreifende Verticalkraft den 
kleinsten Verticalwiderstand höchstens erreiche, also 
2) “Vmax < "Vmin 
sei, wesshalb diese Werthe zunächst zu bestimmen sind. 
1) Bestimmung der grössten Angriffsmomente. 
Bezeichnet 
A M y den Theil des Angriffsmoments, den die Verkehrslast, 
„ „ „ „ „ das Trägergowicht, 
A Mb „ „ „ „ „ die Brückenbahn in 
Bezug auf einen lothrechten Schnitt in der Entfernung x 
vom linken Auflager hervorbringt, so ist das Gesammt- 
angriffsmomont 
3) . . . . a M = + »M t + »Mb 
a. Grösstes Angriffsmoment der Verkehrslast. 
Besteht die Verkehrslast aus den ungleichen Einzel 
lasten Q1Q2• •-Qm ■ • Qu und nennt man deren ungleiche 
Abstände vom linken Auflager bezw. DZ 2 .. Z m . l n vom 
rechten Auflager bezw. h l 2 .. Z m ... Z u , so ist für den Quer 
schnitt, in welchem sich die Last Q m befindet, 
4) & M y =Ax Qi(x Z 1 ) Q 2 (x—P)—.. (>,„_!(a’—Z m—1 ) 
worin der von der Verkehrslast herrührende Auflagerdruck 
unvermeidlichen Senkungen ihrer Stützpunkte eintreten, 
gaben die Veranlassung, bei Ausführung der meisten neue 
ren Brücken, selbst solchen mit zahlreichen Oeffnungen, nur 
abgesetzte Träger zu verwenden, auf welche die erwähnte 
Veränderung in der Höhenlage ihrer Stützpunkte fast 
ohne Einfluss bleibt. Um diesen Vortheil nicht aufzu 
geben und gleichwohl eine Continuität der Träger herzu 
stellen, construirte Gerber auf Grund eines ihm unter 
dem 0. Decembar 1800 ertheilten Patentes Balken trä 
ger mit freiliegenden Stützpunkten*), bei welchen 
ein auf zwei Pfeilern liegender Balken, Stützbalken, 
über diese Pfeiler hinaus verlängert, als Stützpunkt für 
einen folgenden, freien Balken dient, dessen anderes Ende 
entweder auf einem Pfeiler, oder, wie das erste, auf dem 
freiliegenden Stützpunkte eines folgenden Stützbalkens ruht. 
Da hierbei die Pfeilerreactionen nicht mehr von der Bie 
gung der Träger, sondern' nur von der Grösse und Ver- 
theilung ihrer Belastung abhängen, so übt auch eine 
Senkung des Pfeilers keinen Einfluss auf die inneren Span 
nungen der Träger, sondern nur auf die Höhenlage der 
nächstliegenden Balkenträger aus. Die erste von Gerber 
nach diesem Princip ausgeführte Brücke über den Main 
bei Hassfurt erhielt polygonale Gurtungen, dagegen ha 
ben die Träger der im Jahre 1872—73 von ihm nach 
demselben System ausgeführten Strassenbrücke über die 
Don an bei Vilshofen mit 4 Endöffnungen von je 51,0 
Mtr. und einer Mittelöffnung von 04,5 Mtr. Spannweite 
durchweg parallele Gurtungen mit zweifacher Stabreihe 
nach dem System des gleichschenkligen Dreiecks erhalten, 
welche in den beiden Endöffnungen je einen und in der 
Mittelöffnung einen doppelten, freiliegenden Stützpunkt 
besitzen. 
*) Vgl. Ztschr. d. bair. Arch. u. Ing. Ver. München 1870. 
S. 25 ff. 
Berechnung. 
5) A = ^ (Qih + Q2I2 + . . . Qmln + ... ■ Qnl n ) 
beträgt. Setzt man die Summe der links vom Querschnitt 
befindlichen Lasten 
Ql + Qi +.. . Qm—1 = Pl 
diejenige der rechts von demselben befindlichen Lasten 
Qnrr 1 + Qn1+2 ~P . . . Qn —— Pi 
so ergiebt sich das grösste Angriffsmoment, wenn sämmt- 
liche Einzellasten P = Qi + Q 2 + ...Q n möglichst 
gross und so über den Träger vertheilt sind, dass jene 
über dem betrachteten Querschnitt stehende 
Last Q m möglichst gross und 
wird, also die Lastsummen auf den zu beiden Sei 
ten jenes Querschnitts befindlichen Strecken 
diesen letzteren- möglichst nahe proportional 
oder wenn die auf die Längeneinheit vertheilten 
Lasten beider Strecken einander möglichst 
gleich sind*). 
Besitzt ein Brückenträger N Felder, also N—1 frei 
liegende Knotenpunkte, so ist für jeden der letzteren nach 
den vorstehenden Regeln durch Verschiebung des Zuges 
.*) Vgl. Winkler, Der Brückenbau. Heft I. Lfrg. 1. Wien 
1872. p. 18. Man erhält diese ungünstigste Laststellung, wenn man 
die aufeinander folgenden Lasten z. B. eines aus den schwersten 
Locomotiven und beladenen Lastwagen bestehenden Eisenbahn 
zuges mit den zugehörigen Radständen auf einen Papierstreifen 
aufträgt und diesen so lange horizontal verschiebt, bis eine mög 
lichst grosse Axlast auf den untersuchten Querschnitt trifft und 
die zu beiden Seiten des letzteren befindlichen Lastsummen obiger 
Bedingung entsprechen.
	        
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