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trugen, worauf in Entfernungen von je 1,52 m die höl
zernen Querträger sammt einem 7,5 cm starken Bohlenbe
lag ruhten. Die ungleich bedeutendste Hängbrücke dieser
Zeit war die in den Jahren 1819/26 von Telford zwischen
der Küste von Carnarvon und der Insel Anglesea
erbaute Kettenbrücke über die Menaistrasse bei Bangor
mit einer Oeffnung von 176,6 m Spannweite, 13,07 m
Pfeilhöhe und 31 m über den höchsten Springfluthen hän
gender, 8,53 m breiter Brückenbahn. Zwei grosse, mit
den Ufern durch Bogenstellungen verbundene, pyramidale
Kettenpfeiler tragen vermittelst Rollstühlen die in vier
Reihen nebeneinander hängenden und so vertheilten Haupt
ketten, dass sie einen 1,22 m breiten Fussweg in der Mitte
und zwei je 3,66 m breite Fahrbahnen zu beiden Seiten be
grenzen. Jede dieser Reihen enthält vier Kettenstränge,
welche abwechselnd aus je 2,74 m langen Haupt- und je
26,87 cm langen Kuppelgliedern bestehen und durch Stell
glieder regulirbar verbunden sind. Die zur Verminderung
von Schwankungen mit den erwähnten Bogen Stellungen
festverbundenen Rückhaltketten sind in dem Felsengrund
mittelst je 15 cm starker Riesenbolzen und starker, gegen
die Wände der Kettenschächte durch eiserne Winkel ab
gesteifter, gusseisernerWurzelplatten verankert. Fast gleiche
Construction erhielt die zu gleicher Zeit und über dieselbe
Meerenge von demselben Erbauer ausgeführte, 99,67 m
weit gespannte Conwaybrücke.
Die ersten, nach dem Vorgänge der Amerikaner in
Frankreich ausgeführten Hängbrücken waren die von
den Gebrüdern Seguin zu Annonay im Jahre 1821 er
bauten Drahthängbrücken für Fussgänger, welchen i. J.
1824 die auch für Fuhrwerk bestimmte Drahtbrücke über
die Rhone zwischen Tour non und Tain mit zwei Oeff-
nungen von je 89 m lichter Weite und 8 m Pfeilhöhe
folgte, deren Brückenbahn zu beiden Seiten von sechs je
27 mm dicken, 0,4 m übereinander, aber in verschiedenen,
untereinander parallelen Ebenen hängenden Drahttauen
und lothrechten Drahtseilen von derselben Stärke — welche
letztere in Entfernungen von je 1,2 m abwechselnd an den 6
Tauen mittelst eiserner Ringe befestigt sind — getragen
wird. Die beiden, i. J. 1823 von Brunei für die Insel
Bourbon erbauten Hängbrücken waren die ersten Ketten
brücken auf französischem Boden, deren Bahn durch Ket
ten mit entgegengesetzter Krümmung, sogenannte Gegen
ketten, versteift war. Die in drei Reihen hängenden, zwei
Fahrbahnen von je 2,95 m Breite begrenzenden Tragketten
ruhen auf dem aus einem gemauerten Unterbau und
aus einem durchbrochenen gusseisernen Aufsatz bestehenden
Tragpfeiler, sowie auf den über den Landpfeilern aufge
stellten, gusseisernen Böcken in vertikalen, um einen Bol
zen pendelartig sich drehenden Gliedern, um bei Tempe
raturwechsel nachtheilige Einwirkungen derselben auf die
Pfeiler zu vermeiden.
Die erste Hängbrücke Oesterreichs war die i. J.
1824 von Schnirch über einen March arm bei Schloss
Strassnitz in Mähren ausgeführte Kettenbrücke, welcher
die i. J. 1825 in Wien aus Stahl erbaute, zur Verbindung
der Vorstadt Landstrasse mit dem Prater dienende So
phienbrücke und der i. J. 1828 eröffnete Karlsketten
steg über den Donaukanal in der Nähe des Schranzeis
in Wien folgte. Im J. 1824 erhielt auch Russland die
ersten Hängbrücken: die Panteleimonsbrücke über die
Fontanka und die unter dem Namen Postbrücke be
kannte Fussgängerbrücke über die Mo'ika in Peters
burg. Zu den Kettengliedern dieser Brücken verwandte
man sibirisches Eisen, dessen qcm auf einer von dem
Erbauer, General Betancourt, construirten hydraulischen
Prüfungsmaschine 3750 kg bis zum Zerreissen aushielt
und bei jedem Kettengliede auf 1875 kg geprüft wurde.
Zum Schutze vor Oxydation wurden die im Mauerwerk
liegenden Theile der Rückhaltketten mit einer Mischung
von Oel und Ziegelmehl eingerieben, mit einem fettigen
Firniss aus Seife, Wachs und Leinöl überzogen und in
eine mit demselben Firniss getränkte Flanelllage ge
wickelt, während man den zwischen Ketten und Mauer
werk verbliebenen Zwischenraum mit Wachs ausfüllte.
Von demselben Erbauer und an demselben Orte wurden
in den Jahren 1825 und 1826 noch die sogenannte ägyp
tische Brücke über die Fontanka und die über den
Katharinenkanal führende Vier-Löwen- und Vier-
Greifen-Brücke ausgeführt.
Die erste deutsche Hängbrücke ist die i. J. 1827
in Schlesien erbaute Kettenbrücke an dem Eisenwerk Ma-
lapana, welcher i. J. 1829 die Kettenbrücke über die Reg
nitz in Bamberg mit 64,26 m Spannweite und 4,31 mPfeil-
höhe folgte, deren Rückhaltketten mittelst je 1,16 m langer
Bolzen und gusseiserner Platten verankert sind, gegen welche
sich einhüftige Gewölbe, deren Scheitel an den Ufermauern
beginnen, stemmen. In demselben Jahre wurde von Clark
die 1823 begonnene Hammersmithbrü cke über die
Themse in London, s. Taf. 1, Fig. 8 u. 9, mit einer
Mittelöffnung von 121,8 m Weite und zwei Seitenöff
nungen mit Halbbogen von je 44,34 m Weite vollendet,
deren vier — aus je zwei, in einem Abstande von 0,3 m
lothrecht übereinander hängenden Ketten bestehende — Trag
ketten die 9 m breite Brückenbahn in einen 6 m breiten
Fahrweg und in zwei, je 1,5 m breite Seitenbahnen für Fuss
gänger theilen und durch Oeffnungen der Zwischenpfeiler
gehen, worin sie auf zwei Sätzen gusseiserner, 27,5 cm
starker Walzen ruhen. Die Tragketten der Seitenbahnen
durchschneiden die Fahrbahn, von wo ab sie die letztere
mittelst gusseiserner Pfosten unterstützen, und durchsetzen
das 6,3 m hohe, 14 m lange, auf einem Pfahlrost ruhende,
mit dessen Querschwellen verzahnte Verankerungsmauer
werk, auf dessen Rückseite sie an starke, gerippte, guss
eiserne Platten mittelst elliptischer Bolzen befestigt sind.
Die zur Zeit längste Drahthängbrücke in Europa
baute i. J. 1832 Chaley über das Saanethal zu Frei
burg in der Schweiz, s. Taf. 1, Fig. 12—18, mit einem
Abstande von 273 m der Mitten ihrer Kabelpfeiler. Die
in 6,46 m Entfernung nebeneinander, behufs seitlicher
Versteifung in geneigten Ebenen hängenden Kabel haben
bei einer lichten Oeffnung von 265,2 m einen Pfeil von
19,28 m, tragen eine 246,26 m lange, 51 m über dem
Wasserspiegel des Flusses liegende Brückenbahn und sind
hinter den Kabelgliedern in 16 m tiefen, mit umgekehrten
Quader-Gewölben ausgemauerten Schächten, s. Fig. 12 u. 16,
verankert. Jedes Drahtkabel enthält 20 Stränge, und zwar
12 von 56 und 8 von 48 Drähten, zusammen 1056 Drähte
von je 7,44 qmm Querschnittsfläche und 610 kg Zugfestig
keit. Die Vereinigung aller Drähte erfolgte durch Um
wickelung ihrer je 10 cm übereinander greifenden Enden mit
ausgeglühtem Draht. Die Tragkabel laufen, zu Bändern
verbreitert, über dreifache, auf den Pilonen drehbar be
festigte Rollen, s. Fig. 15, endigen in Schleifen und
sind in der Nähe der Brückenbahn mit den gleichfalls
in Schlingen endigenden Ankerkabeln durch je zwei halb-
cylindrische Bolzen mit zwischen dieselben eingeschalteten
eisernen Keilen verbunden, welche durch die übereinander
gehenden Endschlingen gesteckt und, behufs Anspannung
der Taue, angetrieben sind. Vor dem Eintritt in die ver-
ticalen Ankerschächte laufen die Ankertaue über ähnlich
befestigte Rollen und sind am Boden jener in der durch
Fig. 17 u. 18 dargestellten Weise verankert. Die in
Fig. 13 u. 14 dargestellten Hängeisen bestehen aus
schwachen, mittelst Oesen an die Sättel der Tragkabel
sowie an die Bügel der Brückenquerbalken befestigten
Drahtseilen, während die Construction der Brückenbahn
sich aus Fig. 13 ergiebt.
Drahtbrücken verschiedener Construction entstanden
in den Jahren 1835—39 über die Seine in Paris, die
Vilaine bei Roche Bernard, die Seine bei Conflans
St. Honorine und über die Dordogne beiCubzac, von
welchen die letzteren drei bezw. in den Fig. 25,11 und 26, 27
dargestellt sind und folgende Eigenthümlichkeiten zeigen.
Die Trag- und Spannkabel der ersteren sind so vereinigt,
dass sie ein zusammenhängendes Ganze bilden, wesshalb
die Verankerungsschächte eines jeden Ufers in der Tiefe
von 14 m durch einen Stollen verbunden sind. Die Draht
kabel der Seinebrücke bestehen aus je 4 Tauen auf jeder
Seite, wovon je zwei über- und je zwei nebeneinander