Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 43, Bd. 2, 1883)

Mittheilungen über Ausstellungen und Schulen. 
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Mittheilungen über Ausstellungen. 
vilfen-Arbeiten nur noch Kunstwerke zeitigen könnte; wenn aber 
jar die Meister sich zusammenthäten, um ihrer Hände Werke zu 
*Iponiren, so ergäbe sich in natürlicher Steigerung eine Samm— 
üng von Stücken, für welche nur noch in den Museen der rechte 
Platz zu finden wäre! Oder als zweite Möglichkeit: daß nämlich 
zie ausgestellten Arbeiten nur zum Theil Produkte der Lehrlings— 
hätigkeit sind! Und in diesem Falle schaden diese Ausstellungen 
janz ungeheuer! Nicht allein verschieben sie in ganz unverantwort— 
icher Weise den Gesichtspunkt, aus dem das Gewerbe beurtheilt 
ein will — denn ein Gewerbe steht wesentlich anders, wenn schon 
eine Lehrlinge Mustergültiges, ja, fast Unübertreffliches liefern, 
ils wenn die „Herren Jungens“ nur ihren normalen Antheil an 
den erfreulichen Leistungen der Gewerbe haben — sondern noch 
iefer einschneidende, schlimme Folgen sind das Ergebniß der Lüge, 
die da an die Oeffentlichkeit tritt! Einer Lüge, die den Vorgesetzten 
nit dem Untergebenen unter einer Decke zeigt, und die also alle 
Schranken der Disziplin untergräbt. Im besten Falle wird der 
Lehrling schweigen, wird die Ehrenbezeugungen, die auf sein schuld— 
oses Haupt herniederschmettern, mit Würde entgegennehmen und 
wird uͤber kurz oder lang — selber glauben: er sei ein Hauptkerl! 
— Wir haben mit einem Tischlermeister gesprochen, der eben mit 
der Besichtigung von zwei Nußbaum-Bettstellen zu Ende gelangt 
var. „Das kann auch ein Geselle nicht machen, der erst seit zwei 
der drei Jahren losgesprochen wurde!“ — Da liegen auf einem 
der Tische links vier von J. Metzer rechtwinklig zusammengefügte 
Brettchen, die Wände zu einem Kasten. In vier verschiedenen 
Arten sind sie „gezapft“, und keinerlei Ausstattung, keine Politur, 
ein Um und Auf irritirt über den Werth dieser wahrhaft ausge— 
eichneten Lehrliugsarbeit! So sauber und fein auch die Arbeit 
iusgeführt ist und so sehr sie den Kenner wie den Laien befriedigen 
nuß, so wenig kommt Cinem doch der leiseste Zweifel darüber, 
y»b das der vielleicht 15jährige Metzer leisten koünte, ob nicht. 
AInd seine Akkuratesse rühmten Meister mehr, als jene große eichen— 
eschnitzte Flügelthür, die auch der talentvollste Lehrling nicht 
ertig bringt, wenn ihm nicht sehr tüchtige Gesellen die Haupt— 
irbeit abnehmen! — Wir verzichten für heute auf weitere Details, 
tiachdem wir im Allgemeinen unseren Standpunkt dahin präzisirt 
saben, daß wahrhaftige Lehrlingsarbeiten entschieden zum Heile 
der Gewerke an die Oeffentlichkeit treten, daß man aber alle 
Täuschungen mit ganz besonderer Strenge fernhalten sollte. Wir 
hließen mit einer Episode, der wir selbst beiwohnten, und die 
hoch gar nicht charakteristischer zur Bekräftigung dessen, was wir 
agten, erfunden werden könnte. Der Minister von Goßler nebst 
inigen auderen Ehrengästen will ein Patentsopha besichtigen, das 
ils Arbeit des Lehrlings Hugo Wustrow ausgestellt ist. Einige 
Hriffe sollen genügen, um das Sopha zu einer breiten Doppel— 
»ettstatt umzugestalten. Man ruft den Meister des betr. Lehrlings 
nerbei, und der packt das Ding bald vorn, bald hiuten an, aber 
mmer so an, daß es noch immer ein Sopha bleibt. Ein zweiter 
Meister kommt ihm zu Hilfe, aber — der Zopf, der hängt ihm 
sjinten, — das Sopha will sich nicht verwandeln lassen. Schon 
rollen die hellen Schweißperlen den beiden Meistern übers Antlitz, 
)da beendet Excellenz die seltsame Scene mit einem Schlagworte: 
„Ich begreife,“ sagte er, „die Meister können's nicht — das 
rönnen nur die Lehrlingel“ (Kl. J.) 
Der Bund der Berliner Malermeister hat gleich— 
alls am 18. d. Mits. in der Aula der 44. Gemeindeschule, Wilhelm— 
traße 117, eine Ausstelluug der Arbeiten seiner Lehrlingsfachschule 
eröffnet. Im Vergleich zu der an demselben Tage begonnenen 
zroßen Ausstellung von Lehrlingsarbeiten kann diese ja nur als 
ine Diminutiv-Ausstellung gelten, aber sie weist bemerkenswerthe 
Proben von Talent und Lernbegier auf. Ungefähr 400 Blätter, 
»on ca. 530 Schülern der Zeichen- und 20 Schülern der Mal— 
lasse gefertigt, sind hier ausgestellt. Arabesken in den verschie— 
)ensten Gestalten, mit Blumengewinden oder mythologischen Figuren 
Jeziert, Wandmalerei und Stuckarbeiten fesseln durch die vollendete 
Form, durch die treffliche Farbenzusammenstellung und lassen in 
»em jugendlichen Schöpfer den formgewandten einstigen Meister 
rkennen. Auch einige Gehülfenarbeiten sind der Ausstellung bei— 
Jefügt, die schon deutlich die Spuren vorgeschrittenen Könnens zur 
Zchau tragen. Die hübsche Kollektion verdient die Aufmerksamkeit 
iller Fach- und anderer Kreise. 
Die zweite Ausstellung von Lehrlings⸗Arbeiten 
der Verliner Gewerbe ist am 18. d. Mis. in der Turnhalle 
durch einen feierlichen Redeakt eröffnet worden. Einem geladenen, 
nus mehreren hundert Personen bestehenden Publikum legte der 
Sbmann des ausführenden Komités, Stadtrath Dr. Eberty, ge— 
vissermaßen Rechenschaft ab über Grund und Befugniß der Aus⸗ 
tellung. Es sind in dieser Hinsicht neue Gesichtspunkte auch in 
der sonst tüchtigen Rede nicht zu Tage gefördert worden. Das 
Zomité ist der Beinung, daß Veranstaltungen, wie diese, auf den 
Heister wie den Lehrling den wohlthätigsten Einfluß üben werden. 
Den Ersteren spornen sie an, es in der gewerblichen Erziehung 
der ihm anvertrauten Knaben den Berufsgenossen zuvorzuthun; 
dem Lehrling aber biete die Ausstellung mit ihren Anerkennungen 
und Auszeichnungen eine erste Etappe auf dem Entwicklungswege 
— ein Hiel, das, einmal erreicht, den Strebsamen weitertreiben 
und den Lässigen eifrig machen müsse. Endlich aber gäbe jede 
olche Ausstellung dem Publikum ein Bild vom Stande der Ge— 
verbethätigkeit. — Gegen diese prinzipielle Rechtfertigung einer 
Ausstellung von Lehrlings-Arbeiten läßt sich nicht wohl etwas 
ꝛeinwenden“ Preis und Ruhm sind glücklicherweise noch immer 
von belebender Wirkung, und was auf Erden Großes und Schönes 
geschaffen, ist doch am Ende stets nur aus dem ehrgeizigen Streben 
jer Menschen hervorgegangen, mehr, Besseres zu leisten, als ein 
Anderer. Ob aber die hier in Rede stehende Ausführung des ge— 
unden Gedankens die rechte ist, ob nicht vielmehr die Schatten— 
eiten dieser Schaustellung viel beträchtlicher sind, als der thatsüch— 
sich erreichhare Nutzen — das zu beantworten, wird nicht möglich 
ein, ehe man nicht einen Blick in die reichen und vor Allem höchst 
jeschmackvollen Arrangements geworfen hat. — Zuvor wollen wir 
rwähnen, daß sich unter den Ehrengästen der Ausstellung hervor— 
ragende Persönlichkeiten befanden. Vor der am Südende der Halle 
inter flaggengeschmücktem Baldachin errichteten Rednertribüne 
tanden Sessel, und auf denselben uahmen Platz der Kultusminister 
o. Goßler, Oberbürgermeister v. Forckenbeck, Stadtschulrath Bertram, 
Stadtrath Dr. Stort, Ehrenbürger Kochhann, Professor Reuleanx, 
Projessor Lürssen von der Bau-Akademie und Andere. Es haben 
diesmal nur etwa 600 Lehrlinge ausgestellt, gegen mehr als M0, 
die sich an der ersten Exposition betheiligt hatten. Von Seiten 
des Komités wird diese geringere Betheiligung darauf zurückgeführt, 
dasz man zunächst strenger bei der Aufnahme von Arbeiten zu 
Werke gegangen sei; ferner aber wird die schärfere Kontrole dar— 
iber, daß die Objekte anch thatsächlich aus den Händen der be— 
reffenden Lehrlinge hervorgegangen seien, als Grund der ver— 
minderten Anmeldungsziffer angesehen. Die Vertheilung der 
einzelnen Gruppen ist so erfolgt, daß das Licht möglichst vortheil— 
haft zur Gelturg kommt. Rechts vom Eingang sind zunächst die 
Arbeiten der Ssuhlarbeiter, der Tapezierer und der Bekleidungs— 
ndustrien zur Ausstellung gelangt. M0 Lehrlinge haben hier ihre 
Arbeiten zur Schau gebracht. Ihnen gegenüber finden wir die 
Arbeiten jener 75 Lehrlinge, die den Gewerken der Möbeltischler, 
Holzdrechsler, Holzbildhauer, Elfjenbeinschnizer und Korbmacher 
ingehören. In der Mitte der Halle sind auf der einen Seite 
Leder- und Buchbinder-Arbeiten und Kurzwaaren, sowie die Ar— 
»eiten der Maurer und anderer Baugewerbtreibende, 
auf der anderen Seite wissenschaftliche Instrumente und Arbeiten 
in unedlen Metallen ausgestellt. Diesen letzteren schließen sich 
dann die Arbeiten in edlen Metallen an und endlich sind an der 
zegenüberliegenden Ostwand, zunächst der Rednertribüne, die Ar— 
eiten der Buchdrucker, Lithographen, Photographen, Graveure, 
HMusterzeichner und Maler untergebracht. Etiketts, die den Arbeiten 
angeheftet, geben Aufschluß über Lehrmeister, Lehrzeit, etwaige 
chedretische Fachbildung, sowie über den Namen des Äüusstellenden. 
— Was nun die Einzelarbeiten betrifft, so empfängt Jeder, der 
ohne Vorkenntniß den Saal betritt, den Eindruck, vor fertigen, in 
hrer Art mehr oder weniger vollendeten Stücken zu stehen? Wer 
»ermöchte in dem von Bernh, Becker ausgestellten Kandelaber, in 
»em Tafel-Aufsatz, den Alfr. Burmeister geliefert, in dem Trink— 
zefäß von Otto Schultze Lehrlingsarbeiten zu erkennen? Eine 
Kassette Gefertigt von M. Krohn) einige Uhrgehäuse aus Edel— 
metall von Jul. Bruhn, ein Schreibzeug von Fritz Donath, ein 
aus Kupferblech hergestelltes Uhrgehäuse von dem Klempnerlehrling 
M. O. Heinrich, ein Patentsopha von Hugo Wustrow das 
Alles und noch vieles, vieles Andere sind Arbeiten, die jeder 
Werkstatt zur Ehre gereichen würden, auch wenn sie statt des Lehr— 
lings, der — Altgeselle hergestellt hätte. Diese Vortrefflichkeit der 
inzelnen Objekte ist der wunde Punkt der ganzen Ausstellung 
Es giebt nur zwei Möglichkeiten: entweder die ausgestellten Stücke 
d ihatsachlich und Nichts anderes als Lehrlings Arbeiten, und 
ann unterliegt es keinem Zweifel, daß eine Ausstellung von Ge— 
Mittheilungen über Schulen. 
Die am Sonnabend, den 17. d. M., von dem Großherzogl. 
Sächs. Staatskommissar abgehaltene Abiturienten-Prüfung 
an der Bauschule Sulza wurde erfreulicher Weise von allen 
bestanden. 
Die Tags darauf stattgefundene öffentliche Ausstellung der 
Schularbeiten war, wie nie zuvor, zahlreich besucht. Zirka 400
	        

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