Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 43, Bd. 2, 1883)

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Mittheilungen über Schulen. — Rezeptenkasten. — Bautechnische Notizen. 
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Die Klosets, Waschtische ꝛc. hat die deutsche Wasserwerks— 
88 in Höchst und die Fußböden J. H. Kräft in Wolgast 
eliefert. 
Die Gebäude sind von Parkanlagen umrahmt und haben die 
Gesammtkosten ca. 500,000 Mk. erfordert. 
Die Baupläne sind von dem Stadtbaurath Spielhagen unter 
Zugrundelegung, eines Programmes des Dr. Brehme-Erfurt ge— 
ertigt und die Leitung der Bauten ÜUberwacht worden. 7r — 
Erfurt. Die Bauthätigkeit hat im vorigen Jahre erfreu— 
licherweise zugenommen. 
Es wurden konzessionirt.... . . 68389 Bauten, 
wovon nicht zur Ausführung kamen .. 17 — 
so daß an wirklichen Ausführunge... . . . T22 Banmen 
verblieben, worunter sich 33 neue Wohnhäuser befinden. 
Für diese Saison stehen zahlreiche Bauten bevor. 
Dresden. Mit dem Bau der amerikanischen Kirche soll 
fortgesetzt werden, wenn die Pläne, welche gegenwärtig von dem 
Architekt Upiohu in Newyorck modifizirt werden 
Durch das hohe Mittelportal, das von einer schweren schmiedeeisernen, 
weiflügligen Thür geschlossen wird, tritt man in einen freundlich hellen 
zlur, dessen Wände von einem dunkelgrünen, braunbordirten stucco 
ustro bekleidet sind, während die flach kassettirte Decke weiß gehalten 
st. Letztere zeigt im Mittelfelde einen preußischen Wappenadler, der 
inen Lorbeerkranz im Schnabel hält. Eine allmälig ansteigende, die 
janze Flurbreite einnehmende Marmortreppe, an deren Wangen zwei 
»rächtige Messingkandelaber angebracht sind, führt uns in das Westibül, 
velches durch eine mächtige Spiegelscheibenwand von dem Treppenhaus 
ibgeschlossen ist. Das durch ein weites Oberlicht erhellte Treppenhaus 
eigt einen ebenso eleganten, wie einfachen Charakter. Auf der halben 
Höhe zur ersten Etage theilt sich der Treppenäbsatz in zwei Arme, welche 
eide in die prächtigen Räume der ersten Etage' führen; in Höhe der 
weiten ist ein rings um das Treppenhaus laufender, dicht vergitterter 
Balkon angebracht, von dem aus man einen hübschen Blick in den fest— 
ich heiteren Raum hinunter gewinnt. Nach den Linden zu eröffnet sich 
inseren Augen eine, imponirende Zimmerflucht, welche haͤuptfaͤchlich ge⸗ 
ellschaftlichen Zwecken dienen dürfte. Die Räume sind weitaus nicht 
o prächtig ausgestattet, wie die im gegenüber liegenden Gebäude des 
Ministerium des Innern befindlichen.“ Allein sie machen mit ihren 
ruhigen Tapetenmustern, deu schönen farbigen Oefen, den uͤber den 
»rachtvollen Kaminen in die Pfeilerwand eingelassenen maäͤchtigen Spiegeln, 
»en prachtöoll kassettirten, matt in blau und gold gehaltenen Decken 
eiinen behaglich einladenden Eindruck. Das westliche Eckzimmer zeigt das 
Miniaturmodell des Frieses an der Façade, während an dem gegenüber 
iegenden östlichen Zimmerabschluß eine sehr wirksame Spiegeldekoration 
nit, einer stark vergoldeten Halbrundnische angebracht ist. Das architek⸗ 
onische Prachtstück der Wohnung bildet der Mittelsaal mit dem sich 
inmittelbar anschließenden Wintergarten, welcher durch das in den Zier— 
vof hinein, ausgebaute Halbrund sehr malerisch abgeschlossen wird. 
Während die lindenwärts gelegenen Räume mehr repräsentativen Charakter 
ragen, zeigen uns die nach dem schönen quadratischen Hofe zu ange— 
»rachten Wohnzimmer ein ausschließlich familiäres Aussehen. Es sind 
ierliche, stellenweise sogar recht lauschige Plätze da zu finden. Außer 
der Haupttreppe vom Mtiittelportal aus führt auch eine mit prächtigem 
chmiedeeisernen Geländer versehene breite Holztreppe vom westlichen 
Flügel aus in sämmtliche Stockwerke des weitschichtigeu Gebäudes. Es 
nuß besonders hervorgehoben werden, daß jeder pruntendo Lurus in der 
nneren Ausstattung vermieden ist. 
Ueber den Einfluß des Salzstreuens bei Pferdebahnen 
auf das Wachsthum nahestehender Bäume, der bekanntlich 
nit Rücksicht auf die Wiener Verhältnisse vor einiger Zeit Gegenstand 
einer Kontroverse in den Tagesblättern war, enthält die „Sekundärbahn— 
eitung“ folgende Mittheilungen der Wiener Tramway-Gesellschaft: 
„Wir benutzen seit dem Jahre 1877 alljährlich pulperisirte Steinsalzab— 
älle aus Wiliczka zur Auflösung des Schnees und Eises von den 
Schienen unserer Geleise und kann kein Fall konstatirt werden, daß die 
ängs der Geleise gepflanzten Bäume und Gesträuche irgend welchen 
Zchaden erlitten haben. Das massenhafte Absterben der Ringstraßen— 
»äume in Wien hat allerdings einigen Journalen die Veranlassung ge— 
zeben, die Behauptung auszusprechen, daß das Bestreuen der Schienen 
nit Salz die Ursache des Absterbens dieser Bäume sei. Allein diese 
sjanz grundlose Behauptung ist durch den wirklichen Thatbestand ganz 
segenstandslos geworden. Die Bäume auf der Ringstraße sind 4 m von 
en Schienen entfernt, dazwischen liegt ein gepflastertes Rinnsal, welches 
»en geschmolzenen Schnee in die Kanalöffnungen abführt und daher das 
zufließen des Wassers zu den Wurzeln der Bäume von den Geleisen 
gjanz unmöglich macht. Selbst aber in dem Falle, daß ein Ein— 
ickern des Wassers zu den Wurzeln der Bäume möglich wäre, so ist 
die Quantität des verwendeten Salzes so gering und die Dichtigkeit des 
Bodens so groß, daß eine Durchsickerung des Salzes gar nicht stattfin— 
»en kann. Den Beweis hiervon liefern die Alleen von Schönbruch und 
Dornbach, wo die Bäume ganz nahe am Geleise stehen, das ganze 
Schneewasser gerade in die Baumgruben abfließt und seit dem bjährigen 
Zalzstreuen kein einziger Baum einen Schaden erlitten hat. Wir ver— 
venden jährlich ca. 2000 Zollzentner Steinsalz für 90 Kme Schienengeleise 
esp. 112 Zentner per Schienenstrang, d. i. ca. 1 Deca Salz per Meter 
Schienenlänge auf 20 Schneetage vertheilt. Aus diesem thatsächlichen 
Zachverhalte ist zu entnehmen, daß das Bestreuen der Schienen mit Salz 
den Bäumen durchaus nicht schädlich sei und daß der massenhafte Tod 
der Mi⸗ener Ringstraßenbäume aus ganz anderen Ursachen erfolgte.“ 
Gehärtetes Krystall als Konkurrent des Gußeisens. 
Die Siemens'sche Fabrik in Dresden hat, nach der „Allg.Gew.⸗-Z3tg.“, 
in der Fabrikation des gehärteten Krystalles so bedeutende Verbesserungen 
eingeführt, daß dasselbe nunmehr die gleiche Festigkeit und Zähigkeit wie 
Hußeisen besitzt, abgesehen von dem großen Vorzuge, daß es durch Wind 
uind Wetter nicht leidet, und daß es auch weit weniger schwer und dem— 
jsemäß um so leichter zu befördern ist. Die Gegenstände, die die ge— 
jannte Fabrik aus gehaͤrtetem Krystall herzustellen und dem Handel zu 
iefern beabsichtigt, sind Straßenlaternenpfähle, Gas- und Wasserrohr, 
Stäbe, Gitter, Geländer n. dgl. mehr. Bei Gleichheit des Gewichtes 
ommen gehärtete Glasgegenstände auf das Doppelte von gußeisernen 
u stehen; da jedoch die ersteren bedeutend leichter sind als die letzteren, 
o erweitert sich bei jenen der Raum und ist genügend Material vor— 
sanden zur Herstellung von Gegenständen, die, wenn aus Eisen, unge— 
nein schwer wiegen würden. Es stellt sich heraus, daß unter sonst 
leichen Umständen die Artikel aus gehärtetem Krostall beiläufig 30ptet 
veniger kosten als die entsprechenden Artikel aus Guß, und daß ihre 
Widerstandsfähigkeit eine größere ist als bei diesen, daß sie sich ferner 
»esser Balten und weder roßen noch Formabänderung erleiden 
— nmn. 
Mittheilungen über Schulen. 
Der bisherige Direktor der Baugewerkschule zu Plauen i. V., 
Professor Roßbach, ist nach langem verdienstvollen Wirken an 
genannter Anstalt in den Ruhestand versetzt und bei dieser Gelegen— 
seit ihm das Prädikat „Baurath“ vom König von Sachsen verliehen 
wurde. 
Wir bemerken hierbei, daß Professor Roßbach auch seit einer 
angen Reihe von Jahren bis jetzt den Vorsitz der Königlichen 
Prüfungskommission für Bauhandwerker in Vlauen i. V. führte. 
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Rezeptenkasten. 
Braconnot's Verfahren, alten getäfelten Fußböden 
das Ansehen von neuen zu geben. Die alten getäfelten Fuß— 
höden von Eichen- und anderem Holz haben häufig eine sehr dunkle 
Farbe und ein schlechtes Ansehen. Braconnot empfiehlt ein Verfahren, 
um solchen Fußböden wieder ihr ursprüngliches frisches Aussehen zu 
geben, durch welches sie sogar heller werden, wie sie ursprünglich waren. 
Man macht sich zunächst kaustische Natronlauge durch stündiges Kochen 
on 1, Theil gewöhnlicher Soda mit 1 Theil gelöschtem Kalk von 
15 Theilen Wasser in einem eisernen Topfe. Diese wird dann mittelst 
ines Tuches, welches an dem einen Ende eines Stockes befestigt ist, auf 
dem Fußboden ausgebreitet, wodurch dieser eine dunkelbraune Farbe an— 
nimmt. Nachdem die Lauge eine gewisse Zeit lang eingewirkt hat, wird 
der Fußboden mittelst einer groben Buͤrste mit feinem Sand und der 
hinreichenden Menge Wasser gescheuert, um das früher auf dem Boden 
ingeriebene Wachs und alle Unreinlichkeiten zu entfernen, und darauf 
in Gemisch von 8 Theilen Wasser und 1 Theil konzentrirter Schwefel 
äure auf demselben ausgebreitet. Indem die Säure das Alkali neu— 
ralisirt, wird die Farbe sogleich hell. Man wäscht den Fußboden zuletzt 
üchtig mit Wasser ab, läßt ihn trocken werden und reibt ihn dann 
vieder mit Wachs ein. Sollte er noch Flecken zeigen, so rührt dieses 
davon her, daß die betreffenden Stellen nach der Applikation der Lauge 
nicht kräftig genug gescheuert wurden und es müssen diese Stellen daun 
nochmals in beschriebener Weise behandelt werden. 
Baumstumpfe zerstören. Man hat angerathen, Baumstumpfe 
nittelst Nitroglycerin zu sprengen. Ein besseres Mittel besteht aber in 
Folgendem: Im Herbste oder im Anfang des Winters bohrt man in 
den Stumpfen ein Loch von 122 Zoll Durchmesser und von 18 Zoll 
Tiefe, fülle es mit Salpeter und Wasser und pflöcke das Loch luftdicht 
zu. Am Anfang des Frühjahrs ziehe man den Pflock heraus und zünde 
den Salpeter an. Der Stuͤmpfen wird, ohne 2u brennen, his in seine 
äußersten Wurzeln zerstört. 
Schmieröl zu erproben. Eine gute Erprobung des Schmier- 
zls besteht darin, daß man einzelne Tropfen der verschiedenen Oele in 
einer Reihe auf eine geneigte Glastafel fallen läßt, so daß die Oeltropfen 
langsam nach Unten rinnen. Spermöl wird am ersten Tage zurück— 
bleiben, aber darauf das Uebrige einholen und selbst noch in Beweguug 
sich finden, wenn die übrigen Oele schon aufgetrocknet sind. Ein Oel 
nit leichtem Körper läuft rasch ab und trocknet rasch auf. Ein Oel 
kann einen guten Körper haben und doch schlecht schmieren (gum), was 
man ebenfalls auf dem Glase entdecken kann. Das Oel muß aber bei 
der Erprobung gegen Staub geschützt und bedeckt sein. Eine gute Er— 
vprobung bezüglich des Vorhandenseins von Säuren besteht darin, daß 
man kleine Quantitäten Oel in kleine Kupferteller thut. Ist Säure in 
dem Oele vorhanden, so greift dieselbe das Kupfer an und bildet Grün— 
spabn. New⸗Nork⸗Fochn.“) 
Bautechnische Notizen. 
Der Neubau des Kultusministeriums in Berlin 
Anter den Linden ist in seiner inneren Einrichtung nahezu vollendet und 
noch in diesen Tagen wird der Minister seine stattliche Amtswohnung 
beziehen können.“ Es dürfte daher nicht ohne Interesse sein, jetzt 
schön mit uns einen Blick in das Innere der Ministerwobnung zu thun.
	        

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