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Dittheilungen aus der Praxis.
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Bei Beispiel A sind die Wände der Halle dunkel gemalt, in
lehr strenger stylistischer Zeichnung, die an Strenge fast an das
ẽgyptische grenzt, und zeigt viel Verständniß für Stylisirung der
Formen und Farben. Man sieht überall die Hand des Architekten,
duch in der kleinsten ornamentalen Ordnung. Die neuere Archi⸗
cturrichtung, die besonders die strengere Gothik in den Vorder⸗
Jrund schicbt, zumal in der Inuenarchitektur, hat hübsche gothische
Malereien aufzuweisen, sowohl auf Glas als Wandflächen und
Decken. Das Bestreben nach originellen Effekten verirrt sich viel
in Scheinarchitekturen; Balkennnterzüge mit reich geschnitzten Kon⸗
solen, oder Kopfbändern mit schönen Profilirungen und Sinn—
prüchen, an den Konsolen Ungehtuer oder Wappeuschilder werden
rus Brettstücken unter die Decke gehäugt, die gar keine Balken,
sondern hochkantige Bohlen von geringem Abstand enthält u. s. w.
Aehnliche Motive, wie bei B, Fig. 6, werden häufig bei
großen breitgezogenen Thüröffnungen angewandt. Auf jeder Seite
dehen zwei profilirte Ständer oder Halbsäulen in geringem Ab—
taud auf einem Unterbau in Lambrishöhe, die zwischen ihnen
zurchläuft. Die Ständer tragen zwei, diese überschneidende Quer—
riegel oder Zangen in demselben Abstand, so daß oben in den Ecken
Quadrate entstehen, die durch liegende Kreuze oder Malerei aus—
Jefüllt werden. Die Ueberstände tragen profilirte Köpfe Die
eitlichen Zwischenfelder tragen figürlichen oder ornamentalen Farben⸗
schmuck, der obere einen Sinnspruch, Geranke oder Aehnliches,
oder das ganze wird als Art Laube aufgefaßt und die Felder mit
tylisirtem Lanbgeranke bemalt. J
Natürlich ist Alles nur Brettverkleidung profilirt, die auf
die Putzlatten aufgeschroben wird. Solche Wandöffnungen bleiben
»ffen, oder werden durch Schiebthüren verschlossen.
Uebrigens kommt selbst bei Kaminen reiche Holzumrahmung
nit eisernem Kasteneinsatz im Bereich des Feners vor.
Die meist bis zum Fußboden reichenden vertikalen Schieb—
enster, die einen sehr luftigen Verschluß geben, laufen in Falzen
nit Gegengewichten in der hohlen Wand. Dieselben werden durch
Läden verschlossen, die die Farbe des übrigen Holzwerks des Zim—
mers haben.
Werfen wir nun noch einen Blick in das Badezimmer. In
halber Höhe des Raumes läuft die Lambris von Nußbaumholz
durch das ganze Zimmer und nimmt die verschiedenen Wand—
schränke von gleicher Täfelung in sich auf; oben ist dieselbe von
inem Abschlußprofil begrenzt. Auf einer Seite schneidet die
Badewanne von polirtem Metall, von Holztäfelung umgebén, mit
dem angeschlossenen Water-Kloset in die Lambris ein. Auf der
anderen ein großer Waschstand mit Douche und Warm- und Kalt—
vasserhahn, ebenfalls von Nußbaum-Täfelung umgeben und mit
Marmorplatte versehen; der darüber angebrachte Spiegel überragt
die Lambris und schließt mit kräftiger Bekrönung ab. Der Fuß—
boden ist mit Teppich oder feinem Wachstuch belegt. Die übrige
freie Wand und Decke sind wie in den anderen Räumen gemalt.
Alle Beschläge sind silbern, was auf dem dunkeln Nußbaumholz
ehr reich und solid aussieht. Bei länger gestreckter Zimmerform
st Wanne, Kloset und Waschstand an einer Seite. Sehr häufig
st auch im Schlafzimmer Badevorrichtung und Kloset in einem
sohen Schranke von dunklem Holz mit dreiflügeliger Thür ver—
vorgen angeordnet, von denen ein Flügel zum Kloset, die anderen
»eiden zur Badewanne führen.
Wie schon vorher gesagt, sind die Wirthschaftsräume meist
nn einem besonderen Anbau untergebracht, der durch Doppelthüren
oom übrigen Haus abgeschlossen ist, in Al ist die Lösung der An—
»rdnung eine sehr günstige, indem die Küche neben dem Eßzimmer
iegt und durch einen nischenförmigen Zwischenraum Fig. Ale. zum
Serviren der doppelte Abschluß hergestellt wird, waͤhrend nach der
Halle zu durch die mit Thür hersehene Treppenverkleidung ein
Zwischenraum geschaffen ist, Fig. Ald, der gleichzeitig den Eingang
nach dem Keller, von beiden Seiten aus zugängig? bildet.Die
Wirthschaftsräume enthalten meistens Küche, Speisekammer, Plätt—
tube, Spülküche und darüber Schlaf- und Nähzimmer für die
Domestiken. Sind die Räume im Souterrain, so sind dieselben
ehr hoch oder möglichst wenig tief in der Erde, und bei steigen-
Fn Zerrain stets auf der Hangseite angeordnet, um möglichst viel
Luft und Licht zu erhalten. Rud. Vohel.
eicht die Bauplätze der Niederung sumpfig und Ueberschwemmungen
ausgesetzt sind.
Wo alle diese Gründe fehlen, wird und soll man sich aber
jüten, an einer Berglehne zu bauen, denn diese Situation bringt
erfahrungsmäßig viel Ungemach mit sich. Manche Landbaumeister
jehen bei einem solchen Bau allerdings oft mit unverfrorenster
Séelenruhe vor, dies sagt jedoch nicht, daß dies auch richtig und
zewissenhaft gehandelt heißt.
Bei einem solchen Bau kommen besonders drei bemerkens—
werthe Faktoren in Rechnung:
1. Der eventunelle Bruck schiebender Erd- und Fels—
chichten nach abwärts; trotz der oft auffallendsten HZeichen
oichen Druckes nehmen aber viele Baumeister gar keine Rücksicht
parauf und bauen einfach in den Berg hinein, statt die Lehne
vorher ingenieurmäßig abzuböschen, mit etwaigen etagirten (in
Absützen gestellten) Böschungsmauern von genügender Stärke und
nit Entlaästungsbögen, Pfeilerverstärkungen ꝛc. Die Folgen einer
solchen Unterlafsung können unter Umständen leicht sehr schlimm
uusfallen.
2. Die inneren, mehr „kapilaren“ und die äußeren Berg—
wässer, kleinen und großen Quellen, Sinkwässer ꝛc. Auch hierfür
wird selten durch Jsolirung an sich, mit ca. 2 m Abstand von
der Böschung (vergl. Punkt 1) oder durch Isolirschichten aus
Aephaltpappe, Asphaltfilz ꝛc. vorgesorgt. Außerdem sollte in
deiden Punkten 1 und 2nur Cementmoörtel für die Maurungen
selbst verwendet werden.
3. Die meisten Landbaumeister bauen in solchen Fällen mit
ungleichen Höhen der vorderen und rückwärtigen Gebäudepartien;
dies hat zwei Nachtheile; erstens hält die rückwärtige niedere
Lehmmauer des Hauses einen starken Druck oder Absturz gar
richt aus, oder wird aus dem Fundament gerückt, zweitens ist
die Senkuung der neuerbanten Vordermauer viel höher und daher
chwerer, auch gröser als jene der Rückmauer; eine ungleiche
Senkung (hervorgerufen durch ungleiche Last), wird jedenfalls
rüher oder später ihre nachtheil'gen Folgen auf das Gebäude
iußern.
Um diesen Mißständen zu begegnen, darf man sich Mühe
iud Kosten nicht reuen lassen und muß den Bauplatz erst so re—
zuliren durch Abgrabung, Böschung, Planirung, daß man mög—
ichst eine horizontale Baufläche gewinnt. Ist das Bauterrain
zeologisch ungefährlich, so entfallen besondere Vorsichtsmaßregeln,
iber auch Felsen sind manchmal trügerisch; auf allem sonstigen,
veniger indifferentem Terrain, bei Geschieben und Rutschboden
st es rathsam, außer den genannten Maßnahmen auch die Scheide—
vände, überhaupt alle Wände (Mauern), welche zum betreffenden
Hebirgs- oder Hügelfirst (Damm, Grat) senkrecht stehen, also
o zu sagen als Streben fungiren oder fungiren könnten,
nöglichst stark in den Dimensionen zu halten und aut zu funda—
nentiren.
Nach dem Gesagten ist es wohl klar, daß bei einem solchen
Bau, wenn er leichtsinnig, wie dies oft geschieht, vorgenommen
wird, leicht Menschenleben gefährdet werden können. Wir haben
hier einen Puukt berührt, von welchem die Baupolizeivorschriften
der meisten Länder keine Erwähnung machen.
. TÆX.
Der Einfluß der Kleinmotoren auf die Entwickelung
der Arbeitsmaschinen.“)
Wie sehr die Einführung der Kleinmotoren, insbesondere der
Basmotoren, auf die Ausbildung und Verwendung der Arbeits—
naschinen für das Kleingewerbe eiuwirken muß und bereits ein—
jewirkt hat, wird zweifellos klar, wenn man bedenkt, daß jeder
Bewerbetreibende die Kraft seines Motors möglichst auszunutzen
uchen muß. Wenn beispielsweise der Tischler sich einen solchen
anschafft, um vornehmlich Kreis- und Bandsäge zu treiben, so
wird er sehr bald auch dahin kommen, die Fräsearbeiten mit der
Maschine machen zu wollen, er wird ferner suchen, die Leistung
des Motors durch Anschaffen einer Hobelmaschine auszunutzen.
Der Tischler, welcher einen Motor benutzt, wird nicht den
zanzen Tag Arbeit für die Kreis- und Bandsäge haben; wohl
wird er aber abwechselnd Kreissäge, Bandsäge, Kehlmaschine, Bohr—
naschine, Stemmmaschine benutzen können. So wird es ihm
nöglich, mit einem vierpferdigen Motor auf den vorstehenden
Maschinen abwechselnd so viel zu arbeiten, daß der Bedarf für
30—- 40 Gesellen bequem damit geleistet wird. Es ist fast aus—
nahmslos, daß in den Tischlereien, in welchen Motoren benutzt
verden, obige Arbeitsmaschinen nach und nach angeschafft werden.
Sind diese aber erst da, so ist durch die damit gebotene Leistungs⸗
Mittheilungen aus der Praris.
Ueber den Bau der Häuser an Abhängen.
Die Wahl des Bauplatzes an einem Abhange oder einer
Berglehne geschieht wohl nur aͤus folgenden Gründen, nämlich;
1. Wegen der malerischen Lage, besseren Luft und Aussicht,
ventuell wegen Waldesnähe und Liebhaberei.
2. Viel häufiger jedoch aus der zwingenden Nothwendigkeit,
a anderwärts kein Bauplatz mehr vorhanden ist, oder weil viel—
) Aus einem Vortrag des Maschinenfabrikdirektors Blum in Berlin—
Moabit nach dem Gewerbeblf. Württembera