249
Bauberichte aus verschiedenen Städten. — Mittheilungen über Schulen.
250
Wie man sieht, ist also weder etwas Bequemes, noch etwas wirk—
lich Schönes an der Sache für das Publikum, wohl aber Gefahr,
wie wir später sehen werden.
Kommi aber diese Einrichtung besonders billig?
O nein! Der Zimmermeister läßt sich mit' Recht allerorts
ür sein Werk tüchtig zahlen, besonders für ein solches komplizirtes
Gebälk, welches manchen alten Kirchendachstuhl, dem Holzreich—
thum nach, tief beschämen würde. Bei der kleinsten Aus—
dehnung, (— je größer, desto schlechter in jeder Be—
ziehung! —) hat das Holzwerk ca. 50 Balken und ca. 75 Ver—
chaalungsbretter; darauf sitzt ein Publikum von ca. 200 bis 300
Personen Stärke und auch noch mehr; es treten also noch die
Holzmassen der Sitze, Fußleisten, Lehnen ꝛc. dazu, mindestens
50 Kbm Lattenholz!! Welches Brennmaterial! Das System
der „Amphitheater“ ist also auch zugleich im höchsten
Brade feuergefährlich! Die Gefahr ergiebt sich jedoch nicht
allein aus dem massenhaften Holzwerk der Konstruktion, sondern
auch aus folgendem Grunde: Während nämlich bei den getheilten
ind halbständigen Gallerien J[d. h. jede für sich einen abgeschlossenen
Rang bildend, in mehrere Sitzpartien getrennt (detachirt)] durch
hre Natur schon und die mehrfachen Zu- und Ausgaͤnge, Treppen ꝛc
iür das die ersteren rasch zu gewinnen suchende Publikum viel
—
aur die beschränkten Seitenrampen und einen Ausgang im Rücken;
es staut sich mithin das zusammengehäufte Publikum schon bei
der ruhigsten Entfernung enorm, wie erst bei Feuer! Die Armen
ersticken, verbrennen und werden erdrückt, oder fallen in Folge
Drängens Anderer vollends die ganzen Treppen hinab in's Var—
erre!
iesen einen Markthallenbau beschränkt werden könnten, womit ja
»er schlimmste Auswuchs des gegenwärtigen Berliner Marktver—
ehrs, der offene Markt auf dem Dönhoöfsplatz, beseitigt werden
vürde. Ein allzu rasches Vorgehen in dieser Angelegenheit muß
»hnehin im hohen Maße bedenklich erscheinen, weil fuür den Ver—
ehr in den Markthallen, für deren Rentabilität, für den durch
ieselben etwa bewirkten Preisaufschlag der Lebensmittel und alle
onst hierin einschlagenden Fragen unbedingt erst die nöthigen Er—
ahrungen gewonnen werden müssen.
Berlin. Ueber den gegenwärtigen Stand des Projektes
der, Kaiser Wilhelmstraße wird uns von kompetenter Scite mit—
zetheilt, daß nach Niederlegung des von der Militärbehörde seitens
er Stadt erworbenen Mehlmagazins auf dem ehemaligen Königs—
zraben es zur Durchführung desselben noch nöthig sei, den Ankauf
einer von der Stadtgemeinde bisher noch nicht erworbenen Par—
elle auf der Strecke Neue Friedrichsstraße bis Münzstraße, die
iber nicht, wie von verschiedenen Seiten irrthümlich gemeldet
vurde, dem Militärfiskus gehört, und deren Erwerbung auch keine
»esonderen Schwierigkeiten bietet, zu bewirken.
Mühlhausen i. Th. Für dieses Jahr steht die Er—
»auung einer städt. Turnhalle (40000 Mk.) und eines Zstöckigen
Schulhauses (Doppelhaus für Knaben und Mädchen) in Aussicht.
Behufs, Aufstellung eines Kanalisationsprojektes ist mit der
Firma Schmidt u. Schoͤnberner-Berlin ein Vertrag abgeschlossen
worden, uach welchem dieselben das Projekt für 3000 Mk.fertigen.
In Privatbaukreisen ist zur Zeit rege Baulust vorhanden,
o daß dieses Jahr dem vorigen in Bezug auf Höhe der Bau—
onsense nicht nachgeben dürfte. d.
Leipzig. Am 2. April hat die Uebergabe des auf dem
Areal des früheren botanischen Gartens (westl. Theil der Stadt)
»elegenen Bauareales für das neue Reichsgerichtsgebäude stattge
unden. —
Hölzerne „Amphitheater“ müssen also unter allen Um—
sttänden baupolizeilich verboten werden; aber auch eiserne
Amphitheater sollen im Interesse des Publikums nicht geduldet
werden; mehrere englische und amerikanische Theater haben Eisen—
konstruktionen für die Amphitheater. Die neue Pariser Oper von
Tharles Garnier hat für das Amphitheater (der Bühne gegen—
äber befindlich), einen in Ziegeln geniauerten Unterbau mit großen
Schwanenhals⸗Wölbungen, welche3. Th. von eisernen Gallerie—
äulen und Eisenrahmen (angeblich) getragen sind; gegen den Ge—
wölbezug nach dem äußeren Schauplatz zu hat man Verankerungen
angeordnet. Welch' ein Konstruktionsapparat im Vergleich zum
Nutzen!? Die Unhequemlichkeit und Gefahr bei plötzlich uünd schnell
zu vollziehender Entfernung der Zuschauer bleibt trotz Eisenkonstruk—
'ion und Gewölbe. — Also fort mit den „Amphitheatern“ in
eder Form! Leider sind dieselben auch schon in Hör- und Concert⸗
äle, sowie in Zirkusbanten eingeschmuggelt worden. Man bringe
sie nur haldiast wieder heraus! J. V. 2.
Mittheilungen über Schulen.
Ueber eine bevorstehende Aufhebung der Baugewerkschule
des Berliner Handwerkervereins bringt die „Deutsche
Bauztg.“ nachfolgenden Artikel: „Wie alljährlich hat auch wieder
im Schlusse des Wintersemesters 1882 83 die im Jahre 1878
yom Berliner Handwerkerverein begründete Baugewerkschule ihren
Udnterricht mit einer öffentlichen Ausstellung der Schülerarbeiten
beschlossen. Die Schule bietet damit Gelegenheit, öffentlich Kritik
iber ihre Leistungen zu üben; sie darf dies thun, in der sicheren
Erwartung, von der Kritik Berufener nach allen Richtungen hin
zünstig lautende Urtheile zu erlangen. Denn was unlter be—
chränkten räumlichen Verhältnissen und mit sehr knapp bemessenen
Beldmitteln an einer Baugewerkschule geleistet werden kann, wird
in der Berliner Schule geleistet. Sie ist gefüllt bis zum letzten
Platz, hat an Lehrkräften kaum mehr, als an den leidlich sitnirten
inter den Privat-Baugewerkschulen vorzukommen pflegen, ist mit
dehrmitteln nur dürftig ausgestattet, stellt — abgesehen von der
Forderung einer vorausgegangenen praktischen Thätigkeit — an
sen Eintretenden keine höheren Anforderungen, als überall gestellt
verden, und hat endlich in Uebereinstimmung mit den meisten der
seutigen Baugewerkschulen nur drei halbjährige Lehrgänge, d. h.
iin halbes Jahr Unterrichtszeit weniger, als nach den neuesten
Anschauungen durchaus erforderlich sein sollen, um einen tüchtigen
Baugewerken schulgerecht auszubilden. Wer zum Glauben an
etzteres Dogma noch nicht hat durchdringen können, wird als
nesten Beweis für sich die Leistungen eben dieser Schule in's Feld
ühren können. Wenn wir uns das anziehende Bild, welches die
Baugewerkschule des Berliner Handwerkervereins heute bietet, ver—
segeñwärtigen, will uns eine Nachricht etwas befremdlich vor—
ommen, wonach geplant wird, die bisher selbstständig dastehende
Schule aufzuheben, um sie als eine Abtheilung der vor 3 Jahren
»egründeten „Handwerkerschule“ wieder aufleben zu lassen. Man
rfährt weiter, daß die Schule dem Handwerkerverein — dem sie
illerdings Opfer auferlegt — abgenommen und ihre Kosten späterhin
u gleichen Theilen von Staat und Stadt getragen werden sollen.
die preußische Verwaltung ist in der Organisation des mittleren
ind niederen technischen Unterrichtswesens bisher wenig glücklich
zewesen; abgesehen von Ausnahmen, die ja allerdings vorhanden
ind — haben die Schulen dieser Art bisher vorwiegend als Ex—
erimentir-Gegenstände gedient, und es ist nur wenig Erfreuliches
——
vesen hat schwer laborirt und auch bis heute trotz einiger Anläufe
um Bessern noch lange nicht einen Standpunkt erreicht, von dem
nan befriedigt sein könnte. Wir müssen gestehen, daß wir unter
olchen Umständen das Wort „Reorganisation“ nur mit etwas ge—
nischten Empfindungen vernehmen, dasselbe geradezu fürchten,
venn es sich um die Umwandlung einer Schule handelt, die, wie
Bauberichte aus verschiedenen Städten.
Berlin. Die Verhandlungen über die Anlage eines Markt—
hallen-Systems werden aller Voraussicht nach unmittelbar nach
dem Abschluß der Etatsberathungen stattfinden. Der zur Zeit
üür diese außerordentlich wichtige Angelegenheit obwaltende Sach—
derhalt stellt sich dahin, daß die Bau-Aufnahme einer Groß—
Markthalle an der Königsbrücke beschlossen ist und demnächst be—
porsteht. Außer den hierzu benöthigten Mitteln sind in der
neuesten von der Stadt Berlin abgeschlossenen Anleihe auch noch
die erforderlichen Mittel für den Bau von Detail-Markthallen
porgesehen, von denen die eine auf dem Magdeburger Platz und
ie andere auf dem städtischen Terrain zwischen der Markus- und
Ifflandstraße erbaut werden sollte. Für diese letzte Detail-Markt⸗
jalle ist jedoch neuerdings ein anderes Terrain in Vorschlag ge—
racht worden und steht deren Bauausführung wohl sobald noch
aicht zu erwarten. Zunächst wird es sich dem Vernehmen nach
um die Beseitigung der offenen Märkte auf dem Gensdarmenmarkt,
dem Döhnhofsplatz, am Halleschen und vielleicht auch gleich am
Potsdamer Thore handeln. Ueber den Ersatz dieser Märkte gehen
die Ansichten und Meinungen jedoch noch weit aus einander.
Einerseits hat neuerdings die Idee eine vielfache Vertretung ge—
unden, diesen Ersatz für alle diese Märkte gemeinschaftlich nur durch
eine, etwa in die Mitte der Friedrichsstadt zu verlegende Groß—
Markthalle zu erwirken, andererseits wird an der ursprünglichen
Absicht festgehalten, für jeden dieser aufzuhebenden Märkte eine
hbesondere Markthalle zu bauen. Der erstangeführten Idee steht
vohl die gewaltige raͤumliche Ausdehnung der Stadttheile ent—
jegen, deren Bevölkerung die eine in ihre Mitte verlegte Markt—
jalle die Befriedigung ihrer Marktbedürfnisse bieten soll. Leicht
ind zur Ermäßigung des Kostenpunktes der Markthallenbauten
)ringend wünschenswerth erscheint hingegen der Ersatz der Märkte
nuf dem Döhuühofsplatz und dem Gensdarmenmarkt in nur, einer
Markthalle. Vielleicht daß die proiektirten Bauten vorerst auf