285 Bauberichte aus verschiedenen Städten. — Konkurrenzwesen. — Bauprozesse u. Entscheidungen. — Mittheilungen über Schulen u. Ausstellungen. 286
Bauberichte aus verschiedenen Städten.
Berlin. — Die Bauthätigkeit hat in Berlin nach Ausweis
zer bei der Straßenbau-Polizeiverwaltung eingereichten Baugesuche
chon im vorigen Jahre einen außerordentlichen Aufschwung ge—
iommen und scheint dieses Jahr eine noch erhöhte Steigerung
erselben ausweisen zu wollen. Das Jahr 1881 schloß ab mit
1336 Baugesuchen, welche sich mit 666 und 670 ziemlich gleich
zuf beide Spreeuser vertheilten. Im Jahre 1882 sind dagegen
875 Baugesuche, davon 1048 für das rechte, 827 für das linke
Spreeufer, und insgesammt 539 derartige Gesuche mehr als im
Vorjahre eingereicht worden. Es entfielen davon 453 genehmigte
Hesuͤche auf das erste Quartal des vorigen Jahres, in dem ersten
Quartal dieses Jahres sind hingegen 662 Baugesuche eingereicht
ind davon 648“ genehmigt worden, was gegen das Vorjahr in
iefem einen Quartal eine Erhöhung um 198 Baugesuche aufweist,
vobei 9 abgesetzte und 13 zurückgegangene derartige Gesuche nicht
mit eingerechnet sind. Größere Um- und, Neubauten sind unter
den 648 schon genehmigten Gesuchen 242 begriffen, wogegen 406
aur kleinere Umbauten, Dampfkessel und andere gewerbliche An—
lagen betreffen und wobei von diesen Gesuchen 313 auf das rechte.
335 auf das linke Spreeufer entfallen. —
Die Lohnbewegung unter den Berliner Zimmer⸗
leuten hat nunmehr definitive Formen angenommen durch den
Beschlüß der Generalverjammlung sämmtlicher Zimmerleute Ber—
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ragte. Dieselbe nahm nach etwa vierstündiger Verhandlung, in
welcher nochmals eingehend das Für und Wider einer allgemeinen
Arbeitsniederlegung erwogen wurde, folgende Resolution an: „In
Anbetracht der resultatlos verlaufenen Verhandlungen zwischen der
im 2. VDezember 1882 gewählten Lohnkommission der Zimmer—
gesellen einerseits und dem Vorstande der hiesigen Bau-, Maurer—
uind Zimmermeister-Innung andererseits sehen wir uns genöthigt,
a die Meisterschaft die Erfüllung der in der Versammlung vom
März als rechtmäßig anerkannten Forderung der Gesellen um
Erhöhung des Lohnes auf 4 Mark bei zehnstündiger Arbeitszeit
is nach dem 1. Juli cr. hinausgeschoben haben will, die Arbeit
riederzulegen. Mit dem, 1. Juli, einem Zeitpunkt, von welchem
nan annehmen kann, daß die größte Bauthätigkeit vorüber, resp.
»er Zuzug von Arbeitskrästen als verschwindend klein zu bezeichnen
st, ware an eine Erreichung der gerechten Forderungen der Gesellen—
chaft nicht mehr zu denken, und beschließen wir deshalb einstimmig,
a auch nur eine verschwindend kleine Anzahl von Arbeitgebern
isher die Zahlung des geforderten Lohnes bewilligt hat, dem
Ralhe der Mehrzahl der Herren Baugewerksmeister zu folgen, so
daß es Ehrenpflicht eines jeden rechtdenkenden Zimmergesellen ist,
im solidarischen Interesse unter keinen Umständen vom 1. Mai
d. J. ab die Arbeit unter 4 Mark Minimallohn wieder
rufzunehmen, sondern mit allen gesetzlich zu Gebote stehenden
Mitteln für die Erreichung der rechtmäßigen Forderungen der Ge—
ellenschaft einzutreten.“ Die Zahl der Meeister, welche in Folge
der schon stattgehabten Arbeitseinstellungen den geforderten Lohn
neuerdings bewilligt haben, beläuft sich auf 27.
Berlin. Nach Gründung des Norddeutschen Bundes wurde der
iltere Theil des Generalstabsgebäudes zwischen Herwarthstraße,
Kbnigsplatz und Moltkestraße gebaut und im Erdgeschosse mit
Sandsteinfagçade und Ornamenten verkleidet. Obwohl dieser Sand⸗
teinbau, der doch auf ein Jahrhundert berechnet sein soll, erst
venige Jahre zählt, so sieht er gleichwohl bereits zum Erbarmen
us. Manche Theile sind geradezu ruinenhaft geworden,, ganze
Stücke ausgeplatzt, abgefallen und theilweise dürftig ausgebessert.
Anter den Quadern sind manche sogar in ihrer ganzen Ausdehnung
n einem unaufhaltsamen Verwitterungsprozeß begriffen. Wir
berufen uns auf den Augenschein, der jedem Unparteiischen zeigen
vird, daß unsere Schilderung nicht übertreibt. Wodurch ist dieser
hedenkliche und höchst kostspielige Uebelstand verschuldet? Nach der
Anficht von Fachmännern einzig und allein dadurch, daß man ohne
ureichende Kenntniß des Rohmaterials faulige Steinschichten ge⸗
wählt hat, die der Witterung nicht widerstehen..
Berlin. — Die monumentale Bebauung der Museums—
Insel soll, wie wir hören, nunmehr in, Kurzem aus dem Stadium
der Projekte heraustreten und Wirklichkeit werden, da die Ver⸗
egung des Packhofes in absehbarer Zeit bevorsteht. Von Neuem
eclautet ber dieser Gelegenheit, daß nach Oeffnung des, Haupt—⸗
tromes der Spree durch Beseitigung der Dammmiihlen der
Schleuse narm des Flusses zugeschüttet und in eine breite Esplanade
herwandelt werden soll. Fuͤr die Bebauung der Museums—-Insel
oll eine große Konkurrenz apsgeschrieben werden und die Aus—
tellung der Entwürfe seiner Zeit in dem provisorischen Kunst⸗
ausstellungsgebäude auf der Müuseums-Insel erfolgen. Es würde
dies die letzie Benutzung des auf, den Aussterbeetat gesetzten Bau⸗
werkes sein. Da mit der, Regulirung der Spree' auch die Dom⸗
aufrage gelöst werden muß, so steht Berlin für die nächsten Jahre
wieder“ eine monumentale Bauperiode von Bedeutunag bevor.
Potsdam. In dem inneren Ausbau des hiesigen nenen
randgerichtsgebäudes, welches mit einem Kostenaufwand von ca.
Million Mark erbaut worden ist und bereits am 1. Maind. J.
einer Bestimmung übergeben werden sollte, haben sich so bedenk—
iche Symptome gezeigt, daß der Justizminister sich zu einer ein—
jehenden Besichtigung desselben veranlaßt gesehen und die Eröff
iung des Gebäudes bis zum Herbst d. J. hinausgeschoben hat.
(Dieser Thatbestand wird von anderer Seite in Abrede ge—
tellt; wir werden demnächst berichten, auf welcher Seite di—
Wahrheit liegt. Die Red.)
Konkurrenzwesen.
Der Gewerbe- und Vorschußverein für Kulmbach schreibt
eine Konkurrenz behufs Beschaffung von Entwürfen zum
Bau eines Vereinshaufes aus.
Ausgesetzt sind drei Preise und zwar in Höhe von 200, 150
und 100 Mik. Die Einsendung der Pläne inkl. Kostenanschlag
muß bis zum 20. Mai cr. erfolgen.
Bauprozesse und Entscheidungen.
In Leipzig wurde am 13. April vor der Strafkammer des
Königl. Landgerichts der Prozeß gegen den Zimmerpolier Dietze
zus Knautnaundorf und den Montenur Büttner aus Niewitzyn,
velche wegen fahrläfssiger Tödtung, KFörperverletzung
und Zuwiderhandlung gegen die allgemein ar““ »nten Regeln
der Baukunst in Anklage standen, verhandelt.
Das Thatsächliche der Anklage spielte sich am 2. Aug. vor.
Jahres im neuen Theater in Leipzig ab und führte den Tod
weier und die Verletzung von vier anderen Personen herbei, die
ämmtlich auf einem Schwebegerüst standen, welches behufs Auf—⸗
tellung des neuen eisernen Vorhanges errichtet worden war, aber
mit diesem Gerüst herabstürzten.
Als Schuldige wurden die beiden Genannten verantwortlich
zjemacht, und zwar Dietze, weil er der Weisung seines mit der
herstellung des Gerüstes beauftragten Herrn, des Zimmermeisters
Lincke, zuwider anstatt neuer Seile alte und abgenützte verwendet
and auch die weitere Verbindung unterlassen, BüttneF aber, ohne
sich von der Tragfähigkttt und Haltbarkeit des Gerüstes zu über—
jeügen, dasselbe in Gebrauch nahm und der großen Ueberlastung
on 5—12 Personen nicht entgegentrat.
Das Ergebniß des Prozesses war für Dietze 3 Monate Ge—
ängniß, für Büttner aber — Freisprechung.
— D.
Mittheilungen über Schulen.
Nach der bei Beginn des Wintersemesters vorgenommenen
Keorganisation der Baugewerk- und Maschinenbauschule
zu Ninteln, welche mit dem 1. Mai, ihr Sommersemester be⸗
zjinnt, ist, wie aus dem Programm ersichtlich, für die Schüler
jeider Abtheilungen ein einheitlicher Plan geschaffen worden,
velcher sich von den früheren, offenbar zu hohen Bestrebungen ()
vesentlich durch eine vernunftgemäß praktische Lehrmethode unter—
cheidet. Dem Vernehmen nach ist auch ausreichende Hoffnung
sorhanden, daß der Staat der Anstalt durch Subventionen für die
Zukuunft genügend Sicherheit bietet.
Mittheilungen über Ausstellungen.
Internationale elektrische Ausstellung Wien
1888. Nach einer offiziellen, an die Ausstellungskommission
gelangten Mittheilung hat die kaiserlich deutsche Regierung
zer durch das kak. österreichisch-ungarische Ministerium des Aeußern
in sie gerichteten Einladung zur Beschickung der Wiener internationalen
lektrischen Ausstellung Folge gegeben, und befassen sich gegenwärtig
die inneren Ressorts des deutschen Reiches, beziehungsweise der
»etreffenden Bundesstaaten, mit der Feststellung der näheren Mo
dalifäten für die deutsche Betheiligung
Bautechnische Notizen
Neue Austrichfarben zum Schutze gegen Rost. Der
zewöhnlichen Leinöifarbe werden 10 Prozent gebrannte Magnesia, Baryt
der Strontian kalt zugemischt, ferner Mineralöl, um die alkalischen
Irden einzuhüllen. Dadürch sollen nicht nur freie Säuren der Farbe
reutralisirt werden, sondern infolge dauernder alkalischer Reaktion auch
as Eisen vor Rost geschützt werden.“ Um Eifen in der Erde rostfrei zu
rhalten, wird es mit einem Gemisch von 100. Theilen Iciemarn
Guttapercha und 50 Paraffin, dem 29 Theile Magnesia nebst Mine—
calöl zugesetzt sind, bestrichen. Dem 20'bis 30 Prozent Magnesia oder
ebrannten Dolomit enthaltenden Anstrich für Maschinentheile wird,
amit derselbe nicht eintrockne, Vaseline zugesetzt. Papier oder Zeug,
velches zur Verpackung blanker Eisenwagren dienen soll, wird auf der
inen Seite mit der oben erwähnten Mischung bestrichen, auf der anderen
urch Auftragen von Chromleimlösung wasserdicht gemacht.