Ueber Koaksgruden.
Ueber Koaksgruden.
Hierzu 3 Fig.)
Sie sind heut zu Tage derart in Aufnahme gekommen und
in die Reihe der gebräuchlichen Fenerungsanlagen getreten, daß
wir gern eine Beschreibung der Anlage und Konstrnuktion von
Koaksgruden in ihrer verschiedenen Ausstattung eutwerfen, um sie
auch in den Gegenden bekannt zu machen, in denen sie sich noch
nicht wegen manichfacher Vorurtheile in dem Maße einführen
resp. verbreiten konnten, wie es die Koaksgrude als reinliche und
parsame Feuerungsmethode verdient.
Die Grude stammt aus dem Harzgebirge, wo wir sie bereits
vor Jahrhunderten, natürlich in der denkbar einfachsten Form, vor—
finden. In einem viereckigen gemauerten Ranme wurde nämlich das
Kochgeschirr aufgestellt, vollständig mit glühender Holz- oder Kohlen—
asche bedeckt, um diesergestalt die Waͤrme der letzteren noch aus—
zunutzen und eine Ersparniß an Feuerungsmaterial zu erzielen.
Längst verdrängt ist diese Ausführungsart, doch das Prinzip
glimmender, steter Heizmethode durch Anwendung des Koaks bei—
behalten.
Derselbe als ein bei der Gewinnung von Oel aus Braun—
kohlen abfallendes Prodnukt, welches heute die Fabriken bei Halle
and Weißenfels liefern, wurde früher als werthlos betrachtet und zur
Ausfüllung von Vertiefungen ausgebeuteter Thonlager verwendet,
his man erst in neuester Zeit die Nutzbarkeit des Koaks bei Heiz—
zwecken erkannte. Er besitzt die Eigenschaft, vermöge des ihm an—
haftenden, wenn auch geringen, Oelgehaltes in fortwährendem
Blimmen zu bleiben und so eine ununterbrochene, billig zu unter—
haltende Heizung abzugeben.
Gehen wir jetzt zur Einrichtung der Koaksgrude über.
Dieselbe wird gewöhnlich dicht neben dem offenen Feuerheerd
»der auch freistehend angelegt. Die Umfassungen werden !/, Stein
stark aus Mauersteinen gefertigt, wobei die lichte Weite je nach
Größe der Familie mit O,6 —0, 8S m im Quadrat groß angenommen
wird. 5—6 Schichten unterhalb der mit einem eisernen Deckel ab—
gedeckten Oberfläche der Grude wird ein Rost eingelegt, dessen
Stäbe 5—6 ctm. auseinander entfernt sind und aus 8—10 mm.
tarken Rundeisen bestehen. Der Rost ist zweitheilig, um den—
selben aufklappen zu können, wenn das Herausnehmen der Asche
erforderlich ist.
Das Anmachen des Grudefeuers erfolgt dergestalt, daß der
Grudenraum bis ca. 20 ctm. unter den Roststäben mit trockener
Braunkohlenasche angefüllt wird. Hierauf erfolgt das Aufstreuen
von Koaks, welcher leicht durch Beischüttung einer geringen Quan—
tität Gluth aus einem Ofen in Brand gebracht werden kann.
Um die Lebhaftigkeit des Feuers zu reguliren, ist an der
Breitseite der Umfassungen der gemauerten Grude ein Schieber
angebracht, welcher je nach Beduͤrfniß geöffnet und geschlossen
werden kann.
Zur Abführung des Dunstes (Rauch wird absolut nicht ent—
wickelt) des Koaksfeuers muß die Grude mit einem Schornstein in
Verbindung gebracht werden. Diese Ausmündungsöffnung genügt
in einer Größe von 8—T12 ctm. vollkommen.
Die Anschaffungskosten einer solchen gemauerten Grude stellen
sich bei einer lichten Weite von 60 etm. wie folgt:
a) Maurerarbeit und Materia“l..... 9,00 M.
b) 1 zweitheil. Rost. 5,00,
5) 1eis. Deckel auf die Grude...... 7,50 ,
d) 1Uukl. Schieber zum Reguliren— .. 0,50
Summa. 22,00 M.
Wir bemerken weiter, daß 50 kg. Grudekoaks je nach Quali—
tät 0,620,8 M. kosten, und bei einer Familienzahl von 4-5
Personen ca. 21 Tage ausreichen, um auf diesem Feuer alle
Speisen zuzubereiten.
Die gemauerten Gruden haben jedoch mehrere Mängel an
sich und zwar folgende:
1) Sie sind nicht transportabel, was namentlich bei einem
Miethswechsel, sowie bei geplanter anderer Einrichtung von Wohn—
cäumen wünschenswerth wäre.
2) Sie speichern die entwickelte Wärme theilweise in den
Stein-Umfassungen auf, ohne, wie beim Pauli'schen Gluthofen, die
Wärme auch nach Außen abzugeben. Diesen Uebelständen abzu—
helfen, konstruirte man, namentlich für besser eingerichtete Woh—
aungen, transportable Koaksgruden aus starkem Eisenblech resp. mit
zußeisernen Wänden.
Wir beschreiben nachstehend eine solche verbesserte Grude:
In erster Linie unterscheidet sie sich von der gewöhnlichen
Brude dadurch, daß der Feuerkasten, auf 2 Rollen laufend, aus—
ziehbar ist.
Hierdurch erreicht man den nennenswerthen Vortheil, daß beim
Aufstreuen von Feuerungsmaterial die Hitze nicht, wie früher bei
der gemauerten Grude, welche in diesem Falle geöffnet werden
muß, entweicht, sondern hier gebunden bleibt.
Um das lästige Ausaschen der Grude, welche in einem
3wischenraum von 14 Tagen vor—
genommen werden muß und wo—
bei viel Staub entwickelt wird,
überflüssig zu machen, ist man
in neuester Zeit auf die prak—
tische Idee gekommen, in dem
Feuerkasten eine Aschregulirung
anzulegen.
Dieselbe besteht aus 2 unter
einander angeordneten Reihen
hon schwachenm, ca. 2 cm. breiten
Bandeisen. Die einzelnen Strei—
fen haben einen Zwischenraum non
—
iegende Eisen wieder gedeckt wird. Auf dieser, im gewöhnlichen
Zzustande geschlossenen Fläche breunt das Grudefeuer Sammelt
ich die Asche im Heizraum zwischen den Roststäben und der ge—
chlossenen Eisenfläche an, so werden durch einen entgegenwirkenden
Hebelarm (mittelst eines Holzheftes am Feuerkasten regulirbar)
die Zwischenräume des oberen und unteren Bandeisenrostes für
urze Zeit übereinander gebracht, wodurch die unterste älteste Asche
Jleichmäßig um 1cm. in den darunter befindlichen Aschkasten fällt.
Dies ist ein Vortheil, der wesentlich zu Gunsten der Ein—
führung dieser Art von Gruden spricht.
Der Preis solcher Grude stellt sich bei einer Größe von
59 und 55 cm. auf 55 Maark.
Für herrschaftlich eingerichtete Wohnungen eignet sich die
Anwendung der Grudenfeuerung in Form der eines Kachelgruden—
schrankes ganz vorzüglich. Es sind in diesem Falle über dem
zleichfalls ausziehbaren und mit Aschregulirung versehenen Feuer—
-aum 2 Wärmeräume angeordnet, wovon der obere zum Warm—
stellen von Speisen benutzt wird. Die Anordnung einer Wasser—
hlase läßt sich mit Leichtigkeit bewirken, indem dieselbe zur Seite
des Feuerraumes disponirt wird.
Weiter existirt noch die Form der Kachelgrudenheerde, die
einfacher, sich gleichfalls für herrschaftliche Küchen eignen.
Die letzten 3 be—
schriebenen Arten von
Gruden, welche paten—
tirt sind, werden vom
A
dalberstadt angefertigt.
Wenn wir den Nutzen
)arzulegen versuchten,
den die Grudenfenerun—
gen überhaupt mit sich
hringen, dann geschah
dies in der Voraus—
etzung, unsern geehrten
Lesern ein klares Bild
einer bis jetzt in ihrer
finanziellen Ersparniß
noch nicht genugsam be—
kannten Heizmethode,
die sich für alle Klassen
der Bevölkerung eignet,
zu hieten!