Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 43, Bd. 2, 1883)

Mittheilungen aus der Praxis. 
Mittheilungen aus der Praris. 
Nitroglyecerin und Dynamit.“) 
Das Nitroglycerin wird bekanntlich aus Glycerin und, einem 
Gemisch von Schwefel und Salpetersäure hergestellt. Das Glycerin 
wird bei der Stearinfabrikation als ein Beständtheil des thierischen 
Fettes gewonnen. Bei einer Mischung von 2. Theilen Schwefel⸗ 
Aure, ä Theil Salpetersäure und !/, Vol. Glycerin scheidet sich 
heim Umrühren das Nitroglycerin aüs. Wenn man dies dann 
in kaltes Wasser schüttet, sammelt es sich am Boden des Gefässes, 
weil es eine bͤlige Flüssigkeit ist, die im Wasser nicht löslich ist. 
Auf — 80 abgekühlt, erstarrt das Nitroglycerin zu einer festen kry— 
ftallinischen Masse, bei etwa 110 thaut es wieder vollständig auf. 
Das spez. Gewicht ist 1,6. Durch Zerfallen unter Abgabe von 
Gasen kaun bei demselben, ebenso wie bei der Schießbaumwolle, 
eine freiwillige Zersetzung entstehen, welche dann eine Explosion 
herbeiführen kann, eine Ursache des unreinen Produktes, wenn 
leine Mengen von Salpetersäure zurückblieben. 
Bei der Fabrikation ist daher die sorgfältigste Reinigung 
einer der hauptsächlichsten Faktoren. Bei Beginn des Reiniguugs— 
prozesses nimmt das Sprengöl eine grünliche Farbe an, reines 
Produkt soll sich jahrelang ohne jedwede Veränderung halten. Ein 
Erwärmen bis zu 1802, vorausgesetzt, daß die ganze Masse gleich— 
mäßig erwärmt wird, bewirkt die Explosion, während es bei ge— 
wöhnlicher Temperatur angezündet ohne Explosion verbrennt, weil 
es im Brenuen nicht diejenige Temperatur selbst schafft, welche 
zur Explosion erforderlich ist. Bei Feuersbrünsten ist ein Vorrath 
von Nitroglycerin daher gar nicht so gefährlich, wie man sich 
jür gewöhnlich vorstellt, es sei denn, daß ganz bedeutende Vor— 
räthe aufgestapelt seien. Gegen die Wirkuna der Elektrizität ist es 
vollständig unempfindlich. 
Bei Verwendung des Nitroglycerins zu Sprengungen ist die 
Entzündung einer Knäallquecksilberkapsel, welche mit der Substanz 
in Berührung gebracht wurde, das sicherste Mittel. Die zerstörende 
Wirkung der Explosionsstoffe beruht auf der Eigenschaft, daß die 
explosive Zersetzung den Körper in Gase verwandelt, welche bei 
dem gewoͤhnlichen Druck der Atmosphäre ein mehrere hundert 
Mal größeres Volumen einnehmen. Das Ausdehnungsvermögen 
der Gase wird noch durch die große Wärme, welche die Zersetzung 
hervorbringt, in bedeutendem Maße gesteigert. 
Heutigen Tages wird das Nitroglycerin wohl gar nirgends 
mehr zum Transporte zugelassen und auch in seiner flüssigen Form 
nicht mehr zu Sprengarbeiten verwendet, weil s. 8. ganz ent— 
setziiche Katastrophen stattfanden, wie z. B. in San Francisco 
und Aspinwall 1866, in New-York 1865, in Quenast 1868 ꝛc., 
die es angezeigt sein ließen, den Transport vollständig zu verbieten. — 
Der Dyna mit ist eine Erfindung des Ingenieurs Nobel, der 
die Gefährlichkeit des Nitrogsycerins dadurch theilweise aufzuheben 
suchte, daß er Letzterem die flüssige Form entzog. Durch eine 
poröse Substanz wird das Nitroglycerin aufgesogen, ohne daß es 
an seiner Explosions-Eigenschaft beeinträchtigt wurde. Bei der 
flüssigen Form des Nitroglycerins beruht die Gefahr darauf, daß 
sich ein Stoß sofort der ganzen Masse mittheilt, beim Dynamif 
ist dies nicht mehr der Fall. 
Als absorbirende Substauz wird am zweckmäßigsten die 
Kieseljuhr angewendet, eine kieselhaltige Erde, die durch Kalciniren 
gereinigt, unter dem Mikroskop unzählige Zellen der Algen, aus 
denen die Erde entstanden ist, zeigt. Die Kieseljuhr, mit Nitro— 
zlycerin vermengt, wird die Flüssigkeit in ihre Zellen einsaugen 
(3 Volumentheile), welche einen großen Widerstand gegen Stoß 
und Druck zeigen und die Flüssigkeit durch Kapilarität zurückhalten. 
Die teigartige röthliche Masse wird für den gewöhnlichen 
Gebrauch in cylindrische Formen von 22 mm Durchmesser und 
80-m Länge gefahrlos gepreßt und mit Pergamentpapier 
umhüllt, was die gefürchtete Dynamitpatrone ergiebt. 
Durch eine gewöhnliche Flamme entzündet, wird dieselbe ruhig 
ohne Explosion abbrennen, die Erxplosion muß durch einen Zünder 
mit Knallquecksilber herbeigeführt werden. Es kann z. B. eine 
hölzerne Kiste, die einige Kilogramm Dynamit enthält, wohl ohne 
Furcht auf's Feuer gestellt werden, ohne daß eine Explosion ent— 
steht, nur wenn das Gefäß fest verichlossen jst wird eine sosche 
eintreten. 
Gefrorner Dynamit ist weniger leicht anzuzünden und schwie—⸗ 
riger zur Explosion zu bringen, daher man theils auf Mittel sann, 
das Gefrieren (das bei — 80 eintritt) zu verhindern und theils 
wiederum diese Eigenschaft für die größere Gefahrlosigkeit in 
Nutzen zu ziehen, (xide neueste Erfindungen); für Haundhabung 
und Transport ist der Dynamit ziemlich ungefährlich, weil er 
) Die eminente Wichtigkeit und vielfache Verwendung von Nitroglycerin 
und Dynamit haben uns veranlaßt, einen hervorragenden Kenner mit der 
Berichterstattuna über dieses Thema zu betrauen Die Red. 
gegen Stoß und Schlag in einem hohen Grade unempfindlich ist, 
Dies schließt jedoch nicht aus, daß gleichwohl strenge Vorschriften 
aöthig sind, weil bei weniger gutem Fabrikate nämlich Nitro— 
iycerin ausschwitzen kann. Man ließ Gefäße von Holz, Glas, 
Blech ꝛc, die mit Dynamit gefüllt waren, aus einer Höhe von 
25 m auf Steinpflaster herunterfallen, ohne dadurch eine Explosion 
zu erzeugen, und so umgekehrt ein 2 Centner schwerer Stein, aus 
her gleichen Höhe auf Dynamit heruntergeworfen, hatte nur die 
Zerstörung der Masse, nicht aber eine Explosion zur Folge. 
Ein starker Schlag von Eisen auf Eisen, oder ein in den 
Dynamit geschossenes —2* bringt denselben zur Explosion. 
Fine preußische Militär-Kommission hat sich s. Z. dahin ausge— 
prochen, daß Dynamit das sicherste aller Sprengpräparate sei und 
ein Transport weniger Vorsicht erheische, als Schießpulver. (In 
ver Schweiz wird Dynamit dennoch nicht mit Dampfschiffen und 
Fisenbahnen spedirt!) Reiner Dynamit bleibt während vieler Jahre 
inverändert, nur wenn er Spuren von Säuren enthält, so zersetzt 
ex sich langsam, aber ohne Explosion. Unter Wasser gesetzt, tritt 
in der Maͤsse nach einiger Zeit eine Veränderung ein, da das 
Wasser in die Zellen der Kieseljuhr eintretend, dieselbe zur Aus— 
cheidung des Nitroglycerins nöthigt; daher müssen zu Sprengungen 
inter Wasser wasserdichte Patronen verwendet werden. Große 
Zorgfalt muß aus diesem Grunde auch beim Transporte des 
Dynamit angewendet werden, denn wenn Wasser zu demselben 
Zutritt fände, wäre die Gefahr einer Explosion näher, weil das 
iusgeschiedene Nitroglncerin. wie bereits erwähut, viel empfind— 
icher ist. 
Bezüglich der Wirkung des Dynamit vergleicht man zur 
Berechnung derselben die Wirkung des Pulvers mit ihr. Die 
Theorie wendet zur Vergleichung die Produkte des Volumens der 
entstehenden Gase mit der entwickelten Wärmemenge an. Es würde 
ilso demnach der Dynamit bei gleichem Gewicht eine 6 mal resp. 
»ei gleichem Volumen eine 10 mal größere Wirkung als Spreng— 
zulver hervorbringen. 
Das schreibt die „Theorie“, in der Praxis wird man aber 
inden, daß diese Zahlen nicht erreicht werden. W. 
l. Wie unsere Feuerungsanlagen beschaffen sein müssen 
um günstig ihren Zweck zu erfüllen, um Rauch und 
Rußbildung möglichst zu beschränken. 
Machdruck verboten.) 
1. Der Rost muß oben sein, die Zwischenräume, welche die 
Roststäbe bilden, dürfen das Durchfallen des Brennmaterials nicht 
ermöglichen (erprobtes Maaß ist 8 Millimeter Breite des Stabes 
und ebenso für Zwischenraum, Stärke des Stabes 18 Millimeter). 
2. Der Rost muß tiefer liegen, als die untere Kante der 
Feuerungsthür. 
3. Zwischen Rost und Thür muß eine ebene, nach der Thür 
zu aufsteigende Platte (von Eisen oder Chamottziegel) vorhan— 
den fein. 
4. Der Rost muß von drei Seiten mit fenerfesten Steinen 
umschlossen werden, letztere liegen nach Außen etwas geneigt. 
5. Die Größe des Rostes richtet sich nach der verlangten 
Leistung in der Feuerungs-Anlage. Man kann größere Rostflächen, 
venn zeitweise eine mindere Leistung in der Anlage benöthigt, 
durch theilweises Abdecken des Rostes mit einem Ziegelstück ver— 
leinern. 
6. Feuerungs- und Aschenthüren müssen dicht schließen, in 
der Aschenthir muß eine Vorrichtung vorhanden sein, um den 
Luftzutritt nach Erforderniß reguliren zu können. 
77. Die Abdeckung der Feuerungsanlage liege über dem Rost 
20 bis 35 em entfernt (je nach Größe des Ofens). 
8. Die Kanäle, welche der Ofen oder Heerd bildet, müssen 
zwischen Koch- und Bratröhren 15 bis 20 em weit sein, während 
der obere Raum (üher den Röhren) 28 his 35 em weit sein 
'ann. 
9. Der Rauchabführungskanal resp. Rohr muß durch einen 
Schieber bis zu einem bestimmten Grade absperrbar sein; die frei 
»leibende Oeffnung betrage 8 Detm (jedoch nur für Feuerungs⸗ 
anlagen bei Haushaltungen berechnet). 
10. Alle Fugen einer Feuerungsanlage müssen dicht geschlossen 
sein, namentlich beobachte man wiederholt alle Stellen, wo Metall 
mit Kachel- oder Steinmasse in Verbindung treten muß. 
Man schließe entstandene Oeffnungen mit Lehm. 
11. Die Reinigungsöffnungen müssen leicht erkennbar und 
bequem zugänglich sein. 
122. Die Züge der Feuerungsanlage müssen innerlich möglichst 
gleichmäßig geebnet sein. 
13. Für die Einmündung des Rohres in die Esse muß ein 
Rohrfutter in letztere eingemauert werden.
	        
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