335
Bautechnische Notizen.
336
Sostem ist zwar nicht gut zum Einrammen vron Pfaählen anwendbar,
velche noch weit uͤber dem Boden herausstehen, spart aber doch, wo be⸗
eits eingerammtes Pfahlwerk noch tiefer stehen soll. In Amerika
hat man,“ besonders in Philadelphig, öfters Pulxer zum Einrammen von
Pfablwerk benutzt, während man sich sonst im Allgemeinen der Ramm—
Maschinen bedient. „New⸗ Nork. Techniker.“)
petragen. Das ganze Werk wird nicht nur die beiden Städte Liverpool
und Birkenhead durch Lokalzüge verbinden, so daß die jetzt gebrauchten
Fährenboote in Wegfall kommen, sondern auch die Durchfahrt direkter
züge gestatten, die den verschiedenen Eisenbahn-Gesellschaften der Ge—
send angehören Siebenhundert Menschen sind bis jetzt bei den Ar—
eiten beschäftigt. Es wird erwartet, daß man im Laufe dieses Jahres
»on einer Seite zur anderen zu Fuß gehen wird und daß Züge in etwa
18 Monaten oder ? Jahren werden hindurch fahren können. Die Aus—
zrabungen sind bis vor kurzem mit Picke und Schaufel geschehen; jetzt
vendet man die Beaumont'sche Bohrmaschine an, die von zusammen—
jedrückter Luft getrieben wird, eine Vorrichtung, die man auf der fran—
ösichen Seite des Kanaltunnels angewendet hat. Mit dieser Maschine
st es möglich geworden, einen Viertelzoll in der Minute oder zehn Meter
n 24 Stunden vorzuschreiten. In dem gleichen Verhältniß denkt man
ünftig die Arbeit bis zu ihrer Vollendung fortzuführen.
Eingesalzenes Holz. Wer hätte je gedacht, daß man diese
Aufmerksamkeit dem spröden Material zuwenden würde, und doch ist
dem so. Die Ob.S.Ztg. läßt sich berichten, daß man auf der Insel
Zardinien das folgende, an Einfachheit kaum zu übertreffende Verfahren
inwendet, um das zur Herstellung von Wagenrädern dienende Holz vor
dem Schwindeu, Werfen und Reißen zu bewahren. Jene Holzstücke,
velche zu Wagenrädern benutzt werden sollen, läßt man vor ihrer Bear—
»eitung fünf bis acht Tage lang in mit gewöhnlichem Salze übersättigtem
Wasser einweichem und erzielt durch dieses Verfahren, daß weder Sonnen—
— irgend ein anderer äußerer Einsluß im mindesten auf das Holz
inwirke.
Der Maler Makart als Architekt. Hans Makart hat
ich neuerdings als Architekt versucht, und zwar mit dem Entwurfe eines
närchenhaften Palastes, dessen vedutenartig in Oel ausgeführte Façaden—
insicht den Hauptanziehungspunkt der Abtheilung für Architektur in der
»iesjährigen Pariser Gemälde-Ausstellung bildet. Es dürfte Vielen
chwierig scheinen, sich das ungebundenste koloristische Genie unseres
dahrhunderts als Meister der Kunst der strengen Linien und Verhältnisse
orzustellen. Indessen steckt in jedem großen Maler ein Architekt verbor—
jen, der nur Gelegenheit und Anregung braucht, um sich zu bethätigen
Der Palastentwurf Makarts, obwohl vollständig durchgearbeitet und aus—
ührbar, wird schwerlich jemals verwirklicht werden; wo fände sich ein
Zauherr, der 45-550 Millionen an einen Prunkbau wenden könnte?
Freilich übertrifft dieser Palast Alles, was die kühnste bauherrliche Phan—
asie jemals zu träumen wagte. Aus Motiven der italienischen Renaissance
ntwickelt der Entwurf Makarts einen völlig neuen, idealen Stil, der,
vie kein anderer, die Schwere der Materie siegreich überwindet, ohne doch
ns Phantastische auszuschweifen. Ein solider Unterbau, von dem eine
nonumental eigenartige Freitreppe emporführt, trägt ein Geschoß von
Prunkräumen, über welchen sich eine luftige, säulengetragene Galerie
rhebt, die von Thürmchen flankirt und von einer mächtig und leicht
ugleich aufsteigenden, mit Figuren gekrönten Kuppel überragt wird.
Alles dies ist aus dem edelsten verschiedenfarbigen Marmor, der figurale
STchmuck aus leuchtender Bronze projektirt. Die Pracht des Ganzen,
ie Vornehmheit der Verhältnisse, der Reichthum der Details läßt sich
nit Worten nicht einmal andeuten—
Die Fabrikation fertiger Häuser blüht in Kanada so,
daß ein amerikanisches dem Gebiete der Holzverarbeitnng angehöriges
Blatt es sonderbar findet, daß sich die Amerikaner, welche sich doch sonst
ehr wohl darauf verstehen sollen, Geld zu verdienen, dieser Fabrikation
nicht mehr widmen.
Eine Fabrik in Kanada kann in wenigen Tagen ganze Reihen
däuser liefern; es ist nichts Ungewöhnliches, daß diese Fabrik 20 oder
30 Tage nach empfangener Ordre mittelst der Eisenbahn eine ganze
Straße nach Brandon oder einen ganzen „Block“ Häuser nach Winni—
»eg (Kanada) sendet. Einer der Theilhaber des Geschäfts begleitet diese
Zendungen und leitet die Aufstellung der Häuser. Telegraphische Depeschen,
pie: „Zu welchem Preise können Sie mir eine niedliche Cottage (Villa),
—
Die Fracht fuͤr diese Häuser würde von Walkerton nach Chicago
10 Doll., von Chicago nach Minneapolis 20 Doll. pr. Waggon betragen.
Chicago liegt Winnipeg, das außerordentlich rasch einporzublühen
schein, ungleich näher als Walkerton, die fragliche Industrie wird dort
»der in Minneapolis, Duluth u. a. amerikanischen Plätzen ebenso gut
aund noch besser betrieben werden können, als in Walkerton.
(Hannov. Gewerbebl.)
Deutscher Cement. Authentische Nachrichten aus den Ver—
einigten Staaten bestätigen die auch sonst schon außerhalb Deutschlands
inerkannte Ueberlegenhent des deutschen Cements über den englischen in
der erfreulichsten Weise. Nach diesen Berichten ziehen die mit der Leitung
er umfangreichen Hafen- und sonstigen Wasserbauten betrauten ameri—
anischen Staats-Ingenieure die Erzeugnisse einiger deutscher Cement—
abriken selbst den besten Erzeugnissen Großbrittaniens bei Weitem vor.
Sie bedauern lebhaft, daß die i derartiger vorzüglicher deutscher
Waare und der Handel mit derselben nach den Vereinigken Staaten noch
nicht ausgedehnt genug ist, um den Bedarf für die iz Wasser⸗
»qauten auch nur annähernd zu decken, und daß sie deshalb vielfach ge—
nöthigt find, mit englischen Waaren sich zu behelfen. Auf,diesem Gebiete
iegt noch, unter der Voraussetzung guter Produktion, wie dies bereits
inläßlich der australischen Weltausstellung hervorgehoben wurde, die
Möglichkeit einer erheblich erweiterten ur Deutschlands auf dem
Weltmarkt vor.
Bautechnische Notizen.
Auf Ansuchen des Kultusministeriums hat die königliche Akademie
ür das Bauwesen ein Gutachten abgegeben, welches dahin geht, daß
bei Schulbauten dem Massivbau vor dem Fachwerkbau
unbedingt der Vorzug gebühre. In der ganz interessanten Be—
ruͤndung wird u. A. ausgefuͤhrt, wie sich der Preis des Bauholzes in
Fen letzten 25 Jahren durchschnittlich fast verdoppelt habe, während der—
enige des Ziegelmaterials im Allgemeinen nicht erhöht, theilweise sogar
ermindert worden sei. Beiläufig gesagt, ist jene Steigerung der Bau—
olzbreise ein nicht unwichtiger Veitrag zu der Generalfrage der Noth—
vendigkeit einer Erhöhung der Holzzoölle, die ja leider durch den bezug
lichen Reichstagsbeschluß noch nicht endgiltig von der Tagesordnung ab—
zesetzt zu sein scheint.
In der nördlichen Schweiz ist seit alter Zeit unter dem Namen
„Echweizer Kunstofen“ eine Lokalheizung eingeführt und sehr ver⸗
hrisen Dieser Ofen dient dazu, die bei der Heerdfeuerung der Küche
reiwerdende Wärme noch für die angrenzenden Wohnzimmer auszunutzen.
Fin niedriger Kachelofen ist durch je einen Kanal mit dem Heerd und
em Kamin verbunden. Ofen und Heerd sind durch die Zimmerwand
etrennt. Durch entsprechende Stellung der in den Kanälen befindlichen
Schieber werden in der kälteren Jahreszeit die heißen Gase aus der
Feerdfeuerung gezwungen, den „Kunstofen“ zu durchziehen, ehe sie nach
em Kamin gelangen. Die dadurch entstehende Erwärmung des Ofens
jsenügt im Herbst, um die Zimmertemperatur auf gesundheitszuträglicher
Zoͤhe zu erhalten. Im Winter reicht diese Temperatur natürlich nicht
sus und werden dann noch gewöhnliche Ofen verwendet. H. R.
Zur Frage der Feuergefährlichkeit der elektrischen
Releuchtang. Werner Siemens erörtert diese Frage in einem
Schreiben an die Redaktion des „Zentral-Blattes für die Textilindustrie“.
ẽr hebt hervor, daß jede Art von Beleuchtung, also auch die elektrische,
nit Feuersgefahr verknüpft ist, daß aber bei mit gleicher Sachkenntniß
ingelegten Gas- und elektrischen Beleuchtungen die letzteren ungleich
veniger feuergefährlich sind. Bei der Bogenlichtbeleuchtung bleibt aller—
ings immer die offene Flamme feuergefährlich, wenn sie mit brennbaren
Hegenständen in Berührung kommen kann. Dies ist sie aber in weit
seringerem Grade als jede Gasflamme, weil sie nicht flackert und nicht
ei ungeschicktem Anzünden eine Erplosien veranlassen kann. Man kann
ze ferner zur Sicherheit in Glasglocken einschließen, die durch Draht—
despinnung vor dem Zerspringen und Herabfallen geschützt sind. In
Ränmen, in welchen viele brennbare Fäden oder dergl. umherfliegen, oder
in welche brennbare Dämpfe eindringen können, wird ein Sachverstän—
diger keine offenen Flammen — seien es Gas-, Petroleum- oder elek—
rische Flammen — anbringen. Für solche Räume eignen sich besser
die Gluͤhlichter, bei welchen die Feuersgefahr verschwindend klein ist, be—
onders, wenn sie in doppelte Glocken eingeschlossen sind. Bei nicht solid
ingelegten Glühlichtbeleuchtungen kann allerdings Gefahr durch Erhitzung
er Leitungen, oder mangelhafte Befestigung oder Isolirung derselben,
owie durch Mangel an Vorrichtungen zur Regulirung der Stromstärke
entstehen. Bei einer gut und mit Sachkenntniß gemachten Anlage darf
Alles das aber gar nicht vorkommen, so wenig wie es vorkommen darf,
daß Gasleitungen undicht oder dem Zerbrechen ꝛc. ausgesetzt sind.
NRNoheifenvproduktion in den verschiedenen Ländern
der Erde. Wie der „Moqonitéur inclustriet“ mitteilt, werden drei Vier—
heile der gesammten Eisenproduktion von Großbritannien, den Ver—
einigten Staaten von Nordamerika und Deutschland geliefert; in den
Rest theilen sich Frankreich, Belgien, OesterreichUngarn, Rußland,
Schweden, Spanien, die Türkei, Japan, Australien, die Schweiz, Kanada,
Mexiko und in ganz geringen Mengen noch einige andere Länder der
Erde. . Im Jahre 1882 vbetrug die Eisenproduktion in England 5493287
Tonnen, in den Vereinigten Staaten 4623323 Tonnen, in Deutschland
einsch. Luremburg) 3176000 Tonnen. Die Eisenproduktien dieser drei
'ander belief sich somit im vergangenen Jahre auf 16206610 Tonnen,
vährend in allen Landern der Erde zusammen 21. Mill. Tonnen Roh—
eisen erzeugt wurden. Hieran partizipiren also Großbritannien mit rund
19pEt, die Vereinigten Staaten mit 22, Deutschland mit 15 pCt.
Wird die Produktion der drei genannten Länder unter einander ver—
zlichen, so findet man, daß die amerikanische 54 pCt., die deutsche
37. pPEt. der englischen ausmacht. Im Jahr 1877 betrug die Eisenpro—
duktion in Großbritannien, den Vereinigten Staaten und Deutschland
usammen 1044858 Tonnen; somit ist für das Jahr 1882 eine Zunahme
zon fast 6 Millionen Tonnen zu konnatiren. oder durchschnittlich 1Mill.
Tonnen per Jahr.
Der Tunuel unter dem Meersey. Der Eisenbahntunnel
unter dem, Mersey von Liverpool nach Birkenhead geht seiner Vollen⸗
zung schnell entgegen. Die Arbeiten, sowohl auf der Cheshire- als auf
der Lankashireseite sind bis unter das Flußbett gefördert, wo sie durch
eine Schicht neuen, rothen Sandsteins von sehr fester Beschaffenheit weiter
eführt werden, der zum Tunnelbau sehr geeignet ist und nur wenig
Wasser euthält. Die Gesammtlänge des Tuͤnnels wird ungefähr drei
Meilen und die Länge der Strecke unter dem Masser dreipienel Meilen
derausgeber: O. Ostmann, Viaurermeister in Dalberfiadt. — Verlag von Julius Engelmann in Berlin. — Druck von — Hermann in Berlin.
Unter Verantwortlichkeit des Verlegers.)