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Bauberichte aus verschiedenen Städten.
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Bauberichte aus verschiedenen Städten.
Berlin. Eine Einladung zur Besichtigung der neuen
Filteranlagen in Tegel versammelte kürzlich daselbst eine größere
Zahl von Architekten und Ingenieuren, welche zunächst einen kurzen
Vortrag des Betriebsdirektors entgegennahmen uund alsdann die
m Bau befindlichen Bassins in,t den verschiedenen Stadien der
Ausführung besuchten. Allgemein bekannt sind die durch die Algen
jervorgernsenen Kalamitäten, zu deren Beseitigung diese neue und
ostspielige Einrichtung erforderlich wurde. Da eine Abänderung
der bestehenden Brunnen und Bassins bedeutende Summen ohne
dauernde Garantien verlangt haben würde, so entschloß man sich
u der Wahl von großen Filtern unmittelbar an dem Rande des
Tegeler Sees. Die Reinigung des Wassers erfolgt dadurch, daß
zaffelbe in den zehn großen Bassins eine 60 ctm starke Sand—
chicht zu passixen, hat, unterhalb deren das Wasser noch durch
30 Atm starke Schichten von Kies und Feldsteinen unter Luftzu—
ritt nach den Sammelkanälen absickert. Bei normaler Thätigkeit
zehen auf das Quadratmeter in 24 Stunden 3 kKbm Wasser
zurch die Filterschichten durch, so daß, wenn der Kontrolapparat
»in geringeres Quantum als abgelaufen angiebt, der Filter als
odt, d. h. nicht mehr, als arbeitsfähig angesehen wird — eine
Erscheinuug, die, je nach dem Betriebe und, der Beschaffenheit des
Wassers, oft, wie im Hochsommer, sehr bald, oft auch später, im
Durchschnitt nach etwa 8 Tagen eintritt. Wenn. der Apparat nicht
mehr wirksam ist, wird die oberste durch Rückstände verunreinigte
Sandschicht in einer Höhe von 13,, bis 2 ctm entfernt, ein Ma—
növer, nach dessen zwoͤlfmaliger Wiederholung im Allgemeinen die
Entleerung des Bassins und die völlige Erneuerung der oberen
Sandschicht in einer Stärke von 40 ctm erfolgen muß. Die
interen Schichten von gröberem Sand, Kies und Feldstein bleiben
ilso jahraus jahrein auf dem Boden des Filterbassins ganz intakt,
da die Erfahrungen in England erwiesen haben, daß die Verun—
reinigung durch die organischen Bestandtheile des Wassers nicht bis
zahin hinabdringt. Das filtrirte Wasser geht aus den Sammel-⸗
anälen in das Reinwasserbassin und wird alsdaun unter starkem
Druck durch große Maschinen nach dem Reservoir bei Charlotten—
vurg befördert. Die Bassins, von 2000 bis 2600 Om, im Ganzen
jon'etwa 22 000 Om Grundfläche, sind in zwei Gruppen von 4
»ezw. 6 Stück angelegt, zwischen denen die für den Betrieb so
wichtige Sandwäsche angeordnet ist. Im Innern sind die Bassins
hurch Pfeiler in 3 mm Enifernung getheilt und zur Erhaltung einer
Jleichmäßigen Temperatur für Sommer und Winter überwölbt
ind mit Erde abgedeckt. In dem Scheitel der Kappen sind qua—
dratische Oeffnungen ausgeschart, durch welche dem Bassin genü—
gendes Licht für älle vorzunehmende Arbeiten zugeführt wird. Der
Zoden der Bassins, deren Pfeiler durch Erdbögen verstärkt sind,
esteht aus Thonschlag, Betonsteinen und einem glattgearbeiteten
Estrich aus Cement und Sand. Quer durch die Bassius geht ein
equem geneigter Karrgang zum Verkarren des Filtersandes
ind zu den einzelnen Abtheilungen von der Sandwäsche aus; auch
ind überall Speiserohre, Abläßvorrichtungen und Regulirungs—
kammern angelegt. Alle erforderlichen Ertäuterungen gaben Ober—
ngenieur Gill und Regierungsbaumeister Höhmann. welch' Letzterer
———
Berlin. Die Loge Royal-York in der Dorotheenstraße,
zeren jetziger splendider Erweiterungsbau in jüngster Zeit in
diesem Blatte vielfach besprochen wurde, liefert einen abermaligen
Beweis von der enormen Steigerung hiesiger Grundstückswerthe.
Die Loge erstand ihr Terrain, welches bei einer Straßenfront von
36 m sich in einer Tiefe von 100 m von der Dorotheenstraße bis
zur Spree erstreckte, im Jahre 1780 für 7000 Thaler Gold und
inige Friedrichsd'or Aufgeld. Um ihren jetzigen Neubau ausführen
zu können, verkaufte sie im Jahre 1880 einen Theil dieses Ter—⸗
ains für 800000 Mk. und Leservirte sich dabei den genügenden
Raum für den ausgiebigen Neubau und einen ontsprechenden
Barten.
Berlin. Zur Kanalisation. Die Entscheidung der
Regierungs-Kommission, von welcher 1881 die Zustände auf den
Berliner Rieselfeldern einer eingehenden Untersuchung unterzogen
vorden sind, und nach der für die gesammten Rieselanlagen die
Dberaufsicht der Regierung durch eine besondere Regulirungs⸗
Aufsichts-Kommission bestimmt, worden ist, hat neuerdings eine
staͤdtischerseits pöllig unvorhergesehene Erweiterung erfahren. Einer⸗
eits ist dem Magistrat, wie wir bereits berichtet haben, von dem
hiesigen Polizei-Präsidenten die Mittheilung zugegangen, daß fortan
ieue Radialsysteme der städtischen Kanalisation nicht ohne seine
Zustimmung errichtet werden dürfen, und andererseits ist dem
esteren jetzt auch von dem Regierungs-Präsidenten des Regierungs⸗
bezirks Potsdam ein Schreiben zugestellt worden, welches in Bezug
uf die Einrichtung neuer Rieselfelder bestimmt. daß derartige
Neueinrichtungen, wie eine fernere Ausdehnung der vorhandenen
Rieselanlagen nicht ohne seine Genehmigung erfolgen dürfen.
Beide Schreiben sind auf die ausdrückliche Anweisung der Minister
des Innern, des Kultus, der öffentlichen Arbeiten und der Land—
virthschaft an den Magistrat eingesendet worden. Die Tragweite
ieser neuen Verfügungen bleibt noch nicht abzusehen, jedenfalls
iber werden durch dieselben dem endlichen Abschluß des großen
danalisationswerkes wieder neue, große Schwierigkeiten bereitet
verden, da einmal für die im Norden der Stadt neuangekauften
stieselgüter die Aptirung großentheils noch aussteht, und nach
Fertigstellung der gegenwärtig noch in der Bauausführung be—
zriffenen Radialsysteme VI. und VII. aller Voraussicht vach noch
ine fernere Erweiterung der im Süden der Stadt geledenen Riesel-
elder wird eintreten müssen.
Berlin. (Zur Lohnfrage.) In den Kreis der Lohnbewe—
vegung einzutreten ist eine Korporation im Begriff, die nur
Wenigen als eine selbstständige Branche im Bauwesen bekannt sein
»ürfte — die der „Bau-Anschläger“. Es existiren in dieser Branche
a. 350 in Berlin, die, ursprünglich Schlosser oder Tischler, sich
eine derartige Routine im Anschlagen von Thürschlössern, Bändern
ind Fensterbeschlägen angeeignet haben, daß sie von Bau zu Bau
vandernd, sich nur, dieser Thätigkeit widmen. Die früher sehr
sünstigen Atkordpreise sind jedoch jetzt auch hier erheblich zurück—
segangen, so daß der Durchschnittsverdienst bei angestrengtester
kkordarbeit sich doch nur auf 12 bis 15 Mark wöchentlich stellt.
der seit 1871 hier bestehende Verein der „Bau-Anschläger“ hat
»eshalb einen Lohntarif ausgearbeitet, der wesentlich höhere Preise
ixirt und in einer Versammlung der Bau-Auschläger zur Berathung
ommen soll. Dieser Tarif soll noch vor Beginn der eigentlichen
Arbeits-Saison, die im Monat August ihren Anfang nimmt, den
resp. Arbeitgebern, zumeist Schlossermeistern und Eisenhändlern,
interbreitet werden. Um dieselbe Zeit werden wohl auch die Bau—
ischler, wie in eingeweihten Kreisen verlautet. mit einer Lohner—
zöhung; vorgehen.
Berlin. Gelegentlich des Neubaues der Jannowitz—
Brücke ist unter anderem auch die Brückenstraße längs des dem
zöniglichen Kronfideikommiß gehörigen Holzplatzes erweitert worden.
Zu der Abtretung des dazu erforderlichen Terrains ist durch
Zönigliche Kabinetsordre vom 7. Mai d. J. die Genehmigung
ertheilt, und es wird demnach der Stadtgemeinde Berlin, nachdem
iefelben die Verpflichtung übernommen hat, den in Folge der
Berbreiterung der Brückenstraße neu anzulegenden Bürgersteig länge
»es Holzplatzes auf ihre Kosten zu reguliren, auch den in Wegfall
ommenden Zaun auf der Baufluchtlinie wieder aufzurichten, ein
Terrainstreifen von 524,1 Quaädratmeter für die Hälfte des Tax—
verthes, d. h. für 60 Mark pro Quadratmeter und die weiterhin
uur Herstellung eines Bohlenwerks an der JannomitzBrücke erfor—
zerlichen Fläche von ca. 955 Quadratmeter zu dem Vreise von
120 Mark pro Quadratmeter überlassen.
Metz. Es wird beabsichtigt, zur Aufnahme der vereinzelt
»der in Maͤssengräbern bestatteten Gebeine der in den Schlachten
uim Meg gefallenen Krieger einen Monumentalbau auf den
Zuttes Charles V zu Meßg zu errichten, für welchen eine Summe
bon 625000 bis 1250000 Francs ausgeworfen wird. Die Aus—
arbeitung eines Entwurfes ist dem Garnisonsbauinspektor Rettig
ibertragen worden. 4-
Paris zählt gegenwärtig 76129 Häuser, welche 338939 zu
gewerblichen Zwecken dienende Räume und 690175 Wohnungen
nthalten. Nut 441 Wohnungen haben einen 20000 Francs über⸗
teigenden Miethwerth; 3459 einen solchen von 6- bis 10000 Francs;
0878 von 3- bis 6000; 22655 von 1500 bis 3000; 6351 von
250 bis 1500; 17789 von 1000 bis 1250; 22265 von 750 bis
000; 63504 von 500 bis 750; 77047 von 300 bis 500; und
72775 haben nur einen Miethwerth, der 300 Francs nicht über—
teigt. Der Miethwerth aller Wohnungen beträgt 348545916
Fraͤnes, in Wirklichkeit also ungefähr eine halbe Milliarde, indem
,ie stabtische, der Steuerveranlagung zu Grunde liegende Taxe
rur 25 bis 30 pCt. hinter der wirklich gezahlten Miethe zurück—
teht. Für die sozialwirthschaftlichen Zustände ist es bemerkens⸗
verth, daß die Wohnungen von 750 bis 1000, 1250 und 1500
Francs verhältnißmäßig nicht so zahlreich sind, als diejenigen von
500 bis 3000 Francs. Dies beweist, daß die entsprechenden
nittlern Schichten nicht so zahlreich sind, als sie es sein sollten.
Dagegen sind die unbemittelten und Armen um so zahlreicher,
ndem fast sechs Siebentel der ganzen Bevölkerung mit Wohnungen
jon weniger als 300 Francs Miethwerth sich behelfen müssen.
darunter befinden sich ungefähr 40000, die nur aus einem Zimmer
vestehen, während unter den übrigen Wohnungen dieser Gattunga
ine einzige mehr als drei, stets kleine Ränme haben dürfte