Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 43, Bd. 2, 1883)

Erfindungen im Hochbauwesen. — Bauprozesse und Enticheidungen. — Bautechnische Notizen. 368 
Erfindungen im Hochbauwesen 
und der damit jusammenhängenden Sweige. 
Maschinen zum Hobeln von Ovalen und Kreis⸗ 
bogenstücken aller Ari. Ddiese nach dem patentirteu Ver— 
fahren von J. Braudt in Berlin konstruirte Maschine ermöglicht 
die Herstellung profilirter Gegenstände von ovaler oder kreis— 
formiger Gestalt, wie Bilderrahmen, Bogenstücke für Dekorationen, 
Fenster⸗ oder Thürbögen u. s. w., nach dem Prinzip der gewöhn— 
achen Holzhobel- bezw. Fräsmaschine. Die Konstruktion dieser 
Maschine besteht im Wesentlichen in der Kombination zweier ver— 
talcze und einer horizontalen Messerwelle mit zwei übereinander— 
liegenden Tischen, deren einer sich um seinen Mittelpunkt drehen 
läßt, während bei dem anderen das Werkstück nach Art der Oval— 
werte mehr oder weniger große geschlossene Ovallinien beschreibt 
Jeder diejer Tische kann unabhängig vom anderen bewegt werden. 
Zum Beaurbeiten des Werkstückes dienen zwei vertikal laufende 
Htesserkopfe und eine horizontal gelagerte Messerwelle, durch deren 
Zusammenwirkung das Werkstück gleichzeitig von drei Seiten mit 
Profilen von beliebigem Querschuitt auf einen Durchgang ver— 
sehen werden kann. Durch geeignete Stellung der beiden vertikal 
arbeitenden Messerköpfe kann man alle Arten von Profilen in 
Hohlkehlen, und zwar in kreisbogenförmigen oder ovalen Stücken, 
Tuch vollständig geschlossene Kreisbögen oder Ovale herstellen. 
Endlich kann man sogar durch schräge Stellung der beiden ver— 
talen Messerköpfe sogenannte unterschnittene Profile anfertigen. 
(Gewerbebl. aus Württemberg.) 
teins sehr naß, so wird dem Schornstein ein großer Theil der Rauch⸗ 
pbärme durch Verdunsten des Wassers entzogen und damit das Aufsteigen 
er Rauchsäule beeinträchtigt. Durch, Bildung von Glanzruß können 
iußerdem leicht Brände entstehen. Auch, die Sonne wirkt stoͤrend auf 
den Zug, weil infolge der einseitigen Erwärmung der Schornsteinwände 
Doppelströmungen darin hervorgerufen werden, die den Rauch bis an 
die Feuerung zurückziehen. Nach Wolpert ist wohl mit Recht diese Stö— 
ung des Zuges auf theilweise Erwärmung der Schornsteinwände und 
adurch veranlaßte Wirbelbewegung zurückzuführen. Gegen dieses Uebel 
chützt man sich leicht, wenn man den Schornstein durch ein schwarz ge— 
trichenes Eisenrohr über das Dach hinaus verlängert und mit einer zweck— 
näßigen Kappe versieht. Die Sonnenstrahlen wirken auf die schwarze Rohr⸗ 
läche erwärmend und luftverdünnend. Die besprochenen Vorgänge wurden 
in einem Schornsteinmodelle erläutert, der Rauch wurde durch Räucher⸗ 
erzen erzeugt und die Flamme durch angezündete Lichter markirt, Ferner 
'ann der Zuͤg gehindert werden durch falsche Behandlung des Heizapparts 
ind verhältnißnaßige Verengung des Schornsteins an der Mündung und 
wließlich durch Hineinführen zu vieler Rauchrohre in einen Schornstein. 
Der Vortragende begründete die Behauptung, daß verengte Schornstein⸗ 
muͤndungen den richtigen Zug hinderten, dadurch, daß derselbe dem Ap⸗ 
parate ein verjüngtes Rohr aufsetzte; der Rauch trat deutlich und sichtbar 
in der ersten und zweiten Etage durch das Rauchrohr zurück in's Zimmer. 
Nach der Entfernung von zwei Rauchrohren kam der Rauch aus der 
Schornsteinmündung lebhaft hervor, wodurch der Beweis gebracht war, 
daß eine größere Rauchmenge nicht durch das verengte Rohr hinaus 
kounte. Es empfiehlt sich also, besonders bei russischen Rohren, nicht zu 
biel Rauchröhren in einen Schornstein einmünden zu lassen u. s. w. 
Wenn der Schornstein lange Zeit nicht benutzt wird und in Folge dessen 
kalt ist, kann ebenfalls Rauch austreten. Das wirksamste Gegenmittel 
ist schnelle Erwärmung des Schornsteins durch Entzünden von Spähnen 
oder Papier. 
Miemen⸗Konservirung. Es ist eine bekannte Thatsache, daß 
es für die zahlreichen Fabriken und Werkstätten von sehr großem Werthe 
ist, auf die gute Instandhaltung und Konservirung der in so ausgedehnter 
Weise vorhandenen Leder-Treibriemen, die ein sehr theurer Artikel sind, 
alle Sorgfalt zu verwenden. Es ist dabei in erster Linie die Anwendung 
eines guten Mittels zum Einschmieren der Riemen zu berücksichtigen. 
Noch vor einigen Jahren nahm, man seine Zuflucht zu konsistenten 
Lederschmieren oder zu sogenanten Adhäsionsfetten, welche meistens aus 
Unschlitt, Thran, Kolophoͤnium und sonstigen Stoffen hergestellt sind. 
Aber aͤlle diese Mittel entsprachen nie ganz ihrem Zweck, denn die— 
selben haben den Mißstand, daß sie entweder zu viel Adhäsion erzeugten, 
o daß die Riemen beinahe an den Scheiben klebten, wodurch eine beträcht- 
iche Kraftverschwendung entstand, da die Riemen sich nicht in ihrer 
aatürlichen Bahn bewegen konnten, oder daß sie einem zu raschen Ver— 
rocknen oder Verharzen ausgesetzt sind. — Es ist daher bei Anwendun 
dieser Schmier- und Ädhäsionsmittel ein öfteres Einfetten nöthig, 8 
sich leicht eine Kruste bildet, welche die Riemen schwer schädigt und sie 
ruinirt. Es ließ sich also mit diesen Mitteln eine richtige Instandhaltung 
der Riemen nicht erzielen und wurde es daher von Seiten der Indu— 
striellen freudig begrüßt, als es der Firnißfabrik von Ehr. Lechler CSohn 
Nachf. in Feuerbach-Stuttgart vor mehreren Jahren gelang, einen soge— 
nannten Maschinentreibriemenlack herzustellen, der allen Anforderungen 
entspricht und der in Bezug auf richtige Adhäsion, und Haltbarkeit, die 
er den Riemen verleiht, nichts zu wünschen übrig läßt. 
Derselbe ist dünnflüssig und vertrocknet und verharzt nicht; er bildet 
auf den, Riemen einen sich zwar fettig anfühlenden aber doch trockenen 
dünnen Ueberzug, der die Zugkraft erhoͤht und die Riemen vor dem Ein— 
fluß der feuchten Luft, vor Rässe und schädlichen Dämpfen ꝛc. schützt. 
Dieser Maschinentreibriemenlackführte sich vermöge seiner zweckmäßigen 
und nützlichen Eigenschaften sehr rasch ein und fand immer ausgedehn— 
ere Verwendung, so daß nunmehr die meisten Etablissements, die mit 
Riemenbetrieb arbeiten, denselben ausschließlich verwenden, was von der 
erwähnten Firma durch Atteste bestätigt wird. 
Für diejenigen Interessenten, denen der, Artikel his jetzt noch nicht 
bekannt ist, dürfte es von Werth sein, durch diese Zeilen darauf auf— 
nerksam gemacht worden zu sein, denn derselbe verdient mit Recht, als 
hestes Mittel zur guten Instandhaltung der Riemen empfohlen zu werden. 
Veranukerung von Fabrikschornsteinen. Da die Ein 
mauerung von Eisenringen nicht selten Risse veranlaßt, empfiehlt Tomei 
das Binden durch senkrecht eingemauerte Eisenschienen, um welche Ringe 
gelegt werden. Schienen wie Ringe müssen jedoch genügenden Spiel— 
raum zur Bewegung bei Temperaturänderungen haben. 
Ein durch Elektrizität betriebener Straßenbahn— 
wagen ist, wie das Patentbüreau von Richard Lüders in Görlitz mit—⸗ 
heilt, neuerdings in London gebaut worden, der ohne weiteres auf jedem 
ür die Spurweite passenden Geleise fahren kann, also mit den bekannten 
lektrischen Eisenbahnwagen, bei denen das ganze Geleise zum elektrischen 
Betriebe gehört, nicht zu verwechseln ist. Er wiegt ohne Passagiere 
)0 Etr. und traͤgt unter seinen Sitzen 500 Akkumulatoren zu je 80 Iu 
Hewicht. Von den Akkumulatoren wird der Strom zu einer Siemens“ 
chen Dynamomaschine geleitet, deren Drehung durch Riemen auf die 
Rader übertragen wird. Die Handhabung des Wagens ist die denkbar 
eichteste, denn zum Umsteuern schaltet man nur den Strom um, während 
nan ihn zum Anhalten unterbricht. Am Abend dienen die Akkumula— 
oren auch dazu, den Wagen mittelst 4 Swanscher Lampen zu erleuchten 
ind auch die Wagenglocke wird durch die Elektrizität in Bewegung ge—⸗ 
etzt. Während nun der Betrieb eines Straßenbahnwagens mit Pferden 
nn London täglich 1I.. 68.—26 Mk. kostet, stellt sich der Betrieb des elek. 
trischen Wagens nur auf 68. 3 d. also etwa den vierten Theil jener Kosten 
Bauprozesse und Entscheidungen. 
Entscheidung. Dem Verlangen des Eigenthümers, ihm 
eine an öffentlicher Straße belegene, bon einer neu aufgestellten 
Fluchtlinie durchschnittene und dadurch gänzlich unbebaubhar ge— 
wordenen Baustelle gegen Eutschädigung abzunehmen, kann nicht 
entgegengehalten werden, daß die Entschädigung nach 813 Nr. 3 
des Gesctzes vom 2. Juli 1875 von einer Erbauung des Grund— 
stücks in Fluchtlinie der neuen Straße abhängig sei (V. Civilsenat 
vom 23 Sept. 1882) d — 
d — 2A41 
Bautechnische Notizen. 
.Die Ursache des Nauchens bei Oefen und Küchen⸗ 
heerden und dessen Beseitigung. In einem eingehenden, mit 
Exberimenten begleiteten Vortrag, weichen Herr Tobiansky in Han—⸗ 
noper vor Kurzem gehalten, theilte derselbe zuerst Einiges über den 
Verbrennungsprozeß im Allgemeinen mit und führte an, daß der wesent— 
lichste Bestandtheil des Breunmaterials, der den Heizwerth repräsentirt, 
der Kohlenstoff ist, der in einzelnen Brennmaterialien, wie Anthrazitkohle, 
bis zu 95 pCEt. enthalten ist. Bei der Verbrennung entwickeln sich 
Kohlensäure, Kohlenoxudgas, Wasserdampf, Wasserstoffgas, Kohlenwasser— 
— 
brennung des Kohlenstoffs stattfindet, desto höher ist der Wärmeeffekt. 
Je dunkler ein Rauch aus dem Schornstein herauskommt, desto mehr 
unverbrannte Kohlenstofftheilchen und kohlenstoffreiche Theilchen enthält 
derselbe, die man gewöhnlich als Ruß bezeichnet. Man darf wohl an— 
nehmen, daß Feuerungsaulagen, die derartige dunkle Rauchprodukte lie— 
fern, fast immer unzweckmäßig angelegt sind. Die eigentliche Ursache 
der aufwärts gerichteten Luftbewegung im Schornstein, also des Zuges, 
ist immer Störung des Gleichgewichtes zweier Luftmassen, von denen 
eine den Schornstein füllt, wahrend die andere als eine gleich dimen 
sionale Säule zu denken ist, die mit einander durch den Feuerheerd 
kommuniziren. Tie Störung des Gleichgewichts dieser beiden Luftsäulen 
kann durch relative Luftverdünnung, de h. durch Erwärmung der Luft⸗ 
säule im Schornstein, stattfinden, also bis zu einem gewissen Grade re— 
gulirt werden, oder sie wird durch absolute Luftverdünnung bewirkt; das 
ist die saugende Wirkung des Windes, der in gewisser Richtung über 
den Schornstein hinwegstreicht. Der Vortragende stellte an einem Schorn— 
steinmodelle diese Vorgänge klar. Die Widerstände der Rauchbewegung 
in Roͤhren und Kanälen können zufällige, von gewissen Umständen in der 
Atmosphaären abhängige sein, oder es sind Widerstäͤnde, die von Dimensionen, 
Materialien der, Schornsteine abhängen. Erstere können durch geeignete 
Vorrichtungen beschrankt oder vermieden werden. Ferner können den 
Zug bindern: kalte Luftströmungen, die in den Schornstein gelangen, 
unverhältnißmäßig verengte Mündung der Schornsteine u. s. w. Ein 
haäufiger Uebelstand ist es, wenn Dfenrohre nebeneinanderliegender 
Heizapparate in gleicher Höhe einander gegenüber in den Schorn— 
stein münden, wodurch Wirbelbewegungen und Störungen des Zuges 
entstehen Zufällige Hindernisse des Zuges koͤnnen sein: Wind, Sonne, 
33— Shnee u. s. w. Der größte Störenfried ist der Wind, der, 
schrag oder vertikal von oben kommend, die ganze Rauchsäule gegen die 
Fenerung oder in den Wobhnraum herabzudrücken permag. Hiergegen 
wendet man wirksam Rauchfänget oder Rauchkappen an, die zugleich das 
Hineinregnen oder direkte Hineinscheinen der Sonne verhindern Ein 
wesentliches Hinderniß des Zuges ist der Regen, selbst da, wo er nicht 
direkt in den Schornstein hinein kann. Werden die Wände des Schorn— 
derausgeber: O. Ostmann, Maurermeister in Halberstadt. — Verlag von Julius Engelmann in Berlin. — Druck von 
Unter Verantwortlichkeit des Verlegers.) 
er AInn in Berlin
	        

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