Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 43, Bd. 2, 1883)

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Bauberichte aus verschiedenen Städ'en. — Literaturbericht. — Konkurrenzwesen. 
einschließlich des Baues nahezu eine Million, wo nicht noch dar⸗ 
über, beanspruchen. F 
Küstrin. Die Festung Küstrin wird jetzt zu einem Waffen— 
platz ästen Ranges umgewandelt und zu diesem Behufe mit sechs 
droßen Forts, die je sechs Kilometer von den alten Festungs— 
ignein enifernt liegen, umgeben: zwei dieser Fortifikationen sind 
brcuüs im Ban begriffen. Küstrin beherrscht die Eisenbahnlinien 
der preußischen Ostbahn und der Breslau-Stettiner Eisenbahn. 
Nach Fertiastellung der Befestigungen können über 40000 Mann 
zinter denselben lagern. 
München besitzt laut der dortigen Gemeinde-Zeitung 
Nr. 3ĩDd. J. 1004918 qm becieste, d. h. also mit zerkleinerten Roll— 
teinen (meistentheils aus Gliamerschiefer, Quarz, Gnais, Urkalk ꝛc. 
astehend) und Riesel hergestellte und 337762 4m mit Basalt⸗ 
hrrcken (aus dem bair. Wald bezogen) makadamisirte Straßen, für 
deren Unterhalt im Jahre 1883: 254425 Mk. für bekieste und 
207615 VPik. für basalt-makadamisirte Straßen im Etat eingesetzt 
ist. Die Unterhaltungskosten belaufen sich demnach für bekieste 
Straßen auf 061239 Pf. und auf 0,614 Pf. bei basalt-makadami— 
iirten Straßen pro qm und Jahr. 
Hierzu kommen noch 194,6604 4m, mit Granitwürfeln ge— 
oflasterte Straßen, Plätze und Traversen, für deren Reinigung und 
Spritzen je 5 Pf. pro qm und Jahr aufzuwenden sind. Das 
Taͤnsend Granitwürfel (19 em Seitenlänge) kostet 600 Mk. 
— V. R. 
Von diesen drei Entwürfen ist also nur der letzte Entwurf 
n der praktischen Ausführung noch billiger, als der schon sub VI 
jegebene. Dieser Entwurf, also der ällerbilligste, zeigt im Erd— 
jeschoß: Wohnzimmer nebst Küche mit Treppenaufgang, unmittelbar 
inter dem Dache aber sind die Schlafzimmer orientirt. Ist diese 
Anordnung gegen die Forderung der Hygiene, was sie unbestritten 
st, so stehi sie in Disson anz mit der Ankündigung auf dem Titel⸗ 
»latte, daß hier die Kunst der Herstellung nicht nur billiger, son— 
dern auch gesunder Arbeiterwohnungen gelernt werden kann. 
Dieser Entwurf hätte also besser keine Stelle in diesem Buche ge— 
unden. 
Ist nun aber die Herstellung der Arbeiterwohnungen nach 
den anderen 8 Entwürfen eine billige zu nennen? Nach ihnen 
nuß der Arbeiter, wenn man auf Rentabilität nicht etwa ver— 
ichten will und jür Gewinnung des Bauplatzes und Gemüse⸗ 
jartens nur ca. 400 Mk. addirt und für Reparaturen, Amorti⸗ 
tion des Anlagekapitals u. s. w. àpCt. echnet, jährlich 150 bis 
250 Mk. Miethzins zahlen, also einen Preis, den kein Arbeiter 
hei genügender Ernährung wird zu zahlen im Stande sein. Oder 
seißt das für das Wohl der Arbeiter sorgen, wenn man sie auf 
johen Miethzins, aber auf niedrige Kost setzt? Ich glaube nicht, 
jaß Arbeiter mit nüchternen, gesunden Sinnen diese Frage bejahen 
verden. Und daher werden sie bleiben, wo sie sind und billiger 
vohnen und besser essen können. In Norddeutschland, namentlich 
n Mecklenburg, wird dem Landarbeiter die Wohnung inkl. Stallung 
ind großen Garten mit 40-80 Mk. berechnet, und in den meisten 
de Norddeutschlands zahlen Arbeiter 320—120 Mk. iährlicher 
Miethe. 
Würde man nun hoch rechnen und für einen städtischen Ar— 
eiter eine Miethe von 150 Mk. jährlich annehmen, so dürfte das 
heuerste Arbeiterwohnhaus einschließlich Grundstück 3000 Mk. 
nicht übersteigen, wenn nicht die Ernährung, die doch beim Ar— 
neiter ein mindestens ebenso wichtiger Faktor, als die Wohnung ist, 
inter dem Drucke einer so hohen Miethe leiden soll. Demnach 
ürchten wir, daß von allen 9 Entwürfen dieser Preisschrift nur 
iner, nämlich der sub VI gegebene zu 2600 Mk,, praktische Ver— 
oendung finden wird, die anderen 7 aber als irrationell bei Seite 
jeschoben werden. 
Wenn der Herr Verfsasser schreibt: „Wohnhäuser mit nur 
z Räumen, also Wohnzimmer, Schlafzimmer und Küche, sind mit 
kücksichtnahme auf die Sittlichkeit von vornherein auszuschließen, 
veun Kinder vorhanden sind“ —, so haben wir nichts dawider zu 
rinnern, erlauben uns aber die Bemerkung, daß man wohl Ar— 
eitern zwei Schlafstuben bauen, aber sie nicht zwingen kann, auch 
n diesen beiden Stuben zu schlafen, und wir reden aus der Erfahrung, 
venn wir sagen, daß die meisten Arbeiter mit ihren Familien nur 
zie eine der beiden kleinen Schlafstuben benutzen, die andere aber, 
venn nicht etwa vermiethen, so zur Aufbewahrung allerlei Gegen— 
tände, wenn nicht gar der Kartoffeln, gebrauchen und damit nicht 
mur selber ungesund schlafen, sondern auch noch dicht neben der 
SZchlafstube sich einen Heerd bereiten, von dem aus ungesunde 
Ddünste in die Schlafsstube dringen. Die Hygiene wird stets ein 
zroßes Schlafzimmer von 16 qm fordern, statt zwei kleine von 
e 8 qm, und ein kleineres daneben als Reserve für Zeiten von 
drankheiten, und die Sittlichkeit darf man hier um deswillen nicht 
jo betonen, als ja jedes Kind eines Arbeiters nach der Konfir— 
nation oder schon früher das elterliche Haus verlassen und eigenen 
ürwerb suchen muß. 
Was schließlich die „Solidität“ dieser Baupläne betrifft, so 
verden die bei sämmtlichen Entwürfen projektirten Hohlmauern 
»on 38 em Stärke mit 14 em breiter Luftschicht sich wohl noch 
erst als solide erweisen müssen. Wir meinen, behaupten zu dürfen, 
daß derartige Hohlmauern besonders auf dem Lande, wo eine 
trenge Kontrolle über deren richtige Ausführung fehlt, kaum Ver— 
wendung finden werden. Werden doch in Norddeutschland wenig— 
tens 12, Mauersteine überhaupt nicht gebrannt außer Preßsteinen, 
zie hier der Kosten wegen nicht in Betracht fkommen können. — 6 
Literaturbericht. 
Das Wohnhaus des Arbeiters. Vom Lehrer Schmölcke 
in Holzminden. Preisgekrönte Arbeit. Verlag von Emil 
Strauß in Bonn. 1883. 
Im August 1881 hat der Verein zur Förderung des Wohles 
der Mbeiter „Concordia“ zu Mainz einen Preis ausgeschrieben 
ür eine Arbeit über „die rationellste Anlage und Errichtung von 
Wohnhäusern für je eine Arbeiterfamilie unter Berücksichtigung 
der Verhältnisse in verschiedenen Theilen Deutschlands. sowohl in 
Städten als auf dem Lande“. 
Von den 18 Arbeiten, die eingegangen waren, ertheilte dann 
das Preisgericht nach langer Prüfung derjenigen des Herrn 
Zchmoͤlcke zu Holzminden den ersten Preis von 1200 Mk. 
Diese preisgekrönte Arbeit ist nun zu Bonn erschienen und 
war unter dem Titel: „Das Wohnhaus des Arbeiters“. 
Fine Anleitung zur Herstellung billiger, solider und gesunder Ar— 
heiterwohnungen in den Städten und auf dem Lande. 
Also eine Anleitung zur Herstellung von Arbeiterwohnungen, 
die in erster Linie billig, daun solide und endlich gesund sind, 
will diese Schrift geben. Da darf man mit Recht sehr gespannt 
sein, denn das Wort „billig“, das in erster Linie steht, hat noch 
mmer für Alle, die zu bauen haben, seinen Zauberklang, auch 
nachdem Rculeaux ihm einen unangenehmen Zusatz gegeben hat. 
Indessen kann mit Recht nicht behauptet werden, daß das, was 
dillig ist, auch immer schlecht sein muß. Es kann ja auch einmal 
etwäs billig und gut sein, d. h. gut im Verhältniß zu der Billigkeit. 
Prüfen wir denn zunächst die Billigkeit der Herstellung der Arbeiter— 
vpohnungen, deren Entwürfe und Kostenanschläge hier gegeben sind. 
Nenn Risse auf 12 lithographirten Tafeln liegen vor. Die Kosten 
der Einzelhäuser dieser Risse stellen sich: 
iir Entwurf J auf 
J. 
— 
X7 
1700 Mk. 
3228 
3834 
3200, 
3600, 
„. VI.. .. 2600, 
Diese Preise verstehen sich ohne Grundstück, Wasser- und 
AD 
sier von „billig““ keine Rede sein kann, vielmehr der Preis für 
ine einzelne Arbeiterwohnung sehr hoch ist. Freilich das verehr— 
iche Preisgericht findet ihn „billig“. Hat dasselbe doch dem Herrn 
Verfasser bei Ertheilung des erften 3 den Wunsch ausge— 
prochen: „Verfasser möge ein noch billigeres Wohnungssystem in 
das, vorliegende Werk aufnehmen“. Indessen, wer zwischen den 
Zeilen zu lesen versteht, wird diesen Wunsch nur als eine Orna— 
mentik des Gedankens ansehen, daß hier zu theuer projektirt ist. 
Derx Herr Verfasser ist nun bereitwilligst und dankbarlichst 
diesem ihm ausgesprochenen Wunsche des verehrlichen Preisrichters 
durch Hinzufügung dreier Entwürfe eines noch billigeren Bau— 
nsieme nachgekommen. Laut beigefüater Anschläge gestaltet sich 
der Preis 
Konkurrenzwesen. 
Prämiirung einer Wohnungseinrichtung. Bekannt— 
ich hat die Gewerbedeputation des Berliner Magistrats den glück— 
ichen Gedanken gehabt, eine Preisbewerbung für Ausstattung 
iner kleinen Wohnung mit den erforderlichen Möbeln anzuregen. 
Dieselbe ist nach dem „Grundeigenthum“ für die ersten Monate 
»es Jahres 1884 projektirt. Nach erfolgter Genehmigung der 
tädtischen Behörden wird jetzt seitens der Gewerbe-Deputation 
es Magistrats zu Anmeldungen zum Eintritt in die Preisbewer— 
»ung aufgefordert. Die Meldungen müssen bis zum 1. Oktober 
1883 bei der Gewerbe-Deputation, Breitestraße 200, erfolgen. 
Zugelassen werden dieselben ihrer zeitlichen Reihenfolge nach. Der 
iür Entwurf V-J auf 
15145* 
k 7 
u8X 2 
2900 Mke. 
2700 5 
220017
	        

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