Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 43, Bd. 2, 1883)

493 Bauberichte aus verschiedenen Städten — Konkurrenzwesen. — Mittheilungen aus Vereinen. — Bautechnische Notizen. 494 
1883, auch auf solche Brücke Anwendung, welche nur von ein— 
jachster Konstruktion und Bestandtheil eines Privatweges war und 
hauptsächlich zum Viehtrieb diente. In dem dieser Entscheidung 
zu Grunde liegenden Falle handelte es sich um die Zerstörung 
einer Brücke, die hauptsächlich zum Hinübertreiben von Schafen 
bestimmt war. Daß sie sonst nur noch von einem in der Naͤhe woh— 
nenden Müller und einem Leineweber als Fußsteig zum Passiren des 
Baches benutzt wird, ist, wie in den Urtheilsgründen ausgeführt 
wird, ohne Belang. Ebenso, daß durch das Wegreißen der Brücke 
dem Eigenthümer nur ein Schaden von 5 Mark verursacht ist. 
Bauberichte aus verschiedenen Städten. 
Holzminden. Die Stadtverordneten-Versammlung ge— 
nehmigite die Summe von 1500 Mk., welche der Brückenbau— 
Gesellschaft Holzmann u. Co., Frankfurt a. M. für vorzunehmende 
Umarbeitung des Projektes einer Weserbrücke gezahlt werden soll. 
Die Umarbeituug soll nach den von der Braunschweig'schen Landes— 
Regierung gegebenen Tendenzen erfolgen. Die Angelegenheit 
schwebt z. Z. schon 21/, Jahr. — n. 
Oschersleben. Der Neubau eines Krankenhauses hierselbst 
soll nach dem Entwurf des Maurermstr. Ed. Demme-Halberstadt 
zur Ausführung gebracht werden. 
Konkurrenzwesen. 
Die Vertheilung der Preise für die eingereichten Pläne zu 
einem Museumsbau in Stockholm hat nunmehr stattge— 
funden. Die beiden ersten Preise, 1500 Kronen und 1000 Kronen, 
sind deutschen Architekten zuerkannt worden, und zwar den Herren 
W. Manchot in Miannheim (badisches und schwedisches Reichs— 
wappen), Kostenanschlag 3,600,000 Kronen, und H. Mahrenholz 
in Berlin (Frithjof), Kostenanschlag 3,670,000 Mark. Der zweite 
Preis bestand eigentlich aus 600 Kronen, dieser Arbeit wurde aber 
ein Extrapreis von 400 Kronen zuerkannt. Den dritten Preis, 
300 -4 200 Kronen, und den vierten Preis, 300 4 100 Kronen, 
erhielten Stockholmer Architekten, wogegen der fünfte Preis, 
300 Kronen, dem Architekten J. Beucschek in Prag zuerkannt 
wurde. — Einen außerordentlichen Preis von 1000 Kronen erhielt 
der Architekt Bruno Schmitz in Düsseldorf, dessen Zeichnungen nach 
Schluß des Einlieferungstermins aingingen Einen zweiten Extra⸗ 
preis von 300 Kronen hat ein Stockholmer Architekt (Kieselak) er— 
halten. — Auch in Finnland hat die deutsche Kunst einen Sieg 
zu verzeichnen, indem der Architekt Arthur Walter in Berlin in 
der internationalen Konkurrenz der vom kaiserlichen Senat in 
Helsingfors ausgeschriebenen Preisbewerbung — Pläne zum Bau 
eines für den finnländischen Kunstverein und den Kunstfleiß in 
Finnland bestimmten Gebäudes, worin die Schulen und Samm— 
lungen Platz erhalten sollen — als Sieger hervorgegangen ist 
und den ersten Preis, 4000 finnländische Mark, (3218 Mark) er— 
halten hat 
Mittheilungen aus Vereinen. 
Leipziger Bautechniker-⸗Verein. Der Verein verfolgt 
den Zweck, durch Vorträge bauwissenschaftlichen Inhalts, Stellung 
von Vierteljahrs- und Jahres-Konkurrenzen und Exkursionen nach 
gewerblichen Etablissements ꝛc. die Kenntuisse seiner Mitglieder zu 
erweitern und durch gesellige Versammlungen freundschaftliche Be— 
ziehungen unter denselben zu pflegen. 
In der Versammlung vom 4. Juni c. wurden die 7 ein— 
gegangenen Projekte zur Konkurrenz für den Entwurf eines Schul— 
gebäudes dem Ehrenmitgliede, Herrn Baurath Dr. Mothes, zur 
Bequtachtung übergeben. Für die nächste Konkurrenz wurde der 
Entwurf zu einem Herrenschreibtisch als Aufgabe festgestellt. 
Am 8. Julisc. machte der BVerein eine Exkursion nach der 
im Bau beariffenen Gasanstalt II. 4d. 
Bautechnische Notizen. 
Stadtrath Jungfer-Görlitz hat durch Fleiß und Forschung ein 
System erfunden, welches die Klagen uͤber Uustrocknung der Luft, 
Miteinführung von Verbrennungsgasen bei der Luftheizung abstellt. 
Der Osen wird bei dieser Konstruktion am Abend vor dem Ge— 
hrauche schon angefeuert und stapelt nun in seinem Mauerwerke so viel 
bite auf, daß exx ohne weiteres Nachlegen von Kohlen während des 
Tages genügende Wärme an die umströmende Luft abgeben kann. 
— er ganz aus Mauerwerk besteht, wird die Luft nirgends über⸗ 
ditzt und verdorben, wie auch Reparaturen nicht nothwendig werden. 
Ein wesentlicher Hauptvortheil bei diesem Ofen ist noch der, daß 
zur Regulirung der Zimmerwärme kein Betreten des Heizers in den 
Zimmerraum erforderlich ist. 
Höchst beachtenswerth ist auch die Kohlenersparniß, welche ein 
Drittel gegenüber dem Kohlenverbrauch bei gewöhnlichen Luftheizungen, 
der erwiesenermaßen schon sehr niedrig ist, beträgt. 
Zur Herstellung dieser Zentralöfen sind nicht, wie bisher, Spezial— 
techniker nöthig, die Defen können bei der Anlage jedes Wohnhauses, 
auch bei älteren Häusern, durch den Maurermeister ausgeführt werden. 
Fußbodenfüllungen in Wohnhäusern. Die medizinische 
Wissenschaft hat durch das Studium der Batterien oder Spaltrilze, jener 
nikroskopisch-kleinen Gebilde, die überall da entstehen, wo organische Sub— 
tanzen bei einem gewissen Feuchtigkeits- und Wärmegrad' sich zersetzen, 
durch unermüdliche Forschungen hervorragender Gelehrten entdeckt, daß 
iele der verbreitetsten und gefährlichsten Krankheiten in diesen Pilzen ihre 
Arsache haben. Die Hogiene hat daher die Aufgabe, einerseits die 
Bildung dieser krankheitserregenden Pilze in der Umgebung des Menschen 
zu verhindern, andererseits die bereits gebildeten möglichst von der 
menschlichen Athemluft und den menschlichen Wohnungen ferne zu halten 
Man hat nun, da man erkannt hat, daß der Erdboden die Bildungs— 
ind Ablagerungsstätte für krankheitserregende Pilze ist, diese durch eine 
spaltpilzdichte Bodenschicht, die sich über die ganze Baufläche des Gebäudes 
hin erstreckt, am Eindringen in die Luft der Keller- und oberen Wohn— 
äume verhindert, so daß von dieser Seite her keine Gefahr mehr zu 
ürchten ist. Aber wie Dr. R. Emmerich in Leipzig in der Zeitschrifl 
ür Biologie von M. von Pettenkofer und C. Voit, Band XVIII. 
Heft 2, zuerst nachgewiesen hat, ist bis dahin unbegreiflicher Weise noch 
zine uns viel näher liegende Brutstätte für Bakterien uͤbersehen worden 
Es sind das die Hohlräume zwischen dem Plafond des untern und dem 
Fußboder des darüberliegenden Stockwerkes, die nicht selten mit einem 
Material gefüllt sind, das zur Bildung von Bakterien kaum geeigneter 
ein könnte, wie z B. Massen aus städtischen Schmutzabladeplätzen, oder 
kehrrichtgruben. Aber auch da, wo zur Füllung der Zwischendecken, wie 
s gewöhnlich geschieht, trockener alter Bauschutt verwendet wird, ist die 
Hefahr nicht geringer, denn durch diesen werden geradezu alle Krankheits 
toffe, die sich im alten Hause seit Jahrhunderten angesammelt haben, 
iun in's neue verpflanzt, wenn auch an einem verborgenen, aber uͤm so 
edenklichern Ort. Und selbst wenn zur Füllung der Zwischenböden 
reiner, von jeder organischen Beimischung freier, trockener Sand benutzt 
vird, darf man versichert sein, daß diese Fuͤllungen in kurzer Zeit, wenn 
nicht die größte Sorgfalt obwaltet, mit organischen Stoffen verunreinigt 
ein werden, indem die immer in der Luft unserer Wohnräume enthaltenen, 
xganischen Staubtheilchen und Feuchtigkeit — besonders das zum 
Scheuern dienende Wasser — durch Fugen und Spalten in die Füllung 
indringen und in Zersetzung übergehen, wodurch in den Zwischendecken 
die zur Bildung von Bakterien nöthige Temperatur erzeugt wird, die 
„. B. für die Tuberkelbazillen, die der Krankheitskeim der Lungenschwind— 
ucht sind, nach Dr. Koch 320 beträgt. Da nun, wie sonst kein Obiekt 
meHause, die Deckenfüllungen auf Jahrhunderte jedem störenden Ein— 
lusse von Außen her, ausgesetzt sind und die geringste Verunreinigung 
derselben durch organische Stoffe von da an im Stillen immerfort die 
Bildung von schädlichen Pilzen bewirkt, so ist doppelte Norsicht vor Ver— 
inreinigung derselben zu handhaben. 
Aber auch für die Bautechnik ergiebt sich aus Vorigem die nicht 
eichte Aufgabe, entweder die Bodenfüllungen überflüssig zu machen, oder 
ein Füllungsmaterial ausfindig zu machen, das nicht bloß Schall und 
Wärme schlecht leitet, weder feuergefährlich noch kostspielig ist, sondern 
vor Allem auch in hygienischer Hinsicht sich dadurch empfiehlt, daß es 
aicht als Ablagerungsstaͤtte für organische Substanzen dienen kann. Kann 
die Füllung nicht umgangen werden, so wird ferner gefordert die Her— 
tellung von wasserdichten Bodenabschlüssen, damit unter keinen Umständen 
Wasser in die Füllung eindringen kann. Es sind daher die mitunter an— 
ewandten in Cement eingelagerten Steinfließe oder Holzfußboden in 
Asphaltbettung zu empfehlen. Gewöhnliche Holz- und Parquetfußböden 
ollen vor allem fugenfrei sein und durch Tränkung mit heißem Oel oder 
durch Leinölfirniß- und Oelfarbenanstrich wasserdicht gemacht werden. — 
Fine noch viel rationellere Methode, um diesen Uebelständen abzuhelfen, 
zat E. Giraudi in Bern in Vorschlag gebracht. Dieselbe wird ohne 
Zweifel in der Bautechnik gerechtes Aufsehen erregen. E. Giraudi hat 
aämlich unter dem Namen „Schilfbretter“ ein vorzügliches Ersatzmittel 
zefunden, das die bisherige Anwendung von Schutt- und Schiebböden 
janz unnöthig macht und daher alle jene Gefahren, welche die Ver— 
wendung von Schuttfüllungen stets mit sich bringt und die wir eben ge— 
childert haben, gänzlich beseitigt. Diese Schilfbretter sind außerdem ein 
»ollständig trockenes, hartes und feuerfestes Material, das als schlechter 
Wärmeleiter die Wohnung gegen Kälte und Hitze schützt, den Schall 
wischen den einzelnen Wohnränmen dämpft, Ungeziefer und Mäuse stets 
erne hält und, bei einem kleineren Eigengewicht als gewöhnliche Fuß— 
h»öden, doch eine große Widerstandsfähigkeit und Tragkraft besitzt, zum 
regen fehr wenig g beansprucht und als ganz trockenes Material das 
Legen der Parquetböden erlaubt. Wir glauben daber in all 
eitigem Interesse zu handeln, wenn wir auf die Erfindung von E. Giraudi 
rufmerksam machen und dieselbe unsern Kollegen vom Baufach zu be— 
onderer Beachtung empfehlen. (Schweizerische Bauzeituna.) 
Zur Frage der elektrischen Eisenbahnen. Der Londoner 
Prof. Nhrlon, nächst Dr. Werner Siemens der Hauptförderer der elek— 
trischen Eisenbahnen, hielt vor Kurzem einen Vortrag, in welchem er 
die Vorzüge seines bisher nur in den Umrissen bekannten elektrischen 
Bahnsystems darlegte und zugleich über den Stand der Arbeiten an der 
clektrischen Bahn nach dem Giant's Causeway in Irland interessante 
Mittheilungen machte. Das Ayrton'sche System unkerscheidet sich von 
dem Siemens'schen hauptsächlich in der Zuleitung der Elektrizität. und
	        

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