Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 43, Bd. 2, 1883)

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Mittheilungen aus der Praxis. 
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nom Regen durchzogenen Kleidungsstücke getrocknet wurden, dienten 
hei der' bisherigen Bauweise auch als Schlafräume, ohne daß 
wohl in den wenigsten Fällen, zumal in der kälteren Jahreszeit, 
eine genügende Lüftung vorgenommen wurde. Jeder, der während 
seiner“ mditärischen Laufsbahn jemals durch den Dieust veranlaßt 
wurde, bei Nacht eine Repision der Kasernenstuben vorzunehmen, 
vird fich wohl noch mit Schrecken des warmen Lufthauches, der 
m beim Oeffnen der Stubenthüre en'gegenströmte, erinnern. 
Auch die Wohnräume der verheiratheten Unteroffiziere wurden 
nit den Mannschaftsstuben in demselben Gebäude untergebracht — 
ein Umstand, der auch zu manchen Mißhelligkeiten Veranlassung 
Jab, die hier nur flüchtig angedeutet sein sollen. Küchen, Kantinen 
jnd Baderäume mußten, wenn letztere überhaupt vorhanden waren, 
hei dem bisherigen Bausystem auf einen engen Raum zusammen— 
zedrängt werden und wurden meist in das Kellergeschoß verwiesen. 
Die neneren Bestrebungen, die sich namentlich im Bereiche des 
Hritten (Brandenburgischen) Armeeckorps Bahn brachen, liefen nun 
zunächst darauf hinaus, die Mannschaften eines Bataillons in 
Nehreren getrennten Gebäuden zu kaserniren. Bereits vor einigen 
Jahren wurde bei dem Bau des neuen Kasernements zu Ruhleben 
bei Spandan das Doppel-Kompagnie⸗System durchgeführt, wobei 
sedesmal für ein halbes Baͤtaillon ein besonderes Gebäude errichtet, 
auch darauf Bedacht genommen wurde, daß die verheiratheten 
Unteroffiziere und die mit den Kasernen verbundenen Wohnungen 
der Mililär-Unterbeamten in getrennten Lokalen untergebracht wer— 
den konnten. 
Roch weiter ging man beim Projekte eines für Branden— 
hurg acd. Havel und zwar — irren wir nicht — für das In— 
ranterie-Regiment Nr. 98 bestimmten neuen Kasernenbaus, um in 
uitaͤrer Veziehung den an diese Bauten zu stellenden Anforde⸗ 
rungen in höherem Maaße gerecht zu werden. Nach diesem Pro— 
ekte waren für die Mannschaften kompagnieweise in kleineren, einzeln 
stehenden, dreigeschossigen Gebäuden getrennte Schlaf- und Wohn— 
äle vorgesehen, für die verheiratheten Unteroffiziere, für Wache, 
Handwerksstuben, Büchsenmacherei, Wirthschafts- und Baderäume 
dllten besondere, zweckentsprechende Baulichkeiten errichtet werden, die 
sämmtlich durch kleinere Höfe und Gartenanlagen unter einander 
nd mit den Uebungsplätzen und Exerzierhäusern verbunden waren. 
Naturgemäß werden sich die Kosten einer solchen Anlage 
mmer etwas höher stellen, wie bei dem bisher üblichen System 
die Hauptschwierigkeit dürfte aber wohl in der Platzfrage liegen, 
da fich die Bauverwaltung wohl meist in die Nothwendigkeit ver— 
setzt sieht, sich auf eine vorhandene, oft nur mäßige Baufläche be— 
schränken zu müssen, die Anlage der genannten verschiedenen Bau— 
ischkeilen aber einen bedeutenden Raum beansprucht. 
In hygienischer Beziehung sind die neueren Bestrebungen 
aber jedenfaälls von der höchsten Bedeutung, so daß wohl Spar— 
—DD Linie in Frage kommen dürften. 
Wie wir hören ist daher auch die Banu⸗-Abtheilung des Kriegs⸗ 
Minifteriums seit einiger Zeit beschäftigt, auf, Grund der bisher 
Jemachten Erfahrungen und Vorarbeiten generelle Entwürfe aufzu— 
stellen, die fuͤr etwaige nothwendige neue Kasernenbauten als Muster 
dienen sollen. 
ei Vouten geringerer Ausladung zur Befestigung an der Zimmer— 
ecke Schranben angewendet worden wären. Gerade dies ist des⸗ 
vegen nothwendig, weil z. B. Voutengesimse am Brandgiebel eines 
ieuen Hauses, welcher sich erfahrungsmäßig erst im Laufe eines 
Jahres setzt, jedenfalls durch die ungleichmäßig stattfindende Be⸗ 
degung zwischen Decke und Wand reißzen resp. abfallen wird. 
Han derlasse sich also nicht auf diese übliche Befestigungsweise, 
zer wir heute noch oft genug begegnen, sondern schraube jedes 
Voutenstuͤck, welches gewöhnlich 1 Meter Länge besitzt, mit 4 Schrau⸗ 
»en und zwar 2 gegen die Deckenschaalung und 2 gegen die Wand⸗ 
läche, in welcher sich eingelassene Holzklötze befinden, fest. 
Stuckleisten werden mit je 2 kleineren Schrauben am Anfang 
uind Ende der Leiste an der Deckenschaalung festgeschranbt. 
In gleicher Weise soll man mit Befestigung von größeren 
Stuckrofetten an Deckenplafonds vorgehen. Dieselben müssen stets, 
e nach Verhältniß der Größe, aus 2 oder 4 einzelnen Theilen be— 
sehen, der Deckenputz ist hinter denselben aufzuhauen, die Hinter— 
läche des Stucktheiles mit Gyps zu belegen und, danu fest gegen 
die Decke zu drücken. Zu dieser Manipulation gehören 2 Mann; 
vährend der eine den Rosettentheil andrückt, um die Abbindung 
des Gypses abzuwarten, schraubt der andere mit 3254 Schrauben, 
velche Line Läuge von je 5ã8 em besitzen, dieselben in die Decken— 
chaalung ein. 
Nur diesergestalt kann man eine solide Ausführung garantiren 
und mit Sicherheit annehmen, daß einem etwaigen Zerspringen 
—DDDDD 
diese solide Befestigungsweise begegnet wird.“) — 
In nicht fachlichen Tagesblättern finden wir eine unsern 
Lesern gewiß interessante Notiz, wonach ein Herr George L. Huston 
ius Parkersburg in Pennsylvanien im Begriffe steht, ein ganz 
rus Eisen konstruirtes Wohnhaus herzustellen. Die 
Fußböden des Vorsaals, des Vestibuls und der Bibliothek werden 
nit polirten Plättchen aus Gußeisen belegt, wozu verschiedene 
Arten Eisen verwendet werden sollen, um dieselbe Verschiedenheit 
er Farben, wie auf den gewöhnlichen Fliesenböden zu erreichen. 
Die uͤbrigen Fußböden bestehen in dicken Eisenplatten, die mit den 
Zalken fest verbunden sind. Die Außen- und Innenseite der Wände 
verden aus fest verbundenen Eisenplatten zusammengesetzt. Die 
'o entstehenden hohlen Eisenwände dienen als Rauchfänge und zur 
Hentilation und führen den verschiedenen Theilen des Hauses 
Wärme zu. Die heißen Dämpfe und Gase der Oefen, welche so 
ie Seiten der Zimmer passiren, sollen nach Angabe des Erbauers 
jenügen, das Haus auch bei dem kältesten Wetter in angenehmer 
Temperatur zů halten, so daß die Heizung mit fast der halben 
Feuerung, die gewöhnlich nöthig ist, bewerkstelligt werden kann. 
Alle Thüren und Fensterrahmen sind ebenfalls aus Eisen vor— 
Jesehen und derart eingehängt, daß sie so leicht zu schließen und 
in öffnen sein werden, wie solche aus Holz. Die Verkleidung des 
Wohnzimmers wird aus schön verziertem, polirtem Stahl angefertigt 
verden, eine ähnliche mit eingravirten Jagdszenen wird sich im 
Speisesaal befinden und die der Bibliothek wird so konstruirt sein. 
als wäre sie aus zusammengeschmolzenem Roheisen. 
Die Kosten der Herstellung schlägt der Erbauer zwar auf 
zwei⸗ oder dreimal mehr als die eines gewöhnlichen Hauses an, 
zoch versichert er, daß mit ein wenig Äufmerksamkeit es Jahr⸗ 
junderte keine Reparaturen erfordern und niemals für Versicherung 
twas kosten wird. Die Grundmauern werden aus massiven Feld— 
teinen bestehen. 
Es dürfte wohl für unsere Leser nicht fraglich sein, daß man 
auch bei den bis jetzt üblichen Baumethoden mit Hülfe von Decken⸗ 
Wölbungen, massiven Fußböden, Wandbekleidungen und dergl. ein 
Haus in jeder Beziehung feuersicher und jedenfalls billiger her⸗ 
Jellen kann, als es Herr Huston beabsichtigt, dessen immerhin 
nteressante Bauweise sich wohl überhaupt nur da einbürgern kann, 
vo gute Steinmaterialien uuberhältnißmäßig theuer. Eisen iedoch 
zu sehr niedrigen Preisen zu haben ist. 
Auf einen Irrthum in den vorstehenden Angaben glauben 
vir jedoch noch besonders aufmerksam machen zu müssen. Gegen— 
iber der Meinung des Herrn Huston, daß er bei Anlage seiner 
Zeizung, bei welcher die doppelten Eisenwände als Zu- bezw. 
Abführungskanäle dienen, nur die Hälfte der gewöhnlich nöthigen 
Feuerung gebraucht, wollen wir nur bemerken, daß gerade die 
üÄbkühlung“ dieser großen Eisenflächen bei einigermaken aroßen 
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Mittheilungen aus der Praris. 
Ueber Befestigen der Stuckgesimse an Zimmerdecken. 
Seitdem der moderne Luxus auch in unseren Wohnungen 
mehr und mehr Eingang gefunden, ist es in den Räumen herr⸗ 
chaftlicher Wohnungen fast unerläßlich, die Deckenplafonds durch 
reich kanellirte, oder mit Perlstäben versehene Stuckleisten in gleiche 
Felder zu theilen, die dem Maler bezüglich der Dekoration einen 
bestimmten Anhalt geben. Den Uebergang der Zimmerdecke zu 
den Wandflächen vermittelt eine mehr oder weniger reich ausge— 
stattete oder ausladende Voute. 
Betrachten wir die Befestigungsart dieser Stuckleisten und 
Stuckvouten, so finden wir, daß hierin oft viel gesündigt wird. 
Ist eine Zimmerdecke geputzt, hat der Stuckatenr das Gerüst 
zu seiner Arbeit aujgeschlagen, so wird man manchmal beobachtet 
haben, daß das Ansetzen der Stuckleisten nur ganz flüchtig erfolgt, 
indem unterwärts einsach der Stuckgyps, von dem eine eminente 
Haltbarkeit erwartet wird, aufgegeben und dann das Stück Leiste 
zegen die Kalkdecke gedrückt wird. 
Man hält die Anbringung von Schrauben für überflüssig, 
sondern schiebt die Bindekraft des Stuckgypses vor, welche ein 
besonderes Anschrauben der Stuckleiste überflüssig machen soll. 
Ebenso verhält es sich nit den Stuckvouten. Der Stuckateur 
schlägt an der, Wandfläche die Lehrlatte an und setzt hierauf 
das Voutenstück, nachdem an der hinteren Seite Stuckgyps 
dufgegeben ist. Wir haben edoch noch nie wahrgenommen.daß 
t) Wir geben dem Herrn Referenten vollständig zu, daß bei Befestigung 
»on Stuckarbeiten nicht vorsichtig genug verfahren werden kann, aber wir 
ind auch der Ueberzeugung, daß dies bei jedem soliden Bau geschieht, und 
war in neuerer Zeit bedeutend mehr, als früher. Die gerügten Mängel 
ürften nur noch bei Schwindelbauten vorkommen. D. Red.
	        

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