505 Erfindungen im Hochbauwesen. — Bauberichte aus verschiedenen Städten. — Bauprozesse und Entscheidungen. — Mittheilungen aus Vereinen. 506
Differenzen zwischen der Innen- und Außentemperatur eine so
außerordentlich starke sen wird, daß wohl eine Ersparniß von
Heizmaterial illusorisch wird, abgesehen von allen Unzuträglich—
keiten, die durch eine zu starke Erwärmung der Eisenwände hervor—
gerufen werden. KR—
Erfindungen im Hochbauwesen
und der damit zusammenhängenden Sweige.
Die Feuerschutzplatten.
Eine neue Erfindung gegen Feuersgefahr.
Die Gesellschaft „Superator“, eine Anstalt zur Anfertigung
sog. Feuerschützplatten, welche auf der Hygiene-Ausstellung
praͤmiirt wurde, veranstaltete kürzlich, wie wir dem „Grundeigen—
thum“ entnehmen, in Moabit ein interessantes Experiment mit
ihrem neu erfundenen und patentirten Material und hatte zu dieser
Probe einen gewählten Kreis von Fachleuten und Mitgliedern der
Presse eingeladen. — Auf einem, vom großstädtischen Verkehr
ziemlich abgelegenen Grundstücke wurden die Versuche unter—
nommen, welche die Eigenschaften der Superator-Schutzplatten in
das hellste Licht stellen sollten. Auf freiem Feld, hinter dem
Grundstücke des Hauses Alt-Moabit Nr. 80 war eine doppel—
theilige Baracke errichtet worden, welche sich auf einem erhöhten
und Juperator-überdeckten hölzernen Podium besand. Die eine,
holzgebaute Baracken-Abtheilung war vollständig von dem „Su—
perator“ sowohl innen als außen bekleidet, während bei der an—
deren Abtheilung die unbeschützte Kienholzwand dem Angriff des
Feners freilag. In der letzteren war wiederum ein superatorum—
kleidetes Schränkchen, in dem sich Bücher, Makulatur u. dgl. leicht
brennbare Sachen befanden, aufgestellt worden und dieser Schrauf
mit petroleumgetränkten Spähnen dicht umgeben, während in der
ersteren Abtheilung ein kleines Kästchen, gefüllt mit Sägespähnen,
die einen Thermometer umschlossen, untergebracht wurde, welches
ebenfalls mit der Superatorbekleidung ausgerüstet war. Der Ther—
mometer hatte den Zweck, darzuthun, daß eine Hitze, wie sie zur
Explosion des Schießpulvers ersorderlich ist, infolge des feuer
sicheren Schutzes nicht erreicht wird. Die ganze Stellage wurde
nun in Brand gesteckt, die windgeschürten züngelnden Flammen
schlugen hell auf, der Dampf zog in qualmiger,Saͤule seine himmel—
anstrebende Bahn und das Feuer, dessen intensive Gluth ein Näher—
treten der bei dem Experimente Anwesenden nicht zuließ, und
welches selbst ringgsumher das dürre Gras in Mitleidenschaft zog,
versengte in kurzem Zeitraum Alles — was nicht durch den Platten—
belag vor einem solchen Schicksal beschützt war. Die Feuerwehr—
mannschaften, die mit einigen Spritzen zur hund waren, löschten
das Feuer am Erdboden, und als endlich die Flamme an dem
Barackenaufbau keinen Nahrungsstoff mehr fand, wurde zur Unter—
suchung geschritten. Das Resultat war durchaus befriedigend. Die
Sktipturen und Druckschriften wurden unversehrt dem Schranke
entnommen, der Thermometer zeigte einen verhältnißmäßig ge—
ringen Hitzegrad an, das Feuerschutzmaterial hatte sich als ein vor—
zügliches bewährt. Ja, es war der Kasten in keinerlei Weise an—
gegrifsen worden, obwohl die unmittelbar darunter befindliche erste
Hoͤlzschicht durch die übermäßige Hitze sogar in Verkohlung über—
gegangen war. Nur an offenen Stellen, wo das Fener Durchgang
gefunden hatte, zeigte sich das Holz von dem Elemente angegriffen,
so besonders an den Durchschlagspunkten der Nägel, wodurch be—
wiesen wurde, daß die Platten, um ihren Zweck vollständig zu
erfüllen, in solcher Weise auf den Gegenständen befestigt werden
müssen, daß keine Durchschlagung der Platte stattfindet. — Die
„Superator Platten“, wie der Erfinder Herr Junius Nagel seine
Erfindung benennt, sind ein Drahtgeflecht, dei dessen Bereitung
Asbest eine Rolle spielt; doch können wir Näheres kaum angeben,
da die Fabrik natürlich das Geschäfts-Geheimniß zu wahren be—
strebt ist. Außer absoluüter Unverbrennlichkeit gewähren sie auch
den Vortheil der Wasserdichtigkeit. Die Fabrik, deren Vertreter
Herr H. Hagemann nebst dem Erfinder bei den ebenso interessanten
als wohlgelungenen Versuchen zugegen war, befindet sich in Wien
(Hegelgafse 21); sie hat in der Hygiene-Ausstellung im Stadt—
dahnbogen 30 unter Rr. 1294 ausgestellt und darf für ihre Fa—
brikate, denen sich wohl eine erfolgreiche Zukunst voraussagen läßt,
von jetzt an ein erhöhtes Interesse in Anspruch nehmen. Prak—
ische Einsührung hat die Erfindung bereits beim Budapester
Nasfional-Theéater gefunden und sich daselbst durchaus bewährt.
Der Mühlentechniker Max Wigandt in Ebeleben (Thü—
ringen) hat eine Thür erfunden, welche von 4 Seiten ge—
öffnet werden kann, und zwar, sowohl nach Innen als nach
Außen und beliebig von rechts nach links und umgekehrt. Wir
fommen demnächst'auf die Details der Konstruktion zurück. —n.
Bauberichte aus verschiedenen Städten.
Plauen i. V. Seitens des hies. Stadtrathes hat unter
Zuziehung einiger Industrieller die Besichtigung der Lagerhäuser
mehrerer Städte stättgefunden, um den Bau eines solchen Lager—
hauses in hiesiger Stadt und zwar in der Nähe des Zollamtes
in Anregung zu hringen. Dem Anschein nach wird sich der Vor—
ichlag leicht realisiren lassen.
Leipzig. Der Kirchenbauverein in hiesiger Stadt, welcher
zur Zeit über ein Kapital von 140000 Mek. verfügt, wird am
10. November d. J. (dem Luther-Jubiläum) den Grundstein zu
einer Lutherkirche legen. Der Bauplatz ist von der Stadt un—
entgeldlich überlassen.
Die Kirche wird 80 —-100 Sitzplätze enthalten.
Die Baufluchtlinie für den neuen Börsenbau ist Seitens
der städtischen Kollegien genehmigt, so daß dem Bau nichts mehr
im Wege steht und wenigstens die Erdarbeiten in Angriff ge—
nommen werden können.
Das neue Concerthaus geht mit raschen Schritten seiner
Vollendung entgegen.
Was die äußere Schmückung des Gebäudes betrifft, so sind
an der Vorderfront die Statuen von Beethoven und Mozart, an
den beiden Langseiten die Statuen von Bach, Händel, Haydn und
Schubert in Aussicht genommen. u.
München besitzt nach einer Zusammenstellung des städt.
Baubeamten Löwel an öffentlichen Anlagen z. 3. rund 3635000 qm
Diervon sind königliche Anlagen 3170000 qm und städtische An—
agen 465000 qm, wozu noch 39000 lfd. m Straßenalleen kommen.
Diese Zahlen lassen zur Genüge ersehen, daß die bayrische Haupt—
tadt, ohne Rücksichtnahme auf die bedeutende, in Folge des in den
neuen Stadttheilen vielfach durchgeführten Pavillonbausystems ent—
tehende Fläche von Privatgärten, ungleich mehr Garten und Park—
enlagenfläche besitzt, als die meisten größeren Städte, und ist der
sanitaͤre Werth derselben für die Bevölkerung gewiß ein ganz be—
deutender. v. R.
Bauprozesse und Entscheidungen.
Einfluß eines früher genehmigten Bauplanes
auf ein neues Baugesuch. — Nach Ärt. 79, Abs. 3 der
Württemb. Neuen Allgem. Bau-Ordnung und 8 6 der Vollzugs—
»erfüguug hat ein Bauunternehmer, welcher Abweichungen von
inem geuehmigten Bauplan, wozu besondere Genehmigung erfor—
derlich ist, vornehmen will, die Genehmigung nach Umständen unter
Vorlegung eines neuen Baurisses einzuholen. Da diese Bestim—
mung ganz allgemein lautet, ohne daß irgend ein Uuterschied in
der Behandlung der einzelnen Fälle nach Maßgabe gewisser Merk—
male (Zahl oder Erheblichkeit der Abweichungen u. s. w.) ange—
»eutet wäre, so ist ein von dem Unternehmer eingereichter veraͤn—
herter Bauplan im Sinne des Gesetzes einer neuen polizeilichen
denntnißnahme nur insofern zu unterstellen, als er Abweichungen
om genehmigten Bauplan enthält, diejenigen Punkte dagegen, be—
üglich deren zwischen beiden Plänen Uebereinstimmung besteht,
interliegen, weil durch frühere Genehmigung festgestellt, nicht mehr
er polizeilichen Erkeüuntniß, wofern nicht etwa diese Genehmi—
zung durch Verzicht des bauberechtigten oder gemäß Art. 91 der
Bauordnung durch Nichtausübung des Baurechts hinfällig ge—
worden sein sollte. Nur in dem Falle, wenn das neue Bauprojekt
ils ein von dem alten in jeder Beziehung abweichendes anzusehen
st, wird das Bauvorhaben als ein durchaus neues Baugesuch
ohne Rücksicht auf den früheren Bauplan und dessen Genehmigung
m einzelnen Falle behandelt. — (Erk. d. K. Württemb. Verwalt.
Herichtshofes in Stuttgart vom 28. November 1880.)
Mittheilungen über Schulen.
Die Bauschule der Stadt Sulza ist eine derjenigen
Lehranstalten, welche unter Staatsaufsicht stehen. Von vielen
Seiten wird es für eine nicht zu unterschätzende Garantie gehalten,
venn junge Leute, welche eine technische Lehranstalt besuchen wollen,
eine solche wählen, die unter Staatsaufsicht steht. Für solche
unge Leute, denen es zur Aufnahme an den oder jenen Kennt—
uissen fehlt, ist ein kostenfreier Vorunterricht angeordnet, in welchem
»as Fehlende nachgeholt und die Aufnahme ermöglicht wird. Pro—
ramme versendet der Direktor auf Wunsch gratis und franko. — Il
Die Baugewerkschule des Architekten H. Die⸗
sener zu Berlin, 8. Dresdenerstraße 116, eröffnet nach nun—
nehr neunjährigem Bestehen das Winter-Semester am 8. Oktober c.
Ddas Ziel der“ Anstalt ist, junge Leute des Baufaches für ihren