Mittheilungen aus der Praxis. — Baubericht aus verschiedenen Städten. — Entscheidungen. — diteraturbericht.
dieselben entfliehen vielmehr durch Dachöffnungen in Form von
Lukarnen oder einseitigen Dachüberstößen.
Noch feuersgefährlicher dürfte es erscheinen, daß manche der
Holzhäuser aus dem 16. und 17. Jahrhundert direkt über dem
Kochheerd einen ganz gewaltigen Rauchfang haben, der sich oft in
einem Querschnitt von 4 und mehr Am bis unter das Dach
zieht und dort — keinen direkten Ausgang — sondern einen
seitlichen, durch kleine Giebelöffnungen oder Lnkarnen findet und
vollständig „aus Flechtwerk“ mit Pisébau besteht. Neue Häuser
werden nun allerdines nicht mehr so geduldet, wenngleich zwar
in den Gebirgsdörfern noch manches Blockhaus nach älter (weun
auch nicht mehr prunkender) Weise hergestellt wird. Anders ver—
hält es sich mit den Schindelverkleidungen; diese werden fast durch—
weg überall auf dem Lande noch verwendet und das wohl mit
Recht. Es giebt für diese Gegenden kein besseres Bekleidungs—
mittel, es ist wohlfeil, kann von den Laien meist selbst geferüigt
werden und verleiht dem Hause eine angenehme Wärme und außer—
ordentliche Trockenheit. Dabei braucht man keine Farbe, die
Witterung bewirkt selbst im Laufe der Zeit einen natürlichen Ton
und es lassen sich mit der „Verrandung“ die allerliebsten Muster
—
ihre Sauberkeit und zierliches Aussehen meist der Schindelver—
kleidung verdanken.
Die projektirten Holzzölle.
Aus der Provinz Posen wird uns geschrieben:
Bezüglich der Holzzölle wird zu ihrer Begründung angeführt,
sie sollten eine weitere aufzuschließende Einnahmequelle des Staates
bilden und vornehmlich den Zweck erfüllen, die Einfuhr von Höl—
zern aus Galizien, Ungaru und zum Theil auch aus Schweden und
Norwegen einzuschränken und den Werth der in den Staats—
waldungen geschlagenen Holzprodukte zu erhöhen.
Im Baugewerbe sind wir aber, wo es sich um Beschaffung
von vollkantigen Hölzern in stärkeren Dimensionen handelt, faft
einzig auf die Bezugsquellen des Auslandes angewiesen.
Es soll damit direkt angedeutet sein, daß eben der Bedarf
solcher Hölzer vom Inlande selbst nicht allein gedeckt werden kann.
Deutschland, welches einen Waldbestand von 13924 529 ha.
aufweist, wovon 33 pCt. auf den Staatsbesitz entfallen, liefert uns
aus seinen Waldungen wohl geringere Verband-, Sparren⸗ und
auch Balkenhölzer; wo es sich jedoch um Lieferung von vollkantigen
Trägern mit abnormen Dimensionen handelt, sind dieselben wohl
in manchen unserer Gegenden heut' zu Tage noch zu beschaffen,
der Preis pro Kubikmeter ist jedoch ein gegen ausländisches Holz
so wesentlich höherer, daß der Konsument von ganz allein zur In—
anspruchnahme des letzteren schreiten muß, wenn er überhaupt
noch in seinem Geschäft konkurrenzfähig dastehen will.
Ein weiterer Vorwurf gilt zum Theil den Hölzern des In—
landes, daß sie einen großen Harzreichthum besitzen und längerer
Zeit bedürfen, ehe sie austrocknen und sich zum Schneiden resp.
direkten Verarbeiten eignen, wogegen andrerseits eine große Zähig—
keit dieser Hölzer zu konstatiren ist.
Der Gehbalt an Harz bei ausländischen Hölzern — es wird
dies meist der Bodenbeschaffenheit zugeschrieben — ist ein geringer,
sie trocknen eher aus, reißen nicht so leicht und können deshalb
auch eher zur Verarbeitung gelangen.
Wenn wir die Frage erörtern, warum wir den Bedarf
stärkerer Hölzer nicht im Inlande decken können, so sind hiersür
die Gründerjahre als schuldtragend zu bezeichnen.
Die Anusforstung der Waldungen wurde in der umfänglichsten
— fast übertriebenen Weise durchgeführt, weil die Holzpreise des
großen Konsums wegen immense Höhen angenommen hatten.
Diese Vorgänge rächen sich für das Baugewerbe noch heute und zwar
in fühlbarer Weise.
In den letzten Jahren ist nun allerdings ein Rückgang der
Holzpreise im Inlande zu verzeichnen, weil die Bauthaätigkeit nach—
gelassen und der Holzverbrauch ein geringerer wurde.
Wenn nun die in Vorschlag gebrachten Holzzölle, die im
Bundesrathe Gegner und Anhänger gefunden haben, die Massen—
einfuhr von Hölzern ans dem Auslande vermindern sollen und
werden, so geschieht diese direkte Besteuerungsart in einer das
Bangewerbe am Meisten belastenden Form.
So lange unsere Waldungen nicht die Hölzer größerer
Dimensionen produziren, wie wir sie jetzt aus dem Auslande zu
beziehen gezwungen sind, so lange erscheinen auch die Holzzölle
als nicht angebracht, die nur eine Vertheuerung dieser einen Art
ansländischer Hölzer auf Kosten des bauenden Publikums herbei—
führen. — 0
Bauberichte aus verschiedenen Städten.
In Döbeln i. S. soll jetzt mit dem Bau einer Zucker—
'abrik begonnen werden, die momentan pro Tag 5000 Zentner
Zuckerrüben verarbeitet, aber bis zu einer Steigerung auf 00
Zentner eingerichtet werden soll.
Von der Gesellschaft sind bereits 2 Millionen Mauersteine
zu dem erstaunlich billigen Preise von 19 Mark pro mille ange—
kauft worden. Auch die anderen Materialien bleiben bei der etzt
zu veranstaltenden Submission ausgeschlossen, so daß die Bau—
zewerksmeister nur um den reinen Arbeitslohn konkurriren. — n.
In Halle wird demnächst mit dem Bau einer höheren
Töchterschule vorgegangen werden.
Das der Siadt bereits gehörige Asyl-Grundstück soll zu
diesem Zweck beuntzt, außerdem aber hierzu noch einige benach—
varte Grundstücke angekauft werden. — g.
Duisburg. Die Privatbauthätigkeit des Jahres 188782
hat sich gegen das Vorjahr kaum verändert.
Es sind 14 Wohnhäuser und 28 Hintergebäude mit zu—
sammen 189 Wohnränmen ausgeführt; ferner 30 Stallungen,
3 Backöfen, 7 Fabrikanbauten, 1 Lagerhaus, 3 Treibhäuser,
l Saalbau, 1 Bierbrauerei errichtet und 58 Reparaturbauten
norgenommen worden.
Görlitz. Im Jahre 1881/82 wurden in hiesiger Stadt
a) neu erbaut:
47 Wohnhäuser (6 mehr als 1880), 45 andere Gebäude
(1 weniger als 1880);
b) durch Um-' oder Anbanu verändert resp. vergrößert: 57
Wohnhäuser (10 weniger als 1880), 17 andere Gebäude.
Die Banlust ist demnach eine immerhin recht rege gewesen.
Schneeberg i. S. In hiesiger Stadt ist in Folge indu—
triellen Aufschwuͤges der Maschinenstickerei ein großer Mangel
in mittleren und kleineren Wohnungen eingetreten, der immer
fühlbarer wird und nach verschiedenen Bezichungen als bedenklich
erscheint.
Die städtischen Vertreter haben deshalb beschlossen, festzustellen,
ob nicht städtisches Areal sich zu Bauzwecken eigne; derartige Plätze
ollen dann zu mäßigen Preisen käuflich ausgeboten werden. Die
Stadt hat einen erheblichen Grundbesitz, auch in der Nähe der
Hauptstraßen.
Einem unternehmenden Baumeister ist hier ein großes Arbeits—
feld erschlossen. b-
Entscheidungen. Das Recht und die Pflicht der Polizei—
verwaltung, bein Vorhandensein der Feuergefährlichkeit
eines Holzbaues den nachgesuchten Baukonsens zu ver—
sagen, ergeben sich aus den 88 66, 71 Titel 8 Theil J und dem
310 Titel 17 Theil II des Allgemeinen Landrechts in Verbin—
zdung mit 86 adeg des Gesetzes über die Volizei-Verwaltung
dom 11. Marz 1850.
Andrerseits ist davon auszugehen, daß die Errichtung einer
Anlage aus Holz keineswegs unter allen Umständen und lediglich
schon der Verwendung dieses Materials wegen als feuergefährlich
und darum unzulässig zu gelten hat, daß dabei vielmehr die son—
tige Beschaffenheit des Werkes, die Art, der Benutzung und die
ibrigen örtlichen Verhältnisse wesentlich in's Gewicht fallen.
(Entscheidung des Ob. Verw. Gerichts vom 15. Sept. 8
Literaturbericht.
Neumanns Geographisches Lexikon des Deut—
schen Reichs mit Ravensteins Spezialatlas und vielen
Ziädteplänen, Karten und Abbildungen (40 Lieferungen zu 50 Pf.)
st bis zur 22. Lieferung (Monschnik — Nennhausen) gediehen.
Der immensen Arbeitskrast des als Geograph und Statisteker ge—
chätzten Verfassers, der darin durchweg das neueste Material und
die besten Quellen benutzt hat, verdanken wir damit eine deutsche
Landeskunde, wie wir sie so zweckmäßig und gediegen seither noch
licht besaßen. Die glänzende Aufnahme, die das Werk allenthalben
gefunden, verdient es deshalb auch vollständig. Mit dem dazu—
ommenden, als vorzüglich bekannten Ravensteinschen Spezialatlas
in 10 Blättern und seinem Schatz von Städteplänen, Karten und
Abbildungen wird das Neumann'sche Werk einen ersten Platz in
eder Bibliothek beanspruchen dürfen, für den praktischen Gebrauch
iber, als vortreffliches Ortslexikon und als ein Nachschlagebuch,
)as über Verkehrsverhältnisse (Eisenbahn-, Post- und Telegraphen—
tationen), Gerichtszugehörigkeit, Industrie, Handel- und Gewerbe,
iberhaupt über alles auf dem Gebiet der Landeskunde nur Frag—
zare getreueste Auskunft giebt, von Fachgenossen, Kaufleuten, Expedi—
ionen ꝛc., sobald es fertig vorliegt, vielfach kaum zu entbehren sein—
Der überraschend billige Preis wird die allgemeinste Ver—
reitung des schönen Werks wesentlich förderu—
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