Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 43, Bd. 2, 1883)

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Zur Lage der Baumaterialien-Industrie. — Erfindungen im Hochbauwesen. — Konkurrenzwesen. — Bauberichte aus verschiedenen Städten. 524 
Zur Lage der Baumaterialien-Industrie. 
(Nach dem Bericht des Aeltesten-Kollegiums der Berliner Kauf—⸗ 
mannschaft in der „Thon-Industrieztg.“.) 
Die Geschäftslage der Baumaterialienbranche hat sich seit 
nunmehr schon 1881 im Grunde wenig geändert. Die Zeit der 
großen Staats- und Stadibanten ist mit Äbschluß des letztgenannten 
Jahres vorüber, dagegen hat die lebhafte Privatbauthätigkeit in 
der Nähe des neuen Centralviehhofs, ferner in Moabit und im 
Westen und Süden der Stadt einen Ersatz geschaffen, so daß auch 
die Preise, vorübergehende Schwankungen ausgenommen, im Gan—⸗ 
zen sich nicht wesentlich veränderten. 
Den Verblendsteinen für Rohbau kommt die Richtung 
der Zeit zugut, bezw. die wachsende Neigung der Architektur, die 
Façaden auch, besserer Privathauten im Rohbau aufzuführen. 
Daraus entsteht ein löblicher Wetteijer seitens der Werke in der 
Koͤnkurrenz, den erhöhten Anforderungen der Architekten zu ge— 
nügen. So ist denn in der That unaufhaltsam Neues in Formen 
und Farben geschaffen und ein sehr erfreulicher Fortschritt in den 
Leistungen erzielt worden. Leider waren die Erträgnisse der Eta— 
blissements nicht gut, die Dividenden fielen vielfach aus, besser 
stauden sich dabei die Berliner Händler und Kommissionäre. 
Die An den Berliner Markt kommenden Verblendsteine bilden 
3 Kategorien, wovon die feineren fast ausschließlich in den kleinen 
Formaten (1 und Steine), die mittleren meist in 14 For— 
iaten wie die geringeren Sorten in den Haudel kommen. 
Die feineren Sorten liefert Schlesien, die Lausitz und z. Th. 
die Probinz Sachsen, die mittleren werden in Rathenow, in der 
Freienwalder Gegend, in Birkenwerder und zum anderen Theile 
in der Provinz Saͤchsen hergestellt; die geringeren (Maschinensteine) 
su der nächsten Umgegend Berlins. 
Die Preise, welche in dieser Branche oft erheblichen Schwan⸗ 
kungen unterliegen, lassen sich nur ungefähr angeben. Annähernd 
Rürflen sie sich seit Anfang des Vorjahres nach der Qualität fol— 
gjendermaßen gestellt haben ; 
Feinste Qualität: — 
27 2 
Mitilere Qualität— 
Erfindungen im Hochbauwesen 
J — 
und der damit zusammenhängenden Sweige. 
Neue Glasfliesen. Dem Glas eröffnen sich in unserer 
Ban-Industrie immer weitere Felder der Verwendung, an die 
wohl früher bei der scheinbaren Zerbrechlichkeit des Materials 
Niemand gedacht hat. Bei seiner absoluten Dichtigkeit und Härte 
jat das Glas schon in manchen Fällen, wo sonst nur festes Holz, 
Stein oder Eisen üblich waren, sich vortheilhaft zu einzelnen Kon— 
truktionstheilen bewährt (Eisenbahnschwellen, Zapfenlager, Unter— 
agsplatten). Seine Durchsichtigkeit hat schon laͤnger dazu geführt, 
Zouterrain- und Kellerräume mittelst Glasdecke, welche zugleich 
zen Fußboden des oberen Geschosses bildet, zu erhellen. Zumeist 
vandte man hier jedoch kleinere Platten, die bei entsprechender 
dicke in das Trottoir oder den Boden verlegt wurden, an, — 
janze Fußbodenbelege traten erst in neuester Zeit auf. So ist 
B. der Fußboden der Volksküche von Frau Lina Morgenstern 
uf der Hygiene-Ausstellung zu Berlin mit Glasplatten belegt — 
ine Neuerung, die gerade an diesem Platze die allgemeinste An— 
rkennung gefunden hat. Als Fabrik wird die Glas-Schmelz— 
ind Gießerei zu Brunshausen (Provinz Hannover) genannt. 
Von den dort fabrizirten Glasfliesen haben „der bautechnischen 
Rundschan“ 4 verschiedene Sorten vorgelegen: viereckige, 20 20cm, 
echs und achteckige in demselben Durchmesser, und viereckige 
Oberlichtplatten. — Es eignen sich diese Fliesen zu Pflasterungen 
von Hofränmen mit Durchlaß von Oberlicht, für Hausflure, 
düchen, Material-, Fleisch- und Fettwaaren-Läden, Restaurationen, 
Badezimmer, Krankenhäuser — kurz überall da, wo die größte 
Reinlichkeit erforderlich, wo ein harter dauerhafter, keine Feuchtig— 
keit durchlassender, oder anziehender Fußboden von Wichtigkeit ist. 
— Man möchte befürchten, daß das Gehen und Stehen auf diesen 
Blasfliesen durch ihre natürliche Glätte erschwert werden müßte. 
Um diesem Umstande zu begegnen, sind die Fliesen nicht glatt, 
ondern gemustert fabrizirt worden und zwar in verschiedener 
Weise, so daß der Fußbodenbelag, bei der ruhigen dunkelgrünen 
Farbe der Fliesen einen äußerst wohlthnenden Anblick gewährt. 
Spiralförmige, rosettenartige und steruförmige Flachmuster, ja so— 
jar größere Kompositionen, bei welchen sich mehrere Stücke zu 
inem Muster vereinigen, sind in die Fliesen hineingepreßt und 
jeben jede Glätte auf. Die absolute Dichtigkeit des Fußboden— 
selages kann hier in viel größerem Maße, als dies bei Anwen— 
»ung von Thon- oder Cementfliesen der Fall ist, erzielt werden. 
Alle diese letzteren Sorten künstlicher Fliesen haben ein gewisses 
-chwindemaß, welches die Dichtigkeit beeinträchtigt; bei den Glas— 
liesen fällt dies weg; sobald dieselben vorsichtig in gutem Cement 
nerlegt werden, wird nie ein Tropfen Wasser hindurchdringen 
önnen. Nehmen wir hinzu, daß diese Fliesen gewissermaßen un— 
ibuutzbar durch ihr Maäterial und, was oft von unendlich großem 
Werth, durch Nichts zu infiziren sind, so treffen hier Faktoren zu— 
ammen, welche diesem neuen Fußbodenbelag einen äußerst prak— 
ischen Werth verleihen, welcher eine weitere Verbreituna bald im 
Befolge haben dürfte 
3545 Mk. 
35-80 
35 1 
60 o 
— t 7Tõö 
Geringere Qualität: 30⸗ 45 
Daß sich die Preise noch immer nicht bessern wollen, daran 
rägt die eben noch immer vorhandene Ueberproduktion die Schuld, 
.Th. das bei unseren öffentlichen Bauten beliebte Submissions— 
vesen, welches gerade diese Industrie hart bedrückt. Sowohl die 
Herstellung wie der Trausport und die Anlieferungsverhältnisse 
— D 
einen bis in's Kleinste detaillirten Vertrag basirt zu werden, im 
Gegentheil, es würde ein freier, auf gegenseitiges Vertrauen be⸗ 
grüudeter Verkehr beiden Theilen größere Vortheile bieten. 
Als besonders hart ist die jetzt übliche Submissionsbedingung 
zu bezeichnen, daß der Unternehmer über Gebühr lange, oft 8 
Wochen, an seine Offerte gebunden bleibt. Sind es Vorräthe, 
die offerirt werden, so wird damit die Verpflichtung übernommen, 
diese 8 Wochen stehen zu lassen, um daun event. zu hören, daß 
sie nicht acceptirt worden sind; bei Neuherstellung aber stört die 
achtwöchentliche Verpflichtung iede Disposition im Fabrikations— 
gange. 
Auch die theilweise recht langsame Zahlungsart der Behörden 
und die allgemein übliche Einbehaltung der Restzahlungen von 
10 pCt. und mehr auf Jahre hinaus sind schwerlastende Beein— 
trächtigungen der Industrie. 
Die größeren Kunstziegeleien haben deshalb einen Verein 
gebildet, um eine Beseitigung der Auswüchse des Sumissionsver— 
fahrens bei den Behörden mit vereinten Kräften anzustreben. 
Was den Handel mit Hintermauerungssteinen anlangt, 
so ist derselbe wieder gesinder geworden, die Preise sind aber 
—6 befriedigend, da auch hier die Ueberproduktion den Markt 
iberfüllt. 
Im vorigen Jabe- Fetten sich die Preise fjolgendermaßen: 
Januar 26- Juli 18-20 Mk. 
Februar ugust 18—220, 
März September 19 5215 
April Oktober 2223 
Hai November 23 24, 
Juni Dezember 24 —25 66 
Konkurrenzwesen. 
In der Konkurrenz, betreffend den Bebauungsplan des 
Auefeldes zu Kassel, hat der Stadtrath beschlossen, folgende 
Kreise zu erkennen: J. Preis dem Projekt mit dem Motto: Ra-— 
ioné rationibusque, Verfasser: Architekt Unger in Hannover; 
?. Preis dem Projekt mit dem Motto: Aurea mediocritas, Ver— 
asser: Architekt Unger in Hannover; 3. Preis dem Projekt mit 
Motto „Viele Krümmen“, Verfasser: Architekt Keller in Dresden; 
owie wegen Ueberlassung des Projektes mit dem Motto X. V., 
Verfasser: Privatdozent Frentzen in Aachen, in Verbindung zu 
reten. — Die sämmtlichen eingereichten Pläne werden vom 6. bis 
20 Anuagaust auf hiesigem Rathhause biffentlich ausgelegt sein— 
Bauberichte aus verschiedenen Städten. 
Berlin. Zur Wassernoth. Um der Wiederkehr der 
Wassernoth, von welcher Berlin in diesem Sommer in den heißen 
Wochen heimgesucht wurde, für die Zukunft vorzubeugen, hatte 
»er Magistrat fich sowohl an seine Park- und Gartendeputation, 
ils an die Straßenreinigungsdeputation gewendet, um von diesen 
heiden Deputationen Bericht darüber einzufordern, auf welche 
Weise der Wasserverbrauch dieser Deputation eingeschränkt werden 
önne? Beide Deputationen, schreibt das „Grundeigenthum“, haben 
ich dahin erklärt, daß gerade in heißer, trockener Zeit die Ver— 
vendung von Waͤsser zur Straßenbesprengung und zur Bewöise— 
128— 
Im Cement-Verkehr haben wesentliche Veränderungen nicht 
stattgesunden. Der Umsatz war z. Th. recht lebhaft; weun auch 
eine Preisbesserung nicht zu verzeichnen ist, so darf man doch an— 
nehmen, daß die Produktionen der Etablissements vom Bedarf 
aufgenommen und untergebracht worden sind PVp.
	        

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