Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 43, Bd. 2, 1883)

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Rezeptenkasten. — Bautechnische Notizen. — Brief- und Fragekasten. 
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Rezeptenkasten. 
Wasserdichte Anstrichmasse für Steine, Verputz, 
Pappe, Metalle, Holz- und Textilstoffe. G. Gehring 
stellt nach der „Deutschen allgem. polytechn. Zeitung“ eine solche 
Masse durch Zusammenschmelzen von 90 Theilen Paraffin, 30 Th. 
palmitinsaurer Thonerde (durch Fällung von Palmölseife mit 
Alaun erhalten) und 15 Th. Wachs her. Die geschmolzene Masse 
wird auf die auf 60 bis 900 erwärmten Gegenstände aufgetragen. 
Ein Desinfektions-Mittel. Englische Blätter ver— 
öffentlichen nach den Angaben des verstorbenen Dr. Goolden fol— 
gende Vorschrift eines Desinfektionsmittels, das sich ausgezeichnet 
bewähren soll: „Eine halbe Drachme salpetersaures Blei wird in 
einem Liter kochenden Wassers und zwei Drachmen Kochsalz in 
einem Kübel Wasser aufgelöst. Beide Lösungen werden zusammen— 
gegossen und stehen gelassen, bis sich ein Niederschlag gebildet hat.“ 
Ddie auf diese Weise erhaltene Flüssigkeit ist ganz geruchlos und 
soll das stärkste Desinfektionsmittel sein. Ein in diese Flüssigkeit 
getauchtes Tuch reinige, wenn es in einem von faulen Gerüchen 
verpesteten Raume aufgehängt wird, sofort die Luft. In Kanäle 
gegossen oder über Düngerhaufen gesprengt, wirke die Lösung 
geradezu wunderbar und unterdrücke sofort jede übelriechende Aus— 
dünstung; ebenso sei sie zur Desinfizirung von Wäsche, Kleidern ꝛc. 
ausgezeichnet zu gebrauchen. Die Haut werde durch die an sich 
giftige Lösung nicht affizirt. 
Cement als Holzanstrich. Unter den vielen Holz— 
konservirungsmitteln gegen den Einfluß der Witterung ist das— 
jenige des Cements als Anstrich wenig bekannt, da man immer 
annimmt, Holz und Cement verbinde sich nicht mit einander. Im 
Falle eines Anstrichs, wie er folgend beschrieben wird, verhält es 
sich aber nicht so, der Cement schützt vielmehr das Holz am 
sichersten gegen jeden Witterungseinfluß und auch in ziemlichem 
Grade gegen Feuer. Das zu bestreichende Holz soll jedoch nicht 
glatt (gehöbelt) sein, am besten ist's gesägt oder mit dem Säghobel 
aufgerauht. Der zu verwendende Cement soll womöglich beste 
Qualität Portland und noch im Besitze seiner vollen Kraft sein. 
Der Anstrich, von dem man stets nur höchstens so viel bereiten 
darf, als man in einer halben Stunde zu verbrauchen im Stande 
ist, wird wie folgt zusammengesetzt: Ein Theil guter Cement, zwei 
Theile feinst geschlämmter Sckeuersand, ein Theil weißer Quark 
(ausgepreßter Käsestoff von frisch geronnener Milch) und dreiviertel 
Theile Buttermilch. Während der Anstrich aufgetragen wird, muß 
aber ein Gehülfe die Flüssigkeit beständig aufrühren, weil sich 
sonst der fein geschlämmte Sand an den Boden des Gefäßes ab— 
setzt. Man streiche nicht zu fett und möglichst gleichmäßig, und 
wenn der erste Anstrich vollständig trocken ist, so lasse man einen 
zweiten, ebenso vorsichtig gestrichenen folgen. Auch gehobelte Hölzer 
können bestrichen werden, nur ist der Anstrich nicht so dauerhaft, 
und die Mischung muß eine stärkere sein, und zwar: Zwei Theile 
Cement, ein Theil Quark und dreiviertel Theile Buttermilch. Als 
Ueberzug über den Cementanstrich erhalten die Hölzer einen An— 
strich mit grünem Erdfirniß. Bei senkrecht stehenden Hölzern ge— 
nügt ein einziger solcher, bei solchen, die der Witterung sehr aus— 
zesetzt oder in' schräger Lage sind, streiche man zweimal. Dieser 
Cementanstrich wird in Nordamerika sehr häufig gemacht und hat 
sich allenthalben recht gut bewährt. 
Thon-Theer-⸗Gries zur Unterfüllung von Fuß— 
böden in Gebäuden. Gebrannter Thon, bis zür Erbsengröße 
zerkleinert, wird nach dem patentirten Verfahren von Seo. Müller 
in Oberföhring in eine kleine Blechtrommel gebracht, die im Innern 
mit spiralförmigen Windungen verfehen und mit einer entsprechenden 
Neigung so eingemauert ist, daß sie um ihre, Längsachse gedreht 
und der Thongries in derselben erwärmt werden kann. Hat, der 
Thongries die Trommel passirt, so wird derselbe in eine ähnliche 
zweite Trommel eingelassen und hier mit Theer getränkt. 
Schnelles Bremsen von Dampfmaschinen. Um 
eine Dampfmaschine sogleich anzuhalten, wenn ein Unfall vor— 
kommt oder dergleichen, wird an dem Dampfeinlaßventil mit, einem 
kurzen Draht kin Gewicht angebracht, das für gewöhnlich hoch 
aufgestellt oder aufgehängt wird und das man durch den Anker 
eines kleinen Elektromägneten fallen lassen kann, so daß sich das 
Dampfpentil schließt. Um von beliebigen Punkten die Maschine 
anhalten zu können, ist in den verschiedenen Theilen der Fabrik 
eine Anzahl von Kontakten für den Elektromagneten anaehracht. 
Hierdurch können viele Unfälle vermieden werden. 
Bauverw.“ meldet, während der verflossenen sechs Monate folgende Ar— 
yeiten ausgeführt: Bau von Werkstätten für die Fabrikation der Röhren 
ind Träger; Entwerfen und Anfertigung besonderer Einrichtungen für 
die Montirung der Eisenkonstruktion und des pneumatischen Apparates 
ür den Bau der Pfeiler; Aushebung der Fundamentgruben für die 
Pfeiler der Auffahrts-Oeffnungen. An diese Arbeiten reihen sich an, der 
Bau von Cementlagerhäusern, Arbeiterwohnungen in South Queens— 
erry u. s. w. Es wird noch erwähnt, daß die Fabrikation der Stahl—-— 
»latten in den Siemens'schen Stahlwerken begonnen, und daß die Prü— 
ung der Proben vorzügliche Ergebnisse geliefert hat. 
Wie bekannt, findet eine eigentliche Beaufsichtigung öffentlicher 
Bauten seitens der Staatsbehörde in England nicht stait. Die behörd⸗ 
iche Ueberwachung beschränkt sich bei Brücken auf die Anwesenheit eines 
Beamten der Aufsichtsbehörde bei der erstmaligen Belastungsprobe, die 
aichts weiter beweist, als daß die betreffende Brücke eine vorgeschriebene 
Belastung (lauter Maschinen) innerhalb wenig bestimmter Grenzen der 
Durchbiegung einmal zu tragen im Stande ist. Die Verantworilichkeit 
ür alles Weitere bleibt der betreffenden Eisenbahngesellschaft. Die Re— 
zierung hat sich bisher immer einer Aenderung dieses Zustandes bezw. 
»er Uebernahme der Verantwortlichkeit abgeneigt gezeigt“ Der Einsturz 
»er Taybrücke veranlaßte jedoch das Parlament, für den Bau der Forth. 
rücke eine schärfere Beaufsichtigung zu fordern, sodaß dem bezüglichen 
Erlaß (Forth Bridge Act) zufolge das Handelsministerium (Board of 
Trade) viermal im Jahre die Bauarbeiten zu revidiren und uͤber deren 
Fortgang Bericht zu erstatten hat. Der erste dieser Berichte (vom 
(2. Juni) bespricht kurz die schon erwähnten Vorarbeiten und spricht 
ich über die zur Durchsicht vorgelegten Pläne und Berechnungen 
zünstig aus. 
Neue elektrische Entdeckung. Die „Zeitschrift für Optik 
und Mechanik“ berichtet nach dem „Scientific American“ und der 
„Nature“ über eine neue Erfindung von Dr. Guidrah in Viktoria, wo— 
aach es möglich sein soll, mit Hilfe der Elektrizität Lichtschwingungen 
derart zu verschicken, daß man mit einer entfernten Person nicht allein 
prechen, sondern sie wirklich vor Augen sehen könne. Zu Melbourne 
ingestellte Versuche mit dem betreffenden Instrumente, welches Elektroskop 
jenannt wird, sollen vollkommenen Erfolg gehabt haben. Eine größere 
Hesellschaft fah von einem dunklen Raume aus auf einer Scheibe von 
veißem polirtem Metall das Pferderennen zu Flemington vorgeführt. Die 
tleinsten Details traten wie im Original hervor und bei Betrachtung des 
wunderbaren Bildes durch ein Opernalas alaubte man das Rennen wirk— 
ich vor sich zu haben. 
Brücken-Einsturz in Frankreich. Die Hängebrücke bei 
—VD 
werden sollte, ist, wie der Kölnischen Zeitung gemeldet wird, während 
der auf ihre Festigkeit angestellten Probe zusammengestürzt. Es hat 
dabei jedoch Niemand Schaden genommen 
Brief- und Fragekasten. 
Abonnent 6. in H. Es unterliegt wohl keinem eid daß sich Ce— 
ment besser hält in solchem Mauerwerk, welches stets naß gehalten wird, sich 
also stets im Wasser befindet, als in solchem, welches abwechselnd den Sonnen⸗ 
strahlen und der Feuchtigkeit ausgesetzt ist. Trotzdem ist, aber auch in letz⸗ 
terem Falle, wenn es sich um Erreichung einer größeren Festigkeit handelt, der 
Tement dem Kalk stets vorzuziehen; vorausgesetzt, daß der Cement von guter 
Qualität ist und richtig berarbeitet wird. So hält sich beispielsweise die 
Tementabdeckung von Wangen an Freitreppen sehr gut, wenn dieselbe auf 
zuten Klinkern aus reinem gutem Cement sehr sorgfältig ausgeführt wird, 
rotzdem hier Sonne und Regen fortwährend abwechselnd wirken. Dagegen 
hewühren sich Freitreppenstufen aus Mauersteinen mit Cementüberzug nur 
in sehr seltenen Fällen. 
Herrn H. UE. in Z. Ihr Artikel wird in einer der nächsten Nummern 
zum Abdruck gelangen. 
Architekt N. in Sen. Wir verweisen Sie auf die Beantwortung der⸗ 
elben Frage in Nr. 32. 
Mauͤrermeister W. in P. Für Ihre Zwecke zum Veranschlagen größerer 
Bebäude empfehlen wir Ihnen „Das Veranschlagen von Hochbauten“ von 
8. Benkwitz, Baumeister, Berlin, Julius Springer und „Das Jahrbugh der 
Baupreise Berlins“, von welchem soeben eine neue Auflage erschienen ist. 
Bauunternehmer K. in B. Mörtelmaschienen können mit Handbetrieb, 
Pferdebetrieb und auch mit Dampfmaschinenbetrieb hergestellt werden. Eine 
Mörtelmaschine, welche von einem Arbeiter bewegt wird, liefert pro Stunde 
jegen 7 hi Mörtel; eine solche von einem Pferde getriebene pro Stunde ca. 
i5on] und eine solche von 2 Pferden getrieben ca. 25 bul Mörtel pro Stunde. 
dier in Berlin befassen sich verschiedene Firmen mit der Lieferung von Mörtel 
ertig zum Vermauern; der Preis wird pro Kubikmeter franko Baustelle be— 
echnet und können Sie denselben aus dem Marktbericht ersehen. Wünschen 
Sie Angabe einer solchen Firma, so werden wir Ihnen dieselbe brieflich mit⸗ 
heilen, ebenso event. eine Maschinenfabrik. welche sich mit der Anfertiauna 
non Mörtelmaschienen beschäftigt. 
Baugewerksmeister Seu. in K. Die Verjährung für die qu. Forde⸗ 
zung aus dem Jahre 1881 tritt mit dem J1. Januar 1884 ein, da alle For—⸗ 
erungen der Handwerker für Waaren und Arbeiten nach 2 Jahren der Ver⸗ 
ährung anheim fallen, vom Schlusse des Jahres abgerechnet, in welchem die 
Forderung entstanden ist. Es muß also eine Anmeldung der Klage bei dem 
uständigen Gericht spätestens am 31. Dezember 1883 erfolgen, Unterbrochen 
dird die Verjähruͤng durch eine auf die Forderung geleistete Abschlagszahlung, 
hon deren Zahlungstage an dann die zweiiähriage Veriährungsfrist ge— 
echnet wird. 
Die geehrten Leser unseres Blattes bitten wir, den Brief⸗ und Frage⸗ 
asten in ausgedehnter Weise benutzen zu wollen, jedoch können nur solche 
Fragen von Äbonuenten Beantwortung finden, welche an uus. mit An⸗ 
Jabe der vollen Adresse gestellt werden. Die Autwort erfolgt stets unter 
Fhiñfre, im Falle dieselhe aber zu umfangreich ausfallen solulte, auch brienich. 
Diire Da t0on. 
Bautechnische Notizen. 
Forth-Brücke. In der vor Kurzem in England abgehaltenen 
Generalversammlung der Forthbrücken-Eisen bahn⸗Gesellschaft wurde der 
erste Bericht der — Fowler und Baker über den Bau der Brücke 
horgeleat. Diefem Berichte Zufolge wurden. wie das „Centralbl. der
	        
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