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Bauberichte aus verschiedenen Städten. — Konkurrenzwesen.
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plan der Theresienwiese, jener wohl jedem Besucher Münchens
bekannt gewordenen Ebene, welche sich mit einer mittleren Axen—
länge von 900 zu 1200 m zu Füßen des Riesenmonumentes der
Bavaria ausbreitet und außer von dem westlichen Höhenzuge von
der Lindwurm-, Göthe- und Findlingstraße begrenzt wird Bei
Aufstellung eines Alliguements mußte nun zunächst der Monu—
mentalbau der Ruhmeshalle mit der Bavaria gebührend berück—
sichtigt werden und sollte auch für die auf dieser Fläche abzu—
haltenden öffentlichen Festlichkeiten, — ich erinnere hier nur an das
Schützenfest 1881 und an das alljährlich hier stattfindende Oktober—
fest — ausreichender Raum bleiben. Es wird deshalb, wie aus dem
Allignementsplan ersichtlich, zunächst ein Oblong von 500: 1000 m
ichkeiten — 9 pCt. unvermiethet. Die Situation hat sich also
vesentlich verändert. — In dem Haushalte der Stadt Berlin macht
ich diese Besserung ebensalls bemerkbar, da die Miethssteuer im
Ftatsjahr 188283 gegen das in dieser Beziehung ungünstige
Jahr 1879 —80 um 456 000 Mk., nämlich von 9841300 Mk.
inf 10927 300 Meik., gestiegen ist. Die Hausstener brachte 1882
»is 1883 gegen 1880—81 einen Mehrbetrag von 87 000 Mtk.,
). h. 3568 100 gegen 3481 100 Mk. Für die laufende Budget—
neriode sind weitere sehr beträchtliche Mehreinnahmen aus beiden
Steuern in Aussicht genommen; ein Zeichen beginnenden Um—
chwunges. Die Besserung macht sich endlich auch durch den stetigen,
»edeutenden Rückgang der Subhastationen bemerkbar. Für den
Monat September sind bis jetzt 24 Zwangsversteigerungen ange—
etzt, gegen 48 in 1882, 51 in 18831, 51 in 18800, 82 in 1879,
118 in 1878. Wie gewöhnlich stellt der Norden, der von den
städtischen Behörden leider weiter vernachlässigt wird, das stärkste
Kontingent zu den Subhastationen, nämlich 11. Ju der inneren
Stadt kommen 2, Charlottenstr. Nr. Gu. Kolonnade an der Königs—
brücke (Deutsche Eisenbahnbau-Gesellschaft) unter den Hammer.
Die Gegend vor dem Halleschen Thor ist ebenfalls mit 2 Grund—
stücken — nämlich Waterloo-Ufer Nr. 6 und Nostizstr. Nr. 33 —
vertreten. Wie bekannt, war das Jahr 1878 für die Grundstücks—
besitzer in Betreff der Zahl der leersteheuden Wohnungen das un—
günstigste; ebenso verhält es sich mit den Subhastationen, welche
mit 1879 die höchste Ziffer erreichen. Im laufenden Jahre wird
kaum der vierte Theil zwangsweise den Besitzer wechseln
Berlin. Konkurrenzen der Kanalisation u. Wasser—
leitung. Die Verwaltung des hiesigen Central-Hotels glaubt billi—
gere und bessere Wasserversorgung, als sie die Berliner Wasser—
werke liefern, sich dadurch zu verschaffen, daß sie die Wasserver—
sorgung aus angelegten Tiefbrunnen und vermittelst eines Pulso—
meters selbst bewirkt. Die socben angestellten Versuche sind, wie
die Verwaltung mittheilt, in jeder Beziebung geglückt. — Gleich—
zeitig will es der Nachbarort Lichterfelde mit der Abfuhr der
Fäkaͤlien probiren. Der Lichterfelder Verein fordert Unternehmer
zur Einreichung von Offerten auf. Ein solches Experiment in un—
erer unmittelbaren Nachbarschaft wird von Interesse sein, zumal
veunn es mit einem Desinfektions-Verfahren verbunden wird.
Berlin. Senkgruben-Einrichtung. Zur besseren Kontrole
der Reinigung von Senkgruvben bei Entwässerungsanlagen solcher
Brundstücke, welche an die Kanalisation nicht angeschlossen sind,
hat das Königl. Polizei-Präsidium die Konstruktion einer Doppel—
enkgrube angeordnet, von der immer nur eine Hälfte beuutzt
verden darf. Das Königl. Polizei-Präsidium hat dem Magistrat
die betreffeuden Zeichnungen zu dieser Senkgrube mit dem Er—
uchen übersendet, sich mit der Einführung derselben einverstanden
zu erklären. („Grundeigenthum“.)
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rot. Axenlänge als stets unbebaut zu bleibender Raum abgegrenzt
und von einer mit doppelter Baumreihe eingefaßten Straße um—
zogen. Außerhalb dieses Terrains sind nun die Bauquartiere in
der Weise eingetheilt, daß die Göthe- und Haustraße parallel—
laufend die Lindwurm- und Findlingstraße verbinden, und eine
Anzahl kürzerer Straßen, strahlenförmig gegen die Bavaria ge—
richtet, angeördnet sind. An diesen sämmtlichen Straßen darf nur
im Pavillonsystem gebaut werden, und zwar sind zunächst 6 m
breite Vorgärten (an der oben erwähnten Grenzstraße solche von
9 m Breite) vorzusehen. Die Wohnbauten, welche als Doppel
häuser gedacht, im höchsten Falle 35 m Frontlänge haben dürfen
müssen zwischen sich wenigstens 12 m Raum (G m von der Grenz—
mauer nach jeder Seite) lassen und bei Anordnung von Erdgeschoß
und zwei Stockwerken die Höhe von 15 mmwnicht überschreiten;
einzelne Aufbauten von Giebeln, Belvedères ꝛc. sind natürlich
zulässig. Die Rückgebäude, welche keine Miethswohnungen ent—
halten dürfen, sollen höchstens 8 m hoch angelegt werden. Da der
Grundgedanke der Anlage auf Beförderung des komfortablen und
sanitär ungemein werthvollen Familienhausbaues abzielte, so
mußte natürlich jeder Betrieb von Luft oder Boden schädigender
Fabrikation völlig ausgeschlossen werden, und soll auch, soweit es
die oben erwähnte Bedürfnißfrage gestattet, die unbebaut bleibende
Fläche mit entsprechenden Anlagen versehen werden. Es steht uns
also hier ein sanitärer Musterstadttheil in Aussicht, dessen Ent—
wickelung wohl auch auswärtige Bauunternehmer, Liebhaber und
Fachqgenoͤssen interessiren dürfte M. vw. Riedbeim—
Konkurrenzwesen.
Aus München erhalten wir folgende Zuschrift:
Das Programm der jüngst auch in diesem Blatte ausge—
chriebenen Konkurrenz eines Stadttheaters in Halle a.S.
st im Allgemeinen sehr HJut aufgestellt und dürfte, da hauptsächlich
ie Platzverhältnisse sehr günstige sind und für die architektonische
Entfaltung der äußeren Ansichten große Freiheiten gewährt sind,
jesonders auf jüngere Architekten große Anziehungskraft ausüben.
Die verlangte eingehende Behandlung der Ventilations- und Hei—
ungsanlagen setzt jedoch einen erfahrenen Techniker voraus und
väre dem bearbeitenden Architekten die Verbindung mit einem
iesbezüglichen Fachmanne entschieden anzurathen. Mangelhaft
im Programme erscheint: daß keinerlei Anhaltspunkte über die
Preisverhältnisse der vorzüglichsten Materialien, insbesondere, da
Zutzbau ausgeschlossen ist, der Hau- und Bruchsteine beigegeben
ind, was um so nothwendiger erschiene, als die für Rohbau sammt
Finrichtung aufzuwendende Summe nur 460000 Mk. beträgt.
Sollte vielleicht hier das bekannte Thürchen zu suchen sein, durch
velches die Jury entschlüpfen kann, wenn sie gedrängt wird,
»einer Bearbeitung unbedingt den Vorzug zu ertheilen. Im
Hanzen sind nach Absatz 12 des Programmes 6000 Mk. für Prä⸗
nien ausgesetzt und bleibt die Vertheilung derselben ganz dem
Ermessen der Jury anheimgegeben — außerdem können noch ein⸗
elne Bearbeitungen à 750 Mek. erworben werden — jedenfalls
st die Stadtverwaltung in den Stand gesetzt, für ein Billiges eine
Inzahl guter Bearbeitüngen zu erwerben, und wird es sich mancher
Techniker überlegen, ob er ein Vierteljahrs Studium und Arbeit
d deringen pekuniären Aussichten opfern kann oder will— —
Bauberichte aus verschiedenen Städten.
Berlin. Freundlichere Aussichten für den Grund—
besitz Die Zahl der Grundstücke in Berlin betrug im
J. Quarlal d. J. 19 718, erhielt demnach seit dem J. Quartal 1882
einen Zuwachs von 255, enthaltend 7 705 Wohnungen. Der Be—
darf an Wohnungen wurde jedoch durch diese Neuschaffungen nicht
gedeckt, denn die Ziffer der unvermietheten Gelasse verminderte sich
in der gleichen Periode um 1409, nämlich von 12897 auf
11488, d h. 37/, pCt. der überhaupt vorhandenen 294 335 Woh—
nunden und Gelasse. Am 1. Oktober 1878 blieben 21998 Räum—