Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 43, Bd. 2, 1883)

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Bautechnische Notizen. — Brief⸗ und Fragekasten. 
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Großen und Ganzen der gewaltigen und für die Zukunft vielver— 
sprechenden Kunstbewegung unserer Zeit folgen zu können, — dies 
Bedürfniß tritt heute mehr als je an Jeden heran, und ihm sucht 
obiges Weirk zu begegnen. I.— 
In einem handlichen Band, in praktischer, leicht findbarer 
Form und in gemeinverständlicher Sprache ertheilt es Auskunft 
ind Belehrung über das ganze Gebiet der bildenden Künste: Technik 
und Geschichte der Baukunst, Bildnerei, Malerei und alle Zweige 
des Kunstgewerbes und der graphischen Kunst, auch alle bedeutenden 
Künstler, Kunststätten und Kunstwerke; es erläutert alle Stilgat⸗ 
ungen und technischen Ausdrücke, veraunschaulicht in einem halben 
Tausend Abbildungen alle Stile, Ornamente und zahlreiche Kunst— 
verke der antiken und modernen Architektur und Plastik und ver— 
veist endlich stets auf die neueste kunstwissenschaftliche Literatur. 
Wir freuen uns des Werks aufrichtig, denn sein Zweck ist 
ein hervorragend nützlicher, und schon der vorliegende Anfang läßt 
erkennen, daß der als Kunsthistoriker und Kritiker bekannte Ver— 
jasser es vorzüglich verstanden hat, seine Aufgabe zu lösen: mit 
»em Lexikon der bildenden Künste wird ein fuͤr weite Kreise ge— 
eignetes Lehr⸗ und Nachschlagebuch gegeben. Der billige Preis 
und die bequeme Erscheinungsweise in wöchentlichen Lieferungen 
4 50 Pf. erleichtern die Anschaffung. b — 
Die modernen Lichtpaus-Verfahren zur Her— 
tellung exakter Kopien nach Zeichnungen, Schriften, 
Stichen ꝛc. mit Hilfe lichtempfindlicher Papiere. Zweite 
sehr vermehrte Auflage. Mit Probedrucken und Abbildungen. 
Düsseldorf. Ed. Liesegang's Verlag. 
In Nr. 12 d. J. brachten wir eine Besprechung der ersten 
Auflage dieses Werkes, dessen Verfasser Herr Fritz Haugk war. 
Durch die ungeheuren Fortschritte, welche das Lichtpaus Verfahren 
gemacht hat, ist nach dem Tode des Verfassers eine vollständig 
—0 
Jjauptsächlich darauf Rücksicht, daß die direkte Kopirung, welche 
»unkle Linien auf weißem Grund, also der Zeichnung ähnlich 
liefert, dem Negativdruck, der helle Zeichnung auf blauem Grund 
gjiebt, in den meisten Fällen vorzuziehen ist. Diese Methode ist 
in der neuen Auflage ausführlich und genau beschrieben. 
Bestimmend für die neue Auflage ist ferner gewesen, daß in 
der ersten Auflage die Lichtpaus-Verfahren ohne Silbersalze, be— 
onders aber die mit Eisensalzen, nur übersichtlich behandelt waren, 
eitdem aber sich in erfolgreicher Weise entwickelt haben. 
Nen hinzugekommen sind Abschnitte über die Chromverfahren 
ind über das Abdrucken auf Holz für xylographische Arbeiten. 
Das Werk giebt ein getreues Bild von den verschiedenen 
Lichtpaus-Verfahren und weiht den Leser in leicht verständlicher 
Weise in alle ihre Einzelheiten ein. Es beschreibt die Verfahren 
nit Silber-⸗, Eisen- und Chromsalzen, und zwar die Herstellung 
»on Abdrücken in weiß auf schwarz, schwarz auf weiß, weiß auf 
blau, blau auf weiß und violett-schwarz auf weißem Grunde. 
Wir können unseren Lesern, welche häufig in der Lage sind, 
Zeichnungs-Kopien herstellen zu müssen, die Anschaffung des Buches 
empfehlen, dessen Preis von 2 Mek. als ein mäßiger bezeichnet 
verden muß — r. 
Bautechnische Notizen. 
Die Terracotta-Bären des Berliner Rathhauses. Wir 
brachten vor Kurzem eine Notiz, nach welcher die acht auf dem Berliner 
Rathhausthurme angebrachten Bären, welche aus Terracotta hergestellt 
ind, wegen der sich daran zeigenden Verwitterung heruntergenommen 
vorden sind und durch solche aus Sandstein ersetzt werden sollen. Wie 
vir von kompetenter Seite erfahren, ist der Grund der Herabnahme nicht 
n einer Verwitterung derselben selbst zu suchen, sondern ist bedingt durch 
die Art und Weise der Befestigung. Die Baͤren standen naͤmuͤch frei 
ohne weitere Unterstützung auf den Hintertatzen, und letztere waren auf 
die Weise in die Unterlagsplatten befestigt, daß broncene Dübel in die— 
elben eingelassen und, diese mit Schwefel und Ziegelmehl vergossen 
vorden waren. Diese Befestigungsart hat sich nicht bewaͤhrt, hat viel— 
nehr zu einer Sprengung der Hiniertatzen geführt, welche die Entfernung 
der Bären nothwendig machte. Es scheint uns diese Version wohl glaub 
jaft. Metalle und Schwefel längere Zeit mit einander in Berührung, 
esonders unter Mitwirkung von Feuchtigkeit, verbinden sich mit einander 
Ind orydiren sich zu schwefelsauren Salzen, welche in dolge ihrer Kry— 
tallisationswirkung sehr wohl eine Spreugung, wie sie hier dorliegen sou, 
herbeigeführt haben können. Es ist dies eine Mahnung, bei Aufstellung 
von Terracotten im Freien auch die Art und Weise der Befestigung der 
elben sorgsam zu überwachen. 
geEinsturz einer Straßenbrücke. Am Nachmittage des 
28., August stürzte bei der WBelastungsprobe eine zwischen Rykon und 
Zell über die Töß führende Bruücke zusammen, wobe ein Mann sofort 
zetödtet wurde und fünf andere erhebliche Verletzungen davon trugen 
ordoh —ãA—— tzben ernstlich gefaͤhrdet erscheint. Nach 
d C 8 oflogenen E i i ie di 
Schweizer. Bauztg.“ atdich Wiechtundigimäen eraiebt sich. wie die 
Nedaktion: HO. Diesener in Berlin — Verlag von Julius Engelmann in Berlin. — Druck von B. S. Hermann in Berlin 
(Unter Verantwortlichkeit des Verlegers) 
Die Brücke führt ein Sträßchen dritter Klasse über die Töß, sie 
hat eine Spannweite von 21 m und eine Breite zwischen den Trägein 
»on 4 mm. Die Konstruktion besteht aus einem Fachwerk von acht Fel— 
dern mit gebogenem Druckbaum. Die Höhe des Fachwerks beträgt in 
der Mitte 2,6m. Die Fahrbahn liegt unten und besteht aus einem 
durch TEisen getragenen Bohlenbelag, Zug- und Druckbaum bestehen 
rus einem Balken von 10 em Flanschenbreite und 15 cm Steghöhe 
bei 1 cm Dicke. Bei einer Verschwächung durch drei Nieten beträgt 
ilso der nützliche Ouerschnitt derselben 19 cm2. Die Vertikalständer be— 
tehen aus gleichschenkligen Winkeleisen von 7 cm Schenkelbreite und 
mm Dicke. 
Die Belastung, unter welcher die Brücke brach, betrug 230 Centner 
S 11500 kg, welche auf drei hintereinander gestellten Wagen auf die 
Brücke vertheilt war. Die Ouer- und Längsträger der Fahrbahn, deren 
Dimensionen entschieden genügend waren, haben bei dem Einbruche 
venig gelitten, dagegen sind die Gurtungen und Füllungsglieder der 
hauptraͤger vollständig verbogen, an einzelnen Stellen geknickt und die 
Vertikalständer beinahe sämmtlich an ein und derselben Stelle, wo deren 
Zertarting durch die Verbindungsplatte mit deu Ouerträgern aufhört 
gerrissen. 
Die Ursachen des Einbruches sind in der schwachen Konstruktion 
der Längsträger, in der großen Höhe derselben bei mangelnder Ver— 
ctünnd in der nicht gerade vorzuͤglichen Arbeit zu suchen. 
Bei der Belastung hat offenbar zuerst ein Ausbiegen der obern 
Streckbäume stattgefunden, diesem folate das Zerreissen der Vertikal— 
tänder und der Zusammenbruch. 
Um der amtlichen Untersuchung nicht vorzugreifen, gebe ich jetzt 
eine weiteren Betrachtungen; die mitgetheilten Hauptmaße und die Kon— 
truktionsbeschreibung werden es dem Fachmann vorläufig ermöglichen, sich 
iber die Tragfähigkeit des zusammengestürzten Obiekles ein Urtheil zu 
bilden. 8t. 
Firirung von Farben auf Pauspapier. Statt des früher 
empfohlenen Verfahrens bringt die „Deutsche Bauztg.“ seit vielen Jahren 
mnit bestem Erfolg das noch einfachere Verfahren in Anwendung mit dem 
iassen Pinsel, nachdem die Farbe angerieben ist, über ein Stückchen 
Seife zu fahren um so etwas Seifenschaum der Farbe beizumischen, 
velcher ebenso gut wirkt und vorzüglich fixirt. Ein Stückchen Seife ist 
zum Händewaschen auf jedem — vorhanden und stets zur Hand. 
nicht so die Lauge. Die Wirkung ist die gleiche. 
Brief⸗ und Fragekasten. 
Herrn Seh. in M. Wenn eichene Möbel so getränkt werden sollen, 
daß sie ihre natürliche Holzfarbe und helle Poren behalten sollen, so streicht 
man sie mit Terpentinöl, welchem auf je einen halben Liter ein Stück weißer 
Wachs von der Größe eines Hühnereies zugesetzt ist. Das Auftragen muß 
varm geschehen und ist dann nach ca. 10 MNinuten, d. h. nachdem der Anstrich 
nothdürftig trocken ist, eine starke Abreibung mittelst eines reinen Lappens 
orzunehmen. Sie werden nach einmaligem Anstrich bereits das gewünschte 
eseae erhalten und die Voren in natürlicher Farbe vollkommen aeschlossen 
inden. 
Abonnent R. in 6. fragt, ob er verpflichtet sei, beim Abbruch seines 
dauses die beiden Nachbarhäuser, deren baulicher Zustand ein derartiger, daß 
hr Einsturz nach Fortnahme des seinigen mit großter Wahrscheinlichkeit er— 
folgen werde, so zu stützen, daß sie in ihrem gegenwärtigen Zustande erbalten 
vwer den 
Antwort: Nach dem preußischen Landrecht dürfen Sie Ihre Rechte 
nicht zum Nachtheile Anderer ausüben, sind also verpflichtet, die Häuser 
Ihrer Nachbarn so zu stützen, daß dieselben keinen Schaden erleiden. Es 
cheint aber nach Ihren Angaben, als wenn beide Nachbarhäuser sich des 
Ihrigen als Stütze bedienen; demnach wäre es immerhin möglich, daß Sie 
Ihre Nachbarn im Wege der Klage zwingen könnten, ihre Häuser grade zu 
richten, d. h. Ihr Haus von der Last der beiden anderen zu befreien. Dem— 
ächst würde Ihnen dann die etwa erforderliche Absteifung leichter werden. 
PBir können jedoch ein definitives Urtheil hierüber ohne Einnahme des 
Augenscheins nicht abgeben. Vielleicht können Sie aber das gewünschte Re—⸗ 
ultat schneller im Wege des Vergleichs mit Ihren Nachbarn erreichen. 
Herrn Maurermeister A. in P. Als Mittel gegen den Holzwurm wird 
zäufig Karbolsäure empfohlen. Auf 10 Theile Wasser soll 1 Theil Karbol⸗ 
äure genommen, das Mittel tüchtig durchgeschüttelt und mit einem Pinsel 
cräftig in die angefressenen Holztheile hineingestrichen werden. Sollte einem 
unserer Leser ein anderes wirksames Mittel bekannt sein., dann bitten wir 
um Mittheilung. 
Herrn Architekt O. in C. Wenden Sie sich an Herrn Franz Spengler, 
Fxakt⸗Schlosserei, Berlin SW., Wilhelmstraße 224, der Herr wird Ihren 
Wünschen nach jeder Richtung hin entsprechen können. 
Herrn Zimmermieister E. T. in L. Wenn Cementputz geschliffen werden 
oll, so darf der Cement keinen Sandzusatz erhalten, sondern muß ganz rein 
»erarbeitet werden. Das Glätten erfolgt durch eiserne oder besser stählerne 
Reibebretter mit sehr glatten Flächen, welche jedöch nicht zu leicht sein dürfen, 
zuch empfiehlt es sich, stets nur kleine Flächen aufzutragen, damit der Cement 
zicht zu trocken wird. Die zu reibende Fläche muk durch ein bölzernes ader 
hesser eisernes Richtscheit abgegrenzt werden. 
Die geehrten Leser unseres Blattes bitten wir, den Brief⸗- und Frage— 
kasten in ausgedehnter Weise benutzen zu wollen, jedoch können nur solche 
Fragen von Abonnenten Beantwortung finden, welche an uns mit An⸗ 
zabe der vollen Adresse gestellt werden. Die Antwort erfolgt stets unter 
Chiffre, im Falle diefelbe aber au umfangreich ausfallen sollte, auch brieflich 
Die Redaktion
	        

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