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Erfindungen im Hochbauwesen. — Erläuterungen zum Heizen der Wohnräume.
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hell und trocken, bei feuchtem Wetter hingegen dunkel und naß er—
scheinen. Ist viel Salpeter darin, so erscheint die Mauer dauernd
iaß, wie z. B. an Ställen. Eine Tapete auf einer Wand, die
Saipeter eitthält, erscheint bei feuchtem Wetter dunkel und sie läßt
sich leicht abziehen. Der längere Zeit feucht erhaltene Kleister
gersetzt sich allmälig und verliert damit seine Bindekraft, die Tapete
hängt auch bei trockenem Wetter nur noch lose, gehalten allein
von den dauernd trockenen Stellen der Wand. Das Bindemittel
der Farben wird gleichfalls zerstört, die Farben stäuben ab, es
bildet sich Schimmel und die ganze Wand erhält ein unschönes
Ansehen. Der Mauersalpeter hat die Eigenschaft, von einer Stelle
aus, wo er entstanden, sich in dem porösen Mauerwerke durch
Stein und Mörtel bis zu einem gewißen Grad weiter zu ver—
breiten; so durchdringt er denn auch die ganze Mauerdicke und
gelangt, wiewohl in der Regel einseitig gebildet, auch bis zur
anderen Fläche der Wand. Abgesehen von dem unschönen Aus—
sehen, hat die feuchte Wand auch noch andere mißliche Eigen—
schaften. Das Bindemittel der Tapeten und Farben entwickelt
während seiner Zersetzung einen unangenehmen Geruch, ebenso
die vermodernde Tapete selbst und das etwa mit der feuchten
Wand in Berührung befindliche Holzwerk.
Zur Unterdrückung der von Mauersalpeter herrührenden
Feuchuͤgkeit der Wand, oder wenigstens zur Vermeidung ihrer
unangenehmen Folgen ist anzuführen:
a) wiederholtes Beseitigen des Mörtelbewurfs, sobald der
selbe feuchte Stellen zeigt und Erneuern desselben, wodurch der
Salpeter allmälig aus der Mauer herausgezogen würde.
b) Herstellung eines Verputzes von sog. Halbcementmörtel,
d. h. von gewöhnlichem Kalkmörtel, mit der gleichen Menge
Portlandcement versetzt. Derselbe soll sich als bestes Mäeittel
zu Trockenlegung der Wände in Aborten bewährt haben.
c) Verhinderung des Neueindringens des noch in den
Steinen steckenden Salpeters in den frischen Verputz durch An—
bringen einer Isolirschicht, welche undurchlässig für Wasser ist.
Als solche eignet sich ein dichter Anstrich von Asphalt allein oder
mit Leinöl gemischt (auch Pech, Kolophonium, Theer können
verwendet werden); die Masse muß geschmolzen und heiß mit
dem Pinsel auf die bloßgelegten und vollständig abgetrockneten
Steine und Fugen! bis 1 cm. dick aufgestrichen werden.
d) Herstellung einer Isolirfläche durch Ueberziehen der
nackten Wand mit Staniol als Unterlage für die Tapete (ein
Verfahren, das sich vielfach nicht bewährt haben soll).
6) Bekleidung der feuchten Wand mit angenageltem Asphalt—
papier und Ueberziehen des letzteren mit Nesseltuch behufs
Tapezierung, welches Mittel jedoch nur für eine Reihe von
Jahren als wirksam sich zeigt, weil das Asphaltpapier im Laufe
der Zeit verfällt.
f) Mehrfach aufgetragener Oelfarbenanstrich auf der künstlich
getrockneten Wand und beim Tapezieren Aufkleben der Tapete
vor vollständigen Trocknen des zuletzt gegebenen Anstrichs
Ueber die Wirkung eines Oelfarbenanstrichs bei feuchten Wänden
konnten in der Literatur keine Angaben gefunden werden. Der
Praktiker weiß, daß solcher Anstrich nach einiger Zeit blasig
wird und sich abblättert. Ob dies immer eintritt oder nur
bestimmten Umständen, wäre einer genaueren Untersuchung
werth.
g) Vorsetzen einer Backstein- oder Tuffstein-Mauer oder
einer Bretterwand, welch' letztere sammt den an der Wand
befestigten Leisten zum größeren Schutze noch mit Wasserglas
überzogen werden kann. Im Uehrigen verfährt man wie oben
unter 2 angegeben.
by) Rach den Empfehlungen der Hamburg-Berliner Jalousie—
fabrik (Berlin, Wassergasse Ba.) Anbringen einer Holztapete
zwischen Papiertapete und feuchte Wand. Die Holztapete ist
ein Gewebe oder Geflecht von nahezu 1 mm. dicken, 3 bis 4
em. breiten Holzbändern oder Spähnen aus hierzu allein
geeigneten nordschwedischen und finnischen Nadelhoͤlzern, wird
in Breite von 0,75 bis 1,60 m. und Länge von 20 bis 30 m.
im Preise von 1,30 Mk. per Quadratmeter hergestellt und mit
verzinkten Nägeln auf die Wand aufgenagelt. Behuis Tapezierung
muß Nesseltuch darüber geheftet werden.
Zu 4. Wenn das hohe Grundwasser als Ursache der
Wandfeuchtigkeit angesehen wird, so findet hier gewiß immer
eine Mitwirkung von Mauersalpeter statt, da das Wasser allein
in einer Mauer nicht hoch aufsteigt, wie wir aus dem Verhalten
unserer Keller wissen, deren Sohle oft nur wenig über dem
Grundwasser liegt und die gleichwohl ganz trockene Mauern
besitzen. Es lassen sich hier ganz die gleichen Mittel wie zuvor
bezeichnen.
Zu 5. Wenn ein Gebäude an einem Abhang errichtet
ist und die obere Mauer sich mit dem niedersickernden Regen—
wasser tränkt, so kann nur durch Ziehen eines tiefen Grabens
abgeholfen werden, durch welchen das Wasser abgeleitet wird.
Sind etwa vorher durch den Regen stickstoffhaltige, Salpeter
bildende Stoffe in die Mauer geführt worden, so bleibt dieselbe
dann auch für die Folge feucht und gegen die Wirkung nach
innen könner die vorher bezeichneten Mittel angewendet werden.
Erläuterungen zum Heizen der Wohnräume
Von Adolf Müller.
Nachdruck verboten.
In den nachstehenden Mittheilungen verfolge ich nur den
Zweck, den geehrten Lesern unter Hinweisung auf die bei unserer
Jäuslichen Heizung noch vorhandenen Uebelstände und durch Ge—
wohnheit eingewurzelte irrige Behandlung des Feuers auf die An—
vendung des richtigen Verfahrens zu leiten und die Vortheile ersicht—
lich zu machen, welche durch einige Aufmerksamkeit zu erzielen sind.
Möeine lange Praxis in dieser Richtung giebt mir an der
dand der unumstößlichen Naturgesetze den Muth und die Sicher—
sjeit, meine Rathschläge hierdurch auszusprechen, und hoffe ich dabei
um so lieber auf ein entgegenkommendes Eingehen in meine Ge—
dankenfolge, als dieselbe nur durch den Wunsch, einen Nutzen zu
itiften, hervorgerufen ist.
Ich fühle mich zu dieser Kundgebung gedrängt, weil ich ge—
funden habe, daß in dieser Angelegenheit die Sünde gegen das
eigene Interesse noch ein sehr weites Feld inne hat und weil ich
veiß, daß die Bekämpfung derselben eigentlich leicht zu nennen ist,
ofern eine gewisse Beachtuug des Wie und Warum und die
damit verbundene Aufmerksamkeit nicht als Last angesehen, der
Versuch demzufolge gemacht wird.
Bis dato giebt es noch keine Schule, wo das Heizen der
Oefen gelehrt wird, leider, denn mancher Arme zieht sich sein Brenn—
material von der Nahrung ab und übergiebt das meiste der Luft;
aber auch der Reiche, hat kein Recht, „Brennmaterial“ zu verschwen—
den, denn es ist ein Material- Eigenthum, welches wir unsern Nach—
'ommen verkürzen. Ich empfehle daher das Nachstehende einer
ireundlichen Würdigung.
Will ich Holz oder Kohle als Brennmaterial verwenden, so ist
es ein erstes Erforderniß, daß dieselben trocken und warm sind, —
je trockener und wärmer, desto rauchfreier wird die Verbreunung von
Statten gehen. So wenig ich mit einem feuchten Holzspan herum
leuchten kann, eben so wenig dient feuchtes Brennmaterial zum
Zwecke der Heizung.
Die Aunahme, daß nasse Kohle mehr Wärme giebt, als
rockene, ist ganz irrig, wenn ich glaube, den im Wasser enthaltenen
Sauerstoff zu nützen, oder eine rauchfreie Verbrennung zu erzielen.
Ich brauche bei feuchtem Brennmaterial erst so und so viel
Wärme, ehe ich dasselbe überhaupt in Brand bringe und das wird
nur geschehen in dem Maße, als das Wasser verdampft. Der im
Wasser enthaltene Sauerstoff bleibt bei dieser Verdampfung aber
nicht zurück, sondern verflüchtet sich in gleichem Maße, ich führe
also mit feuchtem Materiale eine ganz zwecklose und hinderliche
Prozedur aus. Die Ansicht zu Gunsten der feuchten Kohle ist nur ent⸗
standen aus der Wahrnehmung, daß der Schmied die Kohlenanfeuchtet.
Hier dient aber die nasse Kohle als ein Mantel um das
innere Feuer, denn sonst würde man durch die intensive Arbeit des
Blasebalgs die Luft durch das Feuer durchblasen und die Kohler
abkühlen, wonach dieselben verlöschen.
Dem Naturgesetz nach verbrennt ein Körper nur dann, wenn
er auf diejenigen Grade erwärmt wird, welche er zu seiner Ver—
—— braucht, und diese Grade sind, je nach dem Köper, ver
schieden. —
Betrachten wir als nächstliegendes Beispiel ein Zündhölzchen,
welches zur Erfüllung seines Zweckes an seinem Kopfe nächst dem
Schwefel mit einer Spitze aus Mischung von Phosphor und Kali
versehen ist. Entzündet sich bei der Reibung diese Spitze nicht,
so hat man dabei nicht diejenige Wärme hervorgebracht, welche der
Phosphor und Kali-Mischung zur Entzündung braucht.
Durch die Verbrennung dieser Spitze würde indeß das Holz
noch nicht in Brand kommen, weil durch das rasche Aufflammen
und Verlöschen die Wärme sich nicht auf das Holz übertragen
hat — es ist daher ein Mittelzünder vorhanden, — der Schwesel,
welcher an sich mehr Wärme zu seiner Entzündung braucht, als
Phosphor und Kali—.
Nachdem der Schwefel in Brand gekommen, würde das Holz
indeß immer noch nicht brennen, wenn man nicht die Wärme des
brennenden Schwefels auf das Holz wirken läßt. Der Unter—
schied tritt deutlich hervor, je nachdem man den brennenden Schwefel
nach oben oder nach unten hält, denn nur im letztern Falle wird
sich die Wärme dem Holze mittheilen und dasselbe in Flammen
bringen. (Schluß folgt.)