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Ueber die Herstellung feuersicheren Holzes. — Mittheilungen aus der Praxis.
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obige Lösung und das aus dieser sich bildende Doppelsalz danernd
imprägnirt und selbst bei intensiver Glut unendzündlich gemacht.
Wir hatten leider nur Gelegenheit, ein mit dieser Flüssigkeit
imprägnirtes Stückchen Gaze prüfen zu können. Hiernach läßt
sich eben noch kein Urtheil über die Brauchbarkeit desselben Mittels
als Schutzmittel gegen Entflammbarkeit für Hölzer ableiten. Die
mit jener Stoffprobe angestellten Versuche fielen ungemein günstig
aus. In der Stichflamme verkohlte nur der direkt von derselben
getroffene Theil, ohne daß der Stoff sich an anderen Stellen veränderte.
Ein anderes Verfahren, welches an Pastor Perez de la
—AVDD
worden ist, besteht darin, die Eigenschaften der Endzündbarkeit
wie auch gleichzeitig der Sprödigkeit vegetabilischer Stoffe entweder
in ihrem kompakten holzigen Zustande, oder in ihrem faserigen
Zustande zu verändern und sie sowohl feuerbeständig als biegsam
zu machen.
Zu diesem Behnfe werden die Harze verseift und die Säuren
oder Hölzer neutralisirt und zwar entweder mittels der aus ihrer
Asche genommenen Alkalien, oder mittels der von anderen mine—
ralischen oder animalischen Stoffen erhaltenen Alkalien.
Obgleich alle alkalischen Verbindungen die Eigenschaft besitzen,
die vegetabilischen Stoffe mehr oder weniger biegsam und unent—
flammbar zu machen, so werden doch vorzugsweise die kohlensauren
Alkalisalze in folgender Weise zu verwenden empfohlen:
In kaltem oder warmen Wasser werden die kohlensauren
Salze des Kalis oder Natrons gelöst, oder es werden dieselben in
einer mit filtrirtem, bis zum Siedepunkt erhitzten Wasser ge—
machten Lösung verwendet. Dieser Lösung wird Kalkhydrat zuge—
setzt, wobei die Stärke so gradirt wird, daß ein spezifisches Gewicht
von 1,060 bei Anwendung von Kali, oder von 1,050 bei Anwen—
dung von Natron nicht überstiegen wird. Im ersten Falle ent—
spricht die Stärke der Lösung ungefähr einem Gewichtstheil Aetz-
kali auf 16 Theile Flüssigkeit oder ungefähr 1 Gewichtstheil Aeßz⸗—
natron auf 24 Gewichtstheile Flüssigkeit.
Holz, welches in Schiffskonstruktionen und in Gebäuden am
Lande verwendet werden soll, wird frei von Entflammbarkeit sein,
wenn es mit dieser Alkalilösung behandelt worden ist, da durch
die chemische Wirkung der Alkalien verseifende Ueberzüge und durch
die Salze eine unentflammbare Kruste gebildet wird.
Die Hölzer werden roh, d. h. vor ihrem Anstrich mit jener
Flüssigkeit getränkt und dann erst weiter behandelt.
Die Zeit der Tränkung wird für Bretter, Planken und
dickere Banhölzer so bestimmt, daß ein Ueberzug von 1,05 bis
3 wum gebildet wird. Ein solcher soll in 4212 Stunden erlangt
werden können, je nach der mehr oder weniger porösen Beschaffen—
heit des Holzes bezw. der Dichtigkeit seiner Fasern.
Ein Ueberzug von ungefähr 3 mmm Tiese soll einen genügend
feuerfesten (() Schutz für alle Bauhölzer abgeben. Derselbe kann
edoch auch tiefer eingebracht werden, ja auch das ganze Holz
durchdringen, wenn man entsprechend starken Druck anwendet, um
die Alkalilaugen genügend tief einzudrücken.
Die völlige Durchtränkung von Holz soll vollständigen Schutz
gegen Entzündungsgefahr neben großer Biegsamkeit gewährleisten.
Dünne, in der beschriebenen Weise behandelte Fourniere eines
dicht geaderten Holzes sollen einen so bedeutenden Grad von
Weichheit und Biegsamkeit neben ihrer Unentflammbarkeit erbalten,
daß sie gegerbtem Leder gleichen.
Um 'dieses Resultat zu erreichen, werden die Fourniere so
lange mit jener Alkalilösung getränkt, bis sie ein durchsicht iges
Aussehen annehmen. Dies soll in einer Zeit von 15440 Mi—
nuten je nach der Holzstärke geschehen. Man läßt die Fourniere
dann trocknen und preßt und walzt sie zwischen Stahl-Platten
oder Walzen.
Die so hergestellten Fourniere werden als feuerbeständiger
Ersatz für Leder, Pergament, Pappe, Wandbekleidungen, Sißße,
Stuhllehnen, Bucheinbände in Vorschlag gebracht. Auch wird Le—
merkt, daß fich diese Fourniere vorzüglich zum Bemalen und Be—
drucken eignen. Ferner sollen dieselben auch zur Erzeugung von
Mattenwert, Tauwerk, Korbwaaren, Hüten und mannigfaltigen
Modeartikeln verwendungsfähig sein.
In solcher Weise behandelte Holzspähne können als feuer⸗
festes clastisches Packmaterial dienen; auch werden dieselben als
Polftermaterial zum Ausstopfen von Matratzen und Möbeln ()
angerathen.
Analoge, nicht entflammbare Produkte geben bei gleicher
Behandlung ebenso wie das Holz der Baumstämme, auch Blaͤtter,
Zweige, Sträuche, Pflanzen uͤnd Gräser, bezw. deren lose Fasern,
wie Hanf, Jute, Baumwolle, Flachs u. dergl.
Die Nuckstände der Laugen, welche nach der Behandlung der
oben genannten Gegenstände übria bleiben, sollen als Dünger noch
Verwendunag finden können.
Werden auf die beschriebene Weise imprägnirte vegetabilische
Stoffe verbraunt, so bleiben schwammige, fette Rückstände von
tarkem Metallglanz zurück. Diese Rückstände werden dann ent—
veder zur Erzeugung von Färbesalzen oder zu anderen chemischen
Zwecken benutzt.
Außer den hier beschriebenen Imprägnirungsmitteln giebt es
noch eine große Anzahl anders zusammengestellter; doch finden sich
meistens dieselben Grundstoffe wieder. Die Judlin'sche Fabrik
in Berlin benutzt allein neun verschiedene Imprägnationsmittel,
noun denen sie fünf als unbedingt zuverlässig preist. Die Zu—
jammensetzuug dieser Mittel ist uns leider nicht bekannt geworden.
Ob die theilweise sehr umständlichen Verfahren, welche wir
oben kennen lernten, eine im Verhältniß zu ihrer Kostspieligkeit
erhöhtere Sicherheit gegen Entzündungsgefahr gewährleisten als
ein einfacher Wasserglasaustrich, können wir hier nicht klar stellen.
Wir wollen im Jutresse der guten Sache nur daran erinnern,
daß im Allgemeinen das einfachste Mittel auch das beste zu sein
pflegt. (Centralbl. f. Holzindust.)
Mittheilungen aus der Praris.
Ueber Bürgersteige in kleinen Städten.
Von J. Donath, Maurermeister.
Sehr oft werden in kleinen Städten Versuche und Proben
mit der Wahl des Materials für Bürgersteige gemacht, es werden
olche aus Granit-Sandstein-Platten, sowie auch aus Kopfsteinen ꝛc.
jergestellt, ohne damit ein güustiges Resultat zu erzielen; entweder
ind die Kosten der qu. Anlaen zu hoch, oder es wird dazu
Material verbraucht, welches sich nicht qualifizirt. Viele kleine
Städte begehen den Fehler, die Benutzung ihrer Bürgersteige nach
»er Benutzung der sehr frequentirten Trottoire in den größeren
Städten zu bemessen, und verwenden daher auch solches kostspielige
Material. Solch' einen Luxus dürften sich aber nur die wohl—
sabenden Bürger erlauben, und daher kommt es, daß sehr viele
Bürgersteige mit dem zwar billigen, leider aber auch für den
nenschlichen Fuß höchst unbequemen wie auch lästigen Feldstein—
flaster hergestellt werden. Auch werden Bürgersteige durch Cement
in Ort uͤnd Stelle aus einer Masse wie Asphalt hergestellt, welche
äch aber theilweise nicht bewährt haben, entweder wurde so—
senannter Cementestrich auf flachkantiges Backsteinflaster in einer
ehr dünnen Schicht aufgetragen, welcher sehr bald auf ver—
chiedenen Stellen losblätterte, oder aber es wurde Cementbeton auf
inen vorher nicht mit der nöͤthigen Vorsicht geschlemmten und fest⸗
gestampften Unterboden gebracht, was Senkungen zur Folge hatte,
sder der Beton wurde in zu hohen Schichten, ohne festzustampfen,
rufgetragen, darauf mit einer Cementdecke überzogen, nachdem der
Beton schon trocken war und somit mit der Decke nicht in Ver—
»indung gebracht werden konnte; oder aber es wurde die Decke
eiine Zeit iang nicht täglich genäßt, und es entstanden dadurch bald
Risse, auch das richtige Mischungsverhältniß wurde nicht immer
zwischen Kies, Sand und Cement beobachtet u. s. w.
In Berlin, sowie anch in anderen Städten hat man Bürger—
teine Trottoire) aus Cementbeton-Platten ausgeführt, welche sich,
vo oben angefuͤhrte Mängel vermieden werden, sehr gut be—
vähren. Diese Platten, in der Größe der Granitplatten, 8 bis
10 em stark, hergestellt, sind bei guter und sorgfältiger Anfertigung
als ein vorzügliches Material für Bürgersteige in kleinen Städten
zu empfehlen.“ Auch können diese Platten an Ort und Stelle
abrizirt werden und sind, wo Kies und Sand zu haben ist, be—
onders billig herzustellen, leicht und einfach ohne sonstige Unter—
lagen, als üur auf eine dünne Sandbettung zu verlegen und
fönnen auch aufgenommen und dann wieder verlegt werden.
Die Breite der aus solchen Cementbeton-Platten herzustellen—
den Bürgersteige kann beliebig von 50 cm an genommen, und
iese Platten in abwechselnden Fugen verlegt werden. Für kleine
ZStädte dürfte es wohl am zwecknmäßigsten sein, vor Beginn des
Winters ein Probetrottoir auf einem der frequentesten Plätze, z. B.
jor einer Kirche, Schule, Rathhause ꝛc., herstellen zu lassen, um
ich somit von der Qualität und Ueberwinterung au. Platten an
Ott und Stelle selbst zu überzeugen.
Das Cement-Baugeschäft von Schmid K Co., Berlin NW.,
Scharnhorst-Straße Nr. 3, fertigt solche Cementbeton-Platten
ind übernimmt die Ausführung ganzer Bürgersteig-Anlagen unter
Zarantie, auch außerhalb zu den koulantesten Bedingungen und
extheilt gerne jede gewünschte Auskunft. Prospekte ꝛc. gratis.
Anmerkung der Redaktion. Nach unserm Dafürhalten
eignen sich diese Cementbeton-Platten bei guter Herstellung sehr
qut für ein Belagsmaterial der Bürgersteige in kleinen Städten,
und können wir daher die derstellung eines Probetrottoirs wie
Hhen beschrieben den kleinen Städten nur bestens emviehlen